Royal Rangers Pfadfinder
Thema: Kinder, Jugend
M1: PNP, 27.08.2019, Nr. 197, S. 18
"Gemeinsam geh’n wir durchs Leben"
von Daniela Pledl
Die deutsche und die österreichische Fahne wehen am Mast. Grüppchenweise nehmen Kinder und Jugendliche im Halbkreis drum herum Aufstellung. Zeit für den Appell. Zeit, dass die Uniform – die khakifarbene "Kluft" mit dem gelb-blauen, geknoteten Halstuch – auch richtig sitzt. Und nicht schludrig, sonst notiert sich das der "Stammwart".
Seit 2008 gibt es in Passau die Royal Rangers, die Pfadfinder der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Passau. ca. 80 Mitglieder zählt der "Stamm". Auch aus weiter Entfernung und aus Österreich zieht es sie auf die "Rangerwiese" an der Neuburger Straße, einem weitläufigen Areal, das von einem Privatmann zur Verfügung gestellt wird.
Eine große Feuerstelle, eine Hütte, ein Bauwagen, ein Container und ein selbst gebauter Pizzaofen prägen den Platz. Im Elterncafé vertreiben sich die Erwachsenen die Zeit, bis ihre Kinder mit geröteten Wangen und nach Rauch riechenden Baumwollhemden bereit sind, heimzufahren. "Irgendein Lagerfeuer brennt immer", bestätigt "Stammleiterin" Almut Bareiß und lacht.
Von Beginn an leitet die gebürtig aus Mittelfranken stammende 38-Jährige, engagiertes Mitglied der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde, die Passauer Royal Rangers. "Ich bin selbst auf dem Dorf aufgewachsen, bin gerne draußen in der Natur. Mir gefiel die Idee."
Die "Royal Rangers" stammen ursprünglich aus den USA, "schwappten" 1981 aber nach Deutschland "über". Agnes Reger, Frau des Passauer Pastors, stieß vor rund elf Jahren zufällig auf das Konzept und regte eine Übernahme an. Almut Bareiß erklärte sich bereit: "Kinder und Jugendliche werden bei den Pfadfindern ganzheitlich gefördert. Eine gute Alternative zum mediengeprägten Alltag. Und eine gute Möglichkeit, christliche Werte zu vermitteln."
Jeden Freitag während der Schulzeit geht es auf der Rangerwiese hoch her. Da werden Bälle gekickt und Gebete gesprochen. Beim Appell machen die einzelnen "Teams" – sortiert nach Alter – Meldung. "Kichernde Kiwis" oder die "nicen Nashörner" nennen sich die Kinder und Jugendlichen zwischen 6 und 17 Jahren. Zum Beginn des Schuljahres werden die Teams jeweils aufgestellt. Ihre Teamnamen dürfen sich die Pfadfinder selbst aussuchen.
Ist die Bekleidung in Ordnung – "hier geht es auch um die Sicherheit und Gesundheit, wenn Holz herumliegt und die Kinder in FlipFlops laufen, geht das nicht", erklärt Stammleiterin Almut Bareiß –, dann werden, begleitet an der Gitarre, Lieder gesungen. Bewegungslieder, Pfadfinderlieder und christliche. "Mitmachen kann bei uns aber jeder, unabhängig von seiner Konfession", so die 38-Jährige.
"Gemeinsam geh’n wir durchs Leben, gemeinsam geh’n wir durch diese Welt. Die Sonne wird heller scheinen, für uns am hohen Himmelszelt" erklingen die Stimmen dann bei der Royal-Ranger-Hymne. Ist die Pfadfinderflagge gehisst, folgt das Rangerversprechen: "Mit Gottes Hilfe will ich mein Bestes tun, um Gott, meiner Gemeinde und meinen Mitmenschen zu dienen, die Royal-Rangers-Regeln zu halten und die Goldene Regel zu meinem täglichen Leitspruch zu machen." Matthäus 7, Vers 12, ist gemeint. "Alles, was ihr für euch von den Menschen erwartet, das tut ihnen auch" lautet dieser. "Das wollen wir vermitteln, das wollen wir vorleben", sagt Almut Bareiß über ihre "Helfer in Uniform".
In den einzelnen Teams stehen nach dem Appell altersspezifische Programmpunkte auf der Tagesordnung. Mit Andachten und Spielen, kleinen Experimenten und Basteln. Ab neun Jahren kommen Werkzeuge zum Einsatz. Einmal im Jahr gibt es ein Zeltlager. Nächstes Jahr nehmen die Royal Rangers zum Beispiel wieder am "Eurocamp" in der Schweiz teil, wo Stämme aus ganz Europa aufeinandertreffen.
Die Pfadfinderkluften spielen bei solchen Aufeinandertreffen eine wichtige Rolle. Aufnäher enthalten Infos für das Gegenüber: das Royal Rangers-Emblem etwa, den Stamm mit seiner Nummer (Passau 400), den letzten Campaufnäher, bei Kindern die Altersstufe sowie die erreichten Abzeichen und bei Leitern die Leitungsränge sowie die letzte absolvierte Leiterausbildung.
Der Familie, den Kranken und der Gemeinde helfen
Vieles bei den Pfadfindern ist so, wie man es aus den (meist amerikanischen) Filmen kennt. Da wird Feuer gemacht, Zunder hergestellt, ein Allzeit-Bereit-Päckchen gepackt und Stockbrot zubereitet. Erste-Hilfe-Maßnahmen werden gelernt, Knoten geknüpft und Abzeichen absolviert. Zum Erreichen von Letzteren wird der sog. "christliche Dienst" absolviert. Postkarten an Kranke werden geschrieben. Hilfe für die eigene Familie oder die eigene Gemeinde wird geleistet. Manchmal beteiligen sich die Royal Rangers auch an überörtlichen Hilfsprojekten, wie einem Besuch im Altenheim, Weihnachtspäckchen für Hilfsbedürftige im Ausland oder ganze Bauprojekte.
Neben dem Dienst am Nächsten geht es darum, "den Kindern die Möglichkeit zu geben, kreativ zu sein. Mit der Natur in Kontakt zu sein und selbst Dinge zu erschaffen. Die Möglichkeiten dazu schwinden in unserer Gesellschaft immer mehr", sagt Almut Bareiß. "Mich begeistert bei meinem Dienst bei den Royal Rangers, dass ich Kinder und Jugendliche darin begleiten darf, ihre Gaben zu entdecken und zu entfalten. Ich wünsche mir, dass sie positiv für ihr Leben geprägt werden, ihren Wert erfahren und Gott kennenlernen. All das mit einem erlebnisorientierten und ganzheitlichen Ansatz, draußen in der Natur und fern vom medienorientierten Alltag."
M2: Bilder der Royal Rangers
M3: Didaktische Impulse
1. Erstellt eine Mind-Map mit den Aufgaben, denen sich die Royal Rangers als Pfadfinder der Evangelischen-Freikirchlichen Gemeinde Passau widmen. Nehmt dabei auch Bezug auf die Aufgaben, die sie von anderen Pfadfindern vielleicht unterscheiden.
2. Kennt ihr noch weitere Organisationen, die ihren Dienst am Nächsten mit einem anderen Schwerpunkt verbinden, wie beispielsweise die Royal Rangers Pfadfinder mit der Natur? Überlegt in Partnerarbeit, ob es solche Organisationen in eurer Umgebung gibt.