In der Passauer Neuen Presse am 07.02.2022 (von Philipp Heidepeter)
Entdeckungsreise mit Hindernissen
Abschlusskonzert des Uni-Orchesters war nur per Livestream zu erleben
In die Innsteg-Aula lud am Freitagabend das Orchester der Universität Passau unter Leitung von Rick Peperkamp ein – und doch nicht: Wegen Corona wurde das Abschlusskonzert nur per Livestream digital verbreitet. Die Veranstaltung stand im Zeichen der Entdeckung eines weniger bekannten Repertoires. Den Auftakt machte die Suite Africaine von Paul Lacôme, die im ersten Satz zwischen schweißtreibenden und leichten Passagen wechselte, sich im zweiten Satz mit Harfenklängen erst melancholisch gab, bevor Klarinetten und Flöten etwas Unruhe verbreiteten, und im dritten Satz europäische Marschmusik mit nordafrikanischen Rhythmen kombinierte. Ebenfalls aus Frankreich kam die Ballettmusik aus Charles Gounods Oper Faust, die in sieben Sätzen mit stark kontrastierenden Stimmungen Fausts Verführung durch antike Schönheiten darstellen soll. Im Zentrum des Konzerts stand aber unbestritten die Welturaufführung eines Querflötenkonzerts, das der südafrikanische Komponist Heinrich Lategan (*1993) für Orchester zum nun nachgeholten 40. Geburtstag komponiert hatte. Mit majestätischen Bläserklängen und nervösen Streichern eröffnete der erste Satz ein farbenreiches Stück, in dem sich die Solistin Aliya Vodovozova mit präsentem Spiel und ebenso virtuoser wie makelloser Darbietung einem musikalischen Ringen mit dem Orchester aussetzte. Im zweiten Satz konnte die Querflöte unangefochtener agieren und ließ im Zusammenspiel mit dem Orchester Klänge entstehen, die sich auch zur Untermalung filmischer Panoramaszenen angeboten hätten. Der dritte Satz mit einem Wechsel zwischen spannungsreichen Orchesterpassagen und quirlig-sprunghaften Querflötenläufen mündete schließlich in einem überraschend sanften Schluss.
Dass Orchester, Dirigent und Solistin ihre Sache gut gemacht haben, stand dabei außer Frage. Ein erhebliches Manko war jedoch, dass durch die Tonübertragung manche Instrumente in leisen Passagen kaum zu hören waren und dem Klang insgesamt jegliche Tiefe fehlte, wie auch einige Kommentare im Chat bemerkten. Auch wenn die für die Übertragung verantwortliche Hochschulgruppe spaetschicht.tv. nachzubessern versuchte, blieb das Klangerlebnis unbefriedigend – und den verdienten Applaus konnte man auch nicht spenden. Festzuhalten bleibt damit: Die Musik, allen voran Lategans Querflötenkonzert, verlangt unbedingt nach Wiederholung – das Format unter diesen Bedingungen hingegen leider nicht.
In der Passauer Neuen Presse am 19.07.2021 (von Mirja-Leena Zauner)
Wie ein beschwingter Tanz
Universitätsorchester glänzt mit Ludwig van Beethoven und Gustav Lange – Große Spielfreude nach langer Pause
Mit der überschäumenden Musik u.a. von Beethoven, Mozart und Rossini meldete sich am Freitagabend das Passauer Universitätsorchester nach pandemiebedingter Pause fulminant zurück. Unter der Leitung von Dirigent Rick Peperkamp und im Rahmen einer geistlichen Miniatur von Pfarrer Michael Gnan hat das Orchester ein überaus anspruchsvolles Programm erarbeitet und präsentiert.
Eröffnet wurde mit einem festlichen Andante von Jean Sibelius, rhythmisch fortschreitend und sensibel musiziert. Doch das Herz des jugendlichen, vorwiegend weiblichen Orchesters liegt eindeutig bei Ludwig van Beethoven und Gustav Lange. Das Gratulationsmenuett für Papst em. Benedikt XVI. wurde klar und schön interpretiert, besonders die Trompeten und Hörner trugen zum feierlichen und beseelten Klang bei.
Einer von mehreren Höhepunkten des Konzerts, den das Publikum in der voll besetzten Stadtpfarrkirche St. Paul erleben durfte, waren die Zwölf Deutschen Tänze von Ludwig van Beethoven. Den jungen Musikern und Musikerinnen waren diese Tänze wie auf den Leib geschrieben.
Spielerisch und hingabevoll tänzelte das Orchester weiter durch die Musikgeschichte. Ein weiterer Glanzpunkt des Abends waren die Variationen für Klarinette und Orchester. Diese Variationen von Gioacchino Rossini, ursprünglich für C-Klarinette geschrieben, spielte Peter Zimmerman, der viele Jahre das Holzbläserquintett des bayerischen Polizeiorchesters leitete, auf einer von seinem Lehrer geerbten, eher selten zu hörenden 60 Jahre alten Klarinette vom Instrumentenbauer Georg Grässl. Die gefühlsbetonte, professionelle Darbietung mit dem sehr angenehmen Klarinettenton wurde vom großen Applaus begleitet. Mit einer kurzen Solo-Zugabe von Johann Sebastian Bach bedankte sich Peter Zimmermann bei Musikern und Zuhörern.
