Kufner Konrad, Wimmer Christian
Thema: Solidarität, Tod/ Tote, Sportlich helfen
M1: PNP, 16.10.2010, Nr. 241, S. 42
Extremtour über zwölf Tausender
Konrad Kufner und Christian Wimmer starten Lauf auf Bayerwald-Berge - Aktion für den Verein „Sportlich helfen“
Von Karin Mertl
Fürstenzell/Ruderting. Konrad Kufner (35) und Christian Wimmer (40) haben sich Extremes vorgenommen: Sie laufen im oberen Bayerischen Wald auf zwölf Berge mit über 1000 Höhenmetern. Mit dieser Aktion unterstützen sie das Engagement des Fürstenzeller Vereinsvorsitzenden von „Sportlich helfen e.V.“, Rainer Schmoigl, für schwerstkranke Kinder.
Die beiden Athleten aus Ruderting starten heute in aller Herrgottsfrühe ihr sportliches Abenteuer. Dabei dürfen sie sich buchstäblich warm anziehen. Die Meteorologen haben für dieses Wochenende schon den ersten Wintereinbruch in höheren Lagen voraus gesagt. „Wir werden also die Winterausrüstung brauchen“, berichtet Kufner. Er und sein Laufpartner starten von Bad Kötzting aus in Richtung Arber und steuern auf einer technisch sehr anspruchsvollen Trailstrecke zwölf Tausender an. Warum?
Die beiden Männer wollen mit ihrem Husarenritt Spenden für den gemeinnützigen Verein „Sportlich helfen e.V.“ sammeln, der schon mit mehreren spektakulären Sport-Aktionen von sich Reden gemacht hat. „Ich habe davon gelesen“, erzählt Kufner. Und bei einem Gespräch mit Rainer Schmoigl ist dann die Idee zu dem heutigen Lauf entstanden.
Kufner ist beruflich Geschäftsstellenleiter einer Versicherung in Cham und in seiner Freizeit seit Jahren ein leidenschaftlicher Läufer. Für den WSV Otterskirchen hat er heuer schon drei Meistertitel im Seniorenbereich über die klassischen Mittelstrecken 400, 800 und 1500 Meter eingefahren. An die kürzeren Distanzen gewöhnt, ist die Strecke über 40 Kilometer in den Bergen heute eine große Herausforderung für ihn - und auch für seinen Begleiter Christian Wimmer. Der 40 Jahre alte Bankangestellte teilt das Hobby seines Laufpartners, bestreitet aber keine Wettkämpfe. Die beiden haben sich durch Zufall kennen gelernt. „Ich bin jeden Tag die Strecke Fischhaus-Oberilzmühle und zurück gelaufen. Eine extreme Strecke, die eigentlich sonst niemand läuft“, sagt der 35-Jährige schmunzelnd. Und dann hat er dort irgendwann Christian Wimmer getroffen, der die selbe Trainingsstrecke für sich entdeckt hatte. Seitdem trainieren die zwei Männer oft gemeinsam.
Die heutige Tortur werden sie ohne jegliche Verpflegungsstellen oder Begleiter meistern müssen. Erst am Großen Arber, wo sie nach etwa viereinhalb Stunden um 12 oder 13 Uhr ankommen wollen, werden sie für ihre Strapazen belohnt. Dort nehmen Mitglieder von „Sportlich helfen e.V.“, Freunde, Bekannte und Familienmitglieder die zwei Helden in Empfang. Der Wunsch der beiden: „Dass wir’s gesund überstehen und dass viele Spenden für den Verein zusammenkommen.“
Wenn dessen Vorsitzender Rainer Schmoigl Bilanz zieht, kann er inzwischen von rund 30 000 Euro an Spenden für schwerstkranke Kinder berichten - die Privatinitiativen vor der offiziellen Gründung des Vereins mit eingerechnet. Wie das Geld zusammenkommt, ist im Grunde verblüffend einfach: „Am Anfang steht immer eine verrückte Aktion, mit der wir auf unser Anliegen aufmerksam machen - und dann laufen Spenden auf dem Konto des Vereins ein“, erklärt der Motor der „Beweger“, wie er seine Akteure gerne bezeichnet. Die Geldgeber sind Privatleute und Firmen. Einige Unternehmen lassen sich im Gegenzug für das Sponsoring ihr Logo auf die Internetseite des Vereins stellen. „Die Leute finden es gut, wenn das Geld in der Region bleibt“, meint der Vorsitzende. Zuletzt habe der Verein zum Beispiel das Kinderhospiz gefördert, das gerade im Klinikum Passau entsteht. Er bezahlte die nötige Ausbildung für die beiden Hospiz-Helferinnen.
Schmoigl weiß aus eigener Erfahrung, wie wichtig die Hilfe für schwerstkranke Kinder ist. Der Tod seines dreijährigen Sohnes Michael 1989 hat den Fürstenzeller tief geprägt. Als dann 2006 seine Nachbarstochter Manuela nach vierjährigem Kampf an den Folgen einer Krebserkrankung im Alter von nur 18 Jahren starb, wollte er ein Zeichen setzen. Seine Idee: mit sportlichen Höchstleistungen Aufmerksamkeit erregen und auf diese Weise Spenden für ein Kinderlächeln sammeln. Er beschloss, die Sella-Gruppe in Südtirol zu Fuß zu umrunden: Gesamtdistanz 56 Kilometer, vier Alpenpässe, 1750 Höhenmeter. Als die Aktion publik wurde und auch viel Erfolg hatte, haben sich immer wieder neue Sportler gemeldet, die sich für die Sache Schmoigls einsetzen wollten. Heute sind es Konrad Kufner und Christian Wimmer.
DIE STRECKE
Start in Bad Kötzting, über den Kreuzfelsen auf den Mittagsstein (1034 m), weiter zur Steinbühler Gesenke (1044 m), zu den Rauchröhren (1030 m), dem Großen Riedelstein (1132 m), nach dem Abstieg zum Eck steil bergauf zum Mühlriegel (1080 m), nach einer sehr welligen Cross-Passage nach oben zum Ödriegel (1156 m), dann zum Waldwiesmarterl (1139 m), zum Schwarzeck (1238 m) mit einem tollen Blick auf Osser und Hoher Bogen, weiter zum Reischfleck (1118 m), zum Heugstatt (1261 m) und zum Enzian (1285 m). Der Kleine Arber (1384 m) ist der vorletzte Gipfel und durch seinen äußerst steilen Anstieg sehr strapaziös. Und dann geht’s weiter hinauf auf den Großen Arber (1456 m), das Ziel dieses Extremlaufes. Die Laufpfade sind eng, steinig und sehr oft extrem steil. Auch die zahlreichen Morast-Abschnitte und unzählige Wurzelpassagen setzen hohe Anforderungen an die Läufer.
SPENDENKONTO
Infos zum Verein „Sportlich helfen“ unter www.Sportlich-helfen.de, Spendenkonto: Verein „Sportlich helfen“, Konto-Nummer 21 66 66, BLZ 740 900 00, VR-Bank Passau, Stichwort: 12 Tausender.