Fischer, Margaretha
Thema: Entwicklungszusammenarbeit, Nächstenhilfe, Solidarität, Eigeninitiative, Hilfsbereitschaft, Eine Welt
M1: PNP, 19.05.2000, S. 10
Waldlerin baut in Indien ein "Dorf des Friedens"
Ein "Engel der Armen": Margaretha Fischer leistet in Hyderabad Hilfe zur Selbsthilfe
Von Eva Maria Fuchs
Bodenmais. Seit Jahren sammelt Margaretha Fischer aus Bodenmais Spenden für Indien und finanziert damit den Bau von Dörfern für die Ärmsten der Armen. Eines steht bereits seit 1997. An dem zweiten wird gebaut - auch Dank der Hilfe von PNP-Lesern. 35 000 Mark haben sie gegeben.
Mehrere Fotos in Posterformat zieht Margaretha Fischer aus ihrer Tasche. Sie zeigen Frauen und Männer, wie sie an einer Baustelle Steine an Steine aneinander reihen. Sie zeigen Kinder, wie sie Türme aus Ziegelsteinen auf dem Kopf transportieren. Sie zeigen Frauen, Männer und Kinder, wie sie in den Grundrissen eines Bauwerkes hantieren. Es sind 36 indische Familien aus der Gegend um Hyderabad im Süden Indiens. Sie errichten ihr Dorf. "Shanti Puri" (Dorf des Friedens) soll es heißen. Und im November soll es fertig sein.
Zur Einweihung will Margaretha Fischer hinreisen. Allen Grund dazu hat sie: 70 000 Mark hat sie für den Bau dieses Dorfes gesammelt - die Hälfte davon bei Vereinen in Bodenmais und über den Verkauf eigener Bücher. Die andere Hälfte sind Gelder von PNP- Lesern. Vor knapp einem Jahr berichtete die Passauer Neue Presse über Margaretha Fischer - den "Engel der Armen". "Überwältigend war danach die Spendenbereitschaft", erzählt die pensionierte Englisch- und Religionslehrerin. "Eine Frau hat mir sogar Wertpapiere in Höhe von 20 000 Mark vermacht. Und seit dem Bericht bekomme ich jeden Monat einen anonymen Brief mit 100 Mark zugeschickt."
Geld, das nach Meinung Fischers in den Projekten der VOR - village reconstruction organisation (Dorfbau Organisation Indien) - mehr als gut angelegt ist. Der Geistliche Michael Windey hat die Institution gegründet und bereits über 500 Dörfer in Indien gebaut unter dem Motto "Hilfe zur Selbsthilfe".
Das heißt: Die indischen Familien müssen die Reihenhäuser mit Brunnen, Gemüsegärten, Feldern und die Schule eigenhändig erbauen und sich dann selbst versorgen. Von den Spendengeldern werden ausschließlich Baumaterialien finanziert. Verwaltet werden die Spenden vom Missionsprokurat der Deutschen Jesuiten in Nürnberg. Dazu der ehemalige Missionsprokurator Pater Joe Übelmesser: "Wir unterstützen seit 1977 die Arbeit von Father Windey und konnten ihn bei dem Bau von 70 Dörfern helfen, auch Dank der guten Arbeit von Margaretha Fischer."
Um ein Lob ihres Engagements geht es der "Gretl" Fischer, wie sie in ihrer Heimat genannt wird, aber keineswegs. Die Güter dieser Welt sollen gerecht verteilt werden - das will die 58-Jährige. Und dafür will sie sich auch in Zukunft einsetzen und Spenden sammeln. Für ein drittes Dorf "Bhakti Puri" (Dorf der Liebe/Hingabe), ein viertes Dorf "Guthausen" (nach Margaretha Fischers Geburtsort im Böhmerwald) und für ein fünftes Dorf. "Bodenmais" soll es heißen.
Margaretha Fischer ist zuversichtlich. "Ich bringe die 60 000 bis 70 000 Mark pro Dorf schon auf. Ich muss einfach. Diese Arbeit ist für mich zur Lebensaufgabe geworden", sagt's, schaut auf die Poster und nennt ihren Leitspruch, ein afrikanisches Sprichwort: "Viele kleine Leute an vielen kleinen Orten, die viele kleine Dinge tun, werden das Gesicht der Welt verändern."
Spendenkonto: „Leben teilen“, Kto.-Nr.102100517, VR-Bank Bodenmais, BLZ 74164149. Absender und die Adresse angeben.
M2: PNP, 04.05.2002
Der neue Bürgermeister von Bodenmais ist ein Inder
Margaretha Fischer baut in Indien ihr sechstes Dorf auf, das sie auf den Namen Bodenmais taufen will - Bereits 22 000 Euro an Spenden gesammelt
von Karin Weber
Bodenmais/Indien. Für die Fruchtbarkeit tanzen, Besuchern die Füße küssen und Streitigkeiten vom Dorfältesten schlichten lassen - in Bodenmais haben neue Bräuche Einzug gehalten. Dafür hat Margaretha Fischer gesorgt, die ihren Heimatort kurzerhand in einen anderen Kontinent verlagert hat - nach Indien. Glücklich sieht sie aus, als sie von ihrer sechswöchigen Indienreise ins "echte" Bodenmais zurückkehrt: doch ihr Herz hat Margaretha Fischer bei den Lambadi-Frauen gelassen, die in einem der sechs Dörfer, die sie ins Leben gerufen hat, ein neues Zuhause gefunden haben.Nicht umsonst feiern die Inder ein Freudenfest, wenn die Bodenmaiserin zu Besuch kommt, waschen und küssen ihr die Füße und tragen sie blumenübersät ins Dorf; Margaretha Fischer hat ihr Leben der Indien-Hilfe verschrieben.
Seit Jahren arbeitet sie unermüdlich für die "Village Reconstruction Organisation" (Dorf-Aufbau-Organisation) des Jesuitenpaters Michael A. Windey. "Eine Prinzessin oder Königin könnte nicht anders empfangen werden als ich", erzählt die niederbayerische Mutter Teresa. Auch in den letzten sechs Wochen hat die 60-Jährige wieder einiges bewerkstelligt: Mit Bhakti Puri konnte sie ihr fünftes Dorf einweihen, das Dorf der Liebe, wie sie mit strahlenden Augen erzählt.Während nach ihrem letzten Besuch dort fleißig gebaut wurde, hielt Margaretha Fischer zu Hause aber nicht still. Rund 22 000 Euro hat sie mittlerweile für einen neuen Traum gesammelt: Die Errichtung eines indischen Bodenmais.
"Und das alles mit Spenden aus dem niederbayerischen Bodenmais", berichtet die Waldlerin, die kein Hindi versteht und trotzdem "mit keinem so gut reden kann wie mit den Lambadi-Frauen". "Dort spricht man einfach noch die Sprache der Herzen und deshalb kann ich den Menschen in meinen Dörfern alles sagen, was ich will", zeigt sie sich gerührt. So konnten 36 Familien glücklich zusehen, wie Margaretha Fischer den Grundstein für ihr neues Zuhause enthüllte. "Die Grundsteinlegung ist dort eine heilige Zeremonie", erzählt die Bauherrin. Schon das ganze Jahr über hätten die 250 Bewohner in verschiedenen Aufgaben bewiesen, dass sie in der Lage sind, in einer Gemeinschaft zusammenzuleben.
"Sie müssen das Kastendenken ablegen, Frauen gleichberechtigt behandeln und das Handwerk des Bauens erlernen, indem sie umsonst bei anderen Dorfgemeinschaften arbeiten", zählt Margaretha Fischer die Kriterien auf. Außerdem müssen die Familien als Gemeinschaft zusammenwachsen, gemeinsames Liedgut pflegen, kulturell tätig werden und sich selbst versorgen können. Erst dann kann der Grundstein wirklich gelegt werden. Die neuen Bodenmaiser Familien haben all diese Tests gemeistert und so wurde die Erde des neuen Dorfes gesegnet und Margaretha Fischer grub symbolisch das Loch für den ersten Stein aus. In dieses Loch habe ich dann Körner geworfen, die wachsen und gedeihen sollen", erzählt sie noch sichtlich bewegt von der Zeremonie. Der bereits gewählte Bodenmaiser Bürgermeister wich nicht von ihrer Seite, als im Sinne des Sprichworts "Harte Schale - weicher Kern" eine Kokosnuss gebrochen und die ersten Ziegel gelegt wurden.
"Ach, es war wieder ein so schönes Erlebnis, die glücklichen Gesichter zu sehen", kann die Waldlerin schon jetzt gar nicht mehr erwarten, in eineinhalb Jahren wieder nach Indien zu reisen. Dann nämlich soll der Eid zur Bodenmaiser Einweihung geleistet werden: Die Bewohner müssen schwören, immer zusammenzuhelfen und jeden Streit noch am gleichen Tag vom Dorfältesten schlichten zu lassen.
M3: Passauer Bistumsblatt, 12.05.2002, Nr.19, S. 10
Bistumsblatt-Leser bauen Dorf in Indien
200 Menschen in Indien sind aus dem Häuschen: Sie haben jetzt ein eigenes Dach über dem Kopf. Finanziert wurde ihr Dorf von Lesern des Passauer Bistumsblattes. Für die von Margaretha Fischer aus Bodenmais angekurbelte Aktion spendeten Sie, liebe Leser, 78.140,60 Mark
von Margaretha Fischer
Das Dorf trägt den Namen Bhakti Puri (Dorf der Liebe, Hingabe). 32 Häuser, erbaut aus soliden Ziegelsteinen, stehen nebeneinander. Das Dorf hat bereits eine Schule, einen Dorfbrunnen und eine öffentliche Toilette. Mit dem Geld wurde auch das dazugehörige Grundstück gekauft. Vorbei sind die Zeiten, in denen diese Menschen in windigen Strohhütten oder kalten Betonröhren hausen mussten. Zur Einweihung war Margaretha Fischer eingeladen. Ihre Eindrücke: "2 km vor dem Dorf werde ich als Lambadi-Frau eingekleidet: langer, bunter Rock, mit Spiegeln besetzter Schleier. Etwa 20 Musikanten in rot-blauen Brokatwesten holen mich ab, ebenso die Lambadi-Frauen in ihren schönen Gewändern. Singend, tanzend und jubilierend bewegt sich die Prozession in Richtung 'Bhakti Puri'. Am Eingang sind mehrere Triumpfbögen errichtet. 'Sweet Welcome to Mrs.Margaretha Fischer'. Es werden mir die Füße gewaschen und gesalbt. Als Zeichen der Dankbarkeit, Liebe und Ehrerbietung. Es regnet Blumen, ich selber werde mit vielen Blumenkränzen behängt. Unglaubliche, überschwängliche Freude! Der Weg ist von Palmwedeln begrenzt. Vier junge Frauen, darunter die Lehrerin der neuen Schule, tragen mich ins Dorf.
