Schwester Veronika
Thema: Berufung, Glaubenszeugnis
M1: PNP, 18.10.2014, Nr. 240, S. 42
Ein Leben lang auf der Suche nach Gott
Seit 25 Jahren lebt Schwester Veronika im Orden der Benediktinerinnen – Das regelmäßige Gebet ist für sie Luxus
von Monika Bormeth
Pocking. Früher hieß sie Maria, jetzt ist sie Veronika. Seit 25 Jahren. "Dieser Name ist ein Motto", erklärt die 49-jährige Frau, deren Gesicht ein schwarzer Schleier mit weißem Stirnband umhüllt. Veronika steht für sie nicht für die Heilige Veronika, die Jesus das Schweißtuch gereicht hat. Veronika ist für sie das Schweißtuch selbst: "Der Name steht für das Abbild Christi." Und das versucht Schwester Veronika zu werden. Ein Abbild Christi in der Welt. Ihr Weg hat sie in den Orden der Benediktinerinnen geführt. Seit 25 Jahren ist sie im Kloster Sankt Gertrud in Tettenweis zuhause, wo sie dieses Jahr ihr Professjubiläum feiern darf.
Schwester Veronika nennt das Kloster ein Haus Gottes. Wenn sie in ihrem knöchellangen Habit durch die Gänge geht, die Treppe zum lichtdurchfluteten Kirchenraum hochsteigt, dann weiß sie: Hier bin ich richtig. Gott hat mich eingeladen. Und wie viele Menschen im kirchlichen Dienst es tun, spricht auch sie von einer Berufung, einem Ruf Gottes. Den vielleicht niemand nachvollziehen kann, der ihn nicht selber gespürt hat. Präsent war Gott in ihrem Leben aber schon, als sie noch ein Kind war. "Das Gespräch mit Jesus hat immer schon meine Gedanken begleitet", sagt sie heute. Schwester Veronika wählt jedes ihrer Worte bewusst und denkt oft einen Moment lang nach, bevor sie eine Antwort gibt.
Mit sechs Jahren hat sie zum ersten Mal an der Eucharistie teilgenommen. 1965, in ihrem Geburtsjahr, ging das zweite Vatikanische Konzil zu Ende. In der Kirche herrschte Aufbruchstimmung. Die Eltern von Maria Popp, so lautete ihr weltlicher Name, waren mit einem modern gesinnten Pfarrer befreundet. Der hielt viel auf die so genannte Frühkommunion, auf die Eltern ihre Kinder selber vorbereiteten. Marias Eltern machten mit. Mit sechs Jahren ging sie zum ersten Mal zum Tisch des Herrn und war tief davon beeindruckt.
"Ein Leben mit Ehe, Familie und einem weltlichen Beruf wäre nicht mein Weg gewesen", weiß die im oberpfälzischen Auerbach geborene Frau heute. Und hat es damals schon gespürt. Zwar stand im Raum, dass sie in die Anwaltskanzlei ihres Vaters einsteigen könnte. Aber Maria wollte Theologie studieren. Und spätestens nach dem Vordiplom in Eichstätt hat sie ihre Entscheidung zum Eintritt in den Orden getroffen. Ein Jahr lang hat es sie innerlich umgetrieben: Was soll ich mit meinem Leben? "Dass ich mich Gottes Führung überlassen wollte, habe ich schon früher gewusst. Schließlich habe ich mich endgültig für den Orden entschieden." Die Beziehung zu ihrem Freund war zu diesem Zeitpunkt schon beendet.
Das Kloster Tettenweis, in das Maria Popp im November 1986 eintrat, hat sie schon von kleinauf gekannt. Denn eine Freundin der Eltern war ebenfalls Benediktinerin. "Die Schwestern kannten mich, seit ich fünf Jahre alt war, von Besuchen – mit allen Schandtaten." Seit der feierlichen Einkleidung heißt Maria Schwester Veronika. Seitdem ist sie ein Teil der Benediktinerinnen, beginnt ihre Tage um 5.30 Uhr mit dem ersten Gebet, und betet weitere vier Mal jeden Tag singend die gregorianischen Choräle. Der genormte Tagesablauf ist für sie kein Zwang: "Ich empfinde es als Luxus, fünf Mal täglich beten zu dürfen. Viele Dinge, die äußerlich wie ein Zwang scheinen, können innerlich das größte Glück sein."
Dazwischen liegt der Arbeitsalltag, in dem Schwester Veronika für das Gästehaus des Klosters zuständig ist. "Ich mache alles – vom Zimmerputz bis zur Exerzitienbegleitung", erzählt sie. Ihr Theologiestudium hat sie auch vollendet: in Passau. In den 25 Jahren hat das Gästehaus auch einige weltliche Mitarbeiter dazu bekommen. Die Klosterschwestern werden weniger. Eingetreten ist Schwester Veronika als 59., jetzt sind sie noch zu elft. Und in nicht all zu ferner Zukunft wird sich auch die Frage stellen: Wie geht es weiter mit dem Kloster Sankt Gertrud? "Es ist Gottes Haus, er wird entscheiden, was damit passiert", ist Schwester Veronika überzeugt. Egal, wie und wo die Zukunft stattfindet: Schwester Veronika wird weiterhin tun, was sie als Inbegriff des Ordenslebens sieht – auf der Suche nach Gott sein. "Man sucht ein Leben lang", sagt sie. "Die Beziehung wird tiefer und tiefer. Aber das Finden würde ich auf die Ewigkeit verschieben."
M2: Bild von Schwester Veronika
M3: Didaktische Impulse
1. Lest euch den unten abgedruckten Leserbrief durch und verfasst selbst einen!
Zum Bericht "Ein Leben lang auf der Suche nach Gott" vom 15. Oktober :
"Dank an Monika Bormeth für ihren Bericht über Schwester Veronika und Glückwunsch dazu! Hut ab auch vor der Entscheidung Schwester Veronikas, sich von Gott führen zu lassen und ein nach weltlichem Maßstab unspektakuläres Leben im Kloster zu wählen.
Berichte über solche Menschen, die ein Leben unter Gottes Geleit gegen den ’Mainstream‘ wählen, sind wohltuend und aufmunternd in einer Medienwelt, die tagtäglich beinahe nur noch Schreckensmeldungen verbreitet oder Unwichtiges über Möchtegern-Promis berichtet. Unsere Welt braucht mehr Schwester Veronikas und weniger Veronika Pooths oder Ferres'.
Ein Klosterleben ist allerdings nicht Voraussetzung. Aber aufmachen muss sich jeder schon selbst zu seiner höchst eigenen lebenslangen Suche nach Gott. Den ’Luxus des Gebets’ bekommen wir hierzulande, wo wir unsere Religion frei ausüben dürfen, als Geschenk dazu!"
2. Erstellt eine Wortpyramide zum Thema "Berufung".