Klingenheben, Celine
Thema: Hilfsbereitschaft, Nächstenhilfe
M1: PNP, 26.05.2012, Nr. 121, S.7
Eine Region nimmt Anteil am Leid einer Familie
Nach der Berichterstattung über die tödlich verunglückte Lisa wollen viele Leser den Angehörigen helfen − Auch Kommunionkinder haben gespendet.
von Jennifer Jahns
Freyung. Das Schicksal der Familie Klingenheben, über die wir vor wenigen Tagen berichtet hatten, hat die PNP-Leser bewegt. Nachdem wir von Kerstin Klingenheben aus Praßreut (Lkr. Freyung-Grafenau) erzählt hatten, die bei einem Verkehrsunfall ihre 15-jährige Tochter Lisa verloren hat und deren dreijährige Tochter Celine schwerst verletzt wurde, haben sich viele Menschen gemeldet, die der Familie helfen wollen.
Ein Verein aus dem Landkreis Regen, der anonym bleiben möchte, will beispielsweise ein Sparbuch mit 3000 Euro für die kleine Celine anlegen. "Wir haben einiges an Geld gespart", sagt ein Vertreter des Vereins, "und immer auf eine Gelegenheit gewartet, bei der wir das Gefühl haben, dass das Geld dort richtig angebracht ist. Und das war hier der Fall." Weil die alleinerziehende Mutter Kerstin Klingenheben durch den Unfall nicht nur emotional, sondern auch finanziell sehr belastet wurde, hat auch die PNP-Stiftung mit 2000 Euro geholfen.
Mit diesem Geld und weiteren Spenden der PNP-Leser wird Kerstin Klingenheben einen Teil der Kosten rund um die Beerdigung begleichen können: So hatten die Tischmütter der Kommunionkinder aus Neukirchen v. Wald spontan die Idee, das diesjährige Kommunionopfer aus der Dankandacht für die Klingenhebens zu spenden. Schließlich liegt Neukirchen v. Wald nur wenige Kilometer vom Unfallort entfernt, und viele Bewohner haben damals von dem Unfall gehört bzw. haben es mitbekommen, als die Einsatzkräfte losfuhren. 440 Euro kamen bei den Kommunionkindern zusammen. Auch die "Kreativen Frauen Fürstenzell" wollen in Form von Einkaufsgutscheinen im Wert von 200 Euro helfen: "Als wir die Geschichte gelesen haben, dachten wir uns: Hier müssen wir was machen", sagen die Frauen.
Und auch viele Einzelpersonen nehmen Anteil an dem Schicksal der Familie und wollen helfen: Auf verschiedenste Art bieten die PNP-Leser ihre Unterstützung an. Beispielsweise schlägt eine Frau aus dem Landkreis Passau, die selbst zwei kleine Töchter hat, vor, dass die Klingenhebens gerne einmal zu ihnen kommen können, wenn sie einen Tapetenwechsel brauchen: "Wir haben Pferde am Hof, die Thermen sind ganz nah, mal weg einfach", sagt sie. Ein älterer Herr schlägt vor, mit der Familie einmal einen Ausflug zu machen, eine Dame hat etwas Kleines für Celine gekauft.
Seine Hilfe hat auch der Verein "Verwaiste Eltern" angeboten, der unter anderem im Landkreis Freyung-Grafenau tätig ist. Dort treffen und unterstützen sich Eltern, die ein Kind verloren haben.
Als die PNP mit dem Stapel an Rückmeldungen zu Besuch zu den Klingenhebens kommt, ist die Mutter sehr dankbar: "Es ist schön, zu sehen, wie viel Anteil die Menschen nehmen." Es fällt der 41-Jährigen noch schwer, die Hilfe auch anzunehmen. Zu viele andere Gedanken und Sorgen treiben sie noch um. Ein wenig Zeit werde sie noch brauchen, um sich bei den hilfsbereiten Lesern zu melden, sagt sie. Derzeit ist die Mutter noch immer krankgeschrieben − vor allem auch, um rund um die Uhr für die kleine Celine da zu sein, die noch immer die Fixateure in den Oberschenkeln hat und deshalb nur liegen oder sitzen kann.
