Sahunta, Joseph
Thema: Eine Welt, Entwicklungszusammenarbeit, Solidarität, Eigeninitiative, Unternehmer
M1: PNP, 08.03.2017, Nr. 56, S. 18
Herr Sahunta findet das Glück
Das Lokal läuft prächtig, die Familie wächst und wächst, sein "Chandni-Projekt" hilft in Indien: Joseph Sahunta ist mit 53 rundum zufrieden
von Franz Danninger
So aussagekräftig kann ein Name sein: Joseph Sahunta hat inzwischen zwei Drittel seines Lebens in Passau verbracht, er fühlt sich längst als Deutscher, als Bayer. Der deutsche Name steht vorn, der indische hinten.
Dieses Doppel-Prinzip zieht sich durch. Natürlich beschäftigt auch ihn der Alltag rund um sein Restaurant "Chandni" am Römerplatz und seine junge Familie in Grubweg, der bayerische Alltag also. Doch nebenher läuft sein "Chandni-Projekt" für Indien, auf einem Nebengleis sozusagen.
Diese stille Beständigkeit zahlt sich aus, vor allem für tausende Kinder in Sahuntas Heimat, denn in den 16 Jahren seit Bestehen hat das Projekt jährlich 5000 bis 8000 Euro erbracht. Die Summe dürfte also mittlerweile sechsstellig sein.
Der Großteil des Jahresertrags geht an eine Mädchenschule, die der "St Mary Cathedral" in Jalandhar angegliedert ist, einer Stadt im nordindischen Bundesstaat Punjab mit einer knappen Million Einwohnern, also eher klein für indische Verhältnisse.
Projekt hilft begabten Kindern
Zu 80 Prozent unterstützt "Chandni" Mädchen, weil die immer noch benachteiligt sind, auch im modernen Indien, wie Sahunta aus eigener Erfahrung weiß.
Einmal im Jahr fliegt er hin und bringt selbst das Geld vorbei. Und er besucht Kinder – auch Buben–, die ihm von Freunden als hilfsbedürftig gemeldet werden – und als lernwillig. "Chandni Projekt will den Kindern helfen, die dauernd gute Noten und den Ehrgeiz haben, aus ihrem Leben etwas Besonderes zu machen. Die Armut eines Landes ist sehr stark abhängig von der Bildung", meint Sahunta.
Denn Not gibt es viel auf der Welt "und wir sind nur ein kleines Projekt". Rund 50 Mitglieder hat der Passauer Trägerverein, sie spenden jährlich 20 bis 50 Euro, ein paar Firmen auch mal mehr. Der zweiten Teil der Spendenerlöse kommt durch den Verkauf zweier Bücher zustande, die Sahunta geschrieben hat, einem indischen Kochbuch und einem philosophischen Buch mit Weisheiten.
Diese Bücher stehen auch irgendwie für die beiden Welten des Joseph Sahunta, wie sein Name ja auch: Einerseits musste er schon in Jugendjahren in einem kleinen Lokal seiner Heimatstadt in der Küche mithelfen, was ihm tiefen Einblick in die indische Kochkunst gab. Andererseits hatte er das Privileg, an der philosophischen Fakultät in Punjab studieren zu können.
Wer hat ihm das ermöglicht? Die katholische Kirche. "Ich war fünf Jahre lang Ministrant, so war das möglich." Und so gibt er jetzt einen Teil des Glücks zurück, das ihm geschenkt worden war.
Und das er sich erarbeitet hat. Sahunta kommt aus einfachen Verhältnissen, musste früh Geld verdienen. Nach der Schule ermöglichte die Kirche dem katholischen Jugendlichen das Studium, das er als "Bachelor of Art" B.A. (Bakkalaureus) abschloss. "Art" (engl.) ist oft eine brotlose Kunst, also fasst er 1984 seinen Mut zusammen und wandert alleine aus nach Deutschland. Der Liebe wegen kommt er nach Niederbayern, in Vilshofen arbeitet er als Kellner, bevor er 1989 in Hals das "Taj Mahal" eröffnet, das erste indische Restaurant Passaus. Der erste geschäftliche Versuch scheitert ebenso wie die erste Ehe. Aber er gibt nicht auf, seit 1997 läuft das "Chandni" am Römerplatz – und läuft und läuft und... "Wir müssen am Wochenende oft 40 bis 50 Gästen am Telefon absagen, weil wir keinen Platz mehr haben. Das tut weh", sagt Sahunta. Aber er will nicht mehr weg, will keinen großen Esstempel, er hat seinen Platz gefunden.
Auch privat. Aus zwei Verbindungen hat er bereits einen Sohn (heute 30) und eine Tochter (25), als er eine Inderin kennenlernt und 2003 heiratet. Die beiden bekommen eine Tochter (11) und einen Sohn (2). Sie wohnen nun im eigenen Haus in Grubweg und freuen sich ihres Glücks. Sahunta lächelt: "Alles gut".
Deutschland ist für ihn das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Fremdenfeindlichkeit hat er noch nicht erlebt. Sein Rat an Migranten: "Lernt Deutsch!" Es falle einem nichts in den Schoß. "Aber wer hier fleißig ist und ehrlich, der kann seine Träume wahr machen." Er hat es geschafft, er hat seine beiden Welten zusammengeführt in einen Lebenstraum.