Und was für ein schmuckes Dorf! Jedes Haus trägt den Namen seines Sponsors. Die Leute sind überglücklich. Um in den Genuss eines Hauses zu kommen, mussten sie innerhalb eines Jahres harte Tests bestehen. Sie mussten es lernen, sich in die Gemeinschaft einzufügen, sesshaft zu werden, das Kastendenken abzulegen, das Handwerk des Bauens und Zimmerns bei einer anderen Dorfgemeinschaft erlernen, sich gegenseitig helfen. Diese Bewusstseinsänderung macht die Leute stolz und selbstbewusst. Unsere bunte Prozession nähert sich dem Dorfstein. Kokosnüsse werden aufgeschlagen: Zeichen der Fruchtbarkeit, aber auch Zeichen dafür, dass hinter der rauhen Schale ein weicher Kern liegt. Räucherstäbchen werden angezündet, dann folgt ein gemeinsames Gebet. Ich singe ihnen das Vaterunser vor. Danach wird der Vorhang vom Stein gezogen: 'Bhakti Puri' gehört nun ihnen. Bei der Einweihung des Musterhauses der gleiche Ritus. Nach dem Durchschneiden des breiten Bandes, das den Eingang versperrt, beschreite ich als Erste das Musterhaus. Mit den stolzen Besitzern erbitten wir den Segen für das Dorf und die Gemeinschaft.
Danach schreiten alle zur Mitte des Dorfplatzes, um die Dorfflagge zu hissen. Ein kleines Bündelchen wird am Mast hochgezogen. Oben angekommen, öffnet es sich und es regnet Blumen. Die Flagge weht im Wind. Auch sie trägt den Namen 'Bhakti Puri'. Nach diesen Zeremonien werden im großen, bunten Zelt feierliche Ansprachen gehalten. Ich erkläre ihnen, weshalb ich den Namen 'Bhakti Puri' gewählt habe. Liebe soll in den Herzen der Bewohner leben, Liebe soll die Gemeinschaft prägen und ihre Liebe zueinander soll sie schließlich zu Gott führen.
Von den Dorfältesten wird der feierliche Eid auf gutes Zusammenleben geschworen. Jeder Streit, jede Meinungsverschiedenheit soll vor Anbruch der Dunkelheit begraben werden. Zum Schluss verteile ich Puppen und Plüschtiere, die ich lange zuvor schon nach Indien geschickt hatte. Danach großes Fotografieren vor dem eigenen Haus. Die Dorfbewohner sind überglücklich, aber auch ich bin zutiefst gerührt und glücklich. Die fast grenzenlose Freude ist gegenseitig. So fällt der Abschied schwer. Immer wieder werden Hände geschüttelt. Unser Auto kann kaum starten, weil tanzende Frauen uns den Weg versperren. Am nächsten Tag lege ich den Grundstein für das Dorf 'Bodenmais', auch eine sehr zu Herzen gehende Handlung. Die zukünftigen Dorfbewohner beten im großen Kreis. Ich trete in die Mitte, segne die Erde, segne die Samen, die wachsen und gedeihen sollen, segne die Ziegelsteine, aus denen ein Haus entstehen soll. In etwa eineinhalb Jahren werde ich zur Einweihung des Dorfes fahren. Einige Tage später weihe ich im Bundesstaat Tamil Nadu das fünfte meiner Dörfer ein. Es heißt 'Guthausen' nach meinem Geburtsort im Böhmerwald. Bewegende Momente, Momente, in denen man die anderen total versteht, ohne ihre Sprache zu sprechen. Es sind Glücksmomente, die von Seele zu Seele gehen und ewige Verwandtschaft bewirken.
Wer sich am Unterhalt der Schule in 'Bhakti Puri' beteiligen möchte, oder am Bau von 'Bodenmais', dem wäre ich sehr zu Dank verpflichtet. Spenden können Sie unter Angabe ihres Namens und ihrer kompletten Adresse auf das Konto 'Leben teilen e.V.', Kto-Nr. 305 243 bei der Sparkasse Bodenmais BLZ 74151450 überweisen.
'Leben teilen' heißt der von mir gegründete Verein. Wir wollen teilen, was uns in so reichlichem Maße gegeben wurde, anderen vermitteln, was wir an positiven Gedanken hegen. Wir wollen mit Andersdenkenden und Andersgläubigen den Dialog nicht scheuen, sondern ihn aufnehmen. Wir wollen Vorurteile abbauen und globales Denken nicht im Keim ersticken. Leben teilen heißt für uns auch, geistige Werte zu vermitteln, für Bildung zu sorgen und das Analphabetentum zu verringern. Es heißt, sich für friedliche Lösungen und für die 'Eine Welt' einzusetzen, statt Menschen in Rassen und in eine 'Zweite', ja 'Dritte' und 'Vierte' Welt einzuteilen. Leben teilen heißt schließlich erkennen, dass wir alle Kinder des gleichen Gottes und somit Brüder und Schwestern sind und dass wir Verantwortung für die Welt und füreinander haben."
M4: PNP, 12.05.2004, Nr.110, S. 9
Bodenmaiserin baut an siebtem Dorf in Indien
PNP-Leser unterstützen Margaretha Fischer mit Spenden – 36 Familien erhalten Zuhause und gesicherte Existenz
"Miriam Puri" heißt das siebte Dorf im Süden Indiens, für das Margaretha Fischer, die "Mutter Teresa" aus Bodenmais, den Grundstein gelegt hat. Finanziert wird die Hälfte des Dorfes mit 16 000 Euro – Geld, das Leser der PNP gespendet haben.
Seit zehn Jahren sammelt die Gretl, wie Margaretha Fischer überall genannt wird, Geld für die "Dorfbau Organisation Indien" (VOR – Village Reconstriction Organisation): bei Vereinen, Vorträgen, über den Verkauf von Büchern, über Mundpropaganda . . . Die pensionierte Englisch- und Religionslehrerin braucht das Geld für die Ärmsten der Armen, für Männer, Frauen und Kinder, die in Gräben schlafen, in Betonrohren hausen, von Ratten angefressen werden, an Tuberkulose, Ruhr oder Lepra erkrankt dahin vegitieren. Sie braucht es für die Menschen, deren Leben von Anfang an dem Tode geweiht ist; braucht es, um genau diese Menschen aus ihrem Elend herauszuholen, um ihnen eine Chance zum Leben zu geben.
Die Chance heißt "Hilfe zur Selbsthilfe". Die indischen Familien müssen ihre Reihenhäuser mit Brunnen, Gemüsegärten, Feldern und Schulen eigenhändig errichten und sich anschließend selbst versorgen. Und dafür braucht Gretl Fischer Geld. Nicht alles aber kann man mit Geld kaufen. Einen eisernen Willen zum Beispiel, Mut und Durchsetzungsvermögen – diese Eigenschaften kann man nicht mit Geld kaufen. die hat man oder man hat sie nicht. Gretl Fischer hat sie und braucht sie. Manchmal dringender als Geld. Denn wenn die 63-Jährige bei ihren jährlichen Stippvisiten, die sie übrigens stets aus eigener Tasche finanziert, vor Ort in Indien nach dem Rechten sieht, dann sind Mut, Durchsetzungsvermögen und ein eiserner Wille gefragt. "Mittlerweile wissen die Verantwortlichen dort schon ganz genau, dass ich bei meinen Besuchen peinlich genau überprüfe, was mit den Spendengeldern geschehen ist", erzählt Gretl Fischer. Und sie respektieren es. Das war nicht immer so. Gretl Fischer musste sich in Indien erst Respekt verschaffen. "Weil die Frau dort nach wie vor nicht so anerkannt ist wie in Europa, nahmen die mich erst gar nicht richtig ernst", erinnert sie sich und wettert: "Da habe ich klipp und klar gesagt: Entweder ihr verwendet die Gelder so, wie es ausgemacht war, oder es gibt keine Mark mehr. Mein lieber Mann, das haben sie dann sehr schnell verstanden." Seither funktioniere die Zusammenarbeit. "Sie begrüßen mich wie eine Königin, schmücken mich mit Blumen und tragen mich in die Dörfer."
Im November 2003 hat man Gretl Fischer zuletzt so herzlich empfangen, als sie im Staate Andhra Pradesh im Süden Indiens den Grundstein für ihr siebtes Dorf gelegt hat. "Miriam Puri" heißt es, "Dorf der heiligen Maria". Innerhalb eines Jahres sollen dort 36 Familien ein geschützten Häusern aus Stein mit einer gesicherten Existenz leben können. Dort will Gretl Fischer auch 16 000 Euro einsetzen, die Leser der PNP nach einem Zeitungsbericht über ihre Arbeit in Indien gespendet hatten. Eine Schule will sie davon bauen, einen Brunnen und Häuser. 2000 Euro kostet übrigens der Bau einer Schule. Außerdem können von dem Geld zwei Jahre lang Lehrer, Schulmaterial und täglich eine warme Schulspeise für die Kinder bezahlt werden.
Für 600 Euro entsteht bereits ein Brunnen. Gretl Fischer: "Bei uns kann man sich dafür vielleicht mal ein gutes Fahrrad kaufen. In Indien gibt’s dafür sauberes Wasser, das zum Überleben notwendig ist. Die Menschen dort sind so glücklich und dankbar dafür." Deshalb möchte sie sich weiter für den Dorfbau in Indien einsetzen – mit all ihrem Durchsetzungsvermögen, ihrem Mut und ihrem eisernen Willen. für alles andere aber braucht sie Geld.
M5: PNP vom 12.05.2005
Bodenmaiserin sammelt für Tsunami-Fischerdorf in Indien
Schon 35 000 Euro für zerstörtes Dorf an der Südostküste gespendet - Margaretha Fischer seit Jahren aktiv für "Hilfe zur Selbsthilfe" durch Dorfbau
Bodenmais. Die Menschen in Indien liegen Margaretha Fischer seit 50 Jahren am Herzen. Da konnte sie auch bei der Tsunami-Katastrohpe nicht untätig bleiben: Der von ihr 2001 gegründete Verein "Leben teilen e.V." sammelt Geld für den Wiederaufbau eines Fischerdorfes an der indischen Südostküste. 35 000 Euro sind seit dem ersten Spendenaufruf Ende Dezember schon zusammen gekommen, 10 000 Euro fehlen noch.
Schon mit 13 Jahren hatte die Gretl, wie sie genannt wird, einen indischen Brieffreund. - Ob daher ihr Herz für Indien rührt? "Vom Teilen" wurde sie aber schon von der Mutter in der Kindheit im Böhmerwald "infiziert", erzählt die heutige Bodenmaiserin, die bereits auf ihrer ersten Indienreise in den frühen 70ern Kontakt zu einem Hilfsprojekt bekam. Mit dem Teilen hat die nun 63-Jährige seither nicht mehr aufgehört. Seit 1994 sammelt sie bei Vereinen und Initiativen, Vorträgen und über Mundpropaganda Geld für die "Dorfbauorganisation Indien" (VRO-Village Reconstruction Organisation). Im März erst war die pensionierte Realschullehrerin wieder in Indien, um mit "Miriam Puri" das 7. Dorf einzuweihen, das mit den gesammelten Spenden gebaut werden konnte. Durchschnittlich 30 Familien finden so unter dem Motto "Hilfe zur Selbsthilfe" ein Dach über dem Kopf, sauberes Trinkwasser, eine Schule, ein Stück Land - ein Stück Zukunft.
