Nebl, Thomas
Thema: Lebensretter, Eigeninitiative, Nächstenhilfe
M1: PNP, 09.05.2017, Nr. 106, S. 19
Sprung ins kalte Wasser: Passauer rettet Frau aus dem Inn
Touristin landet bei Spaziergang um die Ortsspitze im Fluss - Anwohner hört das Platschen und eilt zu ihr
von Sandra Hatz
Es war selbstverständlich für ihn. Ist es aber nicht. Ein Passauer hat am vergangenen Donnerstag einer Touristin vermutlich das Leben gerettet. Sie war auf Höhe des Lukas-Kern-Kinderheims geradewegs in den Inn marschiert. Ihr Mann war wie gelähmt, rief am Ufer um Hilfe. Thomas Nebl sprang.
Der 39-Jährige überlegte nicht. Er hatte sich vor dem Lukas-Kern-Kinderheim auf einer Bank niedergelassen. Er hörte Schritte, einen "Platscher" und Hilferufe. Gesehen hat er nichts. "Ich habe nicht überlegt," sagt er später. Thomas Nebl ist kein Rettungsschwimmer. Trotzdem war ihm in dem Moment offenbar ganz klar, was zu tun ist. Er legte sein Handy und seinen Schlüsselbund auf die Mauer, zog unterm Laufen die Jacke aus, sah inzwischen auch die Frau im Inn, schlüpfte aus seinen Schuhen und sprang ins Wasser. "In dem Moment ist mir die Brille eingefallen, die ich noch schnell zurück auf das Pflaster geworfen habe. Sie hat nicht einen Kratzer."
Thomas hat nicht einen Moment gezögert", erzählt Astrid Störzer. Zusammen mit ihrem Mann hat sie vom Balkon aus alles beobachtet. Die Frau war von der Ortspitze kommend auf der Innpromenade geradewegs in den Inn marschiert. "Stopp. Stehenbleiben", schrie ein Mann ein paar Meter hinter ihr. Dann platschte es und der Begleiter rief um Hilfe. Es ging sehr schnell.
Im Wasser sah Thomas Nebl die Frau im Wasser treiben. Sie habe rücklings auf der Oberfläche getrieben. Mit offenen Augen habe sie nach oben gestarrt, sich nicht bewegt und auf sein Zurufen nicht reagiert. Allein an einem Rucksack habe sie sich festgehalten.
Nebl packte die Frau mit dem rechten Arm und zog sie etwa 15 Meter mit sich zurück zum Ufer, wo Bernhard Störzer und andere Passanten die Rettungsstange bereithielten. Der Retter hantelte sich mit der Frau Richtung Anlegestelle, wo beide raus klettern konnten.
Astrid Störzer hatte Decken aus dem Haus gebracht. Die Verunglückte stand schließlich in diese eingewickelt am Ufer und schien erst zu sich zu kommen. "Warum bin ich so nass?" Thomas Nebl ging zum Duschen in seine Wohnung im Ort. "Gut, dass Sie gesprungen sind. Ich hätte das nicht gekonnt", sagte der Mann der Geretteten. Das Ehepaar – beide etwa Mitte 30 – stand wohl unter Schock. Es erklärte, dass die Frau unter epileptischen Anfällen litt und einen Hirnschrittmacher habe. Trotzdem: So etwas haben sie noch nicht erlebt. Sie seien auf Urlaub in Regensburg und hätten mit dem Zug einen Ausflug nach Passau gemacht. Die Frau bekam Tee und Kleidung von Astrid Störzer. Sie bedankten sich und versprachen die Kleider zurückzuschicken.
"Ich habe nicht nachgedacht, vielleicht wäre es sonst ganz anders gekommen", sinniert Thomas Nebl vier Tage nach dem Unfall. "Thomas hat reagiert, wie wenn er das einstudiert hätte," sagt Bernhard Störzer. Zum Glück hat er nicht einen Kratzer abbekommen. "Auch konnte ich ja gleich duschen". Das Wasser müsste, so sagt ein Bekannter, der bei der Feuerwehr ist, so um die zehn Grad gehabt haben. Thomas Nebl kennt natürlich als direkter Anwohner am Inn den Fluss als ständigen Begleiter. Er weiß ungefähr, wo Steine und Felsen sind, kann die Strömung einigermaßen einschätzen. "Ich habe mir nur gedacht, die Frau muss raus bevor sie noch mehr Richtung Ortspitze und Donau treibt", sagt er. Den Rucksack ließ sie aus, als er sie mit sich zog. Passanten haben auch das Gepäckstück aus dem Wasser ziehen können.
M2: Didaktische Impulse
1. Verfasst eine Urkunde für Herrn Thomas Nebl, in der ihr sein lebensrettendes Eingreifen lobt und ihm dafür dankt!
2. Beschreibt Thomas Nebl und das Ehepaar Störzer mit geeigneten Adjektiven und sammelt diese schriftlich auf einem Plakat.
3. Der Ehemann von der Frau, die in den Inn hineingelaufen ist, stand wie gelähmt am Ufer und sagte später zu Thomas Nebl: "Gut, dass sie gesprungen sind. Ich hätte das nicht gekonnt." Fallen euch Selbstvorwürfe ein, die dem Ehemann durch den Kopf gehen könnten? Besprecht euch in 5er-Gruppen und notiert sie euch in einer großen Sprechblase.
4. Die gerettete Frau und ihr Ehemann wollen die geliehenen Kleider wieder zurückschicken. Schreibt einen möglichen Dankesbrief, den das junge Ehepaar an Astrid und Bernhard Störzer mitschicken könnte!