Interview: Sandra Hiendl
Elvira Egger freut sich, viele hochwertige Kleidungsstücke anbieten zu können, die jetzt im Schlussverkauf alle einen Euro kosten. Der Kleiderladen des Bayerischen Roten Kreuzes ist stets gut gefüllt.
Eine persönliche Frage vorab: Tragen Sie selbst auch Stücke aus dem BRK Kleiderladen?
Ja, sogar von oben bis unten. Ich kaufe nirgendwo anders mehr ein. Denn hier bei uns wird so viel hochwertige Kleidung abgegeben, dass man sich wunderbare Stücke aussuchen kann. Obwohl sie gereinigt sind, wasche ich sie zuhause dann nochmal und kann sicher sein, dass sich dann auch weniger Schadstoffe in der Kleidung befinden. Und außerdem wäscht man neue Kleidung ja auch, bevor man sie zum ersten Mal auf der Haut trägt.
Viele Passauer verbinden den Kleiderladen aber immer noch mit einer Einkaufsmöglichkeit für Bedürftige, oder?
Ja, das stammt noch aus früheren Zeiten, in denen unser Kleiderladen auch noch den Namen Kleiderkammer hatte und tatsächlich auf Bedürftige ausgerichtet war. Doch das hat sich schon lange geändert. Heute gibt es in unserem Rotkreuz-Laden „Von Mensch zu Mensch“ nachhaltige Mode für jeden und unsere Kundschaft kommt aus allen Schichten.
Sind auch junge Leute darunter?
Ja, sogar sehr viele. Besonders Studenten kaufen gerne bei uns ein und freuen sich, wenn sie ein Schnäppchen machen können. Wir haben die ganze Bandbreite der Passauer Bevölkerung bei uns als Kundschaft, darunter auch viele Ärzte. Ihnen allen ist es wichtig, nachhaltig einzukaufen.
Was genau haben Sie denn in Ihrem Kleiderladen in der Rotkreuzstraße im Sortiment?
Damenmode, Herrenmode, Kinderkleidung, Schuhe, Schmuck, Taschen, Vorhänge, Tischwäsche, Bettwäsche, Mützen, Schals, Unterwäsche und Socken. Und derzeit sogar Faschingskleidung. Aber auch Brautkleider und Pelzmäntel oder Lederkleidung.
Sie haben sogar Pelzmäntel?
Ja, derzeit sind es zwar nur noch fünf Stück, weil wir schon so viel verkauft haben. Aber es sind noch einige Persianermäntel da, zum Teil auch mit Nerz. Wir haben kein Problem damit, Pelze zu verkaufen, denn ich finde es nachhaltiger, sich einen bereits getragenen Pelz zu kaufen, als sich einen neuen machen zu lassen. Die Preise sind bei Lederwaren und Pelzen allerdings höher.
Wie hoch zum Beispiel? Und was kostet die reguläre Ware bei Ihnen?
Ein Pelzmantel kostet derzeit um die 40 Euro. Und für Ledermäntel oder Lederhosen verlangen wir auch mehr. Aber da wir derzeit noch bis 13. März Schlussverkauf haben, kostet ansonsten jedes Teil einen Euro.
Auch Markenkleidung?
Ja, da unterscheiden wir nicht. Wir bekommen viel Markenkleidung geschenkt. Zum Teil von ganz namhaften Designern.
Und welche Preise kann man sich dann für die reguläre Sommerware vorstellen?
Dann kostet eine Hose drei Euro, ein Rock zwei Euro, Schuhe drei Euro, Kleider auch drei Euro, Jacken fünf Euro und T-Shirts drei Euro. Im Sommersortiment haben wir dann auch wieder viel Tracht und Dirndlkleider, die gerade vor der Dult recht begehrt sind. Sie kosten dann aber, da sie meist aus drei Teilen bestehen, etwas mehr.
Sie haben im Kleiderladen ein umfangreiches Sortiment. Wird so viel Kleidung von den Passauern abgegeben?
Ja, extrem viel. Und noch mehr seit der neuen Verordnung ab dem 1. Januar. Viele Leute denken, sie dürften nun gar keine Kleidung mehr in den Restmüll werfen. Dabei ist das bei zerrissener Kleidung oder kaputten Schuhen nach wie vor möglich. Das müssen wir momentan ausbaden. Es wird leider zunehmend schlimmer, dass Kleidung voller Flecken abgegeben wird, die niemand mehr tragen möchte.
Wird die Kleidung bei Ihnen vor dem Verkauf gewaschen?