Als die erschütternden Tsunami-Bilder um die Welt gingen, reagierte Fischer sofort: " Ich habe unmittelbar Kontakt zu meinem Gewehrsmann vor Ort, Pater Windey, dem Gründer der VRO, aufgenommen. Er ist zusammen mit 40 Freiwilligen in der Region südlich von Madras, im Bundesstaat Tamil Nadu, um in schwer geschädigten Fischerdörfern zu helfen", erzählt Fischer. Schon am 28.Dezember war im Bayerwaldboten ein Spendenaufruf des von ihr 2001 gegründeten Vereins "Leben teilen e.V." zu lesen. "Pater Windey ist mein Garant dafür, dass die Spenden ankommen", betont die Bodenmaiserin. "Die Personal- und Projektbetreuungskosten betragen null Euro, so dass jeder Cent an Spendengeldern ohne Abzug der guten Suche der guten Sache zugeführt werden kann."
Die Idee dieses Wiederaufbaus orientiert sich an den gleichen Konzepten wie die der anderen sieben Häuser: inspiriert von Gandhi und dessen Idee vom überschaubaren Dorfbau mit Selbstversorgung hat Pater Michael Windey zusammen mit freiwilligen Helfern bereits über 500 Dörfer, viele Schulen, Kindergärten, Brunnen in Indien gebaut. Die späteren Dorfbewohner müssen, ehe sie Baumaterial erhalten, Vorträge besuchen und ihren Integrationswillen bekunden. Die Männer erlernen zunächst in einem anderen Dorf ein Handwerk, dann errichten die Familien eigenhändig ihr Dorf, indem sie sich schließlich selbst versorgen. Mit 2000 Euro können der Bau einer Schule finanziert werden, dazu die Lehrgehälter für zwei Jahre, Schulmaterial und täglich eine warme Schulspeise für die Kinder. Ein Haus in den sieben Dörfern, deren Finanzierung Fischer bisher finanziert hat - eines davon trägt nach den Spendern den Namen 'Bodenmais' - kostet tausend Euro, ein ganzes Dorf um die 35 000 Euro. Da bei dem Wiederaufbau eines Fischerdorfes die Häuser "seebebenfest" gemacht werden sollen und zusätzlich neue Netze anzuschaffen sind, rechnet Fischer mit einem Bedarf von 45 000 Euro.
Noch fehlen 10 000 Euro für das Tsunami-Dorf, die Indienfreundin denkt aber schon an neue Projekte: ein weiteres Dorf steht auf der Agenda und den zweiten Teil der Schule - Kindergarten bis Abitur - will sie finanzieren, die mithilfe von deutschen Spenden - und Regierungsgelder gebaut wurde. Zumindest die bisherigen 35 000 Euro für das Tsunami-Dorf noch gehörig aufzustocken, das wollen die Veranstalter des Benefizkonzerts am Pfingstsamstag, 14. Mai, im Pfarrzentrum Bodenmais.
M6: PNP vom 23.07.2005, Nr.168
"Ich war bei Mutter Teresa, ich schaffe es auch zum Papst"
von Eva Maria Fuchs
Sie vergleicht sich mit einem Adler, der - vom Freiheitswillen getragen zwischen Himmel und Erde schwebend - im richtigen Moment sein Ziel sieht, es anvisiert und dann im gekonnten Jagdflug ergreift. Die Rede ist von Margaretha Fischer, einer 64-jährigen pensionierten Realschullehrerin für Englisch und Religion. Ihr Ziel ist die gute Tat.
Seit elf Jahren hilft die "Gretl" Fischer aus Bodenmais, wie sie allerorts genannt wird, den Ärmsten der Armen in Indien, leistet Hilfe zur Selbsthilfe: ein Dach über dem Kopf, sauberes Trinkwasser, eine Schule, ein Stück Land - ein Stück Zukunft. Über 600 000 Euro hat sie seither gesammelt und mit höchstem persönlichen Engagement, zusammen mit der "Dorfbau Organisation Indien" (VRO - Village Reconstruction Organisation), an die weitergeleitet, die es am nötigsten haben: Frauen, Männer und Kinder, die in Gräben schlafen, in Betonrohren hausen, an Tuberkulose, Ruhr oder Lepra erkrankt dahinvegetieren, deren Leben von Anfang an dem Tode geweiht ist. Diese Menschen waren es auch, die sie bei ihrem ersten Indien-Besuch vor 34 Jahren sah und nie mehr vergessen konnte. "Ich musste dagegen einfach etwas tun", erinnert sie sich. Und sie startete eine Spendenaktion: Bei Vereinen, Vorträgen, über den Verkauf von Büchern, über Mundpropaganda... So begann der Kampf der Gretl Fischer gegen die Not in der Welt.Und die Gretl kann kämpfen: "Als ich gesehen habe, wie lahm die indische Mentalität ist, habe ich mir gedacht, denen muss ich erst mal ein wenig Schwung beibringen", sagt's und krempelt die Ärmel ihrer Bluse hoch. Hunderte von Briefen hat sie geschrieben, sich jede Zusage schriftlich bestätigen lassen, jeden Beleg ordenlichst abgeheftet, immer wieder nachgehakt und auch immer wieder mit Spendenentzug gedroht. "Ich habe meinen Spendern gegenüber die Verpflichtung, ihr Geld korrekt zur verwalten und sinnvoll zu verwenden."
Projektüberwachung heißt für die Gretl: Vor Ort nach dem Rechten schauen. Deshalb fährt sie jedes Jahr nach Indien und begutachtet ihre Bauten - natürlich stets auf eigene Kosten. "Jetzt kommt die kleine Frau aus Deutschland wieder, heißt es dann. Die kennen mich schon, lieben mich und fürchten mich auch ein wenig. Die wissen genau, wenn etwas nicht stimmt, dass es dann staubt." Ihr letztes Projekt: Die Einweihung ihres 7.Dorfes im März 2005. "Miriam Puri" (Dorf der hl. Maria) heißt es und liegt in Andhra Pradesh im Süden Indiens. 30 Familien können dort in geschützten Häusern aus Stein mit einer gesicherten Existenz leben - auch dank der Hilfe von Lesern der Passauer Neuen Presse, die dafür 16.000 Mark gespendet hatten. Weiter plant sie den Bau einer Schule, eines Brunnens und von Häusern. 2000 Euro kostet übrigens der Bau einer Schule. Außerdem können von dem Geld zwei Jahre lang Lehrer, Schulmaterial und täglich eine warme Schulspeise für die Kinder bezahlt werden.
Was die Gretl Fischer macht, macht sie gründlich, mit eloquenter Wortgewalt und resoluter Überzeugungskraft, aber auch mit Humor und viel Charme. Das war schon immer so. Sie war leidenschaftliche Lehrerin, wie sie sagt, und vor ihrem Studium auch leidenschaftliche Köchin. In England hat sie als Aupair-Mädchen bei einer vornehmen Familie in Jahr lang den Haushalt geführt. "ich hatte zwar gar keine Ahnung vom Kochen, aber ich wollte es einfach unbedingt machen", sagt sie und muss herzlich lachen, als sie an ihre erstes Menü denkt: "Hähnchen, Blumenkohl und Kartoffelpüree sollte es geben. Irgendwie habe ich das Essen aber überhaupt nicht hinbekommen: das Hähnchen war nicht durch, der Blumenkohl nicht gekocht und die Kartoffeln halb roh."
Im Dirndl hat sie dann ihr erstes Mahl serviert, um vom Essen abzulenken, was ihr tatsächlich gelang. "Die feinen Herrschaften haben mir nicht direkt gesagt, dass das Essen scheußlich war. Am Tag darauf kam die Hausherrin und erklärte mir: Dear Margret, tomorrow, we cook together (Liebe Margret, morgen kochen wir zusammen)." Ein Jahr später klang das ein wenig anders: Dear Margret, now you can open a french-restaurant (Liebe Margret, nun können Sie ein französisches Restaurant eröffnen). Ich habe mich halt reingehängt und mit Leidenschaft gearbeitet.
Mit Leidenschaft arbeiten - das tut sie nach wie vor. "Die Fähigkeiten, die dir der Herrgott gegeben hat, die musst du erkennen und nützen." Überhaupt spielt der Herrgott für die Gretl eine zentrale Rolle. "Wenn man für den Willen Gottes offen ist, dann geschehen mit den Menschen Dinge, die man sich nicht erträumen kann. Das klingt sehr religiös, aber ich sehe das wirklich so. Ich wäre sonst mit einen Hilfsprojekten niemals so weit gekommen. Und in diesem Vertrauen weiß ich auch, dass ich eigentlich alles schaffe, was ich anpacke. Das sagt übrigens auch unser Papst, bei dem ich fünf Jahre an der Uni in Regensburg studiert habe." Joseph Ratzinger in Rom bei einer Audienz besuchen -das möchte die Gretl noch, die bereits seit Jahren wusste, dass der frühere Kardinal einmal auf dem Stuhl des Heiligen Vaters sitzen würde. "Das hat mir damals Ratzingers Sekretärin aus einem Weissagungen-Buch vorgelesen." Die Gretl hat daran geglaubt und es ihm auch zugetraut: "Er ist seht intelligent und sehr menschlich. Aber das will ich ihm selber sagen. Ich habe es zu Mutter Teresa geschafft, ich schaffe es auch zum Papst."
Alleine möchte sie nach Rom fahren, wie auf allen ihren Reisen um die Welt. Den Mann fürs Leben hat die Gretl nämlich nicht gefunden. "Ich bin ein Einzelgänger wie der Adler", sagt's und lacht. Nicht, dass sie keinen Man gewollt hätte - der Richtige ist ihr halt nie über den Weg gelaufen, auch in Indien nicht. Und überhaupt sei sie ein freiheitsliebender Mensch. "In Bodenmais bin ich zwar daheim, aber in der Welt zu Hause." Und so reist sie weiter im Namen Gottes, hilft den Armen und fühlt sich dabei so frei wie ein Adler - der Erde verbunden und dem Himmel ganz nah.
M7: PNP vom 01.10.2005
Ein Leben in Würde für die Ärmsten der Armen
Pater Windey und Padre Geraldo sprachen über Dorfbau in Indien und Straßenkinderbetreuung in Brasilien
Bodenmais. Gleich zwei bekannte Missionare waren zu Gast bei der Mitgliederversammlung, des Vereins "Leben teilen e.V." im Hotel Hofbräuhaus, Prof. Pater Michael Windey aus Hyderabad in Indien und Padre Geraldo Brandstetter aus Guarabira im Nordosten Brasiliens.
