Mück, Jasmin
Thema: Lebensretter, Unfall
M1: PNP, 14.05.2014, Nr. 110, S.10
Von Verena Wannisch
Grafenau/ München: "Aus dem Augenwinkel hab ich das entgegenkommende Auto noch gesehen und mir gedacht, der fährt ja auf der falschen Seite", erinnert sich Jasmin Mück an den Ostermontag 2012. Und dann hat es auch schon gekracht. "Das Auto vor uns ist mit dem entgegenkommenden einfach frontal zusammengestoßen", so die heute 17-Jährige.
Ausflugsfahrt wird zum Unfall-Drama
Für Jasmin und ihre beiden Großmütter sollte der Ostermontag einen vergnüglichen Abschluss nehmen. Das Trio aus Grüb bei Grafenau (Landkreis Freyung-Grafenau) war am 9. April 2012 auf dem Weg nach Aicha v. Wald zu einer Theateraufführung, als kurz nach 19 Uhr der Unfall auf der Kreisstraße PA 93 passierte. Der Fahrer eines Opel Corsa war von Aicha v. Wald kommend in Richtung Hutthurm in einer leichten Rechtskurve aus ungeklärter Ursache auf die Gegenfahrbahn geraten. Dort kollidierte er mit einem BMW aus Tschechien. Nur knapp entgehen Jasmin und ihre Großmütter, die direkt hinter dem BMW fuhren, selbst dem Zusammenstoß.
Sitzenbleiben und auf das Eingreifen der anderen hoffen, für Jasmin Mück ist das keine Option. Sie läuft zur Unglücksstelle. "Ich habe mich gefragt, was ich tun kann, und habe geschaut, was los ist." Dort erwartet die damals 15-Jährige eine schreckliche Szenerie. Die beiden Unfallwagen sind stark zerstört. "Schlimm war es bei dem Opel." Jasmins Stimme stockt kurz, bevor sie weitererzählt. "Das Mädchen auf dem Beifahrersitz war kaum mehr zu erkennen, der Fahrer hatte offene Brüche und das kleine Kind auf dem Rücksitz hat stark geblutet." Für die Beifahrerin kommt jede Hilfe zu spät, der Fahrer stirbt später im Krankenhaus.
Zusammen mit anderen Ersthelfern versucht Jasmin den BMW-Fahrer bis zum Eintreffen der Rettungskräfte bei Bewusstsein zu halten. Als einer der beiden Wagen zu rauchen beginnt, klappert die Schülerin die hinter dem Unfall zum Stehen kommenden Wagen ab, auf der Suche nach einem Feuerlöscher.
Hört Jasmin heute Sirenen von Polizei und Rettungskräften heulen, schießen ihr noch immer die Bilder von Ostermontag 2012 durch den Kopf. "Ganz weg sind die Bilder noch nicht, aber es ist besser geworden", sagt sie heute. Gespräche mit Familie und Freunden hätten ihr geholfen, das Erlebte zu verarbeiten.
Dennoch: Eingreifen statt zuschauen, das würde sie jederzeit wieder machen. Für einen Moment wird die junge Frau nachdenklich: "Das Mädchen, das bei dem Unfall ums Leben kam, war damals kaum älter als ich und wären wir nur drei Sekunden früher dran gewesen, hätte es vielleicht unser Auto erwischt."
Sie wird für ihre Rettungstat mit der Christophorus-Medaille ausgezeichnet.
M2: Bild von Jasmin Mück
M3: Didaktische Impulse
1. Urkunde für Jasmin Mück
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2. Bereite mit deinem Partner ein Interview mit Jasmin Mück vor.
Was ging ihr zuerst durch den Kopf, als sie das entgegenkommende Auto sah? Hat sie gezögert, bevor sie helfend eingriff? Derartige Fragen können als Anregungen für das Interview dienen. Das Interview kannst du dann als Rollenspiel mit deinem Partner führen, der sich in Jasmin Mück hineinversetzt.