Bahnhofsmission
Thema: Ehrenamt, Nächstenhilfe
M1: PNP, 08.06.2010, Nr. 129, S. 20
Nächste Hilfe: Bahnhofsmission
Caritas-Einrichtung legt Jahresbericht vor - 2009 wurden fast 9000 Kontakte registriert
„An einem Samstag, kurz vor Dienstschluss in der Bahnhofsmission, kam ein verletzter Radfahrer zu mir. Er war gestürzt und sah fürchterlich aus. Beide Arme und Beine waren abgeschürft und aufgeschlagen. Ich habe ihn notdürftig verbunden und versorgt, so gut es mir möglich war. Dabei erzählte er mir, dass er voriges Jahr mit seiner Frau zu Besuch in Passau war und dass diese in der Zwischenzeit verstorben sei. Unter Schmerzen und Tränen bedankte er sich bei mir und meinte beim Abschied: „Passau und die Bahnhofsmission werden mir immer in Erinnerung bleiben…“, erzählt Rosa Rinesl aus ihrer Arbeit. Diese und andere Begebenheiten sind im „Tagebuch der Bahnhofsmission“ aufgeführt. Dieses Tagebuch wiederum ist Teil des Jahresberichts 2009, den die Mitarbeiterinnen der Einrichtung kürzlich vorgelegt haben.
Keine verstaubte Einrichtung
Es sind beeindruckende Zahlen, die von den Mitarbeiterinnen zusammengetragen worden sind: 8995 Kontakte wurden im vergangenen Jahr registriert, davon 5369 Personen, die direkt in die Einrichtung kamen. 5198 Stärkungen und 5369 Getränke wurden von den Helferinnen ausgegeben, 3121-mal Hilfe am Bahnsteig geleistet, 770 Personen ohne festen Wohnsitz haben vorgesprochen.
Heidi Mayrhuber, seit 2000 Leiterin der Bahnhofsmission, teilt sich die Verantwortung seit letztem Jahr mit Angelika Leitl-Weber. „Wir haben die Aufgaben auf zwei Schultern verteilt, weil ich ein wenig kürzertreten wollte“, sagt die Caritasfrau. Neben den beiden Leiterinnen teilen sich noch fünf Mitarbeiterinnen stundenweise in den Dienst. Dazu kommen noch ehrenamtliche Helferinnen.
„Oft haben wir uns schon die Frage gestellt, wie die Bahnhofsmission von außen gesehen wird“, meint Heidi Mayrhuber, die glaubt, dass sich gerade in den letzten Jahren viel im Bewusstsein der Öffentlichkeit geändert hat. „Trotzdem glauben viele Leute immer noch, dass es sich bei der Bahnhofsmission um eine verstaubte Einrichtung handelt, in der Suppe gekocht wird für arme Gestrandete und in der sich Säufer, Abgestürzte und Obdachlose aufhalten und auf Kosten der Allgemeinheit ein schönes Leben führen“, sagt sie. „Wenn wir dann sagen, was wir wirklich machen, ist das Erstaunen oft groß“, weiß Heidi Mayrhuber und erzählt von den täglichen Arbeiten und Aufgaben. „Zum einen sind wir Helfer und Stütze für alle Reisenden, die Hilfe beim Ein-, Um- und Aussteigen am Zug benötigen. Das sind mobilitätseingeschränkte Menschen wie Frauen mit Kleinkindern, behinderte und oder blinde Menschen und viele Senioren. Zum anderen kümmern wir uns um die Schwächsten der Gesellschaft. Es sind diejenigen, die durch alle Raster der Gesellschaft fallen, nämlich Menschen mit sozialen Schwierigkeiten, psychisch und physisch Kranke, Hartz IV-Empfänger, Obdachlose, Menschen mit geringem Einkommen, Einsame ohne soziale Bindungen, Suchtkranke und ausländische Mitbürger“.
Warum gerade diese Menschen zur Bahnhofsmission kommen, liegt auf der Hand: Das Angebot ist niederschwellig und jeder wird hier so an- und aufgenommen, wie er ist und nicht, wie er sein soll. Für jeden Gast haben die Mitarbeiterinnen ein freundliches Wort und ein Ohr für Zwischentöne und Nöte. „Wir versuchen zuzuhören, die Nöte der Menschen zu erkennen und dann Hilfe zu vermitteln, so gut das geht“, meint Heidi Mayrhuber: „In vielen Fällen können wir ja das Problem nicht von uns aus lösen, wir müssen auf das Netz an Hilfe innerhalb der Caritas zurückgreifen. Das kann die Vermittlung zu einer der Beratungsstellen sein, aber auch ein Anruf in der Herberge, bei der Familie.“
Manche kommen täglich in die Bahnhofsmission
Eine Reihe von Besuchern kommt häufig in die Bahnhofsmission, manche von ihnen fast täglich. Sie haben weder die finanzielle Möglichkeit, ein Café zu besuchen, noch sind sie psychisch dazu in der Lage. Sie sind oft ohne soziale Bindungen, einsam, alleine und haben niemanden, dem sie einmal ihr Herz ausschütten können.
