Geier, Gerlinde
Thema: Kinder, Ehrenamt, Sozialarbeit
M1: PNP, 05.11.2016, Nr. 259, S. 39
Sie schenkt den Mamas eine Auszeit
Gerlinde Geier arbeitet ehrenamtlich für den Kinderschutzbund als Familienpatin - Angebot für überlastete Mütter
von Gudrun Wanninger
Ortenburg. Dass Gerlinde Geier Familienpatin wurde, ging ziemlich schnell: Zeitung gelesen, Aufruf gesehen, angerufen. Der Kinderschutzbund hatte nach Freiwilligen für das Familienpatenprojekt gesucht. Vor fünf Jahren war das. Seitdem ist Gerlinde Geier aus Neustift bei Ortenburg dabei.
Das Konzept: Familien, die sich Unterstützung wünschen, melden sich beim Kinderschutzbund und schildern ihr Anliegen. Meist sind es Mütter, die ein wenig Entlastung in ihrem Alltag mit Kindern brauchen und keine anderen Helfer wie beispielsweise Großeltern zur Verfügung haben.
Einmal pro Woche zwei Stunden in der Familie
Gerlinde Geier hat zwei erwachsene Töchter. Sie hat einen wunderbaren Garten, um den sie sich kümmert, sie macht viel Sport – aber die 51-Jährige hatte auch Lust, etwas ehrenamtlich zu tun. Für Kinder. Inzwischen ist sie Familienpatin in der dritten Familie. "Jede Familie für sich war für mich eine gute Erfahrung", sagt sie. Vier Kinder wollen in der jetzigen Paten-Familie von ihr bespaßt werden. Gerlinde Geier sieht das ganz locker: "Ich mache da vorher gar keine großen Pläne. Die Kinder wissen ganz genau, was sie mit mir machen wollen", sagt sie und lacht. In der Familie werde vor ihrem Besuch besprochen, wer was unternehmen will. Wenn sie sich um einen Teil der Kinder kümmert, kann die Mutter sich beispielsweise mal in Ruhe nur einem Kind widmen. Manchmal aber ruht sie sich auch einfach aus oder macht etwas nur für sich.
Einmal pro Woche besucht Gerlinde Geier die Familie für zwei Stunden. Zeit, die sie sich gerne nimmt. Jetzt im Herbst hat sie beispielsweise mit einem der Kinder eine Blätter-Girlande gebastelt – und dabei selbst Spaß gehabt, denn Gerlinde Geier ist gelernte Gärtnerin und arbeitet in einem Deko-Geschäft. "Es ist für mich schön, wenn die Kinder sich freuen und ich der Mama damit helfen kann", sagt sie.
Die Anforderung an den Familienpaten: Eigentlich einfach nur da sein. Mit den Kindern spielen, Ansprechpartner für die Familie sein, Hilfestellung bei Alltagsproblemen bieten, zum Beispiel auch bei Behördengängen, wenn sich jemand damit schwer tut. "Ich mache alles, was den Kindern zugute kommt", sagt Gerlinde Geier.
Hilfe zur Selbsthilfe lautet der Grundsatz der Familienpaten. Das ist Xenia Obermaier, der Koordinatorin der Familienpaten beim Kinderschutzbund, ganz wichtig: Die Paten müssen sich auch abgrenzen können. Deshalb besteht sie darauf, dass die Paten die betreute Familie nach spätestens einem Jahr wieder verlassen. Die Hilfe soll nicht selbstverständlich werden.
