Uhola Village Foundation
Alle Texte zu den Materialbausteinen stammen von der Homepage der Uhola Village Foundation: http://www.uholavillagefoundation.com
Ein herzlicher Dank geht an Prof. Dr. Alois Stimpfle und Tabitha Stimpfle als Vertreter der Uhola Village Foundation für die Genehmigung der Texte und Bilder!
M1: Entstehungsgeschichte der Uhola Village Foundation
Entstehungsgeschichte
Kenia - erster Kontakt - Impressionen
von Tabitha Stimpfle
Gerade 18 Jahre alt geworden, Abitur hinter sich gebracht und jetzt? Erst einmal ins Ausland, das stand fest! Für mich sollte es nicht irgendwohin gehen, sondern auf jeden Fall ins außereuropäische Ausland. Ich wollte etwas “ganz anderes” erleben. Deswegen entschied ich mich für einen Auslandsaufenthalt in Kenia, den ich – über Kontakte meiner Mutter zu einer damaligen Lehrerin der Deutschen Schule Nairobi (DSN) – privat organisieren konnte. Leben sollte ich in einer kenianischen Gastfamilie, deren damals dreijährige Tochter den bilingualen (Deutsch/Englisch) Kindergarten der DSN besuchte.
Nachdem der erste alleinige Flug meines Lebens gemeistert war, wurde ich von meiner Gastfamilie am Flughafen in Nairobi abgeholt: Und WIE “anders” es war! Abgeholt wurde ich nämlich mit einem riesigen Geländewagen, der gefühlt doppelt so groß war wie jegliches Auto, das meine eigenen Eltern je besaßen. Meine Gasteltern brachten mich in ein noch riesigeres Haus und ich kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus: Das soll Afrika sein? Das Afrika, das in meinem Kopf stets ausschließlich Assoziationen wie Armut, Kriminalität, Krankheiten, Dürre und Hunger hervorgerufen hatte. Das Afrika, das in unseren Medien gefühlt höchstens auftaucht, wenn ein Bürgerkrieg ausgebrochen ist oder eine Fußball-WM ausgetragen wird. Das “Land Afrika” halt (Vorsicht, Ironie!).
Natürlich gibt es Afrikaner, die sich durch ihre Bildung, ihr Engagement, ihre Kreativität und z.B. im Falle meines Gastvaters durch festen Willen, Ehrgeiz und Überzeugung ein Leben fernab von den stereotypischen Vorstellungen der meisten EuropäerInnen aufbauen können. Ich möchte gar nicht abtun, dass es auch die Seiten auf dem afrikanischen Kontinent gibt, die uns hauptsächlich medial vermittelt werden. Natürlich gibt es Armut, natürlich gibt es Kriege, natürlich gibt es Dürre, natürlich gibt es Aids, natürlich gibt es Hungersnöte, aber es gibt eben auch andere Seiten und vor allem sollte man sich fragen, weshalb es diese Zustände gibt. Ein differenziertes und reflektiertes Afrika-Bild zu vermitteln ist mir persönlich zu einem großen Anliegen geworden. Es ist nun mal nicht das “Land Afrika”, sondern der Kontinent. Und was für einer noch dazu! Abwechslungs- und facettenreich, sowohl kulturell, sprachlich, religiös als auch ethnisch.
Das Faszinierende an der Berichterstattung westlicher Medien: Sie lassen die Probleme Afrikas so erscheinen, als seien sie allgegenwärtig. Unruhen in einigen Ländern bedeuten aber lange nicht, dass sich ein über 30.000.000 Quadratkilometer großer Kontinent vollständig im Krieg befindet. Auch besorgte Fragen wie “Bist du dir wirklich sicher, dass du dort hingehen willst?” vor meinem ersten Kenia-Aufenthalt lassen sich bei Gedanken an Krankheiten wie HIV, Malaria, Ebola, die anscheinend unweigerlich aufkommen, wenn man Afrika erwähnt, wohl nachvollziehen. Dass ich jedoch ohne größere Zwischenfälle als junge, weiße Frau gut durch alle meine Afrika-Besuche gekommen bin, kann meiner Meinung nach nicht nur Glück sein.
