Zeiler, Rudolf
Thema: Asylhilfe, Eigeninitiative, Hilfsbereitschaft, Integration, Nächstenhilfe
M1: PNP vom 12.12.2005, Nr. 286, S.23
Rudolf Zeilers` Passion: Ausländern das Gefühl von Heimat vermitteln
Teil 4 der Serie "Helden des Alltags": Burgkirchner (62) setzt sich für bessere Integration ein - Die Gemeinde sieht ihn als "großen Friedensbringer"
von Jessica Hirthe
Burgkirchen. "Ich wünsche mir, ein Vogel zu sein. Dann würde ich mir eine Heimat suchen", formuliert ein 14-jähriges Aussiedlermädchen als Weihnachtswunsch. Wenn Rudolf Zeiler das hört, weiß er umso mehr, warum er sich für eine bessere Integration von Ausländern einsetzt. "Wie man sieht, brauchen diese Menschen Hilfe", sagt der 62-Jährige aus Burgkirchen (Lkr. Altötting).
Doch mit einer Portion Mitgefühl ist es für Rudolf Zeiler nicht getan. "Und nur zu kritisieren und zu analysieren, was schief läuft, ist auch nur der halbe Weg", sagt der 62-Jährige. Bei diesem Thema ist der Burgkirchner in seinem Element. Da wird der ansonsten recht ruhige Mann sogar energisch: "Man muss was tun."
In Burgkirchen wird Rudolf Zeiler manchmal mit einem Augenzwinkern als der "große Friedensbringer" betitelt. Das mag der 62-Jährige, selbständiger Masseur im Ruhestand, gar nicht: "Ich bin auch kein Held." Er weiß, wie wichtig, es ist, eine Mannschaft hinter sich zu haben, die helfen will und sich engagiert. "Alleine wäre ich niemand." Doch man weiß in Burgkirchen auch, dass man nicht ohne ihn könnte. Denn Zeiler ist der Koordinator mehrerer Projekte. Für seinen Einsatz bekam er von der Gemeinde die Goldene Ehrennadel verliehen.
Besonders am Herzen liegt dem Rentner die Lehrstellenvermittlung. Mit zehn so genannten Paten kümmert er sich seit Jahren um Jugendliche, die keine Lehrstelle finden, weil sie "irgendwelche Handicaps" haben, wie er es nennt. Schulische Defizite, Probleme in der Familie oder mit der Sprache - die Hälfte derjenigen, die die Hilfe eines Paten suchen, sind ausländische Jugendliche. Die Paten helfen bei der Bewerbung, stellen Kontakte zu Firmen her und vermitteln Praktikumsplätze. 64 Jugendliche haben sich heuer gemeldet, die Hälfte bekam einen Ausbildungsplatz. Mehr als 130 Jugendlichen hat das Team in den vergangenen Jahren beim Start ins Berufsleben geholfen.
"130 Erfolge heißen aber auch gleichzeitig 260 Misserfolge." Rudolf Zeiler hat eigentlich nie das Gefühl, dass es reicht, was getan wird. In Burgkirchen leben rund 40 verschiedene Nationalitäten. Lange Zeit gab es hier auch ein Auffangheim für Asylbewerber. Ausländer gehören hier zum alltäglichen Leben. Im Jahr 1998 wurde der Arbeitskreis Bürgerintegration gegründet. Sieben erfolgreiche Jahre liegen hinter Zeiler und seinen Mitstreitern, in denen der Arbeitskreis mit zwei Preisen ausgezeichnet wurde. Auch die Gesprächskreise "Miteinander reden - miteinander leben" und "Christen und Muslime" wurden gegründet. Klar, es kämen immer die gleichen Leute, die Aufgeschlossenen. "Aber ich hoffe, sie sind Multiplikatoren", sagt Zeiler.
