Brée, Daniel
Thema: Eigeninitiative, Eine Welt, Freiwilligendienst
M1: PNP, 13.12.2018, Nr. 31, S. 31
Ein Jahr lang weit weg vom Hotel Mama
Daniel Brée (20) aus Nammering lebt und arbeitet seit August auf den Philippinen – Zwölf Monate "Missionar auf Zeit" in Manila
Nammering/ Manila. Er kommt aus der Gemeinde Fürstenstein, ist 20 Jahre alt und zur Zeit weit weg von zu Hause: Daniel Brée wollte sich nach seinem Abitur erstmal orientieren und herausfinden, ob er tatsächlich Lehrer werden möchte. Das macht er nun – auf den Philippinen. Dort engagiert er sich seit Anfang August als "Missionar auf Zeit". Ein Jahr lang unterrichtet er im Slum von Manila Kinder in Englisch und Mathematik. Der PNP erzählt er von seinen Erfahrungen und wie er sich selbst in der Fremde besser kennen lernt.
Warum haben Sie sich für das Jahr im Ausland entschieden? Wie sind sie auf die Idee gekommen?
Daniel Brée: Wie viele junge Leute in meinem Alter wollte ich nach meinem Abitur nicht den direkten Weg in das Studium oder die Ausbildung gehen, sondern zunächst meinen Horizont erweitern und mir klar werden, was ich denn einmal werden möchte. Zudem nach 19 Jahren Hotel Mama wollte ich auch endlich einmal auf eigenen Beinen stehen. Daraufhin habe ich mich etwas schlau gemacht, da ich aus verschiedenen Gründen kein "Work and Travel" machen wollte. Schlussendlich habe ich von dem Missionar auf Zeit (MaZ)-Programm gelesen, welches mir schnell sehr zugesagt hat.
Wo verbringen Sie Ihr Auslandsjahr und mit welcher Arbeit beziehungsweise in welchem Entwicklungsprojekt?
Daniel Brée: Ich verbringe das Jahr in der Hauptstadt der Philippinen, Manila. Ich arbeite in dem Projekt "Puso sa Puso", welches Leuten, die von der Schule geflogen sind, trotzdem eine Chance auf Bildung gibt. Meine Aufgabe ist es Kinder (drei bis vier Jahre alt) im Slum von Manila daheim zu besuchen und diese selbstständig in Englisch und Mathematik zu unterrichten, ihnen eine Basis zu schaffen und im besten Fall dafür zu sorgen, dass sie später nicht aus der Schule fliegen.
Für welche Organisation sind Sie dort?
Daniel Brée: Ich bin für die Salvatorianer Missionare unterwegs.
In welcher Sprache verständigen Sie sich hauptsächlich?
Daniel Brée: Den größten Teil des Tages mit Englisch, damit kommt man hier schon sehr weit. Ansonsten bin ich natürlich dauerhaft dabei, mein Tagalog zu verbessern, da es auch Personen gibt, die weniger gut Englisch sprechen.
Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?
Daniel Brée: Ich arbeite ganz gewöhnlich von Montag bis Freitag. Auch wenn es nur 20 Kilometer Strecke von meiner Unterkunft zu meinem Arbeitsplatz (Payatas) sind, dauert es eineinhalb Stunden für mich, dorthin zu kommen. Um 9 Uhr habe ich dann die erste Klasse. Ich habe insgesamt vier Klassen mit vier bis fünf Schülern. Zwischen 14 und 15 Uhr trete ich dann die Heimreise an.
Was machen Sie dort in Ihrer Freizeit?
Daniel Brée: Die Großstadt bietet natürlich verschiedenste Möglichkeiten für Freizeitaktivitäten. Aber auch Wochenendtrips sind etwas sehr Schönes.
Warum haben Sie Manila ausgesucht?
Daniel Brée: Mir standen verschiedene Projekte der Salvatorianer zur Auswahl, unter anderem auch in Afrika. Ich habe einfach die Gesamtsituation jeweils verglichen. Was ist das Ziel des Projekts, was sind meine Aufgaben dort, wie bin ich untergebracht und natürlich die länderspezifischen Unterschiede – und bin für mich persönlich zu dem Entschluss gekommen, dass es die Philippinen sein sollen.
Wie haben Sie sich auf das Jahr vorbereitet?
