Putz, Milena
Thema: Ehrenamt, Glaubenszeugnis, Jugend
M1: PNP, 05.09.2015, Nr. 205, S. 35
Zusammen ist man weniger allein
Milena Putz (18) ist seit zwei Jahren Oberministrantin in Salzweg und organisiert 50 "Minis" – Zum Ministrieren kam sie durch den großen Bruder
von Sandra Niedermaier
Salzweg. Sie organisiert, wer wann ministriert, übt mit den Kleinen, hält Gruppenstunden, hilft bei Festen beim Bedienen und Abwasch, realisiert mit ihren Ministranten Projekte wie einen Grillplatz oder Pavillon bauen, ist beim Ratschen und Sternsingen dabei, fährt auf Ausflüge wie zur Kartbahn oder zum Zelten mit ihnen: Seit zwei Jahren hält Milena Putz als Oberministrantin 50 "Minis" in Salzweg zusammen. Die 18-jährige Gymnasiastin, die selbst seit fast zehn Jahren ministriert, hat ein weites Aufgabenfeld. Und ein sehr kurzweiliges, wie sie findet.
"Ministrant sein macht total Spaß, wir sind alle ein Freundeskreis", sagt sie. Ihr Vorbild war für sie ihr zwei Jahre älterer Bruder, der ihr vom Ministrantendienst vorschwärmte. "Viele Ältere waren bei den Ministranten, als ich in der dritten Klasse angefangen habe, Leute, zu denen ich aufgeschaut habe. Als Ministrantin habe ich sie ganz einfach kennen gelernt." Die hochgewachsene Blondine überlegt kurz, spielt mit ihrem Haargummi und sagt mit einem Lachen: "Und plötzlich ist man selbst bei den Großen und Oberministrantin."
Als sie vor zwei Jahren gefragt wurde, das Amt zu übernehmen, sei sie glücklich und ängstlich zugleich gewesen: "Ich fühlte mich zwar geehrt, dass man mir das Amt zugetraut hat – aber ich hatte Angst, dass ich ein Autoritätsproblem habe und keiner auf mich hört." Was dann aber gar nicht so gewesen sei: "Die tun, was ich ihnen sage, und hören mir zu", sagt sie und ihre Stimme klingt noch immer überrascht – ihre unkomplizierte und positive Art trägt bestimmt viel dazu bei. Von sich selbst sagt die Gymnasiastin: "Ich rede gerne und gehe offen auf andere zu."
In die Kirche zu gehen und zu ministrieren habe ihr immer Spaß gemacht. "Aber in der fünften und sechsten Klasse war’s mir peinlich. Es war irgendwie uncool, als ich in der Pubertät war." Vom Ministrieren abbringen lassen habe sie sich dadurch nicht. Als sie 13 Jahre alt war, durfte sie zum ersten Mal mit auf die Ministrantenwallfahrt nach Rom. Ihr Gesicht strahlt, als sie sagt: "Eigentlich hätte man erst ab 14 Jahren mitdürfen – ich war mit den Großen dabei. In Rom waren tausende Ministranten, 40000 oder mehr. Unbeschreiblich." Als 2014 die nächste Romwallfahrt stattfand – na klar, da war Milena Putz wieder mit dabei.
Durch Ausflüge, Ferienfahrten wie an den Chiemsee, Aktionen wie Grillen im Schnee haben die Ministranten an Ansehen gewonnen in den letzten Jahren, meint die Oberministrantin – und an Mitgliedern. 50 sind es mittlerweile in Salzweg, von Drittklässlern bis zu 18- und 19-Jährigen, für die sie die Ansprechpartnerin ist. Allein fühlt sie sich nie als Oberministrantin: "Es sind ja mehrere, die an der Spitze stehen. Wenn ich Lernstress habe und ausfalle, springt sofort jemand ein und hilft. Es ist echt immer jemand da für einen."
Was den Glauben betrifft, ist die 18-Jährige reflektiert: "Ich glaube an etwas Größeres und das Thema Religion interessiert mich sehr. Und ich gehe gerne in die Kirche und engagiere mich, auch weil unser Pfarrer Alexander Aulinger Feuer und Flamme für die Jugend ist und viel macht." Sie könne sich vorstellen, nach dem Abitur "auch was mit Religion zu studieren – aber erstmal will ich ins Ausland."
Milena Putz ist nicht nur Oberministrantin, sie ist auch beim Salzweger Jugendforum. "Das ist politisch, aber nicht parteilich", betont sie. Zehn Jugendliche zwischen 14 und 22 Jahren treffen sich alle zwei bis drei Monate, um mitzureden, was Projekte für junge Leute in Salzweg angeht, als Bindeglied zwischen Jugendlichen und Gemeinderat. "Ein mega Angebot für Jugendliche haben wir natürlich nicht in Salzweg, aber das zu verbessern, möchten wir eben erreichen", erklärt sie. "Dass der Grillplatz im Zentrum sein soll, darauf haben wir bestanden."
Und was macht jetzt eigentlich so Spaß? "Im Ehrenamt ist man immer in einer Gruppe, man ist nie alleine, man verbringt Zeit mit Leuten, die die gleichen Interessen haben. Gemeinsam erlebt man die tollsten Sachen."
M2: Bild von Milena Putz
M3: Didaktische Impulse
1. Kennst du Freunde, Bekannte oder Jugendliche aus deiner Pfarrei, die ministrieren oder ministriert haben? Lass dir von ihnen erzählen, wie sie ihren Ministrantendienst und die Mini-Gemeinschaft erleben und was sie alles unternehmen/ erlebt und unternommen haben.
2. Erkundige dich bei dem Oberministranten/ bei der Oberministrantin aus deiner Pfarrgemeinde, warum er/sie diesen Posten übernommen hat und welche Aufgaben er/sie hat. Ist er/sie auf sich allein gestellt oder gibt es ein Leiter-Team? Frage ihn/sie auch, wie er/sie diese Verantwortung empfindet.
3. Denke zurück an deine Zeit als Drittklässler, als gefragt wurde, wer in eurer Klasse gerne Ministrant werden will: Hast du dich damals dafür oder dagegen entschieden und gab es dafür bestimmte Gründe? Wenn du dich an die Erzählungen deiner Freunde, Bekannten,..., der Oberministranten (oder an deine eigene Zeit als Ministrant) erinnerst, hat sich seitdem an deiner Haltung gegenüber dem Ministrantendienst was geändert? Schreibe deine Gedanken in einem kurzen Brief auf.