Yilmaz, Recep
Thema: Eigeninitiative, Fairness
M1: AZ Mainz, Juni 2017
Freunde stellen Diebesbande
Zivilcourage Recep Yilmaz und Ismail Gezer helfen Polizei bei Festnahme
von Meike Hickmann
Mainz. Es ist eine warme Sommernacht von Dienstag auf Mittwoch. Recep Yilmaz und Ismail Gezer gehen noch eine Runde spazieren, sie sind alte Schulfreunde. Beide sind im T-Shirt am stockdunklen Mombacher Kreisel unterwegs – da fällt ihnen ein Mann im Kapuzenpulli auf. „Es war so warm und er trug auch noch die Kapuze“, sagt Yilmaz. Das sei ihnen gleich aufgefallen, doch sie sind in eine Gespräch vertieft. Aus dem Augenwinkel nehmen sie aber wahr, wie der Kapuzenpulli-Träger sich hektisch entfernt. Kurze Zeit später werden der 29-Jährige Yilmaz und sein 28 Jahre alter Freund zu Helden, die Zivilcourage beweisen und der Polizei bei der Fahndung nach drei Dieben helfen. Denn als sie weiterlaufen, fällt ihnen ein Audi mit offenem Kofferraum und umgeklappter Rückbank auf. „Mitten in der Nacht – schon komisch“, denkt Yilmaz. Als den beiden dann auf einem engen Pfad ein weiterer Vermummter mit einer eingewickelten Stoßstange entgegenkommt, genügt ein Blick zwischen Freunden. Den beiden ist sofort klar: Den müssen wir stellen.
„Das war ein gestohlenes Autoteil und ich weiß, die sind teuer“, erzählt Yilmaz, der selbst als Projektmanager bei einem Automobilzulieferer in Frankfurt arbeitet. Also fragt er den Unbekannten, was er in der Hand habe. „Hab ich gefunden“, antwortet der. Das können Yilmaz und Gezer nicht glauben und zerren den jungen Mann auf die Straße, die Stoßstange lässt der fallen. Doch dann kommen zwei weitere Männer, die ihren Kumpanen befreien wollen. „Da wurde uns schon etwas mulmig“, erzählt Yilmaz im Gespräch mit der Az. Sie haben zwar beide Kampfsporterfahrung, können aber nicht wissen, ob die Täter bewaffnet sind. „Aber das waren nur Jugendliche“, sagt Yilmaz.
Und sie sind schnell, laufen den beiden erst einmal davon. Dann fällt ihnen eine Frau neben einem Auto auf. Auch die fragen sie, was sie mitten in der Nacht hier mache. „ Sie schien ängstlich und behauptete, sie habe nichts damit zu tun“, sagt Yilmaz. „Aber das war ganz klar wieder eine Lüge.“ Also rufen die beiden die Polizei, die schnell vor Ort ist. Yilmaz steigt mit in den Streifenwagen um die Täter zu verfolgen, Gezer bleibt mit der Frau am Auto, denn eine weitere Streife soll noch kommen.
Yilmaz fährt ein Stück mit der Polizei – ohne Erfolg, von den Tätern keine Spurt, also kehren sie zu Gezer zurück. Doch der kniet inzwischen auf dem Rücken eines Täters. „Das sah so richtig nach Polizeigriff aus“, sagt Yilmaz bewundernd über den Produktionsmechaniker. Immerhin ein paar Minuten verharrt Gezer so und verletzt sich bei dem Gerangel auch noch an den Fingern. Weil sich die Freunde das Kennzeichen des Fluchtautos gemerkt haben, kann es die Polizei später mitsamt dem Diebesgut in der Großen Bleiche aufhalten. Außerdem finden sie noch ein weiteres Fluchtfahrzeug mit gestohlenen Autoteilen in der Nähe des Autohauses am Mombacher Kreisel, wo die Männer die Beute gemacht hatten. Darin befinden sich auch die Ausweise aller Täter. Sie sind aus Wiesbaden und 19 bis 20 Jahre alt.
„Das war alles sehr intuitiv“, sagt Yilmaz im Nachhinein. Er kennt Gezer schon viele Jahre und weiß, dass er ein Mensch mit viel Sinn für Gerechtigkeit ist, so wie er selbst. „Wir wussten einfach, diese Situation können wir klären“, sagt er. Natürlich solle man sich nicht in Gefahr bringen. „Aber wir wussten, es kann nichts passieren“, sagt Yilmaz, der übrigens lange überlegt hat, ob die Geschichte mit Namen und Foto nicht ein bisschen Angeberei ist. „Aber wir wollen zeigen, dass man als Bürger auch mutig sein und was erreichen kann. Es ist wichtig, zu helfen, wenn man kann.“
M2: Bild von der Auszeichnung
M3: Didaktische Impulse
1. Reflektiert das im Text beschriebene Verhalten der beiden Männer und notiert in Einzelarbeit jeweils drei Punkte, die dafür sprechen, genauso zu handeln und drei Punkte, die dagegen sprechen. Diskutiert anschließend in Partnerarbeit über eure Notizen.
2. Überlegt in Partnerarbeit, in welchen Situationen im Alltag man auch eine "Heldentat" machen könnte. Geht dabei auch auf die verschiedenen Beispiele von Heldentaten ein, durch welche kleinen Dinge im Alltag, kann man das Leben mancher Menschen erleichtern? Diskutiert anschließend in der Klasse darüber.