Beim Lesen fragt man sich jetzt vielleicht: Alles schön und gut, aber wenn alles so toll ist, warum dann dieser Verein? Wie bereits erwähnt, ich möchte hier nicht den Trump machen, frei nach dem Motto “Was ich nicht möchte, gibt es nicht”. Genauso wie der Klimawandel keine chinesische Erfindung ist, gibt es grundlegende Probleme in einigen afrikanischen Regionen. Es geht hier nun nicht darum, einen Schuldigen für die Existenz dieser Probleme zu finden (ein gewisses Wissen über die Kolonialisierung des afrikanischen Kontinents und ihre Folgen sollte sich dennoch jede/r Interessierte aneignen), sondern selbst einen kleinen Beitrag zu leisten, um ihnen entgegenzuwirken. Beginnen tut dies meiner Meinung nach mit einem offenen Weltblick und indem man sich bestehender globaler Machtstrukturen bewusst wird, aber dennoch im Lokalen handelt. Auch aus diesem Grund ist es uns wichtig, dass wir als von Europäern initiierter Verein nicht nach Kenia kommen und dort “alles besser machen” wollen. Die Idee zur Vereinsgründung wurde durch Besuche bei und Gespräche mit meinen kenianischen Gasteltern Janet Mackenzie und Nashon Omondi angeregt. Bereits über die Weihnachtsfeiertage im Jahr 2013 hatte ich das Glück, meine Gastfamilie in die ‚Shags‘ (ländliche Regionen) zu begleiten, um die Mutter meines Gastvaters und das Dorf, aus dem er stammt, kennenzulernen. Auch nachdem ich 2014 wieder in Deutschland war, hielt sich ein enger Kontakt zu meiner zweiten Familie und weitere gegenseitige Besuche folgten.
M2: Über Uhola Village Foundation
WER?
Uhola Village Foundation e.V. ist eine private Interessengemeinschaft, initiiert durch Prof. Dr. Alois Stimpfle (Universität Hannover / Hildesheim). Der eingetragene Verein ist gemeinnützig anerkannt.
WAS?
Unser Fokus liegt auf dem Dorf Uhola und seiner Umgebung im Westen Kenias, Siaya County. Wir wollen langfristig und nachhaltig dazu beitragen, dass sich die Dorfbewohner und die Menschen der Region ein menschenwürdiges, lebenswertes Dasein schaffen können. Wir konzentrieren unser Engagement auf die Stärkung der schulischen Bildung sowie die Förderung agrarischer Strukturen und landwirtschaftlichen Know-Hows.
WIE?
Wir unterstützen sowohl auf finanziellem als auch personellem Weg. Wir stehen in ständigem Kontakt mit Nashon Omondi (Geschäftsmann / Nairobi), unserer Vertrauensperson („Hilfsperson“) vor Ort, und der lokalen Gemeinde der Anglican Church of Kenya („Südpartner“).
WARUM?
--> siehe Entstehungsgeschichte (M1)
M3: Das Dorf Uhola und die Situation an der Schule
Das Dorf (village) Uhola liegt weit im Westen Kenias. Zum Einzugsgebiet der Schule (UHOLA PRIMARY SCHOOL) gehören die fünf Dörfer Rero, Ralak, Uhola, Uhwamba und Muhwayo.
Nach den Daten der County-Verwaltung Siaya leben in diesen Dörfer ungefähr 2000 Menschen (im Jahr 2017). Die Bewohner dieser Gemeinden arbeiten hauptsächlich als Kleinbauern, die für die Selbstversorgung produzieren. Angebaut werden vor allem Mais, Hirse, Kartoffeln, Maniok und Bananen. Vereinzelt werden Kühe, Ziegen und Schafe gehalten. Neben dieser Art von Klein-Landwirtschaft findet sich manchmal auch die Produktion von Backsteinen, die manuelle hergestellt werden.
Sämtliche Dörfer haben keinen Anschluss an sauberes Trinkwasser. Der Schul-Brunnen versorgt alle fünf Dörfer mit Wasser. Nur 2% der Haushalte verfügen über einen Elektrizitätsanschluss. Holzbrennstoff und Paraffin bilden die Hauptquellen für Feuer und Licht in den Häusern.
Die größten Herausforderungen für die Dörfer sind:
1. Armut
2. HIV und AIDS
3. Waisenkinder
4. fehlende materielle und finanzielle Basis für Eltern, um ihren Kindern den Besuch der Secondary-School zu ermöglichen
Das Anliegen der Schule basiert auf der Vision, das Individuum dabei zu unterstützen, sich Lebens- und Zukunftsziele zu setzen und diese mit nachhaltigem Gewinn zu verfolgen. Aus diesem Anliegen heraus sieht die Schule ihre Aufgabe darin, für die SchülerInnen eine Lernumgebung zu schaffen, die es ihnen ermöglicht, ihre Talente zu entdecken und intensivst zu nutzen. Von daher lautet das Motto der Schule: “Besser Dein Bestes!” (Better Your Best).
