Kosak, Martina
Thema: Hilfsbereitschaft, Nächstenhilfe, Ehrenamt
M1: PNP, 06.12.2012, Nr. 282, S.38
Ein Transit voller Hoffnung
Seit 20 Jahren bringt Martina Kosak Sach- und Geldspenden nach Rumänien
von Jonas Schützeneder
Hauzenberg. Das rote Kinderfahrrad kommt ganz nach hinten. Neben dem abmontierten Bettgestell und einer Tüte voll beiger Decken und bunter Kissen ist noch Platz im weißen Transit. Davor legt Martina Kosak eine Kiste mit Tassen und Geschirr, ganz vorne stellt sie das grünfarbige Bobbycar ab. Es sind keine neuen Spielzeuge, aber immer noch gut brauchbare. Zwölf Stunden vor der Abfahrt wirkt Martina Kosak gelassen.
Deutlich über 2000 Kilometer liegen in den folgenden Tagen vor der 43-jährigen Frau mit schwarzem Kurzhaarschnitt. Es geht nach Rumänien. Dort will sie die gesammelten Sach- und Geldspenden an Kindergärten, Tagesstätten für behinderte Kinder, Kinder- und Altenheime verteilen. Diese Fahrt ist ein Jubiläum für sie. Seit mittlerweile 20 Jahren macht sie sich mindestens einmal jährlich auf den Weg nach Osteuropa. Die eigens dafür ins Leben gerufene Rumänienhilfe besteht ebenso lange.
Knapp 7000 Euro sind für diese Fahrt zusammengekommen. "Es war früher schon einmal mehr, aber ich bin um jeden Euro froh, den ich so direkt nach Rumänien bringen kann", sagt Martina Kosak. Freunde, Bekannte des Vereins und einzelne Unternehmer haben diese Summe ermöglicht. Dazu spendeten Thomas und Christoph Amsl vom gleichnamigen Autohaus einen Transit für die Fahrt (siehe Kasten).
Den großen Freiraum des Ford-Modells nutzt Martina Kosak natürlich gerne. Schon einige Tage vor ihrer Abfahrt fährt ein größerer Transport aus Mallersdorf voraus, in dem die größten Sachspenden untergebracht sind. Am Tag vor ihrer eigenen Abfahrt fährt sie eine längere Tour durch den Landkreis, sammelt die vorab verabredeten Sachspenden ein. Sogar der Transit wird dieses Mal zu klein. Kinderspielzeug und Kleidung brauchen eben viel Platz. "Ich fahre ja wahrscheinlich noch öfter, also ist es kein Problem, wenn mal etwas daheim bleiben muss", lacht Martina Kosak dann, wenn sie etwas aussortiert.
Am nächsten Morgen geht die weite Reise los. Sie hat diesmal drei Bekannte dabei, alleine ist sie aber auch schon unterwegs gewesen. "Mir ist noch nie etwas passiert, aber Rumänien war lange Zeit nicht so sicher wie ein Staat in Mitteleuropa", sagt sie und spricht dabei die Zeit vor dem rumänischen EU-Beitritt an. Vor allem an der Grenze läuft es seitdem problemlos, wenn sie mit ihren Spenden einreisen will.
Nach etwa zehn Stunden Fahrt erreichen Martina Kosak und ihre Begleitung Oradea im Westen Rumäniens. Im Gespräch mit der ihr seit Jahren gut bekannten Schwester Renate Meier vom Orden der Mallersdorfer Schwestern diskutiert sie über die effektivste Verteilung ihrer Spendengelder. Entscheidend dabei: Welche Familie braucht es unbedingt? Wo sind Medikamente nötig? Wer braucht Brennholz?
Im Gespräch mit Familien erkundigt sich Martina Kosak die nächsten Tage nach Fortschritten und Bedürfnissen. In Odorheiu Secuiesc, nochmals 350 Kilometer weiter östlich, werden dann mehrere Sachspenden an einen Kindergarten verteilt.
