Würzinger, Karola
Thema: Ehrenamt, Aids, Hospiz
M1: PNP, 28.07.2010, Nr. 172, S. 21
„Weil der Tod zum Leben gehört“
PNP-Ehrenamtsserie (8) - Karola Würzinger hilft bei Aidsberatung und Hospizverein
von Jörg Klotzek
Was sie tut, dem gehen viele Menschen aus dem Weg - Karola Würzinger aus Passau betreut Schwerkranke, oft sind es Sterbenskranke. Im Hospizverein wie bei der Aidsberatung hat es die 61-Jährige immer wieder mit Menschen auf ihrem letzten Weg zu tun. Die zweifache Mutter hat dazu eine klare Einstellung: „Der Tod gehört zum Leben.“
Im Gespräch mit der zierlichen Altenpflegerin, die in Vollzeit im Schichtdienst in einer Klinik berufstätig ist, fällt als erstes ihre ruhige Stimme auf. Angenehm beruhigend wirkt nahezu alles, was sie sagt, ohne monoton zu klingen. Und: Karola Würzinger drischt keine leeren Phrasen, sie meint, was sie sagt. Noch etwas ist bemerkenswert: Die dreifache Großmutter hört zu. Es ist ihr fremd, dem Gegenüber ins Wort zu fallen. Es sind wohl diese Eigenschaften, die sie zu einer wertvollen Helferin sowohl in der Passauer Hospizarbeit wie auch in der Aidsberatung machen. „Dort bin ich seit Ende der 80er Jahre tätig, zunächst im Verwaltungsbereich, doch bald merkte ich, dass mir der Umgang mit den Betroffenen viel mehr liegt.“
Anfangs sei die Arbeit mit dem Tabu-Thema Aids eher „laienhaft“ gewesen, berichtet sie. Doch im Laufe der Jahre entwickelte Karola Würzinger eine Professionalität, die ihr bald den Respekt von Kranken (die sie „Klienten“ nennt) wie ehrenamtlichen Mitstreitern einbrachte. Mehrmals im Monat besucht sie ihr anvertraute HIV-Infizierte, über die sie aus Gründen der Verschwiegenheit so gut wie nichts sagt: „Wir leben in einer Kleinstadt und meist wissen die engsten Angehörigen nichts von der Krankheit.“ Es sei die größte Angst der Betroffenen, dass ihre Ansteckung bekannt werde, sei es wegen des Arbeitsplatzes oder wegen der Kinder. Wohl auch deshalb gehen viele HIV-Infizierte aus dem Raum Passau lieber nach München oder Regensburg. Lebenshilfe gebe sie, Rat in den Dingen des Alltags, sagt Karola Würzinger. Und sie hört zu, wenn die Menschen ins Reden kommen. Mitunter muss sie ihre Klienten mit der tödlichen Immunschwäche bis ans Grab begleiten - mit Folgen: „Ich habe dann oft auch die Angehörigen betreut.“
Zwangsläufig kam sie mit der Sterbebegleitung in Kontakt („Manche Ärzte sind so hilflos“), seit 1995 arbeitet sie im Passauer Hospizverein. Auch dort ist Karola Würzinger nicht mehr wegzudenken, sie ist mittlerweile Koordinatorin und erste Anlaufstelle für Hilfesuchende. Rund um die Uhr trägt sie daher das Handy der Sterbehilfe mit sich, eine Dauerbereitschaft, mit der sich Ehemann Otto arrangiert hat: „Ich war früher als Außendienstler ja auch beruflich viel unterwegs.“
Umgekehrt schafft es Karola Würzinger, die Familie nicht mit dem ehrenamtlichen Engagement zu belasten. „Ich nehme nichts mit nach Hause.“ Es gelinge ihr, die oft belastenden Gespräche und Erlebnisse zu verarbeiten, weil „ich mit mir im Reinen bin“. Sie könne nichts ändern am Schicksal der Menschen, sage sie sich, wohl aber das Leid etwas lindern.
Einen Wunsch äußert die Frau mit der angenehmen Erzählstimme am Ende des Gespräches: Man solle sie nicht so in den Mittelpunkt rücken, aber doch darauf hinweisen, dass Aidsberatung wie Hospizverein zusätzliche Mitarbeiter stets gebrauchen könnten.
Was treibt Menschen an, wenn sie sich ehrenamtlich engagieren? Die PNP-Lokalredaktion stellt einmal in der Woche Passauer vor, die unentgeltlich Aufgaben in der Gesellschaft übernehmen.
M2: Bild von Karola Würzinger
M3: Didaktische Impulse
1. Führen Sie ein Interview mit der ehrenamtlichen Mitarbeiterin Karola Würzinger
Mögliche Fragen:
- Was war der Auslöser für Ihr Engagement in der Hospizbewegung? Was motiviert Sie, diese Aufgabe zu machen?
- Was gehört zu den Aufgaben eines Hospizhelfers?
- Welche Charakterzüge sollte man als angehender Hospizhelfer mitbringen?
- Welche Möglichkeiten haben die Helfer, der seelischen Belastung besser standzuhalten?
- Wie kann man sich generell das Verhältnis zwischen Hospizhelfer und Patient vorstellen?
- Wie gehen Sie mit dem Tod der Menschen um, die Sie begleitet haben?
- Wie fühlt man sich nach einem Arbeitstag, nachdem zum Beispiel eine Person verstirbt?
- Gibt es ein ganz besonders einprägsames Erlebnis in der Hospizarbeit?
- Gibt es auch schöne und glückliche Momente im Arbeitsalltag einer Hospizhelferin?
- Denken Sie anders über den Tod, seitdem sie diese Tätigkeit ausüben?
- Hat diese Arbeit ihre eigene Lebensweise beeinflusst? Wenn ja, wie?
2. Mind-Map entwerfen
Erstellt eine Mind-Map zum Thema "Krankheit". Verfasst anschließend einen kurzen, kreativen und persönlichen Text aus den gesammelten Begriffen.
3. Diskussion
"Viele Leute haben wohl Angst vor dem Kontakt mit dem nahen Tod."
Fragen:
- Wie findet ihr Karola Würzingers nebenberufliche Tätigkeit?
- Könnt ihr euch vorstellen (nach der Schule) auch als HospizhelferIn zu arbeiten?
4. ABC erstellen
Erstellt ein ABC zum Thema "HospizhelferIn".
Beispiel:
A Alle haben Angst vor dem Tod.
B Betroffenheit aller Angehörigen im Todesfall.
C ...
D ...
E ...
F ...
G Gib den Menschen Mut, diese schwere Zeit zu überwinden.
H Hilfestellung geben
5. Brief verfassen
Schreibt einen Brief an Karola Würzinger. Beschreibt darin, was ihr an ihrer Arbeit besonders schätzt!
6. Wortpyramide
Erstellt eine Wortpyramide zum Thema "HospizhelferIn". Die oberste Zeile wird aus einem Wort gebildet, die nächste aus zwei Wörtern, die dritte aus drei usw. Es entsteht visuell die Form einer Pyramide.
Beispiel:
HospizhelferIn
Lebens- und Sterbebegleitung
Schöne und traurige Momente miterleben
Auseinandersetzung mit Sterben und Tod vieler Menschen