Vorsitzende Margaretha Fischer begrüßte neben den 40 Teilnehmern der Veranstaltung auch Pfarrer Josef Schmaderer, der selber 16 Jahre als Missionar in Argentinien wirkte, und Diakon Josef Schlecht. Durch Pater Windey werde die Arbeit des Vereins "Leben teilen e.V." in Indien durchschaubar und fassbar, so Margaretha Fischer, Er sei ein Garant dafür, dass die Spendengelder sicher ankommen und bestmöglich verwendet werden. Der ehemalige Universitätsprofessor Pater Windey hat es sich nach dem Erlebnis eines verheerenden Zyklons 35 Jahren als Lebensaufgabe gestellt, für die Ärmsten der Armen ein Dorfaufbauprogramm durchzuführen. So hat er mittlerweile 500 Dörfer gebaut und gleichzeitig den Bewohnern die Grundbausteine eines elementaren menschlichen Zusammenlebens vermittelt. Durch die Initiative von Margaretha Fischer konnten durch Spenden und Zuschüsse der Aktion "Sternsinger" und das Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung bereits sechs Dörfer gebaut werden, eine größere Schule ist in Bau.
Pater Windey, der schon das sechste Mal in Bodenmais ist, zeigte sich begeistert vom vorausgehenden Missionsgottesdienst mit dem Thema "Tsunami-Hilfe". Besonders angetan war er von den Solostücken des Josef Geiger, der mit Gitarrenbegleitung seines Sohnes Matthias Gospelsongs vortrug, die er eigens auf Indien umgedichtet hatte. Ganz hervorragend fan Pater Windey die Darsteller des Predigtspiels (Andre Soboczenski, Christa Fouquet und Michael Bachl), die so anschaulich und lebensecht die Not und Verzweiflung der von der Tsunami-Katastrophe Betroffenen hinausschrieen.
Er kann dies beurteilen, denn er wurde selbst während des Gottesdienstes in einer Kirche 200 Meter vom Meer entfernt von der Flutwelle überrascht und musste mit ansehen, wie 2000 Menschen von den Wassermassen verschlungen wurden. Pater Windey sprach seinen ausdrücklichen Dank aus allen Spendern, vor allem den Initiatoren des großartigen Benefizkonzertes Martin und Monika Wölfl, die den Wiederaufbau eines zerstörten Fischerdorfes ermöglichen. Allein aus den Spenden Bodenmaiser Bürger kamen für das Tsunami - Dorf 17.000 Euro zusammen. Die Kollekte des Missionsgottesdienstes erbrachte weiter 450 Euro. Wie für Pater Windey der Zyklon, so wurde für Padre Geraldo Brandstetter der Bittbrief eines Jugendlichen aus dem Straßenmilieu, der in menschenunwürdigen Verhältnissen in einem Kerker saß, zum Schlüsselerlebnis für eine groß angelegte Hilfsaktion für Straßenkinder. Seit 1968 wirkt der aus Neuötting stammende Priester mit einer dreijährigen Unterbrechung als Pfarrer in Jandelsbrunn und Wollaberg in Brasilien als Missionar. Er erzählte, wie sich allmählich eine Gruppe heimatloser Kinder und Jugendlicher gebildet hat, für die er zu sorgen hatte. Dabei habe oft Gottes gute Vorsehung mitgewirkt, so dass allmählich ein ganzes Kinderdorf entstanden ist mit Unterkunft, Verpflegung, einer alternativen Schule, Spiel- und Sportplätzen. Für den Transport der oft traumatisierten Kinder und Jugendlichen zur 100 kam entfernten Therapie hat der Verein "Leben teilen e.V." bereits einen Minibus finanziert. Patenschaften für Kinder und Kinderdorfmütter wären erwünscht.
Margaretha Fischer verglich beide herausragenden Missionare und stellte fest, dass sie alle das eine Ziel gemeinsam haben den Ärmsten der Armen ein Leben in Würde zu ermöglichen. Die innere Energie zum Helfen und Dienen würden sie aus einem tiefen Glauben beziehen. Für beide ist Leben Geschenk Gottes, Gabe und Aufgabe. Kurzfilme über den Verein "Leben teilen e.V.", die Grundsteinlegung des Dorfes "Bodenmais" und die Einweihung des Dorfes Bhakti Puri sowie über das Kinderdorf der Straßenkinder in Guarabira rundete den informativen Abend ab, der durch das Duo Bruno und Martin Wölfl (Akkordeon und Gitarre) musikalisch aufgelockert wurde.
M8: Brief von Frau Margaretha Fischer an Prof. Dr. Mendl
Bodenmais, 29/10/2005
Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Hans Mendl,
von einer ehemaligen Kollegin erhielt ich einen Anruf. Sie informierte mich über Ihre "Internet-Datenbank über Helden des Alltags". Von "Heiligen der Unscheinbarkeit" sprechen Sie. Unscheinbar - das mag auf mich zutreffen. Eine Heilige - oh ja - die möchte ich einmal werden! Heiligkeit ist all jenen Menschen sicher, die sich ganz auf Gott einlassen, die alles von Gott erwarten und bereit sind, ihr Ego abzubauen, um den Sein in Gottes Geborgenheit und Liebe Raum zu schenken. Für mich persönlich ist es ganz, ganz wichtig, nicht am Willen Gottes vorbeizugehen. Eigentlich wollte ich selber ganz etwas anderes. Aber statt der Kontemplation fiel mir die Aktion zu. Ich selber muß nun den Mittelweg finden, um ja nicht in Aktion und Hektik auf- und unterzugehen.
Sie sehen: Mein Herz gehört Gott - und seinen Armen. Durch das "Ja" zu seinem Willen fiel mir eine ungeheure innere Freiheit zu. "Der Erde verbunden und dem Himmel ganz nah" wie Frau Fuchs sagte. Ich habe heute mit Max Pinzl telefoniert. Er meinte, ich sollte Sie kontaktieren und Ihnen meine Referenzliste schicken.
An Weihnachten fliege ich wieder nach Indien, um mein 8. Dorf - wieder ein "Shanti Puri" (Dorf des Friedens) einzuweihen. Derzeitig suche ich Gönner für den 2. Bauabschnitt der "St. Elisabeth Schule" für 840 Buben und Mädchen im Erdbebengebiet von 2001 (Staat Gujarat) zu finden. Außerdem war ein Spendenaufruf für Pakistan im "Bayerwald Bote".
Für Sie nun alles Gute, viel Erfolg bei Ihrer Arbeit!
Herzliche Grüße
Margaretha Fischer
M9: PNP, 12.5.2009, Nr. 108, S. 8
Ex-Lehrerin kämpft für indische Kinder
Verein „Leben teilen“ finanziert Brunnen, Schulen und Dörfer
Bodenmais. Mit wenig Geld viel erreichen, mit viel Geld noch viel mehr erreichen: Eine Million Euro hat Margaretha Fischer aus Bodenmais (Landkreis Regen) mit ihrer Hilfsorganisation „Leben teilen“ in den vergangenen Jahren gesammelt. Jeder Euro davon kam in Indien bei den Ärmsten der Armen an. Brunnen, Schulen und elf Dörfer sind dadurch schon entstanden.
Kürzlich war Fischer wieder in Indien, um sich davon zu überzeugen, dass die Projekte voranschreiten und kein Geld in den dortigen Netzwerken versickert. Bei dieser Reise hat sie sich auch die neue St.-Elisabeth-Schule aus dem südindischen Kerala angesehen, in der 585 Schüler unterrichtet werden.
„Die Einrichtung hat den Namen der heiligen Elisabeth, damit die Menschen dort wissen, dass wir Christen teilen und den Schwachen helfen“, so Fischer.
Kaum jeder zweite Bewerber bekommt einen Platz an der Schule, deshalb sammelt Fischer derzeit Spenden, um die Schule zu vergrößern. 150 000 Euro braucht sie, damit 1540 junge Menschen auf ihre Zukunft vorbereitet werden können. Die Bildung sei die beste „Hilfe zur Selbsthilfe“, erklärt die pensionierte Lehrerin, die für ihr soziales Engagement mit der Bundesverdienstmedaille ausgezeichnet wurde. - rmb
Spendenkonto: „Leben teilen“, Kto.-Nr.102100517, VR-Bank Bodenmais, BLZ 74164149. Absender und die Adresse angeben.
M10: PNP, 19.03.2010, Nr. 65, S. 8
Steinhaus statt Strohhütte
Margaretha Fischer weiht in Indien das zwölfte Dorf ein
Bodenmais/ Indien. Zwei Ochsengespanne mit Blumen und Palmblättern dekoriert - begleitet vom exotischen Klang indischer Instrumente - zieht die indische Prozession zu den weißgetünchten Steinhäusern. Durch die Hilfe des Vereins „Leben teilen e.V.“ mit seiner Vorsitzenden Margaretha Fischer aus Bodenmais konnten in den vergangenen Jahren bereits 1000 Menschen in Indien ihre undichten Hütten aus Stroh und vom Monsun zerfranstem Lehm verlassen, um in stabile Häuser aus Stein zu ziehen.
Kürzlich war die Vorsitzende des Vereins vor Ort, als die Häuser des zwölften Dorfes in Indien eingeweiht wurden. In 25 Häusern spielt sich das gleiche Ritual ab: Die Dame des Hauses kreist einen Teller mit heiligem Feuer um die Menschen und zeichnet Margaretha Fischer aus Bodenmais den roten Punkt auf die Stirn, der ein Symbol für Leben ist. Der Boden des Hauses ist mit bunten Mandalas geschmückt. Das heilige Licht wird angezündet und es folgt der Anruf Gottes um den Segen auf Haus und Besitzer.
Die Häuser sind nach den Sponsoren benannt. Von jedem Haus wurde ein Foto mit der glücklichen Familie gemacht. Außerdem wurden Gemüsegärten angelegt, damit die Selbstversorgung gesichert ist. Alle haben mit angepackt, Ziegel getragen, Mörtel gemischt und Stein auf Stein gesetzt, um das Dorf „Saccidananda Nagar“, das Dorf der Heiligen Dreifaltigkeit, zu bauen. Die Dorfgemeinschaft besteht aus 23 Hindu-Familien und zwei katholischen Familien. Der Name des Dorfes hat für Hindus und Christen die gleiche Bedeutung. Die 68-jährige ehemalige Religionslehrerin sammelt bereits für das 13. Dorf im Süden Indiens und für ein Waisenhaus in Haiti. - suk
Spendenkonto: Kennwort „Haiti Waisenhaus“ oder „Dorfbau Indien“, Kto.-Nr. 102100517, VR-Bank Bodenmais, BLZ 741 641 49. Für Spendenbescheinigungen den Absender und die Adresse angeben.