Die Schule gliedert sich in zwei Stufen-Bereiche: Vorschule (nursery) sowie Grund- und Hauptschule (primary). Die nursery-Stufe besuchen augenblicklich 50 Mädchen und 40 Jungen, die primary-Stufe 147 Mädchen und 110 Jungen.
Die Lehrerschaft besteht zur Zeit aus 2 nursery-LehrerInnen und 8 primary-LehrerInnen. Schulleiter (present headteacher) ist Herr Henry Apopa. Als stellvertretender Schulleiter (deputy headteacher) fungiert Herr Charles Opondo. Die Verwaltungsangelegenheiten (Baord of Management) liegen in den Händen von HerrnBenard Oduor.
Das obligatorische schulische Angebot wird ergänzt durch ko-curriculare Aktivitäten in den Bereichen Musik und Sport (Leichtathletik, Fussball, Netball, Volleyball).
Von besonderer Bedeutung für die Schule sind Angebote in den Bereichen: diskussionsfähiger Austausch in Gruppen, aufmerksamer Umgang mit den Wald-Resourcen und nachhaltige Beachtung der Prinzipien des Umweltschutzes.
Das Hauptaugenmerk der Schule gilt der Förderung von Werten wie Disziplin, Fleiß, Respekt, Stabilität (Resilienz) und Ehrfurcht vor Gott.
Herausforderungen, vor denen die Schule steht:
1. Es fehlt ein Klassenraum für die frühkindliche Erziehung (Early Childhood Development) und die dazugehörigen Sanitäranlagen.
2. Es fehlt ein einbruchssicheres Büro.
3. In den Klassenräumen ist keine Elektroinstallation vorhanden.
4. Es mangelt an Büchern, vor allem an Textzusammenstellungen (Reader).
5. Es gibt kein Mittagstisch-Angebot für die Schülerschaft.
6. Es mangelt an innovativen Kommunikationstechniken (Innovative Communication Technologies) im Bereich Unterricht wie Verwaltung.
7. Es herrscht ein hoher Grad an Armut im Umfeld der Schule.
8. Es mangelt an finanzieller Unterstützung für die Steigerung der schulischen Anliegen.
9. Es herrscht ein niedriges Bildungsniveau unter den Eltern.
M4: Ein paar Bilder und Impressionen der Uhola Primary School
M5: Didaktische Impulse
1. Vorstellungen von Afrika
Sammelt alle Begriffe, Wörter, Ereignisse, etc., die ihr mit dem Kontinent Afrika verbindet, auf einem großen Plakat. Lest euch anschließend nochmal den Text unter M1 durch: Fallen euch Assoziationen auf, die ihr noch nicht aufgelistet habt? Schreibt sie zu euren Vorstellungen von Afrika hinzu (in einer anderen Farbe) und macht euch so ein "neues" Bild vom Kontinent Afrika!
2. Herausforderungen begegnen
Unter M3 sind die Herausforderungen, vor denen die Uhola Primary School steht, aufgelistet. Erstellt in 5er-Gruppen jeweils ein "Ranking", welche drei Herausforderungen eurer Meinung nach als erstes bewältigt werden sollten, damit
- die Schülerinnen sich wohler fühlen können
- die Schulbildung ein höheres Niveau erreicht
- die Schule/das Schulgebäude zukünftigen Bestand hat.
HINWEIS: Jeweils einem Aspekt werden drei Herausforderungen zugeordnet; und nicht drei Herausforderungen über die ganzen Teilaufgaben gesucht!
3. Im Austausch mit Tabitha Stimpfle
Schreibe Tabitha eine Mail und frage nach ihren Beweggründen, warum sie ein Jahr als Freiwillige in Afrika verbracht hat! Teile ihr mit, was du dir an so einer Entscheidung, ein Jahr ins Ausland zu gehen, schön, aber auch schwierig vorstellst. Gerne darfst du noch weitere Fragen an Tabitha formulieren und abschließend auch Stellung dazu nehmen, ob du dir ebenfalls einen Auslandsaufenthalt für dich vorstellen könntest (mit Begründung).