Hettmann, Martin
M1: PNP, 07.10.2014, Nr. 230, S. 11
Ihm war Fairplay wichtiger als ein billiges Tor
Martin Hettmann vom A-Klassisten Neukirchen/Inn sorgt mit bemerkenswerter Geste für Aufsehen
von Andreas Lakota
Fußball und Fairplay – zwei Begriffe, die leider nicht immer zusammen passen. Dass sie aber durchaus zueinander finden können, hat am Wochenende ein junger A-Klassen-Kicker aus Niederbayern auf eindrucksvollste Art und Weise demonstriert. Zugunsten der Fairness hat Martin Hettmann (22) vom A-Klassisten SV Neukirchen/Inn sogar auf ein Tor − und damit am Ende auf einen Sieg seiner Mannschaft verzichtet.
Was war passiert? Neukirchen führte im Derby gegen Jägerwirth mit 3:1, als Gäste-Torhüter David Buchwinkler und Neukirchens Kapitän Markus Bayerl heftig zusammenprallen. Kein Foul, sagt der Schiedsrichter, das Spiel läuft weiter – und Martin Hettmann hat den Ball, vor ihm das leere Tor. Doch anstatt das Leder zum wahrscheinlich spielentscheidenden 4:1 ins Netz zu schieben, spielt der Angreifer die Kugel fairnesshalber ins Aus. Eine Geste mit sportlichen Folgen: Denn belohnt wurde Hettmann für seinen uneigennützigen Verzicht nicht – Jägerwirth kam durch zwei ganz späte Tore noch zum 3:3. Sieg verschenkt, aber Sympathien geerntet. Oder anders gesagt: Gewonnen hat eindeutig das Fairplay – und dafür gibt’s allergrößten Respekt!
Martin Hettmann selbst hat seine Aktion trotz der vergebenen drei Punkte nicht bereut. "Nein, überhaupt nicht", sagt der Sohn von Neukirchens Vorstand Reinhard Hettmann zur PNP. Für ihn habe Fairplay einfach Vorrang. "Wenn nur unser Stürmer am Boden gelegen hätte, dann hätte ich den Ball natürlich reingemacht. Aber wenn der gegnerische Torwart liegt, dann ist das einfach eine dumme Sache. Und darum habe ich den Ball sofort ins Aus geschossen", berichtet Hettmann. Natürlich habe er schon gedacht, "dass wir das Spiel auch so gewinnen". Dass es am Ende anders kam, findet der 22-Jährigen aber nicht wirklich schlimm. "Ich würde es auf jeden Fall wieder so machen."
Andere wohl nicht. Während die 200 Zuschauer am Sportplatz in Neukirchen nach der Aktion des jungen Stürmers zunächst lautstark applaudierten, erfuhr Hettmann nach Schlusspfiff nicht nur Lob. "Einige haben schon komisch nachgefragt, warum ich nicht einfach das Tor erzielt habe. Aber für mich kam das in dieser Situation überhaupt nicht in Frage", sagt Hettmann, dessen Geste durchaus den Fairness-Preis des Jahres verdient hätte.
Das finden offenbar auch zahlreiche Sportfans in der Region. Auf der Onlineseite www.pnp.de sowie dem Sportportal www.heimatsport.de wurde der Bericht weit über 10000 Mal angeklickt, in den Online-Foren erntet Hettmann überwältigenden Zuspruch für seine Fairplay-Geste. Auf der Facebook-Seite von heimatsport.de etwa schrieb ein Nutzer: "Super Sache. Fair ist mehr. Gratulation!" Ein anderer meint: "Da kann man voller Stolz den Hut ziehen." Und ein weiterer befindet ganz einfach: "Schön, dass es sowas noch gibt."
M2: Bild von Martin Hettmann
M3: Didaktische Impulse
1. Überlegt, was folgende Personen nach dem Spiel zu Martin Hettmann sagen könnten:
a) Spieler der eigenen Mannschaft,
b) Spieler der gegnerischen Mannschaft,
c) Fan der eigenen Mannschaft,
d) Fan der gegnerischen Mannschaft.
Formuliert verschiedene kurze Aussagen und diskutiert diese im Hinblick auf die Einstellungen, die aus den Aussagen hervorgehen.
2. Versuche, dich in die Lage von Martin Hettmann hineinzuversetzen:
Du siehst, wie der gegnerische Torwart zu Boden fällt und sein Tor leer steht. Du hast die einmalige Chance, ein Tor für deine Mannschaft zu erzielen. Überlege dir deine verschiedenen Handlungsmöglichkeiten und wäge sie gegeneinander ab! Nimm eine Position ein und begründe sie.