Sportmittelschule Hauzenberg
Thema: Armenhilfe, Eine Welt, Hilfsbereitschaft, Nächstenhilfe
M1: PNP vom 02.07.2008, Nr. 152, S. 30
"Weil uns ein Euro im Monat nicht weh tut"
Sport-Hauptschüler geben mit einer Patenschaft einer jungen Philippinin eine Perspektive
von Andreas Windpassinger
Hauzenberg. Dennurie Lajera Estimada ist zehn Jahre alt und lebt mit ihren Eltern und ihren zwei Geschwistern auf den Philippinen in Davao City in mehr als ärmlichen Verhältnissen. Ihr Vater verdient als Verkäufer nur umgerechnet 50 Euro im Monat, eine Schulausbildung könnte er damit seiner Tochter keinesfalls finanzieren. Aber trotzdem kann das Mädchen zur Schule gehen und hat damit eine Perspektive. Möglich machen dies die Schüler der Klasse M-10a der Sporthauptschule Hauzenberg. Zusammen mit Klassenlehrer Robert Geier unterstützen sie die Philippinin mit einer Patenschaft über die Kindernothilfe e. V. in Duisburg.
Lehrer Robert Geier als Initiator
Bereits an seiner vorherigen Einsatzschule, der Hauptschule Pocking, hat Lehrer Robert Geier das Langzeitprojekt zum Thema Menschen- und Kinderrechte gestartet. So hat er sich mit seiner damaligen Klasse entschlossen, eine Patenschaft für ein in Armut lebendes Kind aus der Dritten Welt zu übernehmen. Bei der Sendung „Ein Herz für Kinder“ wurde Robert Geier auf solche Patenschaften aufmerksam und fand bei seinen Schülern schnelle Unterstützung. Die Kosten für eine derartige Patenschaft betragen 31 Euro im Monat. Mit diesem Geld wird der Schulbesuch des Kindes ermöglicht. Als Robert Geier vor zwei Jahren an die Sport-Hauptschule Hauzenberg kam, haben sich auch seine 22 Schüler sofort bereit erklärt, das Projekt fortzuführen. Das Prozedere ist simpel. Per Dauerauftrag werden vom Privatkonto des Lehrers die 31 Euromonatlich von der deutschen Kindernothilfe abgebucht. „Ein Schüler sammelt jeden Monat einen Euro vom Taschengeld seiner Klassenkameraden ein, den Rest lege ich drauf“, erklärt der Pädagoge das Konzept. Und die Patenschaft hat auch nie ein Schüler in Frage gestellt, obwohl sie jederzeit beendet werden könnte.
Was bewegt die Bubenklasse zur Teilnahme am Projekt? „Weil uns ein Euro im Monat nicht weh tut“, lautet die Antwort der Klassensprecher Michael Stemplinger und Michael Jung. Im Unterricht haben sich die Schüler näher mit den Philippinen und den Lebensumständen dort befasst. Die Schüler bekommen auch Post von dem philippinischen Mädchen. Anfangs Zeichnungen und Fotos, jetzt sogar schon kleine Briefe in Englisch.
Mädchen schickt Briefe und Zeichnungen
Und auch die Schule des Mädchens schickt jährlich einen Jahresbericht an die Abschlussklasse nach Hauzenberg. Wie geht es weiter, wenn die Jugendlichen die Schule nun bald verlassen werden? „Meine neue Klasse übernimmt die Patenschaft“, ist sich Robert Geier jetzt schon sicher. Im kommenden Schuljahr geht die Patenschaft dann schon ins sechste Jahr. Und wenn die Patenschaft noch Jahre lang so weitergeht, kann man Dennurie Lajera Estimada sogar einmal ein Studium oder eine Berufsausbildung ermöglichen. Für das philippinische Mädchen ist es eine Lebensperspektive, für den einzelnen Schüler aus Hauzenberg nur ein Euro im Monat.
M2: Bild von der Klasse M-10a der Sporthauptschule Hauzenberg
M3: PNP, 25.02.2020, Nr. 46, S. 36
"Wer Hilfe braucht und darum bittet, dem helfen wir"
Achtklässler der Sportmittelschule lernen die Tafel Hauzenberg als beeindruckendes Beispiel sozialen Engagements kennen
von Josef Grabmann
Hauzenberg. Auf Einladung von Rektor Hans Simmerl hat Josef Grabmann in der Klasse M8b der Sportmittelschule die Tafel Hauzenberg vorgestellt. Im Rahmen des Unterrichts im Fach GSE (Geschichte-Sozialkunde-Erdkunde), das der Rektor in dieser Klasse selber unterrichtet, hatte man sich bereits intensiv auch mit dem Themenbereich "Deutschland ein Sozialstaat" befasst.