Vor ihrem ersten Einsatz werden die angehenden Paten geschult. In sechsmal sechs Stunden erfahren sie Grundlegendes zu Familiensystemen, wie man Grenzen setzt und aktiv zuhört. Die Initiative für eine Patenschaft geht immer von der Familie aus. Sie meldet Interesse an, wird manchmal auch über Behörden vermittelt. Dann gibt es ein erstes Treffen zwischen Familie, Pate und Koordinatorin vom Kinderschutzbund. Beim persönlichen Kennenlernen wird abgeklopft, ob man sich die Zusammenarbeit vorstellen kann. Gerlinde Geier hat sich als Familienpatin vor allem eins zu Herzen genommen: "Man darf nicht versuchen, die Familie umzukrempeln", sagt sie. Sie könne selbst nur alles versuchen, um ihnen beizubringen, wie sie besser zurechtkommen könnten. Gerlinde Geier behält dabei eine gesunde Distanz. Man merkt ihr an, dass sie ihre "Patenkinder" sehr mag – dass sie aber auch wieder loslassen kann, wenn sie muss.
Die nächste Schulung für angehende Familienpaten findet im Frühjahr statt. Interessenten können sich beim Kinderschutzbund melden unter Tel.: 0851/2559.
M2: Foto von Gerlinde Geier
M3: Didaktische Impulse
Gerlinde Geiers Anliegen, überlasteten Müttern und Familien zu helfen, rührt daher, dass Eltern nicht rund um die Uhr für Arbeit, Kinder und Haushalt zuständig sein können, ohne einen Moment mal nur für sich selbst da zu sein und wieder Kraft zu schöpfen.
Dieser Beitrag bietet von daher eine gute Gelegenheit, das wichtige Thema Zeit- und Selbstmanagement anzusprechen und durch didaktische Impulse auch bei den Schülerinnen und Schülern eine Kompetenz zur zeitlich ausgewogenen Organisation von Arbeits-und Privatleben anzubahnen.
1. Ohne Energie keine Energie
Weißt du, dass es wichtig ist, Pausen zu machen, um mehr aus einer Tätigkeit (beruflich wie privat) rauszuholen? Was sich zunächst gegensätzlich anhört, ist nichts anderes als eine Sache des Energie"haushalts": Es kann maximal nur so viel Energie abgegeben werden, wie auch (wieder) aufgenommen wird/vorher aufgenommen wurde.
Dies trifft nicht nur beispielsweise auf den Marathonläufer zu, der sich durch Dauerläufe auf seinen Großwettlauf vorbereitet (und nicht etwa durch ständige Marathonläufe!), wie auch auf ein Auto, dessen Motor nicht ständig auf Vollgas laufen und volle Leistung bringen kann, ohne irgendwann überhitzen zu drohen.
Finde weitere Vergleiche aus Technik/Physik/Sport/Beruf/etc., die deutlich machen, dass Pausen zu jeder Art von Tätigkeit dazugehören!
2. Du weißt nun, dass Pausen wichtig sind für mehr Effizienz. Gehe einmal in Gedanken die letzte Woche durch und schaue besonders auf die Tage, in denen du sehr viel zu tun hattest: Hast du dir dazwischen Pausen gegönnt oder hast du die Sachen alle auf einmal abgearbeitet? Hast du dich mit der Art und Weise, wie du die Dinge angegangen bist, gut und voller Energie gefühlt? Und gab es bestimmte Gründe für deine Art, wie du die Dinge angegangen bist? (z.B. Druck von außen, eigene Erwartungen, etc.)
Halte deine Gedanken in einem Tagebucheintrag fest!
3. Alles eine Frage der Zeit(-Planung)
Erstelle nun für die kommende Woche einen Wochenplan: Schreibe alle Wochentage horizontal und die vollen Stunden von bspws. 7.00 bis 22.00 Uhr vertikal auf und ziehe Linien dazwischen, sodass pro Wochentag und pro Stunde ein Kästchen entsteht.
Dann nimm dir einen farbigen Stift und schreibe als erstes alle pflichtmäßigen Tätigkeiten in die jeweils betreffenden Felder ein. Beispiel Schule: Du hast von Montag bis Freitag, 8-13 Uhr Schule; also schreibst du quer über die Felder vom Montag von 8-13 Uhr SCHULE hinein oder malst sie alle in der gleichen Farbe aus. (Bei den anderen Wochentagen genauso!)
