Himmelblau e.V.
Thema: Ehrenamt, Kinder, Nächstenliebe, Nachhaltigkeit
M1: PNP Nr. 1, 02.01.2025, S. 20
Passauer Verein „himmelblau“ arbeitet für die Zukunft der Kinder
„himmelblau“ ist mehr als ein Verein – es ist eine Bewegung für Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit. Mit Projekten wie der Schultaschen-Aktion und Vorlesestunden setzt der Passauer Verein ein Zeichen: Jedes Kind verdient die Möglichkeit, hoffnungsvoll in die Zukunft zu sehen. Mit viel Herz und Engagement arbeiten die Mitglieder daran, soziale Barrieren abzubauen.
„Unser größtes Ziel ist es, uns irgendwann selbst abzuschaffen“, sagt Isabel Lazarovici, Gründungsmitglied und Schatzmeisterin von „himmelblau“. Denn das würde bedeuten, dass jedes Kind – ob in Passau, in Niederbayern oder darüber hinaus – die gleichen Chancen bekommt, sich zu entfalten und zu wachsen. Und genau das ist das Ziel von „himmelblau“.
„Ein Himmel ohne Wolken“
Die Wurzeln des Vereins liegen in den Erfahrungen von Gründerin Nina Breitenfellner, die auch Vorsitzende ist. Während ihrer Zeit als Lehrerin in Indonesien und Tansania organisierte sie Spendenaktionen, sammelte Schulmaterial und brachte diese zu bedürftigen Schulen. Zurück in Deutschland stellte sie fest, dass auch hier in ihren Augen dringender Bedarf an Unterstützung bestehe. „Warum in die Ferne schweifen, wenn auch vor Ort Kinder Hilfe brauchen?“, fasst ihre Mutter Margit Breitenfellner, ebenfalls Gründungsmitglied und Vorstand, den Gedanken zusammen. Freunde und Familie schlossen sich dieser Vision an und so nahm der Verein Gestalt an.
Bildung als Kern der Vereinsarbeit
Der Name „himmelblau“ wurde mit Bedacht gewählt. Margit Breitenfellner erklärt: „Wir wollten einen Namen, der etwas Positives ausstrahlt, der leicht im Gedächtnis bleibt und Hoffnung vermittelt. Himmelblau steht für einen klaren Blick in die Zukunft – ein Himmel ohne Wolken, eine Perspektive voller Möglichkeiten.“ Diese Philosophie zieht sich durch alle Projekte des Vereins.
Bildung ist der Kern der Vereinsarbeit. „Für mich war Bildung immer selbstverständlich“, sagt Lazarovici. „Nicht nur als Pflicht, sondern als Freude. Ich konnte alle Möglichkeiten nutzen, die mir offen standen und das wünsche ich jedem Kind.“ Leider seien dafür nicht immer die Voraussetzungen gegeben. Viele Kinder, die der Verein unterstützt, kommen aus schwierigen Verhältnissen. Margit beschreibt die Realität in den Grundschulen: „Oft kommen Kinder in die Klasse und haben weder eine Schultasche noch Stifte.“
Hier setzt der Verein an, besonders mit seiner Schultaschen-Aktion. Dabei werden gebrauchte Schultaschen gesammelt, mit Schulmaterial bestückt und an bedürftige Kinder weitergegeben. Es ist eine Aktion, die nicht nur den Kindern helfe, sondern auch ein starkes Symbol für den Zusammenhalt in der Region darstelle.
Nachhaltig: gebrauchte Schultaschen sammeln
„Wir haben mit kleinen Sammelstationen in der Stadt begonnen. Es war schwierig, die ersten Taschen zu bekommen“, erinnert sich Margit Breitenfellner. Doch mit der Zeit, durch Medienberichterstattung und Sammlungen an Schulen in Stadt und Landkreis, wuchs das Projekt. „Es war unglaublich, wie sich alles zusammenfügte. Die Schulen begannen, die Sammelaktionen zu unterstützen und plötzlich kamen die Taschen in großen Mengen“, sagt sie stolz. Dazu ergänzt Lazarovici: „Die Kinder können sich wie in einem Geschäft die Schultaschen aussuchen und sind oft total aus dem Häuschen. Es ist sehr emotional zu sehen, wieviel es für die Kinder bedeutet. Oft sind auch Briefe vom vorherigen Besitzer für die Kinder beigelegt. Das sind die Momente, die uns sehr berühren“.
