Nicky und Conny, Chiemsee
Thema: Hilfsbereitschaft, Lebensretter, Zivilcourage
M1: PNP, 25.04.2012, Nr. 96, S.10
Sie haben zwei Männern das Leben gerettet
Nicky (17) zog zwei gekenterte Kajakfahrer aus dem eiskalten Chiemsee – Ihre Freundin Conny (16) unterstützte sie
von Robert Piffer
Den Start in ihren 17. Geburtstag hatte sich Nicky eigentlich anders vorgestellt: Anstatt mit den Mitschülerinnen aus der Profilklasse im Internat auf Schloss Ising verbrachte sie die Nacht im Krankenhaus in Traunstein. Der Grund: Am Montagabend hatte sie zwei Männer aus dem eiskalten Chiemsee gerettet und sich dabei stark unterkühlt. "Es ist ein cooles Gefühl, so eine Leistung geschafft zu haben", sagte die Internatsschülerin, die aus Poing bei München stammt, am Dienstagnachmittag, als sie zurück im Internat war.
Mit Freundinnen aus dem Internat, darunter auch ihre Klassenkameradin Conny (16, Bad Reichenhall), hatte Nicky am Montagabend noch einen Spaziergang zum Chiemsee gemacht. Bis zum Bikertreff "Kupferschmiede" am Ortseingang von Seebruck waren sie gekommen, als ihnen eine Frau mit Hund und ein älterer Herr aufgeregt entgegenkamen.
"Da draußen ist ein Boot gekentert", riefen die beiden. Da hörten Nicky und ihre Freundinnen auch schon Hilferufe aus dem Wasser. Gut 200 Meter vom Ufer entfernt klammerten zwei Männer an einem gekenterten Kajak. Vor lauter Kälte konnten sie sich kaum noch bewegen.
"Wir müssen sie da rausholen", war Nicky sofort klar. Sie zog ihre Jeans aus und stürzte sich in Slip und einem Top ins eisige Wasser. Auch Conny wagte sich in die Fluten, aber die Kälte raubte ihr den Atem. Sie musste umkehren. "Ich habe auch einen Moment daran gedacht, umzukehren", gestand Nicky, "aber dann hab ich mir gedacht, die da draußen sind schon länger in dem kalten Wasser, dann schaffe ich das auch."
Als Nicky das Boot erreicht hatte, versuchte sie die Männer zu beruhigen, forderte sie auf, sich an dem Kajak festzuhalten. Das Boot hatte zum Glück eine Schnur am Bug. Die packte Nicky und schwamm, das Boot mit den daran geklammerten Männern im Schlepptau zurück in Richtung Ufer. Etwa 50 Meter musste sie schwimmend zurücklegen, dann hatte sie am seichten Ufer Boden unter den Füßen und konnte das Boot die restlichen 150 Meter im Wasser gehend ziehen.
Rund 20 Minuten war Nicky im kalten Wasser. Wieder an Land wurde das Trio bereits von den inzwischen zahlreich angerückten Rettungskräften in Empfang genommen. Einer der Männer kam wie Nicky in das Krankenhaus nach Traunstein, der andere nach Trostberg. Zumindest einer der Männer lag am Dienstag noch in der Klinik.
Ohne das beherzte Eingreifen wären die beiden Kajakfahrer, ein 28-Jähriger aus Haag (Lkr. Mühldorf) und ein 27-Jähriger aus Kirchweidach (Lkr. Altötting), vermutlich ums Leben gekommen, sagten Retter.
M2: Bild von Nicky und Conny
M3: Didaktische Impulse
1. Lest euch den Text genau durch und versetzt euch in die Lage der beiden Lebensretterinnen. Würdet ihr euch an ihrer Stelle genauso verhalten bzw. wie würdet ihr euch in dieser Situation entscheiden?
2. Erstellt eine Ehrenurkunde für die beiden Retterinnen!
3. Welche Eigenschaften bewundert ihr an Menschen wie Nicky und Conny und was könnt ihr von ihnen lernen?
4. Haltet ihr es für gerechtfertigt, dass in dem Text sowohl Nicky als auch Conny als Lebensretterinnen bezeichnet werden? Wer ist für euch die wahre Retterin? Nehmt dazu kritisch Stellung!