Meding, Peter
Thema: Zivilcourage
M1: PNP vom 24.9.2009, Nr. 221, S. 12
Hermann rechtfertigt Ausladung eines Helden
München. Innenminister Joachim Herrmann hat Ärger in Zusammenhang mit der Verleihung der Sicherheitsmedaille. Etliche beherzte Bayern wurden ausgezeichnet, einen indes, der Kinder beschützt hatte und dabei selbst schwer verletzt wurde, hat das Ministerium wieder ausgeladen. Peter Meding heißt der Mann. Er hat sich im Februar 2008 am S-Bahnhof in Tutzing schützend vor Kinder gestellt, die von zwei jungen Männern bedroht worden waren. Folge: Platzwunden am Hinterkopf, Schulter ausgekugelt, Knochenhaut zerfetzt, Bizepse abgerissen und Schulterpfanne ausgebrochen. Immerhin: Er kam mit dem Leben davon.
Münchner Medien berichteten im Zuge der Vorgänge von Solln auch über Peter Meding, auch das Münchner Innenministerium rief bei ihm an und lud ihn ein: Meding sollte als „Held des Alltags“ geehrt werden. Keine fünf Stunden später allerdings gab es einen zweiten Anruf aus dem Ministerium - bei dem Meding wieder ausgeladen wurde. Grund: Das Ministerium hatte ihn genauer unter die Lupe genommen und dabei unter anderem festgestellt, dass er wegen Drogenhandels vorbestraft ist, die Bewährung noch läuft.
Die Frage, die man sich gestellt hat: „Kann man so jemanden ehren?“ Der Minister jedenfalls verteidigt entschieden, dass Meding wieder ausgeladen wurde: „Die Hilfe für die Kinder ist sicherlich genauso viel wert wie die eines anderen“, so Herrmann im MDR, aber: „Umgekehrt hat er gerade auch mit dem Handel mit Kokain andere in Gefahr gebracht.“ Herrmann findet, man könne „das eine von dem anderen schlecht trennen.“
Dass man Meding erst ein-, dann wieder ausgeladen habe, sei „dumm gelaufen, das kann man nicht verschweigen“, räumt der Pressesprecher des Ministers, Oliver Platzer, ein. Andererseits sei Meding nicht so harmlos, wie er sich jetzt darstelle. „Es ist nicht so, dass er nur mal einen Joint geraucht hat.“
Als Meding sich in Tutzing vor die Kinder gestellt habe, habe er sich „vorbildlich und couragiert verhalten“, gesteht Platzer dem Mann zu, deshalb sei die Ehrung auch nicht ausgeschlossen. Es müsse aber schon sehr genau geprüft werden, ob Meding tatsächlich so ein Vorbild sei, wie er sich im Moment in den Medien darstelle. Worauf genau sich diese Ansicht des Ministeriums stützt, darf Platzer nicht sagen - „Persönlichkeitsschutz“. Aber die Alarmglocken des Hauses müssen ziemlich laut gebimmelt haben, als das Anliegen der Ehrung geprüft wurde. Immerhin: Ebenfalls geprüft wird, ob Meding, der heute angeblich arbeitsunfähig und ruiniert ist, Hilfe aus dem Opferentschädigungsgesetz erhalten kann. - ka
M2: Didaktische Impulse
1. Was ist deine Meinung: Sollte Peter Meding wegen seines zivilcouragierten Verhaltens geehrt werden, auch wenn er kein perfekter Held ist? Diskutiert über diese Frage!
2. Verfasst den Text einer Rede anlässlich einer Ehrung, bei der auch die beschriebenen Vergehen des Helden nicht unerwähnt bleiben.
3. Muss ein Held perfekt sein?