"Wie kann es sein, dass es in einem so reichen Land wie Deutschland Armut gibt?" Einblick in die konkrete Situation vor Ort gab der Leiter der Tafel. Die Schüler waren auf den Besuch gut vorbereitet und hatten einen Katalog von 20 Fragen erarbeitet.
In vielen Fragen ging es zunächst darum, wie die Einrichtung organisiert ist. Aber manche Fragen gingen tiefer wie etwa: "Bekommen diese Menschen nicht HartzIV? Sind sie wirklich in einer Notlage? Können sie nicht arbeiten?" An Beispielen verdeutlichte Grabmann, dass trotz staatlicher Hilfen mitunter krasse Notlagen entstehen können. Die Grundsicherung des Staates könne keine Rücksicht nehmen auf Einzelschicksale.
Auf die Frage nach der Zahl der Kunden ging Grabmann näher ein. Von den 106 Personen, die einen sogenannten Berechtigungsschein haben, holen in der Regel 80 einmal in der Woche Lebensmittel ab, die Zahl der Einheimischen sei größer als die Zahl der Migranten. Auf dem Berechtigungsschein sei die Zahl der Familienangehörigen vermerkt, so dass man individuell helfen könne und wöchentlich 200 bis 250 Erwachsene und Kinder unterstütze.
Ein weiteres Problem, das die Kinder sehr bewegte: "Schämen sich die Leute, kommen sie vielleicht deshalb gar nicht zur Tafel?". Das sei, so führte Grabmann aus, tatsächlich ein großes Problem in einer so kleinen Stadt, wo man nicht so leicht in die Anonymität abtauchen kann. Jeder müsse damit rechnen, dass er gesehen wird oder in der Tafel jemand arbeitet, der ihn kennt.
Einen wichtigen Schritt, Hemmnisse abzubauen, habe man im letzten Jahr getan mit dem Abschaffen der Bedürftigkeitsprüfung. Leider sei die Einstellung bei den Bürgern weit verbreitet: Verdient die jeweilige Person überhaupt, dass man ihr hilft, oder ist sie an ihrer Notlage selber schuld?
"Das ist nicht unsere Denkweise", stellte Grabmann klar. "Wer Hilfe braucht und um Hilfe bittet, dem helfen wir. Offensichtlichen Missbrauch würden wir nicht dulden. Alle Mitarbeiter sind ehrenamtlich. Dieses Engagement darf nicht missbraucht werden."
"Woher kommen die Lebensmittel?", lautete eine wichtige Frage. Zwei Tage vor Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums ("MHD") würden nicht verkaufte Lebensmittel aus den Regalen genommen, erklärte Grabmann. Werde der Preis nun stark reduziert, würden sie vielleicht doch noch verkauft und der Supermarkt müsse sie nicht als "Verlust" ausbuchen. Auf diese Ware aber sei die Tafel angewiesen.
Eine sehr persönliche Frage war: "Warum engagieren Sie sich bei der Tafel?". Grabmann erwiderte: "Ich habe in meinem langen Leben auch viel geschenkt bekommen. Man kann sich nicht alles selber erarbeiten, ich möchte etwas zurückgeben." Ein weiterer Punkt: "Ihr Schüler habt in euren siebeneinhalb Schuljahren schon viel gelernt. Sollte man, was man an Erfahrung und Kompetenz ein Leben lang erworben hat, mit Beginn des Ruhestandes einfach in eine Schublade stecken? Und schließlich war es ein Bedürfnis, mit der Tafel das enge soziale Netz in Hauzenberg noch etwas enger zu knüpfen und die individuelle Familiennothilfe, die vom Vorsitzenden der Pfarrcaritas, Josef Fisch, seit Jahrzehnten vorbildlich geleistet wird, noch zu ergänzen und zu verstärken."
Am Ende der Stunde fasste Rektor Hans Simmerl zusammen: "Das Gespräch war sehr informativ. Die Schüler waren berührt von den persönlichen Schicksalen der Tafel-Kunden und vom ehrenamtlichen Engagement der Mitarbeiter. Not hat viele Gesichter – Josef Grabmann hat sie uns gezeigt".
M4: Didaktische Impulse
1. Schreibt einen Dankesbrief an Herrn Grabmann mit Argumenten, was ihr an seiner Arbeit bei der Tafel Hauzenberg besonders schätzt!
2. Erkundigt euch nach einer "Tafel" in eurer Umgebung und sprecht mit den Mitarbeitern, warum sie sich besonders bei der Tafel engagieren und dort Menschen helfen möchten.