So gehst du nun auch mit den Dingen vor, für die ebenfalls feste Zeiten vorgeschrieben sind, die du aber f r e i w i l l i g ausführst! (Sport, Vereine, Unterricht in einem Instrument, etc.) Benutze dazu einen andersfarbigen Stift, damit sich die pflichtmäßigen und freiwilligen Dinge voneinander abheben!
Als letztes solltest du dir (wiederum in einer anderen Farbe) jeden Tag zumindest 1-2 Stunden markieren, in denen du noch unverplante Zeit für dich hast. Schreibe nun auf einem extra Blatt alles auf, womit du dir was Gutes tust und was dir Freude macht oder auch was du schon öfters gerne gemacht hättest, aber bislang zu wenig Zeit dafür gehabt hast.
Nimm dir in der kommenden Woche fest vor, an jedem Tag mind. eine Sache davon in deiner noch freien, unverplanten Zeit einzubauen!
Halte dich in der kommenden Woche an deinen Plan und reflektiere ihn am Wochenende anhand folgender Fragen:
- Gab es mindestens einen Tag ohne unverplante Zeit? Könntest du manche dieser Tätigkeiten an solch vollen Tagen auch an einem anderen Wochentag erledigen?
-Gab es Situationen, die dich vom Einhalten deines Planes abgelenkt haben? Waren es Dinge, die du vermeiden könntest bzw. selbst steuern könntest (Internetnutzung, TV,…)?
-Hast du dich in dieser organisierten Woche entspannter gefühlt?
-Möchtest oder musst du nochmal was an deinem Zeitplan abändern?
Wenn du die Fragen durchgegangen bist, erstelle einen weiteren Wochenplan für die kommende Woche und reflektiere ihn wieder am nächsten Wochenende! Notiere dir, welche Unterschiede du zu deinem ersten Wochenplan und insbesondere zu den sonstigen, ungeplanten Wochen feststellst! Willst du den Wochenplan in Zukunft weiterverwenden?
4. "Das einzige Mittel, Zeit zu haben, ist, sich Zeit zu nehmen" (Bertha Eckstein)
Lasse das Zitat auf dich wirken und wäge ab: Überlege dir, was auf der einen Seite dafür spricht, dass Zeit nehmen das wirksamste Mittel ist, um Zeit zu haben, und aber auch, was es auf der anderen Seite so schwierig und zum Teil auch unmöglich macht, sich in bestimmten Situationen Zeit zu nehmen. Beziehe dich dabei auch auf das System "Familie" und finde Gründe einerseits für die Notwendigkeit und andererseits für die Schwierigkeiten des Sich-Zeit-Nehmens innerhalb des Familienlebens.
Bringe die Gründe malerisch-kreativ in einer Sanduhr zum Ausdruck. In der obigen Hälfte platzierst du die befürwortenden Motive, in der unteren die konträren.
!Hinweis! Zwei heiße Buchtipps zum Zeit- und Selbstmanagement - für alle, die noch viel vorhaben im Leben:
* "Golden Rules: Erfolgreich lernen und arbeiten. Alles was du brauchst: Selbstvertrauen. Motivation. Zeitmanagement. Konzentration. Organisation" (Taschenbuch - erschienen: 2013)
* "Der Studi-Survival-Guide: Erfolgreich und gelassen durchs Studium" (Taschenbuch - erschienen: 2012)
Beide Bücher stammen von Martin Krengel, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, sich intensiv mit dem Zeitmanagement, effizienten Methoden zur sinnvolleren Zeitplanung und dem Loslassen von inneren, blockierenden Denkmustern auseinanderzusetzen - und seine Erkenntnisse auf außerordentlich ansprechende, erfrischend-ehrliche und motivierende Art an den Mann und an die Frau zu bringen sowie an Schüler, Studenten, Arbeiter, Eltern, Professoren,...
Für weitere Infos sei auf seine Homepage verwiesen: http://www.studienstrategie.de/
(Alle Angaben und die didaktischen Impulse stammen von der studentischen Hilfskraft Tina Sträußl)