M11: PNP, 09.02.2011, Nr. 32, S. 9
„...bis mich keiner mehr um Hilfe bittet“
Seit 45 Jahren unterstützt Margaretha Fischer aus Bodenmais Projekte in Indien − Verein „Leben teilen“ ist ihr Lebenswerk
Von Katharina Ellmayer
Bodenmais. Alles begann mit einer Brieffreundschaft vor 53 Jahren. „Ich habe damals mit einem indischen Jungen geschrieben“, erinnert sich Margaretha Fischer, „der mich immer wieder in seine Heimat eingeladen hat““ Später gab der Verliebte zu, dass er die junge Frau aus Bodenmais zur Frau nehmen wollte und wohl nicht mehr gehen lassen hätte. Dazu kam es nicht. „Aber ganz losgelassen hat mich dieses Land trotzdem nie“, gibt sie zu und strahlt. Seit über 45 Jahren hilft die 69-Jährige in Indien, zehn Jahre davon mit ihrem Verein „Leben teilen“. Sie kauft Kindersoldaten frei, baut Dörfer und Schulen. Nach einer siebenjährigen Bauphase konnte sie ihr bisheriges Lieblingsprojekt Ende November endlich beenden.
„Es ist das schönste und größte Gebäude, das wir jemals gebaut haben.“ Ihre charakteristische Stimme färbt sich noch ein wenig kräftiger, wenn sie über die St.-Elisabeth-Schule spricht. Margaretha Fischer ist stolz darauf, dort 1600 Schülern eine umfassende Schulbildung zu ermöglichen. „Unterrichtet wird auf Englisch, um die Kinder bestmöglich auf eine erfolgreiche Zukunft vorzubereiten“, erzählt die 69-Jährige, „das Tor zur Welt steht ihnen offen.“ Viele Einheimische halfen beim Bau mit. Das Ergebnis: Die St.-Elisabeth-Schule im indischen Wüstenstaat Gujarat (Foto). Margaretha Fischer und Bischof Jose Chitoo Parambil sind stolz auf das Ergebnis.
Viele Einheimische halfen beim Bau mit. Das Ergebnis: Die St.-Elisabeth-Schule im indischen Wüstenstaat Gujarat (Foto). Margaretha Fischer und Bischof Jose Chitoo Parambil sind stolz auf das Ergebnis.
Dies ist keine Selbstverständlichkeit im Wüstenstaat Gujarat, im Nordwesten Indiens, einer Gegend, die von Naturkatastrophen, Armut und Hunger geprägt ist. „Ich habe Frauen auf der Straße liegen sehen − sie sind dort geboren, haben dort gelebt und sind dort gestorben“, erinnert sich die studierte Theologin und Anglistin. Helfen statt Zusehen:Ihr „Deal“ mit Gott Mit welchen Gefühlen begegnet sie diesem Leid? „Mit Frustration“, zumindest auf ihrer ersten Reise nach Indien, die sie vor fast 40 Jahren angetreten hat. Doch dann habe sie einen „Deal“ mit Gott geschlossen: Von nun an wolle sie nicht mehr zusehen, sondern helfen, etwas verändern. Margaretha Fischer ist eine Getriebene, die Stillstand nicht leiden kann − weder in ihrem Leben noch in den ärmsten Regionen der Welt. Sie habe eben den „Drive“, der sie immer wieder zu Neuem anstachelt. Angst vor der Fremde hat sie nicht. Fremd sind ihr ohnehin nur noch die wenigsten Regionen der Welt. Ob Südostasien, Südamerika oder die Arabische Welt − sie war bereits dort. Und zwar ohne einen Partner, denn Platz für einen Mann gab es in ihrem Leben nie. Ihr Herz hat sie vor langer Zeit an Indien verschenkt.
Eine starke Schulter hat Margaretha Fischer sowieso nicht nötig. Auf ihren vielen Reisen hat sie sich immer selbst zurechtgefunden. Auch von unbekannten Kulturen hat sie sich nie einschüchtern lassen. „Einmal wurde ich von einer muslimischen Familie eingeladen“, erinnert sie sich, „aber plötzlich saß ich allein zwischen zwölf Männern.“ Denn Feiern mit Männern und Frauen sind dort unüblich. Kein Hindernis für Fischer: „Holt’s eure Frauen her“, schlug die resolute Niederbayerin vor. Gesagt, getan.
„Ich finde es unheimlich wichtig, Toleranz vorzuleben − besonders den Kindern“, betont die gläubige Christin, die von Mutter Teresa gesegnet worden ist. Die St.-Elisabeth-Schule will wichtige Werte vermitteln. Aus diesem Grund werden Mädchen und Buben ebenso gemeinsam unterrichtet wie Hindus, Christen und Muslime. Alle drei Religionen sind in Indien vertreten. Dass Kinder aus den verschiedenen Glaubensgemeinschaften zusammen aufwachsen, ist dennoch nicht selbstverständlich. „Aber die Kinder sollen lernen, dass wir doch alle an denselben einen Gott glauben.“ Die regelmäßigen Gebete finden deshalb mit allen Schülern statt. Widerstand gibt es aufgrund dessen weder von Eltern, noch von Schülern. Selbst Hindus, die an eine Vielzahl von Göttern glauben, kritisieren das gemeinsame Gebet nicht. Stattdessen feiern sie sie wie eine Heilige und loben ihr Konzept. „Alle sind dankbar für die Chance auf eine gute Bildung in dieser Schule“, sagt die Ehrenämtlerin. Provinzial Vater Thomas lobte die Bildungseinrichtung bei der Einweihung sogar als „Monument großer, nie endender Nächstenliebe“. Dies macht Fischer auch optimistisch für die Zukunft. „Wir wollen die Gesellschaft dort sozial umkrempeln“, berichtet sie. Das Ziel: Eine Generation, die gebildet ist und tolerant miteinander umgeht.
Westliche Kultur in indischen Wohnzimmern Inwieweit sich dieser Wunsch erfüllen lässt, ist noch nicht absehbar. Dass Indien insgesamt in einem Wandel steckt, hat Fischer jedoch bereits beobachtet. „Die westliche Kultur hat das Land schon erreicht“, bestätigt sie. Der Fernseher gibt inzwischen auch in vielen indischen Wohnzimmern den Ton an und Jugendliche summen die Texte amerikanischer Lieder mit. Diesem Trend steht Fischer durchaus kritisch gegenüber: „Indien verliert dadurch ein Stück seiner Vielfalt.“ Denn neben der Armut, mit der Fischer, Tag für Tag konfrontiert ist, erlebt sie Indien auch als ein unheimlich buntes, fröhliches und reiches Land. „Es ist ein Land der Gegensätze“, fasst die Rentnerin ihre Eindrücke zusammen.
Doch mehr als auf der Sonnenseite Indiens ist Fischer in den armen Regionen des Landes zu Hause. Derzeit arbeitet sie mit ihrem Verein „Leben teilen“ an einem „Vocational Training Center“, das Bedürftige und von der Gesellschaft Ausgeschlossene aufnimmt und schult, um ihnen den beruflichen Einstieg in dort angesiedelten Industriebetrieben zu ermöglichen. Hilfe zur Selbsthilfe, so das Motto. Wie lange will die Pensionistin noch weitermachen? „Bis mich keiner mehr um Hilfe bittet oder ich es körperlich nicht mehr schaffe.“ Davor wird im Leben von Margaretha Fischer erst einmal keine Ruhe einkehren und das will sie auch nicht. „Das ist eben mein Deal mit Gott.“
Spendenkonto: „Leben teilen e.V.“, Kto.-Nr. 102100517, VR-Bank, BLZ 74164149. Für Spendenbescheinigungen den Absender und die Adresse angeben.
M12: PNP, 20.02.2012, Nr. 42, S. 8
Hilfe aus dem Bayerwald für die Ärmsten der Welt
Der Verein "Leben teilen" baut die dritte Schule in Haiti − Vorsitzende Margaretha Fischer ist seit mehr als 45 Jahren aktiv
Von Eva Müller
Bodenmais. Wenn Margaretha Fischer über ihre Arbeit spricht, dann funkeln ihre Augen, die Hände können sich nicht stillhalten und sie reiht eine Anekdote an die andere. Seit über 45 Jahren setzt sie sich für das Wohl Benachteiligter ein, ist Organisatorin, Vermittlerin, Bürokratin und Spendensammlerin zugleich. Und nicht zuletzt Christin − Margaretha Fischer lebt das Prinzip der Nächstenliebe. Mit ihrem Verein "Leben teilen" − sein Sitz ist in Bodenmais (Lkr. Regen) − hat die 70-Jährige seit dessen Gründung im Jahr 2001 viele Dörfer und Schulen in Indien aufgebaut. "Aber man muss auch woanders helfen", sagt sie. Darum entsteht derzeit mit ihrer Unterstützung in Haiti die dritte Schule.
"Spender sollen wissen, was mit Geld passiert". Nachdem der Inselstaat im Januar letzten Jahres von einem schweren Erdbeben erschüttert wurde, ist dort nichts mehr so, wie es war. Das konnte die rührige Vereinsvorsitzende nicht tatenlos mit ansehen. "Der Spendenaufruf im ,Bayerwald-Boten‘ brachte in kürzester Zeit über 15 000 Euro ein", freut sich Margaretha Fischer. Über das Kindermissionswerk findet sie immer wieder passende Projekte. Was ihr dabei sehr am Herzen liegt: "Ich mag in jedem Land ein Gesicht haben, einen direkten Partner. Das ist wichtig. Die Hilfe soll schließlich ankommen und die Spender müssen wissen, was mit ihrem Geld passiert." Die pensionierte Lehrerin weiß, wovon sie spricht. Viel Zeit und Geduld, viele Briefe und Telefonate und noch mehr Papierkrieg sind gefragt, bis ein Ziel erreicht ist.
So geschah es auch nicht von heute auf morgen, bis die erste Schule in Haiti fertig gestellt wurde. Zunächst wurde dem Verein der Wiederaufbau einer Schule in den Bergen zugeteilt. Erst nebenbei erfuhr Margaretha Fischer, dass ein Plan für einen Neubau benötigt wurde, der von den Regierungsbehörden abgesegnet werden musste. "Ein Riesenproblem, wenn es keine funktionierende Regierung gibt", sagt die Vereinsvorsitzende. Darin sieht die umtriebige Pensionärin auch das Hauptproblem: "Das erklärt die Tatsache, dass in der Hauptstadt Port-au-Prince seit dem Erdbeben kaum Aufräumungsarbeiten in Angriff genommen wurden. Es stellt sich die Frage nach dem Verbleib all der Spendengelder."
Doch Margaretha Fischer wäre nicht sie selbst, hätte sie keinen Weg gefunden: Mit Hilfe des Kindermissionswerk wurde ein neues Projekt in Angriff genommen. In Georgette standen noch die Überreste einer alten Schule, ein Plan war damit nicht erforderlich. Ende Januar erreichte sie der Schlussbericht samt detaillierter Abrechnung und Fotos. "Dank eines Zuschusses des Kindermissionswerks konnten außerdem eine Toilettenanlage und eine Zisterne finanziert werden." Das sei angesichts der Gefahr durch Cholera ein großer Fortschritt. Stolz zeigt Margaretha Fischer die Belege. Transparenz ist ihr wichtig. Und sie merkt es gleich, wenn sie übers Ohr gehauen wird. Das lässt sich die resolute 70-Jährige nicht gefallen und stellt den Partner zur Rede.
