Arztreihe PNP 2010
Thema: Eine Welt, Entwicklungszusammenarbeit, Freiwilligendienst
M1: PNP, 11.12.2010, Nr. 288, S. 19 - Vorwort zum Artikel
Die Helfer vor unserer Haustür
Von Eva Fischl
Sie opfern ihren Jahresurlaub oder ihren verdienten Ruhestand, um in den Projekten der German Doctors den Ärmsten der Armen zu helfen - unter den vielen Ärzten, die sich für die Hilfsorganisation engagieren, sind auch Mediziner aus dem Verbreitungsgebiet. Die PNP stellt fünf aktive Ärzte vor und erinnert an Dr. Peter Fricke, der vor seinem tragischen Unfalltod jahrelang als medizinischer Leiter im Komitee der Ärzte für die Dritte Welt tätig war.
M2: PNP, 11.12.2010, Nr. 288, S. 19
Im Februar geht’s zurück nach Buda - Dr. Dietrich Adam
Dass sein Wissen im Ruhestand nicht brach liegt und er weiter kranken Menschen helfen kann - mit diesem Vorhaben verabschiedete sich Dr. Dietrich Adam im Februar 2008 in die Freistellungsphase der Altersteilzeit. Bis dahin war der Alltag des Pädiaters als Oberarzt der Passauer Kinderklinik ausgefüllt. Nun widmet der 65-Jährige seine Energie den German Doctors - im Februar wird der Passauer wieder in Richtung Philippinen aufbrechen, wo er zum dritten Mal einen dreimonatigen Einsatz als Arzt im Armenhospital von Buda absolvieren wird.
Das jüngste Philippinen-Projekt der Ärzte für die Dritte Welt liegt Dietrich Adam am Herzen. Als Ziel hat sich der Kinderarzt für seinen nächsten Einsatz gesteckt, das Ernährungsprogramm für unterernährte Kinder anzukurbeln. „Es geht vor allem darum, ein Netz mit Gesundheitshelfern in den abgelegenen Dörfern aufzubauen“, sagt er. Jedes Kind, das dadurch zu Hause überlebt und nicht als todkranker Patient zu ihm in die Klinik eingeliefert wird, sei ein Erfolg.
Als German Doctor knüpft Dietrich Adam an seine Anfänge an. Schon während des Studiums arbeitete er in Peru am Oberlauf des Amazonas mit der dortigen indigenen Bevölkerung, später ging er für fünf Jahre in den Entwicklungshilfedienst nach Tansania. Seine Ausbildung als Tropenmediziner kommt ihm jetzt wieder zugute.
M3: PNP, 11.12.2010, Nr. 288, S. 19
Arbeit in der Entwicklungshilfe: „Das war ihm ganz wichtig“ - Dr. Peter Fricke (†)
Es sind Nachrichten wie diese, die die Zeit still stehen lassen: Als Dr. Peter Fricke aus
Aidenbach (Landkreis Passau) im Juli 2006 mit zwei Söhnen und zwei Freunden der Familie beim Absturz seines Kleinflugzeugs auf Elba ums Leben kam, trauerten viele Menschen in der Region um den damals 52-Jährigen und fühlten mit seiner Frau und den anderen beiden Kindern, die Peter Fricke zurückließ.
Sein Tod war auch ein herber Verlust für Ärzte für die Dritte Welt. Zehn Jahre lang hatte sich Peter Fricke als medizinischer Leiter der Hilfsorganisation engagiert, er sollte neben dem heutigen Generalsekretär Harald Kischlat offizieller Nachfolger des Gründers werden. „Die Arbeit in der Entwicklungshilfe war ihm ganz wichtig“, sagt seine Frau. Marina Bascone Fricke führt die Gemeinschaftspraxis weiter.
Hilfe für die Dritte Welt verband das Ehepaar schon in jungen Jahren. Marina und Peter Fricke leiteten ein Urwald-Krankenhaus in Paraguay, waren in Nicaragua und anderen Orten in der Welt, an denen ärztliche Hilfe gefragt war. Marina Bascone-Fricke steht bis heute in Kontakt mit den German Doctors. Eine Spendendose für sie hat in ihrer Praxis einen Ehrenplatz. Noch lässt der Praxisalltag einen längeren Einsatz nicht zu, langfristig will die Kinderärztin aber zu ihren Wurzeln zurückkehren: „Zu 90 Prozent gehe ich in den Weihnachtsferien in ein Cholera-Projekt nach Haiti, mit meinem Sohn, der auch Medizin studiert.“ Sie halten das Erbe von Peter Fricke aufrecht.