Angelika Leitl-Weber möchte gerade für diesen Personenkreis die Bahnhofsmission noch ein wenig offener, einladender und attraktiver gestalten. Im letzten Jahr hat sich in dieser Richtung einiges getan in der Bahnhofsmission. Angelika Leitl-Weber hat einen Kreativ-Workshop für die häufigen Gäste der Einrichtung initiiert und einen Aktionstag gestartet. Die Besucher durften z.B. alte Stühle bemalen und auf einer großen Leinwand ihre „Spuren“ mit Ölkreide hinterlassen.„Wir haben versucht, mit diesen Aktionen das Selbstwertgefühl der Gäste zu stärken. Sie hatten sichtbar viel Freude im Umgang mit den Materialien und manche waren auch erstaunt darüber, welche Kreativität in ihnen steckt“, freut sich Angelika Leitl-Weber über den Erfolg der Maßnahmen.
Damit diese Hilfen geleistet werden können, braucht es nicht nur den vollen Einsatz der Mitarbeiterinnen und Helfer, sondern auch Spenden, die zum Wohle der Gäste eingesetzt werden. „Dank der größeren und kleineren Geld- und Sachspenden, die wir von Vereinen, Verbänden, Schulklassen und Privatpersonen bekommen, ist es uns möglich, immer wieder Hilfe weiterzugeben“, sagt Heidi Mayrhuber, die hofft, dass auch in diesem Jahr die Hilfsbereitschaft nicht nachlässt. „Die Caritas hat ein immerwährendes Motto, das heißt: „Not sehen und handeln“. Das trifft auf unsere Bahnhofsmission hundertprozentig zu“.
Zu finden ist die Bahnhofsmission in der Bahnhofstraße 29, Tel. 0851/52844, e-Mail: bahnhofsmission@caritas-passau.de.
Aktuelle Öffnungszeiten (Stand 21.02.2024):
Montag bis Freitag
07:00 bis 17:00 Uhr
Samstag
08:00 bis 13:00 Uhr
Sonn- und Feiertage geschlossen.
Die aktuellen Öffnungszeiten erfahren Sie telefonisch und unter https://www.caritas-passau.de/hilfe-und-beratung/bahnhofsmission. Das Spendenkonto finden Sie unter Caritas-Passau.
M2: Bild des Mitarbeiter-Teams der Bahnhofsmission
M3: Didaktische Impulse
1. ABC erstellen
Erstellt ein ABC zum Thema "Bahnhofsmission". Es soll zu jedem Buchstaben des Alphabets ein Begriff oder ein Satz notiert werden. Die Auflistung ergibt ein individuelles oder gruppenbezogenes Assoziationsfeld.
Beispiel:
A Armen Menschen wird geholfen!
B ...
C ...
D ...
E ...
F ...
usw.
2. Wortpyramide
Zum Thema "Bahnhofsmission" wird ein strukturierter Text verfasst: Die oberste Zeile wird aus einem Wort gebildet, die nächste aus zwei Wörtern, die dritte aus drei usw. Es entsteht visuell die Form einer Pyramide.
Beispiel:
Bahnhofsmission
Passauer Bahnhofsengel
Haben offenes Ohr
für die Probleme der Menschen
3. Brief an das Mitarbeiter-Team der Bahnhofsmission
„An einem Samstag, kurz vor Dienstschluss in der Bahnhofsmission, kam ein verletzter Radfahrer zu mir. Er war gestürzt und sah fürchterlich aus. Beide Arme und Beine waren abgeschürft und aufgeschlagen. Ich habe ihn notdürftig verbunden und versorgt, so gut es mir möglich war. Dabei erzählte er mir, dass er voriges Jahr mit seiner Frau zu Besuch in Passau war und dass diese in der Zwischenzeit verstorben sei. Unter Schmerzen und Tränen bedankte er sich bei mir und meinte beim Abschied: „Passau und die Bahnhofsmission werden mir immer in Erinnerung bleiben…“, erzählt Rosa Rinesl aus ihrer Arbeit.
Versetzt euch in die Lage des Radfahrers. Schreibt einen Dankesbrief an das Mitarbeiter-Team der Bahnhofsmission!
4. Sammelt geeignete Begriffe (z.B. Hilfsbereitschaft), die das Team der Bahnhofsmission beschreiben!
Notiert diese auf einem kleinen Zettel und sammelt sie an einer Pinnwand! Sprecht anschließend darüber!