M2: Bild von Joseph Sahunta
M3: PNP 08.08.2024, Nr. 183, S. 27
„Chandni“ lässt Kinderherzen erstrahlen
Seiner indischen Heimat zuliebe: Joseph Sahunta spendet 7000 Euro für Kinder in Not
PNP 183 / 8.8.2024, 27
Das Beste aus zwei Welten: Joseph Sahunta, Inhaber des indischen Restaurants Chandni am Römerplatz in Passau, hat längst die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen. Doch in Indien wird er immer eine Heimat haben, in die er gerne zurückkehrt. Und das nicht mit leeren Händen: Sahunta hat mit seinem Chandni Projekt satte 7000 Euro für bedürftige Kinder in seiner Heimat Indien gesammelt.
Mit Unterstützung der Mitglieder des Chandni Projekts, Spenden seiner Restaurantgäste sowie dem Verkauf seiner selbst geschriebenen Bücher wurde das Hilfsprojekt ermöglicht, das Waisen und Kindern aus armen Familien eine bessere Zukunft ermöglichen soll. Sahunta übergab den Erlös persönlich vor Ort in Indien, um sicherzustellen, dass das Geld dort ankommt, wo es am dringendsten benötigt wird.
Das Restaurant Chandni, was auf Hindi „Mondlicht“ bedeutet, ist seit 35 Jahren eine feste Institution in Passau. Neben dem würzig-warmen Duft von Curry und Kurkuma erfüllt dort auch Nächstenliebe den Raum: Chandni ist nicht nur ein Ort für kulinarische Genüsse, sondern auch das Zentrum von Joseph Sahuntas wohltätigem Engagement. Sowohl das Gasthaus als auch das Hilfsprojekt, mit welchem Joseph Sahunta Schulkinder in seiner nordindischen Heimatstadt Jalandhar finanziell unterstützt, folgen seinem Namen und seiner Devise. Wie Mondlicht erhellt das indische Projekt dort das Leben vieler Kinder. Als gebürtiger Inder, der die Armut und Not vieler Familien am eigenen Leib erfahren hat, fühlt sich Sahunta tief mit den Kindern verbunden, denen es an den grundlegendsten Lebensnotwendigkeiten fehlt. Aus dieser persönlichen Erfahrung heraus initiiert er regelmäßige Spenden zur Unterstützung benachteiligter Kinder.
Es ist nicht das erste Mal, dass er Geld für die schulische Förderung indischer Kinder sammelt: Bereits in vergangenen Jahren hat Sahunta mehrere Mädchenschulen unterstützt, um den benachteiligten Mädchen eine Chance auf Bildung zu geben. Diesmal soll das Geld Waisen und Kindern aus ärmsten Verhältnissen zugute kommen.
„Bildung ist ein wichtiger Grundbaustein. Ich will motivierten und begabten Kindern die Möglichkeit geben, ihre Träume zu verwirklichen“, so Sahunta. Diese direkte Hilfe sei ihm eine Herzensangelegenheit. Ihm selbst gibt die Hilfsaktion einen Sinn im Leben und tut seiner Seele gut.
Einmal im Jahr fliegt Sahunta nach Indien, um mit Spendengeldern den Kindern eine Schulausbildung zu ermöglichen. Für nächstes Jahr plant er bereits eine große Projektreise im Februar, bei der er auch einige Leute mitnehmen will: „Man darf mich gerne kontaktieren“.
Der Restaurantbesitzer weiß, wie schwer ein guter Start fällt, aber nur zu gut, dass er mit seinem Hilfsprojekt den Kindern aus seiner Heimatstadt Jalandhar diesen Anfang erleichtern kann.
− jg
M4: Fotos von Joseph Sahunta
M5: Didaktische Impulse
1. "Die Armut eines Landes ist sehr stark abhängig von der Bildung"
Diskutiert zusammen in 4er-Gruppen, inwiefern Bildung den Wohlstand oder die Armut eines Landes beeinflussen kann und stellt eure Ideen auf einem Blatt Papier in einer Tabelle zusammen. Erkundigt euch ggf. auch nochmal spezieller über Indiens Armutslage und stellt ein Plakat mit aussagekräftigen Fotos und knappen Infos zusammen!
2. Glück zurückgeben
Herr Sahunta beschreibt, dass er mit seinem Chandni-Projekt ein Teil seines Glücks zurückgeben will, das ihm geschenkt wurde. Nimm dir Zeit für dich allein und denke an all das Gute, dass dir vertraute Menschen auf deinem Weg bislang mitgegeben haben. Oft ist es einem selbst oder auch den Mitmenschen gar nicht so bewusst, wie viel sie jemanden zu verdanken haben, wie viel sie jemandem geholfen haben. Fallen dir Möglichkeiten ein, wie du deinen "Helfern im Alltag" deine Dankbarkeit zeigen könntest? Gibt es etwas, was sie glücklich machen könnte? Notiere dir deine Ideen auf einen Zettel und probiere sie aus!
3. Demut & Dankbarkeit
Wähle entweder den Begriff "Demut" oder "Dankbarkeit" aus und verfasse dazu ein Akrostichon.