Haus für alle Religionen in Dobl
Thema: Dialog
M1: PNP vom 10.08.2006, Nr.183, S.34
Haus für alle Religionen - das gibt's nur in Dobl
In der Begegnungsstätte von Peter Peschel kennt der Glaube keine Grenzen - Feierliche Weihe am Samstag
-von Stefanie Lade
Fürstenstein. Der Glaube kennt keine Grenzen. Dieses Motto hat sich Peter Peschel (46) zu Herzen genommen und auf originelle Weise umgesetzt. Er hat die erste „Kirche aller Religionen“ in Fürstenstein gebaut. St. Fiacrius in der abgeschiedenen Waldsiedlung Dobl (Pfarrgemeinde Fürstenstein) wird am kommenden Samstag um 14 Uhr eingeweiht.
Christentum, Judentum, Islam, Buddhismus, Hinduismus und der Universismus treffen in dem Haus, das von außen wie eine typische Kapelle aussieht, friedlich aufeinander. Fragt sich nur, was ist der Universismus? Er hat seine Wurzeln in China und ist ein Jahrtausende altes, metaphysisches System, das auf den Ur-Prinzipien Yin und Yang beruht: dem harmonischen Neben- und Miteinander des Weiblichen und Männlichen.
Ein langer Traum geht in Erfüllung
Bei der offiziellen Feier sind die evangelische und katholische Kirche dabei. Vertreter anderer Glaubensrichtungen kommen nicht. „Hier in der Umgebung gehört die Mehrheit eben der katholischen oder evangelischen Kirche an“, bedauert der Onkel des Erbauers, Reinhard Förg (60). Den nächsten jüdischen Rabbi zum Beispiel gebe es erst in Regensburg.
Die Einweihung wird Peter Peschel selbst auf seiner tragbaren Orgel begleiten. „Das Engagement und dieser Idealismus von Peter Peschel sind eine tolle Sache. Die Begegnungsstätte ist ja auch sehr stattlich geworden. Ich wünsche viel Glück und Gottes Segen“, lobt August Lindmeier, der katholische Pfarrer von Fürstenstein.
Trotz zahlreicher Anfragen fällt es Peter Peschel schwer, exakt zu benennen, weshalb er ein Haus für alle Weltreligionen gebaut hat. Ein Grund ist, dass er eine bereits bestehende Kapelle in Dobl nicht renovieren durfte. So bekam seine Idee für ein Gotteshaus aller Religionen neuen Antrieb. Den Bau finanzierte Peter Peschel, der in München im Pflegebereich arbeitet, selbst. Das Holz nahm er aus seinem Wald, die anfallenden Arbeiten erledigte er so weit möglich in Eigenregie. Auch den Steingarten vor der Kapelle hat er selbst angelegt mit den Symbolen der sechs Weltreligionen. „Auf so engem Raum gibt es das sonst nirgends“, erzählen Peschels Tante Roswitha und Onkel Reinhard Förg. Sie sind unmittelbare Nachbarn der Kapelle. Die 60-Jährigen haben den Bau der Begegnungsstätte von Anfang an unterstützt - tatkräftig und ideell. „Für uns sind alle Menschen gleich. Eine einzig richtige Religion gibt es nicht“, ist das Ehepaar überzeugt.
Nach rund einjähriger Bauzeit gehören die Förgs zu den Ersten, die die Kapelle nutzen: „Wenn wir dort abends auf der Bank sitzen, haben wir den Eindruck, Gott ganz nahe zu sein.“
So ungewöhnlich wie die Idee der Weltreligionen-Kirche, ist auch der - vorläufige - Altar: Bilder von Jesus Christus, Buddha und Bhagavan Krishna (Hinduismus) stehen gleichberechtigt in einer Reihe. Weiter ungewöhnlich sind die nicht vorhandenen Richtlinien: So ist die Tür rund um die Uhr geöffnet, sieben Tage die Woche. Und sogar Tiere sind willkommen. Das kommt nicht von ungefähr: Der erste regelmäßige Besucher des Gotteshauses war ein Rotschwänzchen, das sich links oben neben dem Altar ein Nest gebaut hat. „Mittlerweile sind das Vogelweibchen und die fünf Jungen wieder ausgezogen. Trotzdem darf jederzeit ein Haustier mitgenommen werden“, erzählt Reinhard Förg und schmunzelt.
Zur Segnung sind alle eingeladen
Und noch etwas ist ungewohnt an dem Weltreligionen-Haus: der Namensgeber Sankt Fiacrius, unter anderem Patron der Gärtner, der Kupferschmiede und der Notare. Die Idee dazu hatte Elisabeth Hofmann, Peschels Lebensgefährtin.
Pfarrer August Lindmeier sagt zum Haus für Gottsuchende: „Zuerst war ich schon eher skeptisch. Doch nach Rücksprache mit Martin Göth, dem Referenten für den interreligiösen Dialog im Bistum Passau, und dem evangelischen Pfarrer Thomas Plesch kann ich die Einweihung ruhigen Gewissens vornehmen. Ich freue mich schon darauf.“ Zur Segnung ist jeder herzlich eingeladen.