Fischer, Alexander
Thema: Eigeninitiative, Ehrenamt, Entwicklungszusammenarbeit
M1: PNP, 08.01.2015, Nr. 5, S. 27
Entwicklungshilfe vom Küchentisch aus
Alexander Fischer aus Dommelstadl leitet den Verein Elote, der sich für die Ärmsten in Guatemala einsetzt
von Thomas Winter
Neuburg am Inn. Wer weiß schon genau, woher die Bohnen für den eigenen Kaffee oder Espresso stammen? Bei Alexander Fischer aus Neuburg am Inn kommt die Antwort wie aus der Pistole geschossen: "Aus Chiapas im südlichen Mexiko. Hier leben ebenfalls Maya." Woher er das weiß? Der 38-Jährige ist kein Kaffeesommelier. Beim Einkauf achtet er dennoch sehr genau darauf, ob die Kaffeebohnen fair gehandelt wurden. Denn Kaffee steht für ihn für die Unterdrückung und Ausbeutung der indigenen Bevölkerung in den Herkunftsländern. Sein Hauptaugenmerk gilt vor allem Guatemala – "das Kaffeeland schlechthin", wie Fischer erklärt.
Händewaschen kann Leben retten
2001 hat er in dem lateinamerikanischen Land mit rund 14 Millionen Einwohnern ein einjähriges Auslandspraktikum gemacht. Seitdem lässt ihn das Schicksal der dort lebenden Maya, den Ureinwohnern Guatemalas, nicht mehr los. Gemeinsam mit anderen Studierenden hat er 2003 in Eichstätt im Altmühltal den gemeinnützigen Verein Elote e.V. gegründet. Jährlich sammelt der Verein bis zu 50000 Euro und unterstützt damit unter anderem eine Schule für Ländliche Entwicklung und ein Straßenkinderprojekt. Der Verein hat mittlerweile 30 Mitglieder, 1. Vorsitzender ist Alexander Fischer. Den Überblick über die Projekte im rund 9500 Kilometer entfernten Guatemala behält er von seinem Laptop in Dommelstadl aus.
"Mindestens zweimal die Woche skype ich mit einem unserer Partner vor Ort. Das mache ich meistens nachts, wenn die Kinder schon im Bett sind", sagt Alexander Fischer und lacht.
Seine und die Arbeit der übrigen Vereinsmitglieder sei ausschließlich ehrenamtlich, versichert Fischer. "In der Aufbauphase des Vereins kamen allein für mich 750 Stunden im Jahr zusammen. Es ist eine Art Hobby, die meine Frau und ich neben dem Beruf machen." Monika Fischer ist Lehrerin, er selbst arbeitet als Sozialpädagoge in der ambulanten Erziehungshilfe, daneben haben sie zwei Kinder, zwei und vier Jahre alt. Eigentlich genug, um ausgelastet zu sein, könnte man meinen. Doch der gebürtige Oberbayer "brennt" für sein Hilfsprojekt.
"Unser Ziel ist es, die Lebensverhältnisse der Maya in Guatemala zu verbessern" sagt Fischer und erklärt: "Die Urbevölkerung wird seit der Entdeckung Amerikas von wechselnden Eliten unterdrückt und ausgebeutet. In den 1970er und 80er Jahren wütete ein schrecklicher Bürgerkrieg, der über 200000 Opfer forderte. Am schlimmsten betroffen waren die Maya. Bis heute leiden sie unter Armut und Diskriminierung."
Die Hilfe vor Ort sei nicht notwendigerweise mit einem hohen finanziellen Aufwand verbunden. "Bei dem Straßenkinderprojekt etwa unterstützen wir einen Familienhelfer, der den Eltern beibringt, wie wichtig Händewaschen ist. Das klingt für uns selbstverständlich, in Guatemala aber ist die häufigste Todesursache bei Kindern eine Magen-Darm-Infektion oder Grippe." Weil es vor allem im Hinterland an medizinischer Versorgung mangele, sei die Vermittlung von allgemeinen Hygieneregeln umso wichtiger. "Viele der Erwachsenen aus der indigenen Bevölkerung haben nie oder nur kurz eine richtige Schule besucht." Zudem sei viel traditionelles Wissen durch den Bürgerkrieg verloren gegangen. "Wenn der Vater nicht mehr weitergeben kann, wie man bestimmte Feldfrüchte anbaut, weil er umgebracht wurde, belastet das die nachfolgende Generation", erklärt Fischer.
Ein Großteil des Geldes, das Elote e.V. sammelt, fließt deshalb in eine Fachschule für Ländliche Entwicklung. Hier werden Kinder von zwölf bis 16 Jahren praxisnah unterrichtet. Bereits 300 Schüler haben ein Diplom überreicht bekommen. Diejenigen, die in ihre Heimatgemeinden zurückkehren, geben ihr Wissen weiter und helfen so anderen: Hilfe zur Selbsthilfe.
Auf fair gehandelte Produkte achten
Fischer: "Unsere Ausstrahlungskraft ist natürlich lokal begrenzt. Um grundsätzlich etwas besser zu machen, müssten sich die politischen Verhältnisse ändern", bleibt er Realist. "Wir können aber die Lebensbedingungen der Menschen verbessern." Dazu setzt der Sozialpädagoge auch auf Bildungsarbeit in Deutschland, besucht Schulen, hält Vorträge. "Wichtig ist auch, auf sein Konsumverhalten zu achten, darauf, ob etwa der Kaffee fair gehandelt wurde."
Um Gelder zu sammeln ,veranstaltet der Verein am morgigen Freitag in Zusammenarbeit mit "aktion hoffnung" im Pfarrzentrum Dommelstadl von 15 bis 18 Uhr einen großen Secondhand-Faschingsmarkt mit Kostümen, Perücken und Accessoires. Ein weiterer Faschingsmarkt, organisiert vom Pfarrverband Tiefenbach, findet am Samstag, 17. Januar, im Pfarrheim Tiefenbach von 10 bis 13 Uhr statt. Hier geht das Geld an eine Grundschule in Oberägypten. Weitere Informationen zu den Projekten des Guatemala-Vereins unter www.elote.de.
M2: Bild von Alexander Fischer
M3: Didaktische Impulse
1. Geht in 3er-Gruppen zusammen und überlegt, in welchen Bereichen Entwicklungsbedarf herrscht (z.B. Umweltschutz, Wasserversorgung, Armenhilfe, ...). Sammelt eure Ideen in einer Mindmap. Diskutiert, in welchen Bereichen und wodurch ihr die Entwicklung unterstützen könntet oder bereits unterstützt!
2. Erkundigt euch in eurer Umgebung, ob es Vereine, Gruppierungen, Aktionen... gibt, um anderen, bedürftigen Menschen zu helfen oder die Umwelt zu gestalten. Gibt es konkrete Möglichkeiten für euch, eine dieser Gruppen zu unterstützen oder ein ähnliches Projekt in der Schule auf die Beine zu stellen? Sammelt Vorschläge, wie ihr euch in eurer Schule für Mensch und Umwelt engagieren könntet und lasst in der Klasse/Jahrgangsstufe abstimmen, welches Projekt ihr am liebsten umsetzen würdet. Dieses Projekt wird dann zusammen mit der Klassenlehrerin in der Projektwoche oder für ältere Schüler in einem P-Seminar umgesetzt!