Gredler, Renate
Thema: Glaubenszeugnis, Solidarität, Eigeninitiative
M1: PNP, 20.05.2015, Nr. 114, S. 10
Mit Esel Valentino ins Heilige Land
-sh
Gut 70 Kilometer sind es von Grafing bei München nach Altötting. Die hatte Renate Gredler schon in den Beinen, als sie am Sonntag am Wallfahrtsort ankam. Das ist freilich nichts im Vergleich zu dem, was sie noch vor sich hat. Ihr Ziel ist Jerusalem – 2746 Kilometer entfernt. Dorthin pilgert die 66-Jährige nicht allein: Valentino ist an ihrer Seite, ein siebenjähriger Esel, der ihr Gepäck trägt und ihr Gesellschaft leistet, zusammen mit Mischlingshünding Bayqua.
Ob die Vierbeiner bis zum Ende mit dabei sein werden, ist ungewiss. Liebend gern würde Renate Gredler zwar den Landweg nehmen, doch Syrien – ein Land, das sie von früher als wunderschön in Erinnerung hat – ist derzeit tabu. So will sie das Heilige Land entweder von Griechenland oder von der Türkei aus mit dem Schiff oder per Flugzeug erreichen. Platz für die Tiere ist in keiner der Varianten, von ihrem Sohn will die Wallfahrerin Hund und Esel dann nach Hause bringen lassen.
Erst aber musste sie selbst einen Tag pausieren: Sie hatte sich das Knie verdreht, der Aufenthalt in Altötting fiel einen Tag länger als geplant aus. Das fällt bei dem Vorhaben nicht wirklich ins Gewicht: Ein halbes Jahr, so schätzt sie, wird sie wohl auf Tour sein.
Warum tut sich Renate Gredler die Strapazen, von denen sie selber noch nicht weiß, ob sie diese bis zum Ende verkraftet, an? Das hat mehrere Gründe, sagt sie. Eine Wallfahrt – genau diese, nicht irgendeine andere – wollte sie schon seit Jahrzehnten unternehmen. "Jetzt habe ich Zeit dafür." Und danken will sie. Dafür, dass sie fünf gesunde Kinder und, "nach letzter Zählung", wie sie sagt, zehn gesunde Enkelkinder hat. Denn dass es ihnen allen gut geht, empfindet sie nicht als Selbstverständlichkeit – was wiederum mit Grund Nummer 3 für die Wallfahrt zu tun hat.
Die 66-Jährige will Spenden sammeln für die Christoffel-Blindenmission. Denn dass man schon mit 30 Euro eine Operation finanzieren kann, die das Augenlicht rettet, ist ein faszinierender Gedanke. Dafür rührt sie die Werbetrommel: In einem Blog (munichtojerusalem.wordpress.com) berichtet Renate Gredler über ihre Wallfahrt. Ihr Traum: Für jeden zurückgelegten Kilometer einen Euro bekommen. Schon jetzt, ganz am Anfang der Tour, könnte so drei Kindern geholfen werden – Tendenz steigend.
M2: Bild von Renate Gredler
M3: Didaktische Impulse
1. Kennst du Leute aus deinem Familien-/Bekannten-/Freundeskreis, die schon mal bei einer Wallfahrt mitgegangen sind? Frag sie nach ihren Beweggründen, weshalb sie daran teilgenommen haben, und lass dir erzählen, wohin die Wallfahrt ging und wie sie gestaltet wurde.
(Alternativ: Informiere dich über nahe gelegene Wallfahrtsorte und -kirchen in deinem Heimatort. Greife dir ein, zwei Orte heraus, die dich besonders ansprechen und gestalte dazu ein Plakat mit Angaben zum Ort, der Entstehung der Wallfahrt und der heutigen Wallfahrtspraxis.)
2. Gibt es Motive, die dich ansprechen, einmal an einer Wallfahrt teilzunehmen? Tausche dich mit deinem Banknachbarn aus. Überlegt dabei auch, worin der wesentliche Unterschied von "Wandern" und "Wallfahren" besteht.
3. Renate Gredler unterstützt mit ihrer Wallfahrt die Christoffel-Blindenmission. Kennst du andere Beispiele, wie mit sportlicher Betätigung sozial-karitative Projekte unterstützt werden? Denke dabei über Aktionen oder Vereine in deiner Nähe nach.
Inspirierende Beispiele findest du auch auf unserer Rubrik Sportlich helfen.