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Lang, Stefan

Thema: Hilfsbereitschaft, Kinder, Lebensretter, Unfall, Zivilcourage

M1: PNP-Artikel vom 25.5.2000, Nr.120, S.40

Helden müssen nicht zwei Meter groß sein

Neunjähriger erhält Bayerische Rettungsmedaille

Von Jenny Voß

Wegscheid. Stephan Lang ist neun Jahre alt. Und Stephan ist ein Held. Als ein kleiner Bub beim Spielen in einen Fischweiher fiel, zog er ihn heraus - obwohl er selbst nicht schwimmen konnte. Dafür wird Stephan Lang jetzt mit der Bayerischen Rettungsmedaille ausgezeichnet.
Wie fühlt man sich als Lebensretter? Eigentlich auch nicht anders als jeder andere Junge, der die vierte Klasse der Grundschule besucht und dessen Hobbys Skaten, Fußballspielen und Radfahren sind. Und mittlerweile auch Schwimmen - denn das hat Stephan sofort nach dem Unglück gelernt.
Der Tag des Unglücks, der 1. Juli 1999, war ein warmer Tag. Stephan und sein Freund spielten auf dem Sportplatz in Wegscheid. Andere Kinder riefen ihnen zu, sie sollten doch mit zu den Fischweihern kommen. Unter ihnen der dreijährige Scott Lendl, von den anderen Scottie genannt: blonde Haare, Stupsnase, Windelträger. Diese Windel sollte ihm das Leben retten. "Von den Größeren hatte sich Scottie wahrscheinlich abgeschaut, dass sich an einem der Weiher ein Container mit Fischfutter befand", erzählt Stephan. Aus diesem Container holte sich der kleine Bub eine Handvoll Futter, um die Fische im Weiher anzulocken. Um sich die Tiere besser ansehen zu können, beugte er sich weit über den Beckenrand. Dabei verlor der Dreijährige das Gleichgewicht und stürzte kopfüber ins Wasser.
"Es ging ziemlich schnell", erinnert sich Stephan. "Scottie hat wie wild gepaddelt und um sich geschlagen. Die Windeln haben ihn über Wasser gehalten. Sonst wäre er wahrscheinlich sofort ertrunken." Die anderen Kinder standen unter Schock. Scotts Schwester, sein Bruder und zwei andere Buben standen hilflos am Ufer und weinten. Scott drohte zu ertrinken. "Da habe ich mir gedacht: Einer muss den kleinen Buben rausziehen", erzählt Stephan. Weil er nicht schwimmen konnte, legte er sich auf den Bauch und hielt sich an der Stützmauer fest, die den Teich umgab. Mit einer Hand gelang es ihm, Scott zu fassen und aus dem Teich zu ziehen. "Scottie hat sich im Wasser gedreht, aber irgendwie habe ich ihn erwischen können. Das Ganze war wirklich knapp", sagt der Neunjährige.
"Ich konnte es wirklich nicht glauben, als Stephan dann nach Hause kam und sagte, dass er gerade einem kleinen Buben das Leben gerettet hat", sagt Christa Lang, Stephans Mutter. Denn Stephan war der einzige in der kleinen Kindergruppe außer Scott, der nicht schwimmen konnte.
Ans Wasser traut sich Scott seit dem Unglück nicht mehr. Stephan erhält für seine Zivilcourage am Montag, 29. Mai, von Ministerpräsident Edmund Stoiber die Bayerische Lebensrettungsmedaille verliehen. "Die kommt ins Wohnzimmer an die Wand", verrät er und geht auf den Hof zum Spielen.

M2: Bilder von Stefan Lang

M3: Didaktische Anregungen (erarbeitet von Maria Wimmer)

A. Baustein Eins - Dilemmageschichte

Vorbilder sind sehr wichtig und agieren als "Spiegelungsfolien für die eigene „Wertentwicklung“. Dieses Wertbewusstsein wird sehr gut durch eine regelmäßige Diskussion von moralischen Konflikten geschult und geschärft. Dabei eignen sich bereits in der Grundschule sog. Dilemmageschichten.

Eine Dilemmageschichte soll im folgenden geschildert werden:

Stephan und seine Freunde spielen auf dem Sportplatz in Wegscheid. Einige andere Kinder rufen ihnen zu, doch zu dem nahegelegenen Fischweiher zu kommen. Unter ihnen auch Max, den Stephan nicht so gern mag und auch umgekehrt. In einer Schulpause stellte Max ihm einmal ein Bein, tat dann aber so, als ob sich Stephan nur ungeschickt angestellt habe und sagte zu ihm: „Du Blödmann! Schau doch hin, wo du hintrittst!“ Das wird Stephan nie vergessen.

Max versucht gerade mit einem Handvoll Futter die Fische im Weiher anzulocken, als das Unglück passiert: Er verliert das Gleichgewicht und stürzt kopfüber ins Wasser. Wie wild paddelt und schlägt er um sich und schreit laut um Hilfe. Die herumstehenden Kinder stehen unter Schock, zwei andere weinen. Da denkt Stephan: „Ich muss ihn doch retten! Aber ich kann als Einziger nicht schwimmen.“ Er überlegt schnell, was er tun soll...

 Aufgabe der Klasse soll es nun sein, die richtige oder falsche Lösung des Problems herauszufinden. Gibt es eine richtige Entscheidung? Dies muss jeder Schüler für sich selbst herausfinden.

Folgende Lösungen und Entscheidungen könnten in der Klasse überlegt und diskutiert werden:

  • Wieso soll ich ihm jetzt helfen, wenn er mir damals so Unrecht getan hat und gemein war?
  • Sollen ihm doch die anderen Kinder helfen, die kennen ihn doch besser usw.

Oder:

  • Ich muss ihm helfen, er könnte ja sterben!
  • Auch wenn er mir damals weh getan hat, er ist jetzt in einer wirklichen Notlage, ich muss ihm helfen...

B. Baustein zwei - ein „Zivilcourage-Plakat“

Gerade im Schulleben bleiben Reibereien, Unglücke und Missverständnisse nicht fern. Lebensbedrohliche Situationen wie beim kleinen Stephan sind natürlich die Ausnahme im alltäglichen Leben, dennoch befinden sich auch Schüler oft in einem Zwiespalt: „Soll ich dem Jungen im Pausenhof seine hinuntergefallene Semmel aufheben oder liegen lassen? Soll ich dem aus der vierten Klasse, der gerade meine Freundin gehänselt hat, meine Meinung sagen, oder einfach still sein - er ist ja größer und stärker als ich?!“

Eine Möglichkeit und Motivation für Kinder, in solchen Situationen Mut und Verantwortung zu zeigen, ist, im Klassenzimmer ein „Zivilcourage-Plakat“ zu erstellen. Dabei sollen Kinder, die bei Schwierigkeiten anderer helfend oder mutig eingegriffen haben, ausgezeichnet und vermerkt werden. Dies fördert sicher bei den anderen Schülern ebenfalls die Bereitschaft, nicht wegzuschauen, sondern einzugreifen - aktiv zu werden. Dies erfordert Mut, Schneid und Überwindung, aber die Anerkennung der Mitschüler und der eigene Stolz, etwas Gutes und moralisch Richtiges getan zu haben, überwiegt das vorherige Zögern oder die Scheu.

Dabei können auch einige Regeln gemeinsam erarbeitet und angebracht werden, oder - als Pervertierung – „gute Gründe“, NICHT einzugreifen.

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