Ghana Mädls
Thema: Eigeninitiative, Hilfsbereitschaft, Kinder
M1: PNP, 21.10.2014, Nr. 242, S. 3
Die "Ghana-Mädls": Sechs Frauen und viel Engagement
Sie haben mit Freiwilligenarbeit angefangen, heute betreiben die jungen Altöttingerinnen zwei Schulen in Afrika.
von Christina Schönstetter
Dass ihnen Accra einmal so wichtig wird, hätten sie sich nicht träumen lassen. Seit vier Jahren kreist vieles in im Leben von Franziska Stelzl, Lisa Hager, Kathrin Unterbuchberger, Lena Lauschke, Christina Erber und Sabrina Hasenkopf um die Hauptstadt von Ghana. Sie sind die "Ghana-Mädls", wie sie sich selbst der Einfachheit halber oft nennen: Im September haben die sechs jungen Frauen aus dem Landkreis Altötting ihre zweite Schule in Accra eröffnet – in kompletter Eigenregie, ohne Unterstützung einer erfahrenen Organisation.
Die beiden Schulen für mehrere Hundert Kinder sind das Ergebnis von Freiwilligenarbeit. Denn begonnen hat alles, als drei der "Ghana-Mädls" 2010 für ein paar Volunteer-Wochen nach Accra gingen. Die Schule, an der sie mit Kindern arbeiteten, sollte geschlossen werden – und anstatt wieder nach Hause zu fliegen und allen von ihrem tollen Aufenthalt zu berichten, flogen sie nach Hause und sammelten Spenden. "Irgendwie hat sich das so ergeben", sagt Lisa Hager heute. In den vergangenen vier Jahren haben die jungen Frauen weitergemacht, haben den Verein "Kinderträume Ghana" gegründet und die zweite Schule aufgebaut.
"Auch wenn es fast schon abgedroschen klingt: Bildung ist in Ghana der einzige Schlüssel zu einer besseren Zukunft", erklärt Lisa Hager. Wenn es ihre Schulen nicht gäbe, hätten die Bezirke keine Bildungseinrichtungen und die Kinder in der Gegend keine Chance auf Schulbildung. Die Spendengelder für die beiden Schulen sammelten die engagierten jungen Frauen ausschließlich in der Region, sie halten Vorträge, verkaufen selbstgemachten Likör auf Weihnachtsmärkten, manchmal spendet eine Firma.
"Wir waren selbst total überrascht, wie gut die Resonanz von Anfang an war und wie viel die Leute gespendet haben", sagt Franziska Stelzl. Seit die 23-Jährige mit ihren Freundinnen zu den Bauarbeiten zur ersten Schule nach Ghana geflogen war, ist sie auch ein "Ghana-Mädl" und baute den Verein mit auf. Über einen verlässlichen Kontaktmann in Ghana organisieren sie Aufbau und Betrieb der Schulen, immer wieder fliegen eine oder mehrere der jungen Frauen auf eigene Kosten in das afrikanische Land, um mitzuhelfen. Schwieriger ist die Koordination des Vereins geworden, seit ein paar von ihnen studieren und nicht mehr zu Hause leben, alle führen ihr Leben abseits von "Kinderträume Ghana" ganz normal weiter. "Man muss sich halt gut abstimmen, wir organisieren uns über Internet und Telefon", sagt Franziska Stelzl.
"Am Anfang, da wurden wir schon manchmal ein bisschen belächelt: Wir waren damals ja erst 20!", erzählt Lisa Hager. Auch als junge weiße Frauen in Ghana mussten sie sich erst einmal behaupten. Sie mussten und müssen mit der Arbeitsmoral und plötzlich angesetzten, mehrtägigen Feiertagen zurecht kommen, mit Händlern und Ämtern verhandeln und ab und zu hilft nur noch eine Flasche Schnaps als "Bestechung". Trotzdem ist das erste zweistöckige Gebäude der zweiten Schule mit zwölf Klassenzimmern, Küche, Toiletten und allem Nötigen fertig geworden. "Aber das Grundstück ist noch so groß, da machen wir weiter", sagt Lisa Hager zuversichtlich. Die Arbeit im Verein, sagen die "Ghana-Mädls", ist ihr Hobby geworden, ihre Aufgabe.
Die "Butterfly International School" soll weiter ausgebaut werden und bis zur Junior Highschool gehen – vergleichbar unserer Mittelschule. "Wir sind hochmotiviert", sagt Franziska Stelzl. "Warum sollten wir jetzt mit der Arbeit aufhören?"
M2: Bild von Lisa Hager
M3: Didaktische Impulse
1. Entwerft ein kurzes Theaterstück mit folgenden Personen: sechs "Ghana-Mädls" und mindestens vier Personen, die den jungen Frauen den Aufbau einer Schule in Afrika nicht zutrauen. Führt es anschließend vor der Klasse auf.
2. Schreibt einen Brief an die "Ghana-Mädls" mit Argumenten, was ihr an deren Arbeit schätzt.
3.Beschreibt die "Ghana-Mädls" mit geeigneten Adjektiven. Sammelt die Antworten an der Tafel und begründet diese.