M4: PNP, 11.12.2010, Nr. 288, S. 19
„Wollte immer so etwas tun“ - Dr. Heimke Joswig-Priewe
Im Frühjahr wird Dr. Heimke Joswig-Priewe (67) zu ihrem zehnten Einsatz für die German Doctors aufbrechen, dieses Mal wieder nach Mindanao. Seit 1991 ist die Ärztin mit Fachrichtung Gynäkologie und Pathologie schon dabei. Die Ärzte für die Dritte Welt seien ihr ein Begriff gewesen, die Denkweise, die dahinter steht, gefiel ihr. „Man kann sehen, dass sich vor Ort etwas verändert“, sagt die Ärztin. Auch die Projekte, die Hilfe zur Selbsthilfe geben, die Tuberkulose-Therapien oder das Ernährungsprogramm sagen ihr zu.
Bis zu ihrem Abschied aus dem Berufsleben 2005 war die frühere Oberärztin am Klinikum Landshut alle zwei Jahre in einem der Projekte in Asien. Neben den Philippinen sind die German Doctors im indischen Kalkutta und in Bangladesch vertreten. Als Rentnerin hat sie nun mehr Freiheiten - und nützt diese für ihr soziales Engagement. „Ich wollte immer so etwas machen“, erzählt die 67-Jährige. Da sie keine Kinder habe, sei es für sie auch einfacher gewesen, ihre Reisen zu organisieren. „Ich muss nicht so viel Rücksicht nehmen und kann das verantworten.“
M5: PNP, 11.12.2010, Nr. 288, S. 19
Familie muss Engagement mittragen - Dr. Matthias Haun
Er ist mittlerweile ein Philippinen-Kenner: Dr. Matthias Haun, Oberarzt am Krankenhaus in Rotthalmünster, war bereits viermal für die German Doctors im Einsatz: zweimal in Manila und zweimal auf Mindanao. „Wenn es sich beruflich einrichten lässt, dann ist für Herbst 2011 die nächste Reise geplant“, sagt der 57-Jährige. Zeitliche Gründe verhinderten, dass er - wie eigentlich schon ausgemacht - bereits heuer als German Doctor unterwegs war.
Der Chirurg ist vor vielen Jahren über eine Kollegin zu der Hilfsorganisation gekommen. Was ihm an den Ärzten für die Dritte Welt gefällt? „Die Organisation ist überschaubar, und es besteht ein persönliches Verhältnis zwischen den Beteiligten“, sagt Matthias Haun. Er sieht sich als Botschafter, der vor seiner eigenen Haustür die Werbetrommel für die German Doctors rührt. Sein Engagement ginge nicht ohne die Unterstützung und das Wohlwollen seiner Familie, weiß Haun. „Wenn ich im Einsatz bin, bedeutet das ja auch, dass der gemeinsame Urlaub flach fällt und meine Frau die Aufgaben zu Hause alleine meistern muss.“
M6: PNP, 11.12.2010, Nr. 288, S. 19
Pläne für den Ruhestand - Dr. Krystian Jaschik
Gerne würde Dr. Krystian Jaschik wieder für die German Doctors in ein Entwicklungsland reisen. Diesen Plan hat der 62-Jährige aber auf den Ruhestand vertagt. Denn sein Posten als Chefarzt der Bavaria Klinik in Freyung und seine Verpflichtung als Papa eines kleinen Kinds hindern den Orthopäden derzeit noch an mehrwöchigen Auslandseinsätzen. 2004, vor der Geburt seiner Tochter, war Krystian Jaschik für die Ärzte für die Dritte Welt in Manila. „Die Nachhaltigkeit dieser Projekte hat mich beeindruckt“, sagt der Arzt, der zuletzt diverse Kurzeinsätze für „Humedica“ in afrikanischen Krisengebieten geleistet hat. „Natürlich ist das schon was, zehn von hundert Patienten heilen zu können“, bilanziert Jaschik. Aber es sei besser, Therapien zu entwickeln und Patienten langfristig zu begleiten, wie es die German Doctors machen. Der gebürtige Schlesier hat deshalb einen Einsatz fest im Blick, am liebsten auf Mindanao, der großen Insel im Süden der Philippinen: „Solange es mir meine Gesundheit erlaubt, werde ich das machen“, sagt Krystian Jaschik.
M7: Didaktische Impulse
1. Studiert die Beiträge! Welche Erfahrungen können bzw. konnten die Ärzte im Ausland sammeln?
2. Welche Argumente sprechen dafür, ähnliche Projekte (Hilfsprojekte, Missionar auf Zeit, …) wie die oben aufgeführten Ärzte in Angriff zu nehmen? Sammelt weitere Beispiele (die ihr z.B. auf der Local-heroes-Homepage findet)!
3. Sucht in eurer Umgebung nach Menschen, die sich auch ehrenamtlich/ sozial engagieren. Interviewt sie nach ihren Motiven und sprecht in der Klasse darüber!