Über einen Anruf, den die Passauer Neue Presse nach der Berichterstattung erhalten hat, freut sich Kerstin Klingenheben aber ganz besonders: Die Frau, die nach dem Unfall die lebensgefährlich verletzte Celine aus dem zerstörten Auto geholt und sich mit ihr bis zum Eintreffen der Rettungskräfte in den Straßengraben gelegt hatte, hat sich gemeldet. "Das war doch selbstverständlich", sagt Evi Schauer über ihr Vorgehen. Sie habe selbst Kinder, wohne ganz in der Nähe und sei zufällig kurz nach dem Zusammenstoß zum Unfallort gekommen, weil sie gerade auf der Heimfahrt war, sagt sie im Gespräch mit der PNP. Als sie sich Celine auf den Bauch gelegt hatte, habe das Mädchen nur noch gewimmert. "Deshalb war ich jetzt sehr erleichtert, zu lesen, dass es der Kleinen wieder besser geht."
Der Unfall hatte sich am Abend des Ostermontag ereignet. Lisa, ihr Freund Florian (20) und Celine waren auf dem Heimweg von einem Zoobesuch. Auf dem Autobahnzubringer bei Aicha v. Wald geriet Florian aus bislang ungeklärten Gründen auf die Gegenfahrbahn, stieß mit einem BMW zusammen. Lisa starb noch am Unfallort, Florian kurze Zeit später im Krankenhaus, Celine wurde lebensgefährlich verletzt. Die Dreijährige lag acht Tage lang im Koma, vor allem ihre Beine wurden massiv verletzt. An ihrem Krankenbett bangten die Mutter und auch der von der Familie getrennt in Hessen lebende Vater Christian Klingenheben um ihr Leben.
Dass es der Kleinen nun schon wieder vergleichsweise gut geht, erklärt sich die Mutter so: "Bei dem Unfall hatte sicher Lisa ihre schützende Hand über ihre kleine Schwester gehalten." Am Dienstag sollen die Fixateure an den Beinen der kleinen Celine endlich entfernt werden. "Der Unterschenkel ist schon gut verheilt", sagt die Mutter, "und die Ärzte sind auch zuversichtlich, dass die Oberschenkel wieder richtig zusammenwachsen."
Die unermessliche Trauer um Lisa, die in vielen Erzählungen und aufgestellten Fotos und Kerzen erkennbar ist, wird sie wohl nie vergehen. Ein Stückchen Alltag will sich die Familie aber bald wieder erkämpfen: Celine möchte wieder in den Kindergarten, Kerstin Klingenheben will wieder arbeiten. "Der Schmerz ist riesengroß", sagt die Mutter, "aber man muss eben jeden Tag aufs Neue versuchen, weiterzumachen."
M2: Fotos von Lisa und Celine Klingenheben sowie den Neukirchner Kommunionkindern
M3: Didaktische Impulse
1. Lest euch die Geschichte über das Schicksal der Familie Klingenheben genau durch und versetzt euch in ihre Lage.
- Wie würdet ihr euch in ihrer Situation fühlen?
- Welche Gedanken sind den Angehörigen von Lisa, Celine und Florian wohl im ersten Moment durch den Kopf gegangen als sie vom Unfall erfahren haben?
- Welche Projekte könnte eure Schule organisieren, um die Familie zu unterstützen?
- Welche Hilfsmaßnahmen werden auch in Zukunft (neben der finanziellen Unterstützung) nötig sein, um die Familie durch die schwierige Zeit zu begleiten?
2. Teilt die Klasse in verschiedene Gruppen ein. Jede der Gruppen verfasst dabei eine etwa fünfzeilige Gedichtstrophe. Am Ende werden die verschiedenen Strophen zu einem Gedicht zusammengetragen und gemeinsam mit der Lehrkraft in die Kondolenzliste der PNP eingetragen, sodass die Angehörigen der Verstorbenen die tröstenden Worte auf dem Online-Portal lesen können. (http://www.pnp.de/anzeigen/trauer/index.php?cid=35892701)
Vorschläge zu Inhaltspunkten können sein:
- Eigene Emotionen und Erfahrungen
- Gefühle der Mutter
- Mutmachende Worte für Celine
3. Verfasse ein Gebet für die verstorbene Lisa. Hole dir dafür Anregungen auf folgender Internetseite: http://www.gebetgenerator.de/.