Wenn eine türkische Frau ihren Sohn extra jeden Tag in die Nachbargemeinde in den Kindergarten fährt, weil er dort der einzige Türke ist und so gezwungen ist, deutsch zu lernen - dann ist das für ihn eines der "vielen kleinen Erfolgserlebnisse". Oder wenn eine Türkin nichts dagegen hat, wenn ihr Kind im Kindergarten das Tischgebet mitspricht, weil "bei acht Mal Beten am Tag ein neuntes Mal auch schon egal ist". Diese Erfolge sind zwar nicht greifbar, aber sie zeigen dem 62-Jährigen, dass seine Arbeit einen Sinn hat und ankommt. Sein Engagement für die Ausländerintegration kommt nicht von ungefähr. Zwei Jahre war Rudolf Zeiler in seiner Bundeswehrzeit in Paris stationiert, hier lernte er auch seine Frau Pia, eine Schweizerin, kennen. "In dieser Zeit habe ich gespürt, was es bedeutet, in einem fremden Land akzeptiert zu werden", sagt er. Das will er nun zurückgeben. Heimat und Heimatgefühl sind seine Passion.
In seiner Freizeit sammelt er außerdem Altöttinger Andachtsbilder und alte Ansichtskarten. Er hat ein Buch herausgegeben mit alten Ansichten von Altötting. Zehn Jahre lang war Zeiler Heimatpfleger der Gemeinde. Er wünscht sich: "Es muss noch mehr gelingen, alle Menschen einzubinden. Alle sollen Verantwortung übernehmen, mitgestalten - und sich zu Hause fühlen."
M2: Foto von Rudolf Zeiler
M3: Didaktische Impulse
1. Diskussion:
"Ich wünsche mir, ein Vogel sein sein. Dann würde ich mir meine Heimat suchen."
Diskutiert in der Klasse, welche Vorteile es hat, hier in Deutschland zu leben. Sammelt passende Begriffe an der Tafel!
2. Akrostikon:
Jeder Schüler muss zu den einzelnen Buchstaben des Wortes "Integration" oder "Asylhilfe" ein Adjektiv finden. Anschließend schreibt der Lehrer "Integration" oder "Asylhilfe" an die Tafel und es werden Begriffe zu jedem Buchstaben gesammelt.
Beispiel:
I Integration von ausländischen Familien
N Nächstenhilfe: Ausländern den Einstieg in ein "neues" Leben erleichtern
T ...
E ....
G ...
R ....
A Alle Menschen sollen sich hier zu Hause fühlen
T ...
I ...
O ...
N Diverse Nationalitäten
3. Wortpyramide:
Zum Thema "Asylhilfe" wird ein strukturierter Text verfasst. Die oberste Zeile wird aus einem Wort gebildet, die nächste aus zwei Wörtern, die dritte aus drei usw. Es entsteht visuell die Form einer Pyramide.
Beispiel:
Asylhilfe
viele kleine Erfolgserlebnisse
Einwanderern beim Umzug helfen
Menschen mit Sprachschwierigkeiten unterstützen
4. Briefe aus Sicht der beteiligten Personen schreiben/ Perspektive wechseln:
Jeder Schüler soll sich in die Lage eines Zuwanderers versetzen, welcher von Rudolf Zeiler unterstützt wird. Schreibe einen Brief an Robert Zeiler. Bedanke dich dabei für seine tatkräftige Unterstützung!
5. Einschätzübung: Wie würdest du dich verhalten?
Mögliche Fragen:
Könntest du dir vorstellen, dich nach deiner Pensionierung ehrenamtlich zu engagieren? Wenn ja, was hältst du von Asylhilfe? (Man könnte die Schüler auch darauf hinweisen, dass sie auch jetzt schon Zuwanderer unterstützen könnten, indem sie z. B. CD’ s, Spiele, Kleidung, die man selber nicht mehr gerne anzieht etc. sammeln und an ärmere Familien abgeben)
7. Interview mit Rudolf Zeiler:
Mögliche Fragen:
1. Wie kamen Sie auf die Idee, Ausländern bei der Integration zu unterstützen?
2. Was bedeutet diese Aufgabe für Sie?
3. Was bewegt Sie bei Ihrer Arbeit am meisten?
Bevor man Rudolf Zeiler zum Interview einlädt, könnte man die Schüler fragen, was sie an seiner Stelle geantwortet hätten.
M4: Ausstellungstafel
Die Ausstellungstafel entstammt der Wanderausstellung "Tolle Typen heute", die ausgeliehen werden kann. Weitere Informationen siehe Wanderausstellung