Die Augen der Kleinen werden groß bei all den Geschenken aus Niederbayern. "Es ist nicht immer leicht zu entscheiden, wo man jetzt konkret hilft, weil so viele Menschen dort bedürftig sind", sagt Martina Kosak im Rückblick. Die Gespräche vor Ort machen vor allem eines deutlich: Hilfe wird gebraucht und ihr Verein kann diese zumindest im Ansatz leisten.
Wieder zurück in Deutschland bleibt die selbständige Familientherapeutin, die lange Zeit als Ergotherapeutin in Hauzenberg gearbeitet hat, immer mit ihren Kontaktpersonen in Rumänien in Verbindung. Im Internet wird via Skype regelmäßig eine gemeinsame Videoschaltung eingerichtet. "Wenn dann die 70- bis 80-jährigen Schwestern vor dem PC sitzen und skypen, ist das einfach toll", meint Martina Kosak mit einem Lächeln. Auch wenn ein Skype- Zugang noch lange kein Leben im Wohlstand bedeutet.
M2: PNP, 30.09.2017, Nr. 226, S. 28
Einer Randgruppe ins Leben helfen
Martina Kosak unterstützt seit 25 Jahren Kinder, Senioren und Menschen mit Handicap in Rumänien
von Theresia Wildfeuer
Seit 25 Jahren engagiert sich Martina Kosak aus Passau zusammen mit den Mallersdorfer Schwestern für Kinder, Senioren und junge Menschen mit Handicap in Rumänien. Sie sammelt Geld- und Sachspenden, organisiert Benefizveranstaltungen, unterstützt Kindergärten, Tagesstätten für junge Menschen mit Behinderung und Heime. Sie schickt regelmäßig Hilfstransporte auf die Reise und fährt selbst ein- oder zweimal im Jahr nach Osteuropa, um zu sehen, was am Dringendsten gebraucht wird. Menschen mit Behinderung haben in Rumänien noch immer keine Lobby.
"Ich habe hunderttausende Euro Spenden runtergebracht", erzählt Martina Kosak, die in Passau eine Praxis für Systemische Familientherapie führt. Seit 25 Jahren sammelt sie Geld und Hilfsgüter, um mit den Ordensfrauen Kindern mit Handicap in Rumänien das Leben zu erleichtern und jungen Leuten Schule und Studium zu ermöglichen. Behindertenarbeit und Bildung sind ihre wichtigsten Anliegen. Das Ziel: Kindern die Chance geben, Lesen, Schreiben und Rechnen zu erlernen, damit sie nicht betteln müssen.
"Viele schaffen es", freut sich Martina Kosak über die Erfolge. Einige ihrer mittlerweile erwachsen gewordenen Schützlinge absolvierten nicht nur eine Schulausbildung sondern auch ein Studium in Wirtschaft, Architektur oder Ingenieurswesen oder bauten sich als Tierarzt eine Existenz auf. Weil dies nur mit Hilfe von vielen Unterstützern gelingt, möchte sie anlässlich des 25-jährigen Jubiläums ihrer Rumänienhilfe allen Mitstreitern, Spendern und Sponsoren danke sagen: Firmen, Vereinen, Schulen, Ämtern, Freunden und Bekannten.
Tonnenweise Hilfsgüter schickte Martina Kosak in den letzten 25 Jahren nach Rumänien. Sie ist dankbar dafür, dass alle Helfer immer wieder gut nach Hause kamen. Vor allem vor dem EU-Beitritt sei es in Rumänien oft "haarsträubend" zugegangen. Willkür und Korruption gebe es aber immer noch. Die Diskriminierung von Menschen mit Behinderung, die während der Zeit des kommunistischen Regimes "weggesperrt" wurden, sitze tief. Der rumänische Staat lasse Familien mit behinderten Kindern allein, zahle keine Rente. Werde diese dann doch irgendwann genehmigt, betrage sie umgerechnet einige Euro.
