Beerschneider, Ursula
Thema: Ehrenamt, Nächstenhilfe, Solidarität
M1: PNP, 22.12.2018, Nr. 296, S.24
Zu Besuch bei einem lieben Menschen
Ursula Beerschneider ist seit Jahren im häuslichen Besuchsdienst – Sie erzählt von ihrer Motivation und guten Erfahrungen
von Thomas Seider
Besonders zur Weihnachtszeit, aber natürlich auch sonst das ganze Jahr über ist es schön, wenn man Besuch bekommt. Und wenn man selber einen lieben Menschen besucht nicht minder. Ein guter Vermittler ist in Passau der häusliche Besuchsdienst, dessen zentrale Organisation vor kurzem die Malteser übernommen haben. Die PNP hat eine Passauerin, die seit Jahren Besuchsdienst macht, nach ihrer Motivation und ihren Erfahrungen gefragt.
Ursula Beerschneider (72) beteiligt sich schon seit 2007 am Besuchsdienst und, um es vorwegzunehmen, erlebt das als Bereicherung auch für sie selbst. Ihre erste "Besuchspartnerin" war eine Dame, die schon 92 Jahre alt war und damals noch zu Hause wohnte.
Organisatorin Rosemarie Krenn von den Maltesern hatte die beiden zusammengebracht und mit ihrer Auswahl eine glückliche Hand bewiesen. Die alte Dame war sehr belesen und erwies sich für Ursula Beerschneider als interessante Gesprächspartnerin. Sie unterhielten sich, die Dame erzählte von ihren großen Reisen, sie machten Spiele, die Haushaltshilfe brachte Kaffee.
An einem festen Tag jede Woche kam die Besucherin, später auch ins Heim, als die Dame nach einem Sturz dorthin hatte umziehen müssen. Bis sie 2014 verstarb, blieb es bei den wöchentlichen Besuchen.
Bereits seit dreieinhalb Jahren besucht Ursula Beerschneider nun Dörte Peters, ebenfalls an einem festen Tag einmal die Woche. Wenn es das Wetter erlaubt, spazieren sie untergehakt durch die Altstadt und an der Innpromenade, sie gehen auf den Christkindlmarkt oder ins Café. Auch die beiden harmonieren hervorragend, sie haben immer ein Thema zum Ratschen. "Wir sind beide froh. Wer die Besuche macht, profitiert ja auch selbst davon", berichtet Ursula Beerschneider.
Sie selbst ist seit 13 Jahren in Rente und alleinstehend. Bis er vor 17 Jahren mit 92 starb, hat sie sich um ihren Vater gekümmert, der im Krieg eine Hand verloren hatte. "Ich bin damit aufgewachsen, dem Nächsten etwas zurückzugeben für die wunderschöne Zeit, die ich in meiner Jugend hatte", erklärt Ursula Beerschneider ihre Motivation, sich nun im Besuchsdienst zu engagieren.
Etwas zurückgeben für die eigene schöne Jugend, zuvor hat sie neun Jahre ebenfalls ehrenamtlich sterbende Palliativpatienten begleitet, dafür hat sie die Hospizausbildung gemacht. "Das ist aber ganz etwas anderes, das kann man nicht mit dem Besuchsdienst vergleichen. Schon allein, weil man nach zwei Stunden die Palliativstation verlässt und nicht über Jahre mit demselben Menschen zusammenbleibt, den man besucht."
"Die Chemie muss stimmen", das ist Ursula Beerschneider wichtig, wenn es um die Verbindung zu der Person geht, die man mit dem Besuchsdienst eingeht. Sonst würde sie es sagen, dass man nicht zusammenpasst. Aber bei ihr und Dörte Peters könnte es gar nicht besser passen.
M2: Bild von Ursula Beerschneider
M3: Didaktische Impulse
1. Erstellt ein Akrostichon zum Thema "Besuchsdienst".
2. Schreibt einen Brief an Frau Beerschneider und mit verschiedenen Argumente, was ihr an ihrer Arbeit schätzt!
3. "Wer Besuche macht, profitiert ja auch selbst davon." Sprecht in Partnerarbeit darüber, weshalb der Besuchsdienst gewinnbringend für beide Seiten ist.