Beyer, Norbert
Thema: Ehrenamt, Organspende /-transplantation
M1: PNP, 11.12.2018, Nr.286, S.8
Sein Spenderherz schlägt auch für andere
Norbert Beyer hat eine bayernweit tätige Beratungsstelle für Transplantationsbetroffene und Menschen mit Handicap geschaffen
von Melanie Bäumel-Schachtner
Straubing. In seiner Brust pocht seit zehn Jahren ein Spenderherz. Dieses Spenderherz schlägt nicht nur für ihn selbst, sondern auch für andere: Vor zehn Jahren hat Norbert Beyer, der in Straubing lebt, den Verein Transplantationsbetroffene e. V. ins Leben gerufen. Er berät Leidensgenossen bei vielen verschiedenen Anliegen und beantwortet alle Fragen, die rund um die Transplantation auftauchen. Dafür fährt der Wahl-Straubinger jeden Mittwoch in die Uniklinik nach Regensburg, setzt sich zu Betroffenen ans Bett, die auf ein Spenderorgan warten, und klärt auf. Seit Juli hilft er auch Menschen mit Handicap und hat die EUTB-Beratungsstelle Transplantationsbetroffene e. V. gegründet. EUTB steht für ergänzende unabhängige Teilhabeberatung.
Betroffene helfen Betroffenen. Insgesamt rund 500 solcher EUTB-Beratungsstellen sind ab dem 1. Januar neu in Deutschland gegründet worden. Gefördert wird dieses Angebot vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales. Beraten werden Menschen mit Behinderung und deren Angehörige. Das Prinzip, das dahintersteckt, lautet: Betroffene helfen Betroffenen. So ist es auch bei Norbert Beyer. Vor zehn Jahren erhielt er, der einen schweren Infarkt hatte und an einem kinderfaustgroßen Aneurysma an der Herzspitze litt, ein Spenderherz. Ein absolutes Geschenk, der Aufbruch in ein neues Leben. Auch, wenn viele andere Menschen mit Handicap zu ihm und seiner Frau Maria kommen – beide haben sich extra wie verlangt für die Beratertätigkeit qualifiziert –, so setzt die Straubinger Beratungsstelle als einzige in Bayern den Schwerpunkt auf Transplantationsbetroffene und ist damit auch im ganzen Freistaat tätig.
Die Beyers beraten telefonisch und persönlich in ihrem eigenen Haus in Straubing, aber jeden Mittwoch setzt sich der Berater auch ins Auto und fährt zur Uniklinik Regensburg, um Patienten Mut zu machen, die auf ein Spenderorgan warten, oder sich um bereits Transplantierte zu kümmern, die mit Problemen zu kämpfen haben. Er bekam damals nach nur vier Wochen Wartezeit ein Spenderherz, für seine Frau "wie ein Wunder, ein Sechser im Lotto." Beyer weiß, welch Glück er hatte und will dieses ein Stück zurückgeben. Er weiß aber auch, welche Fragen den Kranken beschäftigen und wie groß die Unsicherheit ist. "Man fragt sich so vieles. Ob man wieder arbeiten kann, ob man mit dem Flugzeug verreisen darf, was man essen darf, ob man wieder völlig normal leben kann – ich als Betroffener kenne die Sorgen und Nöte und kann Infos aus erster Hand geben", erklärt er.
"Wir wollen Barrieren abbauen" Bei seiner eigenen Transplantation hätte er sich so ein Angebot gewünscht, denn auch er war stark verunsichert, hatte Angst vor der OP und vor dem Leben danach. Und doch haben er und seine Frau Maria immer positiv gedacht, und das legen die beiden auch denjenigen nahe, die um ihre Beratung bitten: "Unsere Botschaft ist, dass man kämpfen muss und dass es sich lohnt. Man darf sich nicht hängen lassen. Und dass man das neue Organ ganz einfach annehmen muss", erklärt das Paar. Norbert Beyer erklärt, vielen Betroffenen mache es Mut, wenn er vor ihnen steht: "Sie sehen dann, wie gut es einem nach einer Transplantation gehen kann und dass man wieder voll im Leben stehen kann. Diese Botschaft will ich verbreiten."
Viele hundert Patienten hat er in zehn Jahren als Vorsitzender des Vereins Transplantationsbetroffene e. V. schon beraten, seit dem Start der neuen Beratungsstelle im Juli kommen auch Menschen mit anderen Handicaps dazu. Dabei geht es auch oft darum, zu helfen, Anträge richtig auszufüllen. Im Rahmen der Vereinsarbeit werden regelmäßig auch Infostände, schwerpunktmäßig in Straubing und in Regensburg, veranstaltet, die die Menschen auf das Thema Organspende aufmerksam machen sollen und bei denen Organspendeausweise verteilt werden. Denn Spenderorgane sind laut Beyer seltener geworden, der Transplantationsskandal habe viel Schaden angerichtet, oft warten die Betroffenen lange Zeit auf eine neue Niere, eine Leber, eine Lunge oder ein Herz. Auch in dieser Zeit sind die Beyers für die Patienten da, die all ihr Herzblut in ihre Tätigkeit stecken, weil sie wissen, wovon sie sprechen. Maria Beyer erklärt: "Wir wollen helfen. Wir brennen dafür." Und ihr Mann fügt hinzu: "Es geht uns darum, Barrieren abzubauen und auf Augenhöhe zu beraten."
EUTB-BERATUNG Die EUTB-Beratungsstelle Transplantationsbetroffene e. V. befindet sich am Alburger Rennweg 25 in Straubing. Kontakt: 09421/7871054. An das Ehepaar Beyer wenden können sich Transplantationsbetroffene, Menschen mit Behinderung, zum Beispiel Sehbehinderte, und deren Angehörige. Die Beratungsstelle ist eng mit anderen Beratungsstellen vernetzt und ist für Anliegen aus ganz Bayern tätig. Maria und Norbert Beyer haben sich als Berater qualifiziert.
M2: Bild von Maria und Norbert Beyer
M3: Didaktische Impulse
1. Erstellt eine Mindmap zum Thema Organspende/-transplantation!
2. Hat der Organspender ein Recht auf ein geschütztes Sterben und auf körperliche Unversehrheit am Ende des Lebens oder gibt es einen Anspruch des "Organempfängers" auf ein Spenderorgan? Diskutiert darüber zunächst in kleinen Gruppen und besprecht eure Ergebnisse anschließend im Plenum.
3. Wie stehst du persönlich zum Thema Organspende? Könntest du dir vorstellen, selbst Organe zu spenden? Wenn ja, warum? Wenn nein, warum nicht?