Rodler, Georg
Thema: Eine Welt, Solidarität
M1: PNP, 20.03.2010, Nr. 66, S. 48
Sein Brunnen macht Dörfer glücklich
Georg Rodler aus Heindlschlag hat 3800 Euro für Brunnen im Senegal gesammelt
Von Mirja-Leena Klein
Heindlschlag. Zu seinem 50. Geburtstag wünschte sich Georg Rodler ausdrücklich keine Geschenke. Statt dessen bat der Vorsitzende der Katholischen Landvolkbewegung Passau (KLB) um Spenden, damit im nördlichen Senegal ein Brunnen gebaut werden könne. Und es kamen sagenhafte 3800 Euro zusammen, die komplett in den Brunnenbau flossen.
„Wasser herbeizuschaffen ist eine Schinderei im Senegal, und es ist Frauensache. Für sie ist es äußerst beschwerlich, lange Wege mit den 10-Liter-Krügen auf dem Kopf zu gehen. Die Frauen müssen dafür sehr früh aufstehen und mit dem kostbaren Gut sparsam haushalten.
Einen Brunnen in der Nähe zu haben, ist ein absolutes Highlight für die Senegalesen, damit wird ein ganzes Dorf aufgewertet. „Unser Brunnen wurde zwischen zwei Dörfer gegraben, somit gleich beide etwas davon haben“, so der Landwirt und fünffache Vater Georg Rodler.
Die KLB hat seit 1956 Kontakt zum Senegal. Seit zwölf Jahren besteht eine erneuerte Partnerschaft zwischen der Diözese Passau und St. Louis im Norden des Senegal. Diese Partnerschaft wird durch einen Praktikantenaustausch und gegenseitige Besuche gestärkt. 1999 wurde eine Landvolkshochschule fertig gestellt und nun zehn Jahre später auch ein Gästehaus, das feierlich eingeweiht wurde.
Aus diesem Anlass reiste Georg Rodler nun mit einer Delegation der KLB nach St. Louis - und vor allem auch, um zu sehen, ob sein Brunnen schon Wasser zutage befördert. Der Heindlschlager konnte sich davon überzeugen, dass sein „Geburtstagsgeschenk“ in Afe Leye gut angelegt worden ist. „Es ist eine Knochenarbeit, aus 40 Metern Tiefe den Wassereimer herauszuziehen“, erzählt Georg Rodler lachend und ist immer noch angetan von dem herzlichen Empfang der Senegalesen. „Alle begrüßten uns in ihren schönsten Gewändern. Und sogar der Bischof Ernest Sambou der Diözese St. Louis war gekommen, um das Gästehaus und den Brunnen einzuweihen.“
Wasser zu holen ist eine Schinderei
Für die Landbevölkerung im Senegal ist Wasser überlebenswichtig. Die meisten sind, wie Georg Rodler selbst, Landwirte und leben von ihrer Aussaat. Doch der Regen sei in den letzten Jahren immer unzuverlässiger gekommen, das brächte die Familien, die in der Regel sehr kinderreich sind, oft an den Rande der Katastrophe.
„In einer Gegend, in der es 35 Grad und mehr im Schatten hat, ist Wasser ein absolutes Luxusgut. Es gibt in dieser wüstennahen Region natürlich auch keine Bäche. Man sah dort zum Beispiel nie Kinder im Wasser plantschen oder damit herumspielen“, erinnert er sich.
Senegalesen denken nicht so sehr an morgen
Georg Rodler hat die Senegalesen als ein sehr optimistisches Volk kennengelernt, die nicht so sehr an morgen denken. Das erschwert manchmal die Bemühungen in der Entwicklungshilfe. Außerdem haben die meisten viel zu große Familien, um überhaupt etwas zurückzulegen. Trotz allem sind sie sehr unbeschwert, obwohl sie fast nichts besitzen. „Wir haben fast alles und von allem zu viel und sind so oft unzufrieden. Hier können wir wirklich etwas von den Senegalesen lernen“, findet er.
M2: Bild von Landwirt Georg Rodler beim Besuch in Senegal
M3: Didaktische Impulse
1. Angenommen, dein Vater oder deine Mutter hat einen „runden“ Geburtstag: Würdest du ihm / ihr raten, statt der zu erwartenden Geburtstagsgeschenke um Spenden für ein Eine-Welt-Projekt zu bitten? Begründe deine Meinung!
2. Könntest du dir selber vorstellen, auf Geburtstagsgeschenke zu verzichten und deine Freunde einzuladen, statt dessen für eine soziale Einrichtung zu spenden? Falls ja: welche Einrichtung würdest du bevorzugen?
3. Verfasst eine Glückwunschkarte für Herrn Rodler und geht dabei auf die Spendenaktion ein!