Daniel Brée: Um an diesem Jahr teilzunehmen, ist eine Vorbereitung, welche aus mehreren Seminaren (insgesamt etwa 15 Tage) besteht, Pflicht. In diesen werden so ziemlich alle erdenklichen und nicht erdenklichen Themen abgehandelt. Was jetzt sehr trocken klingt, war aber eine unglaublich spannende Zeit, da man auch vieles über sich selbst lernt und eine Menge neuer Bekanntschaften knüpft.
Hatten Sie vor der Reise Vorurteile, die sich bestätigt oder nicht bestätigt haben?
Daniel Brée: Ich würde es nicht unbedingt Vorurteile nennen, eher Wissen, welches sich bestätigt hat. Meine Vorgänger haben mir zum Beispiel schon vieles über die philippinische Mentalität ("It’s more fun in the Philippines") erzählt, was ich nur eins zu eins bestätigen kann.
Was nehmen Sie aus dem Auslandsjahr mit, was haben Sie gelernt?
Daniel Brée: Bis dato definitiv die Offenheit der Filipino. In Deutschland wird es niemals vorkommen, dass eine fremde Person einfach so auf der Straße ein freundliches "Hallo" entgegenwirft. Sowas kann einem den ganzen Tag verbessern. Auch von der dauerhaft positiven Einstellung können wir Deutsche viel lernen. Erst hier merke ich, dass wir doch ein ziemlich mürrisches Volk sind.
Was war für Sie eine einschneidende Erfahrung, welches Erlebnis hat Sie besonders berührt?
Daniel Brée: Ich kann das ehrlich gesagt nicht an einer exakten Sache festmachen. Es sind so viele kleine Dinge, gerade zu Beginn meiner Zeit hier, die einen immer wieder erstaunen und nachdenken lassen. Da mein Herz aber sehr stark für Hunde schlägt, habe ich immer ein mulmiges Gefühl, wenn ich ab und zu sehe, wie mit den Tieren hier umgegangen wird. Ich will nicht sagen, dass alle schlecht behandelt werden, aber es ist halt eine andere Kultur und so werden manchmal Welpen (aber auch Kätzchen oder Küken) als Spielzeug für Kinder hergenommen.
Kommen sie als anderer Mensch nach Deutschland zurück? Was hat sich verändert?
Daniel Brée: Definitiv. Man wird selbstständiger, lebt einfacher und lernt dadurch den Luxus in Deutschland viel mehr zu schätzen. Aber auch schon in der Vorbereitung in Deutschland verändert man sich, da man viele neue Denkanstöße bekommt.
Werden Sie sich für oder gegen etwas besonders engagieren?
Daniel Brée: Wenn es in meinen Zeitplan passt, werde ich probieren, ehrenamtlich im Tierheim mitzuhelfen.
Was lernt man in der fremden Kultur über sich selbst?
Daniel Brée: Man merkt recht schnell, wie engstirnig man doch an vieles herangeht. Außerdem wird man viel reflektierter und erweitert seine eigene Denkweise sehr, da man weiß und sieht, wie es anderen geht, die sich dann aber nicht beschweren, sondern glücklich sind.
M2: Bilder von Daniel Brée
M3: Didaktische Impulse
1. Erstellt eine Wortpyramide zu Daniel Brées Freiwilligendienst auf den Philippinen!
2. Informiert euch im Internet, durch Zeitungartikel oder direkt bei Freiwilligendienst-Organisationen über verschiedene Möglichkeiten einen Freiwilligendienst im Ausland zu machen.
Geht in 4er-Gruppen zusammen und führt ein Schreibgespräch durch: Jede Gruppe bekommt ein Plakat und schreibt in die Mitte des Plakats das Thema "Freiwilligendienst im Ausland" auf. Dann schreibt jeder Schüler in der Gruppe reihum einen Gedanken, seine Meinung, eine Idee, ... zu diesem Thema auf und lässt es die anderen aus seiner Gruppe lesen. Diese können dann entweder auf diesen Impuls reagieren oder auch einen anderen formulieren.
Ziel des Schreibgesprächs ist zu lernen, seine Gedanken, Meinungen,... rein schriftlich zu äußern und im schriftlichen Austausch mit den Mitschülern ein "Gedankennetz" auf dem Plakat zu erstellen.
Wenn das Schreibgespräch beendet ist, lest den anderen Gruppen Auszüge aus eurem Gedankennetz vor.