Als ehemalige begeisterte Lehrerin ist Margaretha Fischer sicher: "Jeder Fortschritt in einem Land ist nur durch gute, ganzheitliche Bildung und Erziehung zu erreichen." Darum war das "Projekt Haiti" mit dem Bau der ersten Schule für sie längst nicht abgeschlossen. In Fond -Tortue wartete der nächste Schulbau. "Die Eltern der Schüler konnten durch den Verkauf ihrer Ernte einen kleinen Beitrag für die Schule erwirtschaften", erzählt sie und freut sich über das Engagement. Von "Leben teilen" kamen die restlichen nötigen Leistungen, um den Kindern vor Ort eine bessere Zukunft zu ermöglichen.
Und damit nicht genug: Derzeit entsteht in Haiti eine dritte Schule, die Grundschule in Castache im äußersten Westen der Insel. Nach Beendigung dieses Projekts möchte sich Margaretha Fischer selbst vor Ort von der gelungenen Hilfe überzeugen. Im März fliegt sie aber zunächst nach Indien, "zum 50. Mal", um dort ein abgeschlossenes Projekt zu besichtigen. "Ende des Jahres möchte ich es aber nach Haiti schaffen. Die Leute sind so dankbar."
Auch nach über 45 Jahren wird sie nicht müde, sich für die Menschen benachteiligter Länder einzusetzen. Woher sie immer wieder die Motivation nimmt? "Die kommt aus dem Elternhaus im Böhmerwald. Als damals die Amis einmarschiert sind, hat meine Mutter gesagt: ,Wir können die Leute doch nicht verhungern lassen. Das sind auch Menschen.‘" Das beeindruckte die damals Fünfjährige so sehr, dass sie es nie vergessen hat. Und auch das vorgelebte "geerdete Christentum" des Vaters spielte eine große Rolle. "Ich weiß, dass mir immer vom Himmel geholfen wird", ist sich Margaretha Fischer sicher. "Es ist meine Berufung, etwas für die Armen zu tun."
Ohne Unterstützung wäre nichts möglich. Im Alleingang wäre ihre Arbeit niemals denkbar: "Es ist wichtig, dass ich Leute habe, die mich unterstützen." Der Verein "Leben teilen" hat derzeit 212 Mitglieder, das Kernteam besteht aus fünf Personen, bei Veranstaltungen helfen weitere mit. Ihrer humorvollen Umtriebigkeit ist es zu verdanken, dass Margaretha Fischer immer wieder Spender findet. Die Realschulen Eggenfelden und Viechtach sowie die Grundschule Grafenau sind Partnerschulen des Vereins. "Die Kinder lassen sich immer wieder schöne Aktionen einfallen", erzählt die Vorsitzende. "Auch viele ältere Herrschaften spenden. Oft auch die, die selbst nicht viel haben."
Spendenkonto: "Leben teilen e.V.", Kontonummer 102100517, VR-Bank Bodenmais, BLZ 74164149. Für Spendenbescheinigungen den Absender und die Adresse angeben.
M13: PNP, 08.04.2014, Nr. 82, S. 8
Sie hilft den Ärmsten dieser Welt
Margaretha Fischer (72) aus Bodenmais unterstützt seit 50 Jahren Menschen in Not
von Jan Runzheimer
Bodenmais. Sie hat ihre jüngste Reise zu Papier gebracht. "Südamerikanische Impressionen", Teil eins bis vier. Fünf Wochen durch den Kontinent. Rio de Janeiro, Santiago de Chile, die Magellanstraße per Schiff, Kap Hoorn, argentinische Gletscher, die Iguazu-Wasserfälle, es war eine private Reise. Selbst bezahlt, zum privaten Vergnügen genutzt. Unter privates Vergnügen fällt bei Margaretha Fischer auch der Besuch von Orten, denen ihr Verein "Leben teilen" helfen konnte.
Fischer hat mit Spendengeldern Schulen und Wohnhäuser in Indien, Papua Neuguinea, Pakistan und Haiti bauen lassen – Entwicklungshilfe weltweit. Die mittlerweile pensionierte Lehrerin engagiert sich seit 50 Jahren für Projekte rund um den Globus, hat dafür das Bundesverdienstkreuz bekommen.
Für zwei Wochen hat sie im Dezember 2013 ein Kinderdorf besucht. Es war der letzte Teil ihrer Südamerika-Reise. "Mit eingesammelten Spendengeldern unterstützt der Verein seit vielen Jahren das Kinderdorf Menores com Christo in Guarabira im Nordosten Brasiliens", sagt Fischer. Ein Auto für Transporte, neue Kleidung für die Kinder, Gehalt für Angestellte oder finanzielle Starthilfe für ehemalige Bewohner der Einrichtung.
"Die Stadt Guarabira liegt malerisch auf einem Hügel", beschreibt Fischer ihre Eindrücke. Das Kinderdorf innerhalb der 50000-Einwohner-Stadt besteht aus sechs Häusern, Schule, Kindergarten und einer Sporthalle. Etwa 40 Straßenkinder leben permanent in Betreuung. Der Kindergarten gibt 60, die Schule 160 Kindern Herberge und wenn nötig auch Essen und Kleidung. Eine Einrichtung für die Ärmsten in der Gesellschaft. Über allem wacht der 78-jährige Pater Geraldo, der eigentlich Gerd Brandstetter heißt und aus Neuötting stammt.
"Ein großes Ziel im Kinderdorf ist es, die Jugendlichen wieder in ihren Familien zu integrieren und ihnen Hoffnung zu schenken, damit ihr Leben nach teilweise bösen Erfahrungen gelingen kann", sagt Fischer. Es sei ein Segen, dass Menschen wie Pater Geraldo Liebe und Geborgenheit für die gekränkten Kinderseelen spenden. So werden diese von der Versuchung der Drogen fern gehalten.
Mit Anfang 20 sind es Basar-Verkäufe, deren Erlöse für den guten Zweck eingesetzt werden. Ende der 90er Jahre, sie ist bereits in Rente, beginnt Fischer mit dem Bau eines ersten Dorfes in Indien. Ein gesundes Misstrauen, was mit dem Geld geschieht, streitet die 72-Jährige nicht ab. Die beste Möglichkeit, um die Wirkung des Geldes zu kontrollieren, ist selber hinfliegen. Im kommenden Juni wird sie zum 51. Mal in Indien sein. Die nimmermüde Handlungsreisende in Sachen sozialer Not hat bereits als Lehrerin die großen Ferien genutzt, um dort zu sein, wo helfende Hände gebraucht werden. Derzeit ist sie drei Mal im Jahr unterwegs.
Im Paradejahr 2012 habe der Verein für 330000 Euro Gutes getan, erzählt sie, insgesamt sind über die Jahre 1870000 Euro an Spendengeldern eingesammelt worden. "Es ist schön zurückzublicken und sehen zu können, dass sich etwas verbessert hat, dass etwas erreicht wurde."
In ihrem Haus in Bodenmais sehe es stets nach konstruktivem Chaos aus, sagt Fischer. Aktenordner, viele Blatt Papier. Einen Computer benutze sie nicht. Für den von ihr gegründeten Verein "Leben teilen" ist sie 1. Vorsitzende, Geschäftsführerin, Buchhalterin, Fundraising-Dame und Dankesbriefschreiberin. Die Briefe werden per Hand geschrieben. Fischer schreibt viele Briefe, etwa 500 pro Jahr. "Jeder, der spendet und seine Adresse angibt, bekommt eine Quittung und einen Dankesbrief."
1870000 Euro für Verein "Leben teilen" Sie redet schnell. Margaretha Fischer ist Quell zahlloser Geschichten über Erlebnisse und liebe Menschen, die sie während ihres rastlosen Arbeitens gefunden hat. "Ich habe zu Teilen gearbeitet wie eine Wahnsinnige, mich wenig um meine Gesundheit gekümmert, doch Jammern hilft nichts", sagt Fischer, "ich brauche diese Arbeit zum Leben".
Fischer war nie verheiratet. In jüngeren Jahren gab es den Wunsch nach Mann und Kind. Doch bei ihrem Werdegang, bei dem, was ihr wichtig ist, sagt sie selbst, hätte es wohl nie richtig geklappt. Neid oder das Gefühl, bestimmte Ziele im Leben nicht erfüllt zu haben, spüre sie nicht. "Jetzt habe ich viele Kinder auf der ganzen Welt."
Der Verein "Leben teilen" existiert seit 2001 und hat rund 200 Mitglieder. Spendenkonto: "Leben teilen e.V." bei der VR-Bank Bodenmais. Kontonummer: 102100517; BLZ:74164149.
M14: PNP, 30.01.2015, Nr. 24, S. 9
Die Frau, die in Indien Zukunft baut
Margaretha Fischer aus Bodenmais hat bereits 2 Millionen Euro für Hilfsprojekte gesammelt
von Josef Arweck
Bodenmais."Namestè, Namestè ." Diesen Gruß wird Margaretha Fischer hundert- und tausendfach hören, wenn sie demnächst wieder indischen Boden betritt und mit Menschen zusammentrifft, denen sie seit Jahrzehnten hilft. "Namestè heißt auf Deutsch ,Grüß den Gott in deiner Seele‘ oder auf gut Bayerisch ,Grüß Gott‘". Für Margaretha Fischer ist es der 53. Besuch in Indien.
Was verbindet diese Frau aus Bodenmais (Lkr. Regen) mit Indien? Es ist ihr Engagement für jene Menschen, die teils in bitterer Armut leben und kaum eine Chance auf Bildung haben. Anfangs eher sporadisch, hält die Hilfe nun schon Jahrzehnte an – mittlerweile wirkt sie gezielt, mit System.
Anfang 2001 hatte Margaretha Fischer den Verein "Leben teilen" gegründet. Heute, im 15. Jahr seines Wirkens, gehören ihm über 200 Mitglieder an. Anlass zu einer Rückschau. Mit 30 lernte die Lehrerin für Religion und Englisch bei einer Studienreise erstmals Land und Leute kennen. Bei einem ihrer nächsten Aufenthalte traf sie mit Mutter Teresa in Kalkutta zusammen, arbeitete einige Wochen bei ihr. Das Elend konnte sie nicht vergessen. Sie sammelte in Deutschland Spenden und startete mit dem Kindermissionswerk Aachen Hilfsprojekte in Indien.
Wichtig waren schon damals verlässliche Partner vor Ort. Diese fand sie in etwa in den Salesianern Don Boscos oder den Benediktinern von Shantiranum Ashram. Mit den Spenden finanziert sie Häuser für Familien. 1200 Euro kostet so ein Haus. Die Familien erhalten das Material, bauen müssen sie selbst. Dabei helfen alle Dorfbewohner zusammen.
15 Dörfer mit weit über 300 Häusern sind seitdem entstanden. Eines trägt sogar den Namen Bodenmais. Bei der Einweihung des 16. Dorfes wird Margaretha Fischer demnächst Ehrengast sein.
