M., Martin
Thema: Lebensretter, Unfall
M1: PNP, 28. Juni 2022, Nr. 146, S. 9
Kind stürzt aus Fenster: Passant fängt es auf
Mädchen hing an Fensterbrett – Retter spricht über Heldentat
von Isabel Metzger
Mittertreffling. Der blitzschnellen Reaktion eines Autofahrers hat es ein achtjähriges Mädchen zu verdanken, dass es nicht schwer verletzt oder womöglich sogar noch Schlimmeres passiert ist. Das Kind hing am Fensterbrett im ersten Stock eines Mehrfamilienhauses im oberösterreichischen Mittertreffling (Bezirk Urfahr-Umgebung) und drohte auf das Pflaster neben der Eingangstür zu stürzen, als ihr Schutzengel mit seinem Auto vorbeifuhr.
"Meine Frau hat gerufen, bleib stehen, da hängt ein Kind", beschreibt Martin M. – seinen vollen Namen möchte der Retter nicht in der Zeitung lesen – den Moment, als ihm die Gefahr, in der sich das Mädchen in etwa vier Metern Höhe befand, bewusst wurde. Der 41-Jährige stoppte, stieg aus und fackelte nicht lange. "Ich bin sofort hin, um zu schauen, dass ich die Kleine auffangen kann."
Einen kurzen Augenblick habe er überlegt, ob er eine andere Rettungskette in Gang setzen soll. Aber ihm sei klar gewesen, dass sich die Achtjährige nicht mehr so lange halten kann, bis die Helfer an dem Mehrparteienhaus eintreffen würden. Und er behielt Recht. Es seien gefühlt keine zehn Sekunden vergangen – "dann hatte ich sie schon in den Armen".
"Das hätte doch jeder gemacht"
Das Mädchen blieb unverletzt. Und Martin M. übergab es der Mutter, die sich nach Angaben der Landespolizeidirektion Oberösterreich zwar in der Wohnung aufhielt, aber gar nicht bemerkt hatte, in welcher Gefahr ihre Tochter schwebte. Diese war vermutlich auf das Fensterbrett geklettert, aus welchen Gründen auch immer, und hatte dann den Halt verloren. Wäre sie aus dem geöffneten Fenster auf das Pflaster gestürzt, hätte dies tödliche Folgen haben können.
Dabei war es purer Zufall, dass ihr Retter überhaupt an diesem Haus in Mittertreffling nahe Linz vorbeikam, noch dazu genau zu diesem Zeitpunkt am Sonntagnachmittag. "Ich war mit der Familie bei Freunden eingeladen", erzählt Martin M. unserer Zeitung. Er wohne zwei Kilometer vom "Tatort" entfernt und würde ansonsten so gut wie nie diese Strecke fahren.
Viel Aufhebens will der Oberösterreicher nicht um seine Heldentat machen. Auf die Frage, ob er sich bewusst sei, dass er womöglich ein Leben gerettet hat, antwortet Martin M. nur mit: "Kann sein." Auch als Held will sich der 41-Jährige nicht bezeichnen. "Das hätte doch jeder gemacht", meint er bescheiden.
M2: Didaktische Impulse
1. Verfasse eine Lebensretter-Urkunde an Martin M. und beschreibe ihn und sein Handeln dabei genauer.
2. Sammelt im Plenum passende Adjektive, die den Lebensretter Martin M. beschreiben. Erstellt danach zu zweit ein Akrostichon zum Begriff "Lebensretter / Lebensretterin".
3. Überlege zuerst selbst, wie du in der Situation von Martin M. gehandelt hättest. Tausche dich im Anschluss in einer Kleingruppe darüber aus und diskutiert gemeinsam die Aussage des Lebensretters "Das hätte doch jeder gemacht".