Herz, Michael
Thema: Hilfsbereitschaft, Unfall
M1: PNP, 05.11.2013, Nr. 255, S.8
Horror-Unfall: Schlagerstar wird zum Helden
Künstler Michael Herz aus Außernzell rettet 49-jähriger Landauerin das Leben – Er zieht sie aus dem brennenden Auto
Von Toni Wölfl
Außernzell/Hengersberg. Als Künstlername wählte er "Michael Herz": Was der 52-Jährige aus Außernzell (Landkreis Deggendorf) vergangenen Freitag getan hat, wird seinem Pseudonym mehr als gerecht. Denn der Künstler, der im wirklichen Leben Gerhard Kirsten heißt, hat wahrhaft Herz gezeigt: Als Ersthelfer bei einem schweren Verkehrsunfall auf der A 3 rettete er eine 49-jährige Landauerin aus dem brennenden Auto. "Eine halbe Minute später hat das ganze Auto gebrannt", erinnert er sich an die dramatische Situation.
Kirsten kommt gerade vom Allerheiligen-Besuch am Grab in Deggendorf und ist allein in seinem Auto auf der A 3 in Richtung Heimat unterwegs, als er gegen 17 Uhr im Gegenverkehr plötzlich eine Staubwolke aufsteigen sieht: Ein Auto ist 200 Meter vor ihm in die Leitplanke geprallt. "Es wurde knappe 100 Meter weit geschleudert." Mehr hat er nicht gesehen. Er weiß zu dem Zeitpunkt nicht, dass ein 61-jähriger Deggendorfer mit voller Wucht den Kleinwagen des 49-jährigen Unfallopfers gerammt hatte. Für Kirsten steht sofort fest: "Ich muss helfen."
Aus diesem brennenden Wrack barg der zweifache Vater die Schwerverletzte. Ein Rettungshubschrauber brachte sie in eine Spezialklinik. Ihr Zustand ist laut Polizei weiter "sehr kritisch".
Er legt eine Vollbremsung hin, kommt auf dem Standstreifen zum Stehen. "Ich bin über die Leitplanke gesprungen, hab nur das brennende Auto gesehen." Er rennt quer über die Autobahn, unbeirrt von den Fahrzeugen, die sich der Unfallstelle zwischen der Anschlussstelle Hengersberg und dem Autobahnkreuz Deggendorf bedrohlich schnell nähern. Als er am Auto ist, "hab ich versucht, die Tür aufzumachen". Doch sie klemmt.
Von der Rückbank des Unfallautos schlagen bereits Flammen in die Höhe. Endlich lässt sich die Tür öffnen. Vor ihm bietet sich ein grausames Szenario: Die Lehne des Fahrersitzes ist nach hinten gebrochen, die Fahrerin liegt mit dem Kopf im Feuer. Ob Mann oder Frau kann er wegen des geschwollenen Gesichts nicht erkennen. "Sie hat vor Schmerzen gestöhnt, war verkrampft und konnte sich nicht rühren. Ihr Anorak hat gebrannt." Die Kapuze aus Kunststoff hat bereits zu schmelzen begonnen.
Er kann den Gurt entsperren und hievt die Frau aus dem brennenden Auto. "Sie war nicht ansprechbar." Wenige Meter vom Auto entfernt legt er die Schwerverletzte auf die Straße. Als er sich dabei umdreht, erblickt er "gut zehn Leute", die wegen der Trümmer auf der Fahrbahn anhalten mussten. Doch anstatt zu helfen, haben sie nur geschrien: "Geh weg vom Auto, weil es explodiert!"
Heute schluckt Kirsten seinen Ärger über deren Verhalten hinunter: "In dem Moment denkst du nicht an dich selber." Angst, dass das Auto explodieren könnte, hat er nicht, auch wenn die Reifen wegen der Hitze schon in die Luft geflogen sind. Die anderen Menschen haben sich nicht ans brennende Auto herangetraut und liefen stattdessen zum unverletzten Unfallverursacher, dessen Fahrzeug seitlich liegen geblieben war.
Währenddessen zieht er die Schwerverletzte gemeinsam mit einem Österreicher aus dem Gefahrenbereich, löscht die Kapuze und setzt den Notruf ab. "Zwei Minuten nach dem Anruf war der Rettungshubschrauber da." Zu dem Zeitpunkt stand schon das komplette Auto unter Feuer.
Das Opfer erlitt schwere Brandverletzungen. "Der Zustand ist weiterhin sehr kritisch", hieß es gestern Nachmittag von Seiten der Polizei. Der Unfallverursacher hingegen wurde nur leicht verletzt und konnte nach ambulanter Behandlung das Krankenhaus wieder verlassen, heißt es in einer ersten Pressemeldung. Der Lebensretter Gerhard Kirsten hat sich lediglich den Arm geprellt und seine Augenbrauen versengt, sagt er. Das sei allerdings nicht der Rede wert: "Es ist ganz normal, dass man hilft", so der zweifache Vater, der als Michael Herz schon im Musikantenstadl und beim Grand Prix der Volksmusik aufgetreten ist. "Einen Strauß mit roten Rosen" heißt sein größter Hit.
M2: Bild von Michael Herz und dem Unfallort
M3: Didaktische Impulse
- Was ging dem 52-jährigen Mann wohl durch den Kopf, als er merkte, dass gerade etwas Schlimmes passiert ist?
- In letzter Sekunde wurde die 49-jährige Landauerin aus dem Unfallauto gerettet. Verfasse einen Dankesbrief und/oder eine Urkunde für ihren Lebensretter! Findet Möglichkeiten, wie man ihm gebührend für diese lebensrettende Maßnahme danken kann.
- Erstellt ein Mind-Map zum Thema "Unfall". Verfasst anschließend einen kurzen, kreativen und persönlichen Text aus den gesammelten Begriffen.