Kosak schuf mit den Mallersdorfer Schwestern und unglaublichem Engagement ein ganzes Hilfsnetzwerk. Sie ist Mitbegründerin eines Kindergartens mit Tages-, Hausaufgaben- und Ferienbetreuung für rund 150 Schüler in Odorheiu, der heuer ebenfalls sein 25-Jähriges feiert und wirkte dort am "Nazareth-Haus" mit, in dem man vom Babyalter bis zum 18. Lebensjahr wohnen kann. Sie initiierte ein Alten- und ein Kinderheim mit. In Brasov entsteht ein neues Spendenprojekt, ein Internat für Schüler, Studenten und Erwachsene. Kosak half und hilft den Schwestern, wo sie kann, sammelt Geld und Hilfsgüter.
Als 23 Jahre junge Kinderpflegerin war Martina Kosak am 3. Oktober 1992 erstmals nach Rumänien gefahren, ohne zu ahnen, das hier in Odorheiu ihr Lebenswerk seinen Anfang nimmt. Sie arbeitete damals bei den Mallersdorfer Schwestern. Diese suchten eine "Weltliche", die mit zwei Ordensfrauen den Schwestern in Rumänien beim Aufbau eines Kindergartens in Odorheiu zur Seite stand, die hier ein Mutterhaus unterhalten und es auch nach dem Sturz des Ceaucescu-Regimes schwer hatten. Kosak bewarb sich, bekam die Stelle und blieb.
"Ich wollte damals ins Ausland, etwas anderes sehen", erzählt die Therapeutin. Dass sie in Rumänien landete, sei Zufall gewesen. "Hätte ich gewusst, was auf mich zukommt, hätte ich es nicht getan", lacht die sympathische Wahl-Passauerin, deren Hilfsprojekt mittlerweile Teil ihres Lebens wurde. Sie sah die Not, organisierte schon als 23-Jährige Lastwägen für erste Hilfslieferungen, baute mit Familien und Freunden einen Spielplatz, holte Handwerker und "Arbeitstrupps", die mit ihren Werkzeugen kamen, um Böden zu verlegen oder Elektrikerarbeiten zu verrichten. Sie legte selbst mit Hand an, schmolz Schnee, um Wasser zu gewinnen oder klopfte Mörtel von alten Steinen, um sie wiederverwenden zu können. "Wir nannten uns Trümmerfrauen", erinnert sie sich.
Die Hilfe änderte sich. Neben den Sachspenden für die armen Familien, die weiterhin gebraucht würden, flossen Geldmittel in Rollstühle, ärztliche Diagnosen und Therapien, Kinder- und Hausbesuche oder die Schulung der rumänischen Mitarbeiter. Fachkenntnisse hierfür bringt sie selbst mit. "Ich habe mir schon 20-mal gedacht, das ist mein letzter Transport", schildert die gebürtige Breitenbergerin. Doch wenn sie dann ihre kleinen Freunde besucht, sieht sie die Not und Einzelschicksale.
Am 27. Oktober veranstaltet Martina Kosak eine Sponsorenfahrt mit Unterstützern aus Stadt und Landkreis Passau, dem Landkreis Freyung-Grafenau und den Schulen in Hauzenberg und Breitenberg. Sie besichtigen die Behindertenprojekte in Oradea, den Kindergarten in Odorheiu, in dem der Hilfseinsatz begann, ein Altenheim in Sinzien und ein Internat in Brasov.
Die nächste Benefizveranstaltung zugunsten der Rumänienhilfe von Martina Kosak findet am 2. Oktober um 19 Uhr mit einer Lesung von Wolfgang Krinninger und Musik der Gruppe "Die Klangkörper" im Gasthaus Kani in Klafferstraß (Kreis Freyung-Grafenau). Die Veranstaltung ist bereits ausverkauft.
M3: Bilder von Martina Kosak
M4: Didaktische Impulse
1. Erstellt ein Akrostikon über den Begriff "Ehrenamt"! Dieser Begriff wird von oben nach unten geschrieben und inhaltlich gefüllt, indem jeder Buchstabe des Begriffs mit einem Wort weitergeführt wird.
2. Schreibt einen Brief an Martina Kosak, in dem Ihr Eure Emotionen zum Thema Rumänienhilfe zum Ausdruck bringt!
3. Sucht im Internet nach weiteren Hilfseinrichtungen in Eurem Landkreis!
4. Diskutiert Vor- und Nachteile der Rumänienhilfe!