Ott, Tilman
Thema: Eigeninitiative, Entwicklungszusammenarbeit, Solidarität
M1: PNP, 06.12.2016, Nr. 282, S. 35
Vilshofener Hilfe in Afrika
Tilman Ott und Egon Zillinger sind von ihrer Tansania-Reise zurück - Projekte werden stets größer
von Helmuth Rücker
Vilshofen. "Afrika braucht unsere Hilfe", sagte Entwicklungsminister Gerd Müller bei seinem Besuch in Vilshofen vor einigen Wochen. In der Zuhörerrunde saß auch Tilman Ott. Er nickte. Der Vilshofener Architekt fährt seit über 30 Jahren ein- bis zweimal im Jahr in den Osten Afrikas, um zu helfen. Vor wenigen Tagen kehrte er von seinem Herbst-Trip nach Tansania zurück. Im Gepäck: Neue Pläne für Projekte, unter anderem ein neues Krankenhaus und der Bau einer Schule mit angeschlossenem Internat.
Begleitet wurde Tilman Ott (70) von seiner Frau Sigrid (48) und seinem Freund Egon Zillinger (73). Die drei bilden den Kern des Vereins Kilimahewa, der 2010 gegründet wurde, um den Hilfsprojekten eine solide Basis zu geben. "Jährlich werden bis zu 200000 Euro bewegt, da braucht man eine Struktur", sagt Ott. Wenn er an die Anfänge denkt, muss er lachen. "Da bin ich mit 3000 Mark runtergeflogen." Die Vilshofener Hilfe für Tansania hat im Lauf der Jahre enorm an Dynamik gewonnen.
Die Wurzeln des Hilfsprojekts liegen im Kloster Schweiklberg. Die Missionsbenediktiner waren vor allem in den 50er und 60er Jahren erfolgreich aktiv, als in Tansania – einer ehemaligen deutschen Kolonie – bis zu 120 weiße Missionare tätig waren. Heute sind es noch zwölf. Zunehmend wird die Arbeit in die Hand einheimischer Ordensleute gelegt. Einst engagierte sich Tilman Ott, motiviert durch Freundschaften mit Schweiklbergern, rund um die Ordenseinrichtungen. Inzwischen laufen die Projekte in enger Zusammenarbeit mit der Diözese Daressalaam, an deren Spitze Erzbischof Pengo steht. Hauptansprechpartner bleibt Bruder Markus Forster (66) vom Kloster Schweiklberg.
Tilman Ott bringt sich vor allem als Architekt ein. Er plant Schulen und Krankenstationen, Kindergärten und Werkstätten, Heime und Kirchenbauten. "Planen ist das eine, bauen das andere. Noch wichtiger ist aber der Erhalt der Einrichtungen", berichtet Tilman Ott. Um das zu gewährleisten, finanziert der Verein Kilimahewa inzwischen 40 Arbeitsplätze: Maurer, Steinemacher, Zimmerer, Schreiner, Elektriker, Schlosser, Kindergärtnerinnen und Krankenpfleger. Die Verwaltung vor Ort läuft über die Diözese. Der Jahresetat liegt wie erwähnt bei 200000 Euro im Jahr, rund 100000 Euro davon kommen in Vilshofen und Umgebung über Spenden zusammen. "Mal haben wir jemanden, der sagt, er finanziert einen Kindergarten. Wichtig sind uns aber auch die 5- oder 50-Euro-Spender", erzählt Egon Zillinger. "Eine Schulbank kostet zum Beispiel 30 Euro." Er ist im Juli 2006 das erste Mal nach Afrika geflogen. Notgedrungen, da die von ihm gelieferten Kirchenfenster eingebaut werden mussten. Seitdem ist er "infiziert", fährt jährlich mit, wenn es gilt, nachzuschauen, wie weit die Projekte sind, die beim letzten Besuch angestoßen wurden.
2015/16 wurde viel erreicht: eine Schule, zwei OPs im Krankenhaus, ein Tiefbrunnen, ein Traktor mit Ackergerät, vier Toilettenanlagen, zwei Häuser für die Mitarbeiter. Beim jüngsten Besuch wurden die Pläne für eine private Schule der einheimischen Benediktinerinnen besprochen und besiegelt: Sieben Klassenzimmer für insgesamt 315 Kinder, dazu ein Internat. Dazu hat sich der Verein Kilimahewa entschlossen, weil das staatliche Schulniveau am Boden ist.