Nein, dazu haben wir nicht die Kapazitäten. Weder von der Menge her als auch von den Mitarbeitern. Wir sind 25 Ehrenamtliche, die sich um das Sortieren und den Verkauf der Waren kümmern. Die Kleidung sollte gewaschen sein, bevor die Leute sie bei uns abgeben. Das wäre ganz wichtig. Aber das ist leider nicht immer der Fall.
Wie viel müssen Sie und Ihre Kollegen aussortieren?
Wir hatten zum Beispiel vergangene Woche an einem einzigen Tag 30 Säcke voller Kleidung, Schuhe und Unterwäsche, die wir aussortieren mussten. Das macht uns alle traurig und tut uns weh, wenn verschmutzte Unterwäsche voller Flecken, kaputte Schuhe oder ausgefranste Pullis abgegeben werden. Denken die Leute wirklich, es gebe immer jemanden, der das anziehen möchte?
Was passiert mit den unbrauchbaren Sachen?
Sie werden an einen Großhändler weiterverkauft.
Und wie viel von den abgegebenen Kleidungsstücken kann man im Umkehrschluss im Kleiderladen dann verkaufen?
Genau kann man das nicht benennen, aber ich würde ganz grob sagen, dass das Doppelte von dem, was aussortiert wird, brauchbar ist. Das ist es auch, was uns dann wieder so sehr freut an unserer Arbeit und dankbar macht. Wenn gute Kleidungsstücke abgegeben werden, finden sie auch sehr schnell wieder Abnehmer. Wir haben an jedem geöffneten Tag immer wieder neue Ware im Angebot. Das ist der große Vorteil bei uns. Und das schätzt die Kundschaft auch sehr.
Sind die Kleidungsstücke bei Ihnen auch nach Größen sortiert?
Nein, das würden wir nicht schaffen. Nur die großen Größen ab 46/48 haben wir auf zwei Ständern extra sortiert. Deshalb ist es auch ganz wichtig, dass man sich für einen Einkauf bei uns Zeit nimmt, in Ruhe die Waren durchzusehen, was gefällt und was passen könnte.
Und wohin geht der Erlös aus dem Verkauf ?
Zu 100 Prozent an das Bayerische Rote Kreuz.
Wie oft ist Ihr Kleiderladen geöffnet? Jeden Tag?
Nein, auch das würden wir mit unseren 25 Ehrenamtlichen nicht stemmen können. Wir haben dienstags von 10 Uhr bis 17 Uhr geöffnet, donnerstags von 10 Uhr bis 13 Uhr und samstags von 10 Uhr bis 12.30 Uhr. Oft kommt es aber vor, dass unsere Kundschaft bereits ab 9.15 Uhr vor der Türe steht und auf den Einlass wartet.
Was macht Ihnen an Ihrer Arbeit so viel Spaß, dass Sie sich seit zehn Jahren ehrenamtlich so sehr engagieren? Ist es die Liebe zur Mode?
(lacht). Nein, das auf keinen Fall. Ich war vor der Rente OP-Schwester und habe eigentlich nie viel zum Anziehen gebraucht, weil ich mich ja immer gleich umziehen musste in meinem Beruf. Es ist vielmehr eine Herzensaufgabe. Ich liebe den Kontakt zu den Passauern, die bei uns einkaufen und auch der Kontakt zu den Kollegen macht mir großen Spaß.
Gibt es auch Dinge, die Sie stören an Ihrer Aufgabe?
Zum einen die Tatsache, dass Leute Kleidung abgeben, die nicht mehr tragbar ist. Und was ich gar nicht mag, sind Situationen, wenn Kundschaft beim Bezahlen anfängt zu handeln. Da haben sie oft einen ganzen Berg voller Kleidung eingekauft, der dann 30 Euro kostet und dann wollen sie noch handeln, das ist ärgerlich. Denn wir sind kein Flohmarkt.
Was ist aus Ihrer Sicht das Besondere am Prinzip „Von Mensch zu Mensch“?
Dass die Mode nachhaltig ist. Das vermittelt jedem Kunden ein schönes Gefühl. Gerade in unserer oft so schnelllebigen Zeit.
1. Arbeite aus dem Text heraus, was bei einem Einkauf im Kleiderladen des BRK so besonders ist.
2. Würdest du selbst in einem Second-Hand Laden einkaufen. Tausche dich darüber mit einem Partner/ einer Partnerin aus.
3. Gibt es auch bei euch einen Kleiderladen, wie den des BRK in Passau? Werdet selbst durch eine eigene Kleiderspende aktiv.