Mit besonderem Stolz verweist sie auf das von ihrem Verein mitfinanzierte Schulzentrum "St.-Elisabeth-Schule" in Anjar/Gujarat im Erdbebengebiet von 2001. Rund 1650 Kinder und Jugendliche aus allen sozialen Schichten und Religionen erhalten hier eine Ausbildung. Eine Einrichtung vom Kindergarten bis zum Abitur. Dicht daneben befindet sich das "Jgoti Margaretha Vocational Training Centre", ein Berufs-Trainingszentrum für Frauen, HIV-Infizierte und "drop outs" (Schulabgänger ohne Abschluss). Sie können einen Beruf erlernen.
In Mumbai, ehemals Bombay, entstand mit den Salesianern eine Schule für 100 Kinder aus den Slums. "Bildung ist das A und O, der einzige Weg zum Fortschritt", weiß Margaretha Fischer aus Erfahrung. Nur mit Bildung könne man den Menschen Hilfe zur Selbsthilfe geben.
Zwar ist Indien der Schwerpunkt der Hilfe von "Leben teilen", doch entstanden auch anderswo Projekte: eine Schule in Papua Neuguinea, eine wiederaufgebaute Schule nach dem Taifun auf den Philippinen, ein Altenheim in Bolivien. Unterstützung gibt es auch in der Heimat. So überreichte Margaretha Fischer an den Caritasverband Passau 25000 Euro für hochwassergeschädigte Familien. Die Liste aller großen und kleinen Hilfsaktionen ist lang.
Für ihre Arbeit wurde sie 2008 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet und 2013 mit dem Ehrenamtspreis ihrer Heimatgemeinde Bodenmais, der Margarethe-Fuhrmann-Medaille in Gold.
Dass die Hilfen möglich sind, ist den vielen großzügigen Spendern zu verdanken. Stolze zwei Millionen sind bisher eingegangen, meist von Einzelspendern, aber auch von Schulen und Vereinen, bei denen sie Vorträge hält, oder über Messstipendien. Wichtig sei für die Spender zu wissen, dass das Geld zu hundert Prozent bei den Hilfsbedürftigen ankommt, sagt Margaretha Fischer und weist vorsorglich darauf hin, dass sie ihre Flüge aus eigenem Geldbeutel bezahlt. "Wenn mir der Herrgott noch viele Jahre schenkt", sagt Margaretha Fischer, die den 70. schon hinter sich hat, "möchte ich weiterhin helfen". Der 53. Flug nach Indien wird wohl nicht der letzte sein.
M15: PNP, 29.05.2015, Nr. 121, S. 8
Hilfe zur Selbsthilfe – eine Aufgabe fürs Leben
Margaretha Fischer aus Bodenmais finanziert in Indien den Bau von Dörfern – Nun wurde die 16. Siedlung eingeweiht
von Roland Holzapfel
Bodenmais. Die Katastrophenmeldungen aus Asien reißen nicht ab. Nach dem verheerenden Erdbeben in Nepal, das vor einigen Wochen fast 9000 Todesopfer forderte, wird nun Indien von einer mörderischen Hitzewelle geplagt. Derzeit sterben dort nach offiziellen Angaben täglich Hunderte Menschen, mehr als 1000 sollen es inzwischen sein. Eine Frau, die bei solchen Nachrichten buchstäblich physisch mitleidet, ist Margaretha Fischer aus Bodenmais (Lkr. Regen). Denn Indien sieht sie als eine Art zweite Heimat an – und den Menschen in dem großteils bitterarmen Land zu helfen, ist für sie zu einer Lebensaufgabe geworden.
Vor einigen Wochen hat die passionierte Entwicklungshelferin Indien zum 53. Mal besucht. Anlass war die Einweihung des mittlerweile 16. Dorfes, das dort dank ihres Engagements errichtet worden ist. "Hilfe zur Selbsthilfe" heißt das Motto, nach dem Margaretha Fischer, die heute ihren 74. Geburtstag feiert, bei ihrer Aufbauarbeit vorgeht. Im Jahr 2001 gründete die energische Bayerwaldlerin dazu den Verein "Leben teilen", der heute etwa 200 Mitglieder zählt. Zwei Millionen Euro an Spendengeldern hat sie im Laufe der Jahre für ihre Projekte gesammelt.
Das Prinzip des Dorfbaus à la Fischer ist schnell erklärt: Die künftigen Bewohner errichten ihre Häuser selbst, das Geld fürs nötige Baumaterial wird ihnen zur Verfügung gestellt – 1200 Euro pro Haus, ein Dorf besteht aus 20 bis 25 Gebäuden. Die Bewerber werden vor Ort von Ordensleuten ausgewählt, Margaretha Fischer arbeitet dabei etwa mit Benediktinern und Salesianern zusammen.
"Alle Familien bauen vom ersten bis zum letzten Haus mit", erzählt die Helferin aus Bodenmais. Wer mit dem eigenen Haus fertig ist, packt bei den Nachbarn an. "Sie messen ihr Grundstück ab, legen die Grundfeste, fällen Palmen, lassen die Stämme baugerecht herrichten, setzen Ziegel auf Ziegel", beschreibt Margaretha Fischer den Ablauf. "Außen wird weiß getüncht, innen bunt. Und die wunderbaren, künstlerisch gestalteten Mandalas verleihen den Häusern einen persönlichen Charme." Mandalas sind Schaubilder, die in der Kultpraxis von Hinduismus und Buddhismus eine magische oder religiöse Bedeutung besitzen.
Sie wird verehrt und gefeiert wie eine Heldin
Das vor kurzem eingeweihte Dorf Asha Nagar ist das achte, das im Bundesstaat Tamil Nadu mit Margaretha Fischers Unterstützung entstand, ebenfalls acht wurden in Andhra Padesh errichtet. Und wie immer feierten die Dorfbewohner die Wohltäterin aus dem fernen Deutschland wie eine Heldin. Ehepaare knieten vor ihr nieder, küssten ihre Füße, eine junge Frau bat sie darum, ihrem neugeborenen Baby einen Namen zu geben.
Margaretha Fischer ist es ein Anliegen, den Dorfbewohnern auch von den Menschen zu erzählen, die ihnen die finanzielle Hilfe zukommen ließen: "Zum Beispiel die Ministranten aus Bodenmais, die einen Teil des Erlöses ihrer Sternsingeraktion spendeten, die Grundschüler aus Grafenau und die Schüler der Realschule Eggenfelden, die sich jedes Jahr fantasievolle Aktivitäten einfallen lassen", sagt sie. In ihrer Heimat wiederum berichtet die tatkräftige Bayerwaldlerin gern vor interessiertem Publikum über ihre Projekte in aller Welt – vor wenigen Tagen erst war sie zu Gast bei Zehntklässlern am Gymnasium Zwiesel.
Die 74-Jährige hilft aber nicht nur beim Bau von Dörfern. Margaretha Fischers Vorzeigeprojekt in Indien ist die "St.-Elisabeth-Schule" in Anjar/Gujarat, Erdbebengebiet von 2001. Dies ist ein Berufstrainingszentrum, das rund 1700 jungen Leuten aus allen sozialen Schichten eine Ausbildung ermöglicht, am Computer ebenso wie für diverse handwerkliche Berufe. "Bildung ist das A und O – damit beginnt aller Fortschritt", lautet ein Credo von Margaretha Fischer, die früher selbst als Lehrerin Englisch und Religion unterrichtete.
Ihre Liebe zu Indien entdeckte sie bei einer Reise vor über 40 Jahren, und der Schwerpunkt ihrer Hilfstätigkeit liegt nach wie vor auf diesem Land. Doch die Frau, die 2008 das Bundesverdienstkreuz erhielt, engagiert sich auch in vielen anderen Dritte-Welt-Regionen. Schul-Bauten finanzierte sie unter anderem bereits in Haiti, Tansania, Papua-Neuguinea und Pakistan mit. Dass sie derzeit auch für die Erdbeben-Opfer in Nepal sammelt, versteht sich ohnehin von selbst.
M16: PNP, 15.12.2015, Nr. 291, S. 8
Über zwei Millionen Euro für Hilfsprojekte weltweit
Margaretha Fischer und ihr Verein "Leben teilen" helfen Menschen in den ärmsten Regionen der Welt
Bodenmais. Von ihrer Mutter hat Margaretha Fischer die soziale Ader geerbt, vom Vater das geerdete Christsein und die Einstellung, dass sich Liebe in gelebter Nächstenliebe zeigt. Seit rund 45 Jahren ist sie in der Welt unterwegs, wenn ihre Hilfe gefragt ist. Dafür hat sie bereits den Bayerischen Verdienstorden verliehen bekommen. Bei einer Versammlung des Vereins "Leben teilen", dessen Vorsitzende sie ist, legte Fischer nun einen Rechenschaftsbericht über die bisherigen Projekte des Vereins vor.
"Begonnen hat alles mit einem Besuch in Indien, wo ich zum ersten Mal mit der ganz großen Not und dem erbarmungslosen Hunger konfrontiert wurde", berichtete sie. Es wurden Weihnachtsmärkte organisiert, Bazare abgehalten und Bittbriefe an Freunde geschrieben, um den Ärmsten der Armen zu helfen. Sehr bald ergab sich ein Kontakt zum Wohlfahrtszentrum von Schwester Baptista in Indore/Indien, wo der Verein lange Zeit die Leprosen unterstützte, die durch die Ordensfrauen wieder Anschluss an die Gesellschaft gefunden hatten.
Von Schwester Baptista spannte sich der Bogen bis nach Tamil Nadu im Südosten des indischen Subkontinents. Dort leitete der englische Benediktiner Bede Griffiths ein Zentrum für interreligiöse Dialoge. Als Laienschwester arbeitete Margaretha Fischer im Sterbehaus in Kalkutta. Später traf sie den Jesuiten Father Michael Windey im Ashram Shantivanam. Er baute insgesamt über 500 kleine Dörfer, was sehr inspirierend auf sie wirkte. "Ich war so angetan, dass ich ein Meditationsbuch schrieb und von dessen Verkauf das erste Geld für den Bau eines eigenen Dorfes bekam. Bald schafkopften die niederbayerischen Kaminkehrer für mein Projekt und nach drei Jahren hatte ich tatsächlich das Geld für das erste Dorf beisammen", erzählt Fischer. Mittlerweile sind 16 Dörfer entstanden, das 17. ist im Bau, 650000 Euro Hilfsgelder wurden investiert.
Auch in Sachen Bildung half der Verein "Leben teilen": Rund 1,3 Millionen Euro flossen in die verschiedensten Projekte, so zum Beispiel in den Bau bzw. Wiederaufbau von Schulen unter anderem in Tansania, auf den Fidschi Inseln, in Pakistan, auf den Philippinen, in Haiti, Argentinien oder Indien. Eine Mädchenschule und ein Boarding House für Mädchen im Staate Gujarat und der Wiederaufbau einer Schule in Nepal stehen in Zukunft auf dem Programm.
