Düthmann, Bernd
Thema: Hilfsbereitschaft, Nächstenhilfe
M1: PNP, 12.08.2011, Nr. 185, S.24
Aus Nächstenliebe wird Pater zum Bauern
Maristenpater hilft krankem Landwirt und bestellt kurzerhand seine Wiese − Regelung für die Zukunft gefunden
Von Helmut Weigerstorfer
Ruhstorf. Nächstenliebe braucht keine großen Heldentaten. Oft reich es schon, einfach mal genau hinzusehen − und zu helfen, wenn es jemand am Dringendsten braucht. So wie Maristenpater Bernd Düthmann. Er nimmt sich dieses Gebot schon von Berufswegen zu Herzen und hat genau hingeschaut, als ein betagter Landwirt aus Pillham seine Hilfe brauchte, weil er seine Wiese nicht mehr selbst mähen konnte. Kurzerhand übernahm er das und machte noch einen weiteren Menschen glücklich: Pfarrer Andreas Artinger, der das Heu gut für seine Pferde brauchen konnte.
Die Notlage des 85-Jährigen hat der Geistliche zufällig entdeckt. „Ich habe Anton Jocham bei ihm zu Hause besucht, da hat er mir sein Leid geklagt“, erzählt der Pater. Jahrelang graste nämlich auf Jochams Wiese ein Pferd.Früher „mähte“ ein Pferd die Wiese Doch als auf einem benachbarten Grundstück Feuerwerkskörper gezündet wurden, schreckte das Tier auf. „Dabei verletzte es sich sehr schwer und wir mussten es kurze Zeit später einschläfern lassen“, klagte Anton Jocham ihm sein Leid. Der Verlust des geliebten Pferdes war nicht nur für den 85-jährigen Bauern ein herber Schlag, sondern auch für dessen Tochter − „die hat den Verlust bis heute noch nicht überwunden“.
Bauer Jocham wusste daraufhin nicht mehr, wie er seine Wiese bestellen sollte. Erschwerend kam hinzu, dass er seinem hohen Alter Tribut zollen musste − Rückenprobleme machen dem 85-Jährigen zu schaffen, so dass er auch noch längere Zeit ins Krankenhaus und auf Reha musste. „Ich habe Angst gehabt, was aus meinem Garten wird. Das Gras wuchs ja schon beim Fenster rein“, sagt Anton Jocham und schüttelt traurig den Kopf.
Helfer in der Not wurde dann Pater Bernd Düthmann, der die Sorgen des Bauers erkannte: „Ich habe angeboten, dass ich mich um die Wiese kümmere.“ Der gebürtige Emsländer ist nämlich nicht nur Geistlicher, er kennt sich auch in der Landwirtschaft aus. Vor seiner Priesterzeit war er lange Bauer im Fürstenzeller Maristenkloster. „Im Herzen bin ich immer Bauer geblieben und das soll auch so bleiben“, sagt er und lacht.
Bevor der Geistliche allerdings ans Werk gehen konnte, kümmerte er sich um das Drumherum. „Erst mussten die Äste weg, die in die Wiese hingen. Und der Zaun, sonst wäre man kaum auf die Wiese gekommen.“ Dann ging es los: Der Pater schwang sich auf den 56 Jahre alten Hatz-Bulldog des Landwirts mit 16 PS und machte dem langen Gras den Garaus. Mit dem altertümlichen Fahrzeug hatte der 67-Jährige keine Probleme: „Früher habe ich ja selbst mit solchen Bulldogs gearbeitet.“ Zuerst mähte er ein Drittel der Wiese, aus dem fertigem Heu ließ er Rundballen machen. Schon stand der fleißige Geistliche vor dem nächsten Problem: Wohin mit den Ballen? Doch auch hier fand er schnell eine Lösung: „Ich habe meinen Ruhstorfer Kollegen Pfarrer Artinger gefragt und er konnte das Heu für seine Pferde brauchen.“ Auch die restlichen zwei Ballen, Pfarrer Artinger bekam das Heu die der Maristenpater später noch mähte und trocknete. „Natürlich habe ich das Heu gerne genommen“, lobt Pfarrer Artinger seinen Kollegen.
Keine große Sache für den Maristenpater, der erst mit 40 Jahren studierte und zum Priester geweiht wurde. Vielmehr sagt er: „Mir hat das alles auch gut getan. Einerseits konnte ich Anton Jocham, der sein sehr lieber Kerl ist, helfen. Andererseits fühlte ich mich in meine Zeit als Landwirt zurückversetzt.“
Bei weitem keine kleine Sache ist die unkonventionelle Hilfe dagegen für Anton Jocham. Der alte Herr ist unendlich dankbar: „Er hat gestrahlt, als die Wiese gemäht und alles in bester Ordnung war“, erzählt Pater Bernd Düthmann. Und wer das Gras auf Jochams Grund in Zukunft mäht, ist auch schon klar: Ein Bekannter übernimmt die Wiese des 85-Jährigen.