Nepalhilfe Beilngries
Thema: Armenhilfe, Eigeninitiative, Eine Welt, Hilfsbereitschaft, Nächstenhilfe
M1: PNP, 11.10.2023, Nr. 234
Mehr Menschlichkeit als Mission
Die Nepalhilfe Beilngries sorgt seit über 30 Jahren dafür, dass es vor allem Kindern und Kranken besser geht
PNP 234 / 11.10.2023
Von Petra Schoplocher
Beilngries. Es war(en) einmal… vier Polizeibeamte, die einen Stein ins Wasser geworfen haben, der das Leben von Hunderttausenden Menschen zum Besseren verändert hat. Dabei hatten die Beilngrieser Karl und Michael Rebele, Manfred Lindner und Christian Thumann seinerzeit alles andere im Sinn, als eine bedeutende Hilfsorganisation zu gründen. Vielmehr wollten sie ein ihnen fremdes Land erkunden.
Nun, 33 Jahre später, blicken sie auf unzählige Einrichtungen von Schulen bis Alten-, Kranken- und Waisenhäuser – und die Hilfe, sie geht weiter.
Das Erlebte auf besagter Trekkingtour wollten die vier Oberbayern teilen und organisierten einen Dia-Vortrag. Mit dem Erlös, so die Idee, wollten sie etwas Gutes tun in einem der ärmsten Länder der Welt. Etwas von der Freundlichkeit zurückgeben. Einen entsprechenden Kontakt zu einem Nepalesen hatten sie durch Zufall mit dem Besitzer eines Souvenirshops in Kathmandu geknüpft.
Von ihm hörten sie auch, wie schlecht es um Bildungschancen bestellt ist. Also begannen sie Spenden zu sammeln für den Bau einer Schule – 27 folgen sollten. Mehr als 8600 Kinder werden aktuell von 591 Lehrern in ihnen unterrichtet. Manche von Lehrern, die nur dank der Beilngrieser überhaupt in den Genuss eines Schulbesuchs kamen.
Erfolge ermutigen die Mitarbeiter
Erfolgsgeschichten wie diese sind es, die die Mitglieder antreiben. Das Stipendium, das einer jungen Frau ermöglichte, Medizin zu studieren und die mittlerweile im entlegenen Westen als Augenärztin praktiziert. „Wenn man erleben darf, wie sich junge Menschen entwickeln und was daraus entstehen kann, weiß man, warum man sich engagiert“, verdeutlicht Michael Rebele, einer der Gründerväter. Denn: Es geht um Millionenbeträge, Menschen und Verantwortung. Die Projektliste ist lang und reicht vom Bau einer Wasserleitung oder der Anschaffung eines Krankenwagens bis zu Altenheim und dem Kinderhaus, ein Herzstück der Verantwortlichen, finden in ihm doch seit 2001 Waisen ein Zuhause.
Wie aber greifen die Räder ineinander, wie können all diese Projekte so fern der Heimat koordiniert, umgesetzt und auch kontrolliert werden? „Ohne verlässliche Ansprechpartner in Nepal wäre das alles nie und nimmer möglich gewesen“, betont Rebele. Auch nicht ohne die vielen treuen Unterstützer. Dazu zählen die Besucher der vielen Benefizveranstaltungen mit namhaften Gästen wie dem Bergsteiger Reinhold Messner oder Künstlern wie Gerhard Polt oder der Spider Murphy Gang....
Weitere wichtige Bausteine sind Sponsoren, private Spender und diejenigen, die den großformatigen, Jahr für Jahr in Eigenregie erstellten Himalaya-Kalender mit faszinierenden Fotografien kaufen. Die ersten wurden in einer Beilngrieser Garage per Hand zusammengeklebt und versinnbildlichen im Vergleich mit den heutigen hochwertigen Hochglanzexemplaren anschaulich den beeindruckenden Weg der Organisation. Die Kalender-Erlöse sind wesentlicher Bestandteil der Finanzierung, denn sämtliche Spenden fließen – für die Verantwortlichen selbstverständlich – zu 100 Prozent in die Projekte. Neben der gewachsenen, soliden Basis nennt Rebele einen weiteren Grund für die erfolgreiche Arbeit. „Ein Vorhaben nach dem anderen“, Zersplitterung vermeiden und Gemeinden oder Organisationen in Nepal mit in die Verantwortung nehmen. „Was einem mit gehört, um das kümmert man sich anders“, erklärt Rebele, der im Verein für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. Deswegen „müssen“ die Nepalis kleinere Ausbesserungen und Co. selbst übernehmen.
