Fisch, Hermann
Thema: Ehrenamt, Lebensretter, Lebensschutz, Nächstenhilfe
M1: PNP, 12.03.2016, Nr. 60, S. 37
Sein Hobby rettet Leben
Hermann Fisch engagiert sich ehrenamtlich bei den "Helfern vor Ort" in Thyrnau - "BRK - Gen" in der Familie
von Gudrun Wanninger
Thyrnau. Sein Ehrenamt weckt Hermann Fisch nachts mit einem schrillen Ton. Putzmunter ist er dann, springt in seine Klamotten, die schon bereitliegen, wirft die orangerote Jacke über und steigt in den Einsatzwagen.
Hermann Fisch ist in Thyrnau ein "Helfer vor Ort" (HvO). Seit 1996 gibt es dort die BRK-Organisation, die ehrenamtlich zu Rettungseinsätzen fährt. Eben weil die Helfer vor Ort sind, weil sie wertvolle Minuten früher am Einsatzort ankommen. Minuten, die im Zweifelsfall Leben retten können.
Wertvolle Zeit bleibt sonst auf der Strecke
Das war auch der Grund für die Gründung der Initiative: Gibt es einen Unfall oder einen anderen medizinischen Notfall in Thyrnau und Umgebung, müssen die Einsatzkräfte aus den Rettungswachen in Hauzenberg oder Passau anrücken. Und das dauert. Minuten vergehen, die beispielsweise bei einem Herzstillstand tödlich sein können. "Da bleibt wertvolle Zeit auf der Strecke", sagt Fisch. Er sieht die Helfer als zusätzlichen Baustein in der Rettungskette.
In seiner Familie ist das Engagement beim BRK quasi erblich. Als Kind hat er schon den Einsatz seines Vaters beim Roten Kreuz miterlebt. Hermann Fisch senior war Bürgermeister von Thyrnau. Heute ist eine Straße im Ort nach ihm benannt. Ein netter Zufall, dass nun die BRK-Bereitschaft in der Bürgermeister-Hermann-Fisch-Straße angesiedelt ist.
Als Jugendlicher hat Hermann Fisch junior, der heute 58 ist, das erste Mal beim BRK reingeschnuppert – und er ist geblieben. Nachdem er seinen Ersatzdienst beim Rettungsdienst in Passau gemacht hatte, engagierte er sich als Rettungsdiensthelfer. Wobei sein eigentlicher Job ein ganz anderer ist. Er arbeitet als Sparkassen-Betriebswirt. Das BRK-Gen haben außer ihm nicht nur sein Bruder und seine Schwester geerbt, sondern auch Hermann Fischs Sohn, der ebenfalls als Helfer vor Ort aktiv war, dann aber wegzog.
Das Ehrenamt kostet die Helfer vor Ort vor allem eins: Zeit. Alle sechs Wochen kommt jeder Helfer zum Einsatz. Dann geht der Dienst unter der Woche von 18 Uhr bis sechs Uhr morgens, am Wochenende rund um die Uhr. Am Samstagabend wechselt die Schicht. Alle sechs Wochen also ist das Wochenende halbiert. Ein Stadtbummel am Samstag oder der Sonntagsausflug seien dann eben nicht möglich, meint Fisch. Für die jüngeren Kollegen sei das allerdings schlimmer als für ihn: "Ich muss nicht mehr jedes Wochenende auf der Piste sein." Dazu kommen noch Fortbildungen und jedes Jahr mindestens eine gemeinsame Übung mit der Feuerwehr.
Erste-Hilfe-Kurs und Sanitätsausbildung
Das ehrenamtliche Engagement der Helfer vor Ort verlangt aber nicht nur ein Freizeit-Opfer, sondern ist auch ausbildungstechnisch recht aufwendig. Am Anfang steht der Große Erste-Hilfe-Kurs, es folgen die Sanitätsausbildung und eventuell auch die Rettungsdienstausbildung. Zahlreiche Unterrichtseinheiten an Abenden und Wochenenden sind damit verbunden. Dennoch: Die Helfer vor Ort suchen dringend nach Mithelfern.
Immer wenn jemand im Raum Thyrnau einen Notarzt braucht, werden die Helfer vor Ort mit alarmiert. Inzwischen steht ihnen ein Einsatzfahrzeug zur Verfügung, das sie mit Spenden angeschafft haben. Die Gründe für einen Notfalleinsatz reichen vom Schlaganfall über den Herzinfarkt bis zum Fieberkrampf bei Kindern. Oder aber die Helfer werden zu einem Unfall gerufen und wissen nicht, was sie dort erwartet. "Ich bin da nicht nervös. Ich fühle mich gut gerüstet", sagt Fisch. Oft gehe es auch darum, schnell vor Ort zu sein und die Betroffenen und ihre Angehörigen zu beruhigen, erklärt er. "Wenn gleich jemand da ist, werden die Kranken und die Angehörigen ruhiger", sagt er. Natürlich gebe es auch für die Helfer belastende Situationen. Im schlimmsten Fall, wenn man nichts mehr für einen Patienten tun könne. Bei Bedarf gebe es dann Nachbesprechungen mit seinem HvO-Kollegen Thoralf Fricke, der auch Psychologe und Kriseninterventionsberater ist.
Die Dankbarkeit der Patienten sei der Lohn für die ehrenamtliche Arbeit, sagt Fisch. "Oft kann ich jemanden beruhigen, weil ich da bin. Aber manchmal kann ich auch Leben retten." Seine Motivation fasst er ganz knapp zusammen: "Man kann nichts falsch machen – nur dann, wenn man gar nichts tut."
M2: Bild von Hermann Fisch
M3: Didaktische Impulse
1. Erstellt ein ABC zum Thema "Lebensretter/-schutz": Schreibt zu jedem Buchstaben des Alphabets einen Begriff oder Satz, den ihr mit dem Thema assoziiert. Bringt dabei auch Aspekte ein, die im obigen Text genannt werden!
2. Verfasst eine Urkunde an Herrn Hermann Fisch für sein ehrenamtliches Engagement beim BRK, in der ihr seine Tätigkeiten und seine charakterlichen Eigenschaften würdigt! Bezieht euch dabei auch auf euer ABC und die dort erwähnten Eigenschaften eines Lebensretters/Aufgaben zum Lebensschutz.