Bauer, Ursula
Thema: Seelsorge, Tod/Tote
M1: PNP, 09.12.2017, Nr. 283, S. 45
Der Verlust des Kindes prägt zutiefst
Die Wünsche verwaister Eltern achten - Gedenkfeier für verstorbene Kinder in der Pfarrkirche
von Gesine Hirtler-Rieger
Gesine Hirtler-Rieger Vilshofen. Es war kurz vor Weihnachten, als Ursula Bauers Tochter mit fünf Jahren starb. ,Weihnachten war jahrelang ein Gräuel für uns", erinnert sich die Vilshofenerin, die damals noch in Tittling lebte. Denn die Weihnachtszeit ist ohnehin voller Emotionen, da kann die Trauer ins Grenzenlose wachsen.
Das ist jetzt 23 Jahre her, seitdem hat Ursula Bauer viele Stadien der Trauer durchlaufen: Schock und Erstarrung, Schmerz und Angst, Wut und Verzweiflung. ,Es braucht eine ganze Generation, um damit leben zu lernen", sagt sie. Der Verlust ihrer Tochter war die wichtigste Phase ihres Lebens, der ihre Persönlichkeit reifen ließ. Die Trauer ist gewichen. Geblieben ist ein besonderes Gefühl, das sie zutiefst prägt.
Bereichert hat sie die Ausbildung zur Trauerbegleiterin. Und seit zehn Jahren organisiert sie zusammen mit Gemeindereferentin Sabine Greineder die Gedenkfeier, die alljährlich am 2. Advent in der Pfarrkirche S. Johannes stattfindet. Denn dieser Tag ist der Erinnerung an die verstorbenen Kinder gewidmet, ob sie nun als Babys oder noch im Mutterleib, als Kleinkinder, Jugendliche oder Erwachsene aus der Welt gehen mussten. An diesem weltweiten Gedenktag kann jeder, der möchte, abends eine brennende Kerze ins Fenster stellen. Während die Kerzen in der einen Zeitzone erlöschen, werden in einer anderen neue entzündet. So brennen vierundzwanzig Stunden lang irgendwo auf der Welt Lichter zum Gedenken an die Kinder.
Auch in der Pfarrkirche werden am kommenden Sonntag um 17 Uhr Kerzen brennen, werden die Namen der Kinder verlesen, die das Leben ihrer Familien erhellt haben und unvergessen sind. ,Es geht darum, einen Platz für die Trauer zu schaffen, aber auch innezuhalten und gemeinsam in die Stille zu gehen", sagt Ursula Bauer. Jeder darf kommen und sich in der Gemeinschaft aufgehoben fühlen. Von den Besuchern wird nichts erwartet, sie müssen nichts sagen und nichts tun. Die Feier ist ein Ritual, und Rituale tun gut. Sie helfen, Gefühle mit Worten oder Gesten auszudrücken.
Im gemeinsamen Gebet werden bei der Gedenkfeier Wünsche und Gedanken formuliert, die auch Auskunft darüber geben, wie die Trauernden behandelt werden wollen: Sie sind dankbar für alle, die ihnen nicht ausweichen und die sie weiterhin besuchen, auch wenn man Angst hat, etwas Falsches zu sagen. ,Man braucht Menschen, die zulassen, dass man über den Verlust immer und immer wieder sprechen darf", erinnert sich Ursula Bauer. Leicht ist das nicht: ,Ich war oft grob in meiner Trauer und sehr fordernd gegenüber anderen." Sie spürte, dass sie von ihren Mitmenschen beobachtet wurde und wehrte sich auf ihre Weise: ,Das war für manche sicher schwierig."
Und doch gab es Menschen, die sie aufgefangen und begleitet haben. Ohne diese wäre der Weg noch viel schwerer gewesen.
M2: Bilder zum Bericht
M3: Didaktische Impulse
1. Sammelt auf einem Plakat alle Wörter, die für euch mit Trauer verbunden sind - Stimmungen, Gefühle, Reaktionen, etc. Überlegt euch anschließend in Kleingruppen Strategien, wie ihr das Beklemmende an Trauer und Verlust verarbeiten könnt.
2. Formuliere einen Wunsch für Eltern, die ein Kind verloren haben, der ihnen helfen könnte. Wenn du willst, darfst du im Anschluss ein Teelicht entzünden und den Wunsch in Stille für dich "beten".