Die Aktion ist auch ein Beitrag zur Nachhaltigkeit. „Manche Schultaschen sehen aus als wären sie nie benutzt worden“, erzählt Margit Breitenfellner. „In einer Zeit, in der viele Kinder alle zwei Jahre eine neue Tasche bekommen, sorgt unsere Aktion dafür, dass diese hochwertigen Produkte weiterhin verwendet werden.“ Mittlerweile laufe die Sammlung fast von allein und das Lager des Vereins ist gut gefüllt.
Vorlesestunden als weiteres Projekt
Ein weiteres Projekt sind die Vorlesestunden. Die Initiatoren hatten festgestellt, dass viele Kinder kaum Zugang zu Büchern haben – ein Problem, das nicht nur Familien mit finanziellen Schwierigkeiten betrifft. Dabei sei bewiesen, dass Vorlesen viele wichtige Fähigkeiten bei Kindern fördert: Es stärkt ihre Sprachentwicklung und erweitert ihren Wortschatz. Zudem regt es die Fantasie an und fördert die kognitive Entwicklung. Isabel betont: „Selbst in gutbürgerlichen Haushalten nimmt das Vorlesen immer mehr ab. Viele Eltern greifen lieber zum Tablet als ein Buch aufzuschlagen.“
Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, gehen die Vorleser von himmelblau nach einer internen Schulung direkt zu den Kindern in Passau und Umgebung. Ob in Schulen, im Frauenhaus, Kinderheimen oder im Ronald McDonald Haus – die Geschichten werden zu denjenigen gebracht, die sie am meisten brauchen. Die Begeisterung sei auf allen Seiten spürbar: bei den Kindern, den Lehrkräften und den Vorlesern, die sich in unterschiedlichsten Altersgruppen und Lebenssituationen engagieren. Margit Breitenfellner schildert, wie Kinder in Geschichten eintauchen und für einen Moment die Welt um sich vergessen: „Wenn vorgelesen wird, lauschen die Kinder gebannt den Geschichten und es bringt Momente der Ruhe und Entspannung“.
Weitere Helfer gesucht
Der Verein ist jedoch nicht frei von Herausforderungen. Eine Hürde ist der Mangel an engagierten Helfern. „Es mangelt nicht an Ideen oder Projekten“, sagt Isabel Lazarovici, „sondern an Menschen, die Zeit und Energie investieren möchten.“ Dabei betont der Verein, dass jede Art von Unterstützung willkommen ist. „Man kann bei uns alles machen – von Vorlesen bis hin zur Organisation. Wer nicht gerne rausgeht, kann von zu Hause aus Social-Media-Arbeit übernehmen oder Projekte koordinieren“, erklärt Margit Breitenfellner. Auch Fahrdienste, Logistik oder Designarbeiten werden gebraucht.
„Es ist der Glaube an die Menschen, der uns immer wieder antreibt“, sagt Margit. „Wir sehen, wie sich Dinge verändern, wenn Menschen zusammenkommen und für das Gute kämpfen.“
− red
Kontakt: info@himmelblau-ev.de
M: Bild von Breitenfellner
M3: Didaktische Impulse
1. Arbeite die Beweggründe für die Gründung von Himmelblau e.V aus dem Artikel heraus. Falllen dir weitere Gründe ein, weshalb man sich sozial engagieren sollte?
2. Kannst du an weitere Möglichkeiten denken, wie man Kindern vor Ort helfen kann? Tausche dich mit einem Partner/ einer Partnerin darüber aus.
3. Recherchiert zu ähnlichen Projekte in eurer Umgebung. Könnt ihr vielleicht selbst dort aktiv werden?