Ehrliche Finderin
Thema: Ehrlichkeit
M1: PNP vom 07.04.2009, Nr. 81, S.12
Finderin liefert 10 000 Euro bei der Polizei ab
Schönberg. Das nennt man eine ehrliche Finderin: 10 000 Euro sind Beate Schöpp aus Schönberg (Lkr. Freyung-Grafenau) am Freitagnachmittag quasi vor die Füße gefallen. Doch sie sei nie in Versuchung gekommen das Geld zu behalten, betont sie.
Schöpp hatte gegen 14.30 Uhr in der Nähe der Veranstaltungshalle des kleinen Bayerwald-Marktes zu tun, als ein Auto vorbeifuhr und eine schwarze Geldmappe verlor.
„Ich hob diese auf, legte sie in mein Auto und fuhr erst einmal zum Einkaufen.“ Erst als sie daheim war, schaute die Schönbergerin genauer nach, was ihr das Schicksal so beschert hatte. Neben Kuverts und Visitenkarten fand sie ein Bündel violetter Geldscheine: „Es waren genau 10 000 Euro, beim Nachzählen stockte mir der Atem“.
Über die Polizei gelang es ihr, den Besitzer ausfindig zu machen. Der Mann hatte den Betrag von der Bank abgehoben und die Mappe vor dem Einsteigen gedankenverloren auf dem Autodach abgelegt. - an
M2: Didaktische Impulse
1. Dilemma-Geschichte zum Thema
Dilemma-Geschichte sind offene Geschichten, bei denen verschiedene Handlungsalternativen möglich sind. Ziel ist es, dass die Schülerinnen und Schüler mit ihrem Wertebewusstsein argumentativ in die Geschichten einsteigen, Position beziehen, ihre Position begründen und im Klassengespräch die Stichhaltigkeit der Begründungen überprüfen. Die Dilemma-Situationen können mit Fragenkatalogen oder mit vorgegebenen Meinungsäußerungen (fiktiver) weiterer Personen erschlossen werden.
- Stell dir vor, du selbst findest eine Geldbörse, in der sich 10 000 Euro befinden.
- Was geht in dir vor, als dir beim Öffnen der gefundenen Brieftasche plötzlich eine solche Menge Geld auffällt?
- Hättest auch du das Geld abgegeben?
2. Rollenspiel
- Was hättest du wohl als erstes getan, nachdem du den Fund von 10.000 Euro bemerkt hättest?
- Wem hättest du es erzählt? Deiner Freundin? Deiner Mutter? Stellt eine Szene nach, wie es sich hätte abspielen können.
M3: PNP, 02.03.2017, Nr. 51, S. 11
Was für eine ehrliche Haut
Frau findet Louis-Vuitton-Tasche mit 14600 Euro Inhalt und gibt sie ab - Sie will nicht mal den Finderlohn
von Isabel Metzger
München. Es gibt sie noch, die durch und durch ehrlichen Menschen, die noch dazu bescheiden sind. Eine Münchnerin hat am Faschingsdienstag an einem S-Bahn-Gleis eine Handtasche gefunden. Nicht nur, dass es sich dabei um ein gut 1000 Euro teures Louis-Vuitton-Stück handelte – auch der Inhalt hatte es in sich: 14600 Euro in bar.
Da die Griechin aus dem Stadtteil Aubing am Dienstag ihren 39. Geburtstag feierte, wäre es ihr wohl nicht zu verdenken gewesen, wenn sie die Designertasche samt Geld als unerwartetes Geschenk angesehen und an sich genommen hätte. Doch auf solch schlechte Gedanken kam das Geburtstagskind nicht. Über den Notruf 110 informierte die Finderin, eine Informatikerin, die Polizei. "Eine den Einsatz übernehmende Bundespolizeistreife staunte nicht schlecht", sagte gestern Wolfgang Hauner, Sprecher der Bundespolizeiinspektion München, "als sie in der Louis-Vuitton-Tasche, die noch auf der Sitzbank einer Wetterschutzanlage am Bahnsteig 2 stand, einen Bargeldbetrag in Höhe von 14600 Euro in verschiedenen Stückelungen auffand." Anhand der Papiere hätten die Beamten eine 40-Jährige als Eigentümerin ermittelt. Die wiederum hatte sich zwischenzeitlich in ihrer Verzweiflung selbst – ebenfalls über die 110 – bei der Polizei gemeldet. Den Verlust der Tasche hatte sie allerdings erst am Münchner Hauptbahnhof bemerkt.
Laut Hauner klärten die Polizisten zunächst die Herkunft des Geldes. Es handelte sich um die Einnahmen eines Restaurants, die die Geschäftsfrau aus München-Grünwald zur Bank bringen wollte. Allerdings war die Filiale am Faschingsdienstag bereits mittags geschlossen.
Die 40-Jährige habe bereits eine halbe Stunde nach dem Verlust ihre Tasche "erleichtert" wieder in Empfang nehmen können, sagte Hauner. Und sie habe sich sofort telefonisch mit der ehrlichen Finderin in Verbindung gesetzt. Doch die – eine dreifache Mutter – legte nicht einmal Wert auf den ihr zustehenden Finderlohn. Sie meinte lediglich: "In einer ähnlichen Situation würde ich mich freuen, wenn jemand mein Geld abgibt." Und: "Es ist nicht mein Geld, woher sollte sich da ein Anspruch ergeben, dass ich etwas bekomme?"
Bei so viel Bescheidenheit will die Geschäftsfrau die Finderin zusammen mit deren ganzer Familie zumindest zu einem Essen in ihr Restaurant einladen. Ob die Griechin dies annehmen wird, ist nicht bekannt.