Stadler,Stefan
Thema: Lebensretter, Nächstenhilfe
M1: PNP, 17.02.2012, Nr. 40, S.9
Sie retteten eine Frau vor dem Suizid
30-Jährige wollte sich von Brücke stürzen − Berufsschüler greifen beherzt ein − "Sie hatte zwei Schutzengel, die zur rechten Zeit am rechten Ort waren"
Von Simone Grebler
Altötting. Schon wieder haben engagierte junge Burschen in der Region Altötting einem Menschen das Leben gerettet. Stefan Stadler (17) und Lukas Rottenaicher (19) haben am Mittwoch einen Suizid verhindert. Eine Frau (30) wollte sich von einer Brücke in den Tod stürzen.
Stefan und Lukas sind am Morgen auf dem Weg vom Parkplatz zur Berufsschule in Altötting, als ihnen eine junge Frau auf der Fußgängerbrücke auffällt. Sie versucht gerade, über das Geländer zu steigen und sich auf die viel befahrene Staatsstraße zu stürzen. "Wir sind einfach hingerannt und haben sie zurückgezogen", sagt Stefan Stadler. Der 17-Jährige aus Kirchweidach ist auch am Tag danach noch benommen von dem Vorfall.
Erster Polizeihauptkommissar Hannes Schneider bestätigt, dass es sich um einen Suizidversuch gehandelt hat: "Durch das engagierte Eingreifen der beiden Schüler konnte sie gerettet werden." Lukas Rottenaicher beschreibt, wie die beiden die Frau festhielten: "Sie hat stark an den Armen geblutet, anscheinend hat sie sich dort selbst aufgeritzt. Die Autofahrer unter der Brücke haben schon gehupt, nicht auszudenken, was da hätte passieren können."
Doch die Lebensmüde wehrt sich gegen ihre Helfer und versucht sich loszureißen. Lukas und Stefan aber reden behutsam auf die Frau ein und überzeugen sie schließlich, mit ihnen mitzukommen.
Die jungen Männer bringen sie in das nahe gelegene Sekretariat der Berufsschule, zu Johannes Jahn. Der ruft sofort Polizei und Notarzt. "Ich habe etwa eine halbe Stunde auf sie eingeredet und wir haben versucht, sie zurückzuhalten", sagt Jahn. "Wir haben sie in Gespräche verwickelt, sie hat immer gesagt, sie ist nichts wert." Jahn: "Die Frau hatte zwei Schutzengel, die zur rechten Zeit am rechten Ort waren."
Das sieht auch Schulleiter Carlo Dirschedl so: Er will eine Mitteilung an die Regierung schicken. "Die beiden jungen Männer haben durch ihr couragiertes Auftreten das Leben dieser Frau gerettet, weshalb ich sie für eine Belobigung vorschlage", sagt Dirschedl.
Nachdem Polizei und Notarzt eingetroffen waren, brachten sie die Frau in eine Einrichtung, wo sie nun weiter betreut werde, wie Polizeihauptkommissar Hannes Schneider sagt.
Erst am Dienstag Kind vorm Ertrinken gerettet.
Die Lebensretter müssen das Erlebte nun verarbeiten: "Erst mal war das ein großer Schock", sagt Stefan Stadler.
Erst am Dienstagabend hatten drei junge Männer im Burghauser Schwimmbad einem Zweijährigen das Leben gerettet. Der Bub war im Becken untergegangen und lag mehrere Minuten am Boden. Stefan Zimmermann (21), Florian Leidmann (18) und Marcel Rupprecht (17) zogen das Kind aus dem Wasser und reanimierten es. Der Zweijährige erlitt eine Lungenentzündung, hat aber sonst keine bleibenden Schäden.