Bachl, Christian
Thema: Lebensretter
M1: PNP, 08.11.2007, Nr. 257, S.23
Lebensretter stoppt Zug mit Taschenlampe
Auto bleibt auf Bahnübergang liegen - Betrunkene Insassen steigen nicht aus - Ruhstorfer rennt der Bahn auf Gleis entgegen
Von Marion Zauner
Ruhstorf/Rott. Das Auto sitzt fest. Ausgerechnet auf einem Bahngleis. Das Tuten eines Zugs ist zu hören. Die Situation wird brenzlig. Und die beiden Auto-Insassen weigern sich strikt, auszusteigen. Christian Bachl (47) kann noch immer nicht begreifen, was in den beiden Menschen vorging, denen er durch sein beherztes Handeln das Leben gerettet hat. Es ist Dienstag. Bauingenieur Christian Bachl kommt von der Arbeit heim. Der Weg über den unbeschrankten Bahnübergang in Au (Gemeinde Ruhstorf an der Rott/Landkreis Passau) ist die einzige Zufahrt zu seinem Haus. Das Bahngleis ist blockiert von einem roten BMW. „Das Hinterrad hing im Gleis fest“, erinnert sich Christian Bachl. Am Steuer saß ein junger Mann, auf dem Beifahrersitz eine Frau. Christian Bachl erkennt die Notlage. Schaut kurz auf die Uhr. Sein erster Gedanke: „17.15 Uhr. In fünf Minuten kommt der Zug.“„Dann hab ich den Zug pfeifen gehört“
Laut Gerhard Eichinger, Leiter der Polizeiinspektion Bad Griesbach, handelte es sich um eine 43-Jährige aus dem Rottal und deren 18-jährigen Sohn. Die beiden hätten an dieser Stelle wenden wollen, weil sie sich verfahren hatten, sagt Eichinger. Beim Rückwärtsfahren dann „geriet der Wagen so blöd in die Gleise, dass der Motor abstarb. Das Auto ließ sich nicht mehr starten“, so Eichinger. Sowohl die Mutter als auch der Sohn waren alkoholisiert, teilt die Polizei mit. Christian Bachl kann das Auto nicht allein von den Gleisen schieben. Also läuft er die 50 Meter zu seinem Haus, holt seinen älteren Sohn, damit der ihm hilft. Als die Bachls zum Gleis zurückkommen, haben die Insassen die Plätze getauscht. Nun sitzt die Frau auf dem Fahrersitz. Der Bauingenieur fordert den jungen Mann auf, auszusteigen und schieben zu helfen. Nichts passiert. Und Bachl senior und junior schaffen es nicht, den BMW von den Gleisen zu bewegen. „Dann hab ich den Zug pfeifen gehört“, erinnert sich der 47-Jährige.
Er fordert die Tettenweiser erneut auf, endlich auszusteigen. Der Zug kommt immer näher. Doch die beiden weigern sich. Christian Bachl macht die Tür auf, packt die Frau, will sie aus dem BMW zerren. Die reißt sich los, kurbelt das Fenster hoch und verriegelt die Türen. Ein Verhalten, das den Ruhstorfer wahnsinnig ärgert, das er nicht verstehen kann. „Seid’s ihr narrisch?“, ruft er.
Ähnliches Unglück schon vor zehn Jahren
Christian Bachl erinnert sich an einen Vorfall zurück, der rund zehn Jahre her ist. Damals war ein Bekannter von ihm mit dem Auto auf eben diesen Gleisen liegen geblieben. Als der Zug kam, brachte sich der Bekannte rechtzeitig in Sicherheit. Anhalten konnte der Zug nicht mehr, rammte das Auto. Christian Bachl weiß also: Der Zug hat einen Bremsweg von mehreren hundert Metern. Und der Lokführer kann das Auto wegen eine rKurve nicht rechtzeitig sehen. Bachl schickt seinen jüngeren Sohn los. Er soll schnell eine Taschenlampe holen. Christian Bachl rennt wagemutig mit der Taschenlampe bewaffnet dem Zug auf den Gleisen entgegen, wechselt dann auf eine ungefährlichere Position neben den Gleisen. Und gibt dem Lokführer mit der Taschenlampe Signale. Der 28-jährige Lokführer merkt, dass etwas nicht stimmt. Er bremst und kann rechtzeitig vor dem Übergang anhalten. Weder den BMW-Insassen noch den 15 Bahn-Passagieren passiert etwas. Noch nicht einmal Sachschaden ist entstanden. Für die beiden Tettenweiser hätte der Vorfall ohne die mutige Reaktion von Christian Bachl schlimm, womöglich tödlich enden können. Aber als Lebensretter sieht der 47-Jährige sich „nicht unbedingt“. Es ist ja nochmal alles gut gegangen. Eine Nachbarin ruft die Polizei. Die Bachls schieben mit Hilfe von Bahn-Passagieren das Auto von den Gleisen. Die Polizei stellte den Führerschein der Tettenweiserin sicher, brachte sie zur Blutentnahme. Welchen Promillewert sie aufwies, dieses Ergebnis steht laut Gerhard Eichinger noch nicht fest. Sicher ist jedenfalls, dass Anzeige erstattet wird: wegen Trunkenheit im Verkehr und wegen eines gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr.
M2: Bild von Christian Bachl
M3: Didaktische Impulse
1. Urkunde für Christian Bachl
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2. Bereite mit deinem Partner ein Interview für Christian Bachl vor.
Was ging ihm zuerst durch den Kopf, als er den Zug pfeifen hörte? Wie kam er auf die Idee des Lichtzeichens? Derartige Fragen können als Anregungen für das Interview dienen. Das Interview kannst du dann als Rollenspiel mit deinem Partner führen, der sich in die Person Christian Bachl hineinversetzt.
M4: Ausstellungstafel
Die Ausstellungstafel entstammt der Wanderausstellung "Tolle Typen heute", die ausgeliehen werden kann. Weitere Informationen siehe Wanderausstellung