Die Ehrenamtlichen müssen im Sinne des Eigenschutzes etwas anderes verinnerlichen: sich frei machen von dem Gedanken, allen helfen zu können. Auch dann nicht, wenn man auf dem Weg zum Flughafen sieht, wie eine Mutter mit Ihren Kindern „unter Papperdeckeln“ schläft. „Wir verbessern die Lebensqualität da, wo wir können.“
Bei aller Hilfe, die von Deutschland aus in das südasiatische und immer von Erdbeben erschütterte Land fließt – „es gibt Vieles, das auch wir mitnehmen können“, verdeutlicht Vereinsmitglied Roman Meier. Was Ruhe und Stille bewirken können, wie wenig es für ein zufriedenes Leben braucht. Oder auch, wie friedliche Co-Existenz gelingen kann. So gibt es Tempel, die Hindus und Buddhisten gemeinsam nutzen. Meier war erst kürzlich in Nepal unterwegs und hat – ebenso Bestandteil des Konzepts – Projekte besichtigt.
Passivsolarhaus auf 4300 Metern Höhe
Nachhaltigkeit gehört zur DNA der Nepalhilfe, die nicht nur baut und Unterhalt (mit)finanziert. Sie steht für Innovationsmut, so entsteht im auf 4300 Metern gelegenen Bergdorf Chharka gerade ein Passivsolarhaus – ein wegweisendes Projekt für die Nepalhilfe und die Region. Der ausführende nepalesische Ingenieur hat in München studiert.
Es war(en) einmal vier Polizeibeamte, eine Reise und ein Stein, der gewaltige Kreise zum Wohle vieler Menschen gezogen hat.
Das Thema Gesundheit kam nach dem Bau der ersten Schulen auf. Hospitäler (hier das in Nawal Parasi im Süden), Krankenstationen, Sanitätsfahrzeuge, ein Altenheim: Die Liste ist lang. Neuestes Projekt: Ein 100-Betten-Haus in Kooperation mit der Regierung.
Nepalhilfe Beilngries
Wurzeln: 1992 gegründet, sieht es die Philosophie des eingetragenen Vereins vor, nur wenig Mitglieder zu haben. Derzeit sind es 15.
Projekte: Ob Armenküchen oder Blindenschulen, ob Krankenhäuser oder „nur“ ein neues Fahrzeug, die Ehrenamtlichen haben über 50 Projekte verwirklicht. Allein im Siddhi-Memorial-Hospital hätten rund 150 000 Menschen Hilfe erhalten.
Informationen: Die Homepage der Nepalhilfe ist sehr ausführlich. Über www.nepalhilfe.org und www.nepalhilfe-beilngries.de ist auch die Bestellung der Kalender möglich.
[Petra Schoplocher Mittelbayerische.de
https://www.mittelbayerische.de › autoren › petra_schopl...
https://www.mittelbayerische.de/autoren/petra_schoplocher-10757627
https://www.mittelbayerische.de/autoren/petra_schoplocher-10757627
Bilder von: Karl und Michael Rebele/ Petra Schoplocher
M3: Didaktische Impulse
M1: Sucht aus dem Text heraus, auf welche Weise sich die Aktiven der Nepalhilfe Beilngries engagieren und was sie für die Menschen vor Ort machen.
M2: Tauscht euch mit einem Partner/ in Kleingruppen über das Engagement der Nepalhilfe aus und überlegt, was man zusätzlich noch machen könnte.
M3: Gibt es in eurer Umgebung Organisationen wie die Nepalhilfe in Beilngries? Informiert euch über verschiedene Angebote udn überlegt, wie ihr selbst aktiv werden könntet.