Das Geld lag in Bad Reichenhall tatsächlich auf der Straße: Gut 20.000 Mark hat Andreas Wolfgruber gefunden - und gab das Geld bei der Polizei ab. Damit sicherte der elfjährige Gymnasiast einem koreanischen Paar die Hochzeitsreise.
Jang Jeong (51) und seine Frau Ha Ki (46) aus Südkorea machen derzeit eine Europa-Reise. Von Tirol aus unternahmen sie einen Tagesausflug ins Berchtesgadener Land. Bei einem kurzen "Foto-Stopp" muss die Frau die Handtasche vergessen haben. Die aber fand Andreas, als er nach der Schule zum Fußballtraining unterwegs war. "Der Verschluss war offen, Hochzeitsfotos lagen auf dem Boden und ich sah, dass auch Geld drin war", erzählt Andreas. Die Tasche nahm der Schüler mit zum Training, anschließend mit nach Hause. Mit seiner Mutter fuhr der Bub dann zur Polizei. Gestern nahm das frisch vermählte Paar die Tasche wieder in Empfang - mit komplettem Inhalt. Fünf Prozent der Summe bekam Andreas als Finderlohn.
Dilemma-Geschichte sind offene Geschichten, bei denen verschiedene Handlungsalternativen möglich sind. Ziel ist es, dass die Schülerinnen und Schüler mit ihrem Wertebewusstsein argumentativ in die Geschichten einsteigen, Position beziehen, ihre Position begründen und im Klassengespräch die Stichhaltigkeit der Begründungen überprüfen. Die Dilemma-Situationen können mit Fragenkatalogen oder mit vorgegebenen Meinungsäußerungen (fiktiver) weiterer Personen erschlossen werden.
zum Thema: Andreas Wolfgruber:
Die kurze Begebenheit eignet sich, auch für jüngere Schüler, ausgezeichnet als Dilemmageschichte. Sie ist in ihrer Struktur einfach nachvollziehbar und ermöglicht verschiedene Verhaltensoptionen, in die sich Schüler einfühlen können. Was die Beschäftigung mit der Geschichte im Grundschulalter spannend und zugleich schwierig macht, ist die anzunehmende entwicklungsgemäße Moralvorstellung der Kinder. Nach den bekannten Stufen der Moralentwicklung argumentieren Kinder in der Regel vom eigenen Blickwinkel und der eigenen Interessenlage aus. Die Fähigkeit, moralische Dilemmata von den Positionen anderer aus zu betrachten, ist noch eingeschränkt und muss deshalb immer wieder geübt werden. Dabei kann das Erlebnis des Andreas Wolfgruber helfen!
Beispiel: Dilemma-Positionen werden vorgegeben und bearbeitet:
Ziel: Vertraute Geschichten und Erzählperspektiven sollen durch neue Blickwinkel wieder interessant werden. Dieser Ansatz kann sowohl vom Lehrer zur Vorbereitung einer Lehrerzählung gewählt werden (um sich beispielsweise von einer anderen Sichtweise aus der thematisierten Person zu nähern) als auch als Arbeitsauftrag für die Schüler dienen. Ein Perspektivenwechsel kann dazu beitragen, die Komplexität realer Entscheidungssituationen zu verdeutlichen und einfache moralisierende Bewertungen von Situationen zu vermeiden.
Perspektivenwechsel können mit unterschiedlichen methodischen Ansätzen umgesetzt werden: z. B.:
Die verschiedenen Entscheidungssituationen werden nachgestellt:
Andres und seine Freunde/seine Mutter auf dem Polizeipräsidium...
auch als Aufgabe für eine kleine Gruppe möglich:
Bei einer Exkursion in die Stadt verliert man absichtlich einen Geldbeutel und beobachtet, was geschieht.
Die Personen werden über ihr Verhalten befragt.
Eine Gruppe erschließt die Situation von Andreas' Perspektive aus, eine andere aus der Perspektive seiner Mutter, eine dritte fühlt sich in das koreanische Ehepaar ein. Jede Gruppe formuliert "Herzenswünsche".
Eine beliebte Methode aus der Jugendarbeit sind gruppenbezogene Einschätzungsspiele. Bezogen auf besprochene Dilemma-Situationen und in Analogie dazu werden knappe Situationsbeschreibungen formuliert, die mit "ja" oder "nein" beantwortet werden können. Die Übung ist für die Bearbeitung in Kleingruppen gedacht (Schutzraum!) und lässt sich vor allem in Phasen der Freiarbeit oder bei Lernzirkel-Stationen gut einbauen.
Dieses Spiel zeigt, wie gut ihr euch gegenseitig kennt.
Es funktioniert aber nur, wenn jeder alle Fragen ehrlich beantwortet!
Material:
1 Kuvert mit Frage-Karten
1 Kuvert mit leeren Ergänzungsfragen
1 Ja- und 1 Nein-Karte für jeden Spieler
Spielregel:
1. Jeder bekommt eine Ja- und eine Nein-Karte und legt diese verdeckt vor sich hin.
2. Erste Runde:
Einer von euch (A) nimmt eine Frage-Karte aus dem Kuvert, liest die Frage vor und stellt sie seinem linken Nachbarn (B). B überlegt, ob er die Frage mit ja oder nein beantworten wird, verrät seine Antwort aber noch nicht. Alle anderen überlegen ebenfalls, wie B wohl antworten wird. Auf ein Kommando von A decken alle (auch A und B) ihre Karten auf (ja oder nein, je nachdem, welche Antwort man von B erwartet!).
Ihr könnt jeweils kurz über das Ergebnis sprechen: Wie begründet ihr eure Einstellung bzw. eure Einschätzung der Entscheidung des anderen? Das kann vor allem dann wichtig sein, wenn die Meinungen stark auseinander gehen!
Fortsetzung:
Nun wird B zu A und zieht wiederum für seinen linken Nachbarn (C) eine Karte und so weiter.
3. Ab der zweiten Runde könnt Ihr aus dem Ergänzungskuvert leere Zettel ziehen und zum Thema passende eigene (faire!) Alternativfragen formulieren (also Fragen, die nur mit ja oder nein beantwortet werden können). Steckt eure selbst formulierten Fragen zu den vorgefertigten Frage-Karten!