Außerdem ist der Verein sehr um das Wohl der Straßenkinder besorgt. Allein 40000 Euro gingen an das Straßenkinderdorf in Guarabira in Brasilien. Auch viele Kleinprojekte in Indien und Bolivien werden unterstützt, es wird weltweit Katastrophenhilfe geleistet oder in medizinische Projekte investiert. Für 18650 Euro konnten Kindersoldaten in Sri Lanka freigekauft und bei den Salesianern Don Boscos untergebracht werden. Dort dürfen sie nun auch einen Beruf erlernen.
Mit Geldern von über zwei Millionen Euro konnte der Verein schon Gutes tun, berichtete Fischer. "Ich habe im Laufe meines Lebens gelernt, dass ein Leben dann als geglückt gilt, wenn man erfährt, dass es sich entfaltet und Frucht bringt", sagte sie und begründete damit ihre Motivation sich weltweit für bedürftige Menschen zu engagieren.
M17: PNP, 19.07.2016, Nr. 165, S. 8
"Der liebe Gott braucht mich noch lang"
Seit den 1970er Jahren engagiert sich Margaretha Fischer sozial in Indien - Sie sammelt Spenden, um Dörfer zu bauen
von Korbinian Klinghardt
Bodenmais. Von ihrem Vater habe sie die Standfestigkeit im Glauben, von ihrer Mutter die Freude am sozialen Engagement und an der gelebten Nächstenliebe geerbt, erklärt Margaretha Fischer. Von ihren Geschwistern stamme die Liebe zum Reisen und zu fremden Kulturen. Seit Anfang der 1970er Jahre sammelt die 75-Jährige Spenden und baut damit Dörfer in Indien. 2001 gründete sie dafür den Verein "Leben teilen", der mittlerweile rund 220 Mitglieder hat. Fischer ist dessen Vorsitzende und verantwortlich für den Bereich "Fundraising" – sie plant Hilfsprojekte und sorgt dafür, dass die Spendengelder ordnungsgemäß verwendet werden. Für ihr soziales Engagement erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem den Bayerischen Verdienstorden von Ministerpräsident Horst Seehofer.
"Liebe ist keine Liebe, wenn sie keine Tat wird", schildert die ehemalige Realschullehrerin und gläubige Christin ihr Motto. Ihre Liebe zum Nächsten manifestiert sich in vielen Taten. 2,4 Millionen Euro hat sie insgesamt schon gesammelt – 17 Dörfer und 25 Schulen konnten damit in Indien gebaut werden. Die jüngste Dorfeinweihung fand im März dieses Jahres statt.
Um den Sponsoren – die meisten seien Privatpersonen, überwiegend Menschen aus der Mittelschicht – zu zeigen, was mit ihren Spenden bisher erreicht wurde, veranstaltete Fischer Anfang Juni eine Feier im alten Rathaus in Bodenmais. Auf jedem neu errichteten Haus im Dorf, sei ein Schild mit den Namen der Spender angebracht. Zwei Tage dauerten die Feierlichkeiten zur Einweihung von Bhalti Nagar, dem "Dorf der Liebe", erinnert sich Fischer. Für die Zeremonie wurden eigens zwei Ochsenkarren geschmückt , auf denen sie als Ehrengast vom Kloster Shantivanam ins Dorf gebracht wurde.
Doch ihre Indienhilfe konzentriert sich nicht nur auf das Schaffen von Infrastruktur – Fischer geht es um mehr. In den, mit dem von ihr gesammelten Geld errichteten, Schulen sollen die Menschen zu mündigen Bürgern erzogen werden. Die Gleichberechtigung der Frau und die Ablehnung des im Alltag noch praktizierten Kastensystems erklärt Fischer als wesentliche Bildungsziele. Hartnäckigkeit und Durchsetzungskraft seien besonders gefordert, um in der patriarchalischen Gesellschaft Indiens als Frau etwas zu erreichen.
Die Faszination an Indien habe bei der gebürtigen Böhmerwaldlerin seit ihrer ersten Reise, die sie Anfang der 1970er Jahre mit einer Reisegruppe unternommen hatte, nicht nachgelassen. "Das Land hat mich einfach in seinen Bann gezogen." Viele Touristen erschrecke die Armut, sie würden deswegen nicht mehr nach Indien reisen, so Fischer. Sie hingegen müsse wieder dorthin, gerade weil die Menschen so arm sind. 54 Mal hat sie das Land schon besucht, dabei auch ein paar Wörter indisch gelernt. Wenn das oder Englisch nicht mehr ausreicht, verwendet sie Körpersprache: "Ich kann sehr gut mit Hand und Fuß reden."
Und was sind ihre neuen Projekte? Geld für ein Mädcheninternat, das im Staat Gujarat an der Westküste Indiens entstehen soll, möchte sie sammeln. Auch ist geplant, eine Schule in Nepal aufzubauen. Dass sie in Zukunft noch vielen Menschen helfen kann, dass ihre Mission noch nicht erfüllt ist, davon ist Fischer überzeugt: "Der liebe Gott, der braucht mich noch lang."
M18: PNP, 19.02.2020, Nr. 41, S. 8
Indien in Bayerisch Blau
Margaretha Fischer aus Bodenmais hat weltweit mittlerweile 28 Schulen gebaut
von Oliver Glombitza
Bodenmais/Indien. Und sie hat es wieder getan: Margaretha Fischer hat in Indien zwei neue Schulen eröffnet. "Wieder", weil es für die 78-Jährige aus Bodenmais (Lkr. Regen) schon Nummer 27 und 28 gewesen sind. Routine also. Finanziert wurden ihre zwei neuesten Wohltaten durch Spenden, die Fischer schon seit Jahrzehnten für bedürftige Menschen in aller Welt sammelt. Und ans Aufhören denkt sie noch lange nicht.
"Bonakal" und "Vinchhiya" heißen die beiden Orte im Süden Indiens, die nun eine "Margaretha-Fischer-Schule" ihr Eigen nennen dürfen. Heißen tun die Neubauten so freilich nicht – dafür ist Fischer zu bescheiden. Und das, obwohl sie in Indien mittlerweile den Beinamen "Jyothi" bekommen hat – zu deutsch: Licht. Große Anerkennung für eine kleine Frau.
Knapp 350000 Euro haben die beiden großen Anbauten an schon bestehende Schulen insgesamt gekostet – moderne Computerräume und große Sportanlage inklusive. Jeweils 1000 Schüler können dort ihren Abschluss machen, egal welcher Religion sie angehören, egal ob sie Junge oder Mädchen sind. "Die Kinder, die dort die Schule besuchen, kommen aus allen sozialen Schichten, das ist mir besonders wichtig", erklärt Fischer. Als ehemaliger Lehrerin liegt ihr die Bildung von Kindern besonders am Herzen. Genau wie die Chancengleichheit zwischen Männern und Frauen – in Indien noch lange keine Selbstverständlichkeit. Beides versucht sie mit "ihren" Schulen zu verbessern.
Vier Millionen Euro an Spenden gesammeltÜber 60 mal war die ebenso resolute wie herzliche Fischer schon in Indien. Ihre bayerische Heimat vergisst sie dabei aber nicht – wie sich auch oft an den Fassaden ihrer Schulen widerspiegelt: Alles in weiß-blau. "Die Farben ordere ich immer extra wegen der bayerischen Fahne", sagt Fischer und lacht. Bayerischer Lokalpatriotismus in Fernost.
Dabei belässt es Fischer aber nicht nur bei Schulen, auch 20 Dörfer hat sie weltweit errichtet. Und egal ob Tsunami in Indonesien, Wirbelsturm in Mosambik oder Jahrhundertflut in Bayern − die Rentnerin und ihr Verein "Leben teilen" helfen, wo es nur geht. Insgesamt vier Millionen Euro an Spenden hat Fischer so schon gesammelt und muss dabei auch zugeben: "Ich brauche meine Projekte zum Leben." Ein Ende ihrer Wohltätigkeitsarbeit muss also niemand befürchten.
Besonders stolz ist Fischer auf eine kleine Trophäe, die ihr bei der Eröffnung ihrer letzten Schule aus Dankbarkeit überreicht wurde. Darauf zu sehen: Fischer selbst und darunter die ehrfürchtigen Worte: "‚Jyothi‘ Margaretha Fischer ist eine Frau mit Substanz, eine Verfechterin der Armen und Bedürftigen und eine wahre Vertreterin der unsterblichen deutschen Großzügigkeit." Worte, die Fischer viel bedeuten. Auch wenn sie sagt, besonders wichtig sei es ihr, immer mit "beiden Füßen auf dem Boden zu bleiben".
Bevor Fischer sich wieder ihrem Kampf gegen die weltweite Armut widmet – ihre beiden jüngsten Schulen sollen nochmals für insgesamt 300000 Euro erweitert werden – muss die 78-Jährige aber erst einmal etwas langsamer machen. Der Gesundheit wegen. Zur Erholung geht es vier Wochen auf Reisen. Wohin? Natürlich in ihre zweite Heimat: Indien.
M19: Fotos von Margaretha Fischer
M20: Didaktische Impulse
1. Könntest du dir vorstellen, nach deiner Schulzeit oder auch nach dem Arbeitsleben ins Ausland zu gehen, um arme Menschen in den Entwicklungsländern zu unterstützen? Diskutiert in der Klasse!
2. Sucht in eurer Umgebung nach Menschen, die sich nach dem Arbeitsleben auch sozial engagieren. Interviewt sie nach ihren Motiven!
3. Schreibt einen Brief an Frau Margaretha Fischer mit Argumenten, was ihr an ihrer Arbeit schätzt!
4. Beschreibt Frau Margaretha Fischer mit geeigneten Adjektiven! Sammelt die Antworten an der Tafel und begründet diese!
3. Erstellt ein Akrostichon zum Thema "Indien" und "Armenhilfe".
zum Beispiel:
I ...
N ...
D ...
I ...
E ...
N ...
4. Lest den Text "Hilfe aus dem Bayerwald für die Ärmsten der Welt" genau durch. Was ist die Aufgabe des Vereins "Leben teilen"?
5. Dem Text ist zu entnehmen, dass Margaretha Fischer nach dem Prinzip der Nächstenliebe lebt. Entwickelt eine eigene Definition für "Nächstenliebe"? Welche Anhaltspunkte zu diesem Thema lassen sich im Text finden?
6. Hierbei wäre die Nutzung des Computerraumes sinnvoll: Überlegt Euch und diskutiert in der Klasse, wo Ihr Euch sozial engagieren könntet? Welche Vereine, Projekte etc. gibt es in der näheren Umgebung, an denen Ihr Euch beteiligen könntet? Notiert Euch anschließend Eure Ergebnisse und stellt sie Eurer Klasse vor.
7. Der Kolonialismus des 19. und 20. Jahrhunderts stellt eine historische Bürde für Hilfsprojekte für die Eine Welt dar. Unser Bild von Entwicklungsländern ist nicht immer frei von Stereotypen und Vorurteilen, die von einem Überlegenheitsdenken geprägt sein können.
Untersucht den Text daraufhin, wo Wertschätzung für die Menschen in Indien zum Ausdruck kommt, aber auch, wo evtl. eine typische westlich-eurozentrische Sicht deutlich wird!