Das hochromantische Blumenlied von Gustav Lange wurde so beschwingt wie herzergreifend und voller Leichtigkeit gespielt – faszinierend das kurze, wunderbare Solo der Konzertmeistern Marie Leithold. Das weltbekannte Rondo alla Turca von Wolfgang Amadeus Mozart forderte das befreit aufspielende Uni-Orchester noch einmal heraus.
Der elegant und klar dirigierende Rick Peperkamp, immer sicher in der Wahl seiner Tempi, überraschte zum Schluss kunstpfeifend im Duo mit Orgel. Mit beeindruckender Intonation, Tonsicherheit und in den schönsten Klangfarben gepfiffen: So hat man das Ave Maria in A-Dur von Camille Saint-Säens noch nie gehört. Nach einer Zugabe bedankte sich das Uni-Orchester für die große Unterstützung der Kirche, insbesondere bei Dompropst Dr. Michael Bär.
Die Proben und Konzerte mussten im Sommersemester 2020 leider aufgrund der Corona-Pandemie ausfallen.
In der Passauer Neuen Presse am 27.01.2020 (von Toni Daumerlang):
Kraftvolle musikalische Demonstration
Semester-Abschlusskonzert des Passauer Universitätsorchesters
Wer gemeinhin dem Vorurteil anhängt, Studenten würden nur dem "Dolce vita" frönen und hingen in ihrer Freizeit hauptsächlich in Kneipen oder Discos herum, der wurde beim Semester-Abschlusskonzert des Passauer Universitätsorchesters im prächtigen Großen Rathaussaal des Alten Rathauses eines Besseren belehrt.
Gleich beim Auftritt des Orchesters nahm das Staunen kein Ende über die schier nicht enden wollende Corona der über 60 (!) Musici aus vornehmlich Studierenden der Uni Passau, verstärkt durch Mitarbeiter der Univerwaltung und – nicht zu vergessen! – Musikliebhaber und Amateurmusiker aus der Region.
Dabei wurde im Verlauf des interessanten und ansprechenden Abends eindrucksvoll demonstriert, dass es bei diesem gewaltigen Klangapparat nicht nur herkömmlich um "Masse", sondern durchaus auch um "Klasse" geht.
Es stimmte an diesem Abend aber auch alles: Ein in jeder Hinsicht hochinteressantes Programm mit Wagners Ouverture zum "Fliegenden Holländer", Dvoraks 9. Sinfonie ("Aus der Neuen Welt") und als "Gusto-Stückerl" – wie die Österreicher sagen würden – das äußerst selten zu hörende "Konzertstück für vier Hörner und Orchester" von Robert Schumann, interpretiert von dem unbestrittenen Aufsteiger- und Spitzenensemble "German Hornsound", das allein schon weiteste Wege lohnte.
Gleich der Beginn mit Wagners Ouverture zum "Fliegenden Holländer" belegte musikalisch eindrucksvoll nicht nur die dynamische Ausdrucks - und Leistungsfähigkeit des gesamten Orchesterapparats, sondern – was mindestens ebenso wichtig ist! – die Ausgeglichenheit aller Orchesterteile, von den Streichern über die Holzbläser bis hin zu Blechbläsern und Schlagwerk.
So gestaltete das Orchester ein wahrlich beeindruckendes Klang-Gemälde, in dem Richard Wagner die dramatischen Eindrücke seiner 1839 persönlich erlebten stürmischen Überfahrt über den Kanal in einem aufwühlenden Themen-Motiv verarbeitete, um es dann wirkungsvoll in die romantische Senta-Ballade münden zu lassen.
Alle diese Motive boten dem Dirigenten Rick Johannes Peperkamp, der mit diesem Konzert seine Premiere als neuer Orchester-Leiter absolvierte, mannigfaltige Gelegenheit des Beweises, dass es ihm längst gelungen ist, dem Orchester wirkungsvoll seinen Stempel aufzudrücken: Er überzeugte rundweg in allen Bereichen seines eindrucksvollen Dirigats und demonstrierte dabei zugleich, dass das Orchester dynamisch wie agogisch selbst kleinste Winke umzusetzen verstand.
Nach der Pause folgte mit dem "Konzertstück für 4 Hörner und Orchester" das spannendste Stück des Abends, nicht nur, weil dieses Werk aufgrund der Besetzungsvorgabe höchst selten auf den Programmzetteln zu finden ist, sondern weil es mit dem "German Hornsound" ein exquisites Solistenquartett vereint, dessen Mitglieder allesamt herausragende Stellen in renommierten deutschen Orchestern vereint.
In den drei Sätzen (Lebhaft/ Romanze und Sehr lebhaft) kam es unter versierter Vermittlung des Dirigenten zu einem sehr ausdrucksstarken Dialog zwischen Orchester und Solisten, bei dem es eine wahre Freude war, die vier Spitzen-Hornisten und deren hohe Musikalität bei den wahrlich nicht wenigen heiklen Stellen zu bewundern und ihren samtweichen Ensemble-Klang in dezent-zurückhaltender Begleitung des Orchesters zu genießen.
Die abschließende Monumental-Symphonie Antonin Dvoraks (9. Symphonie e-moll, op. 95 / "Aus der neuen Welt") als Hauptwerk des Abends bot dem Orchester mannigfaltige Gelegenheiten eindrücklicher Demonstration seiner Leistungsfähigkeit bezüglich dynamischer Steigerungen und agogischer Beweglichkeit. Dabei gelang es überzeugend, über weite Strecken die Klangvorstellungen des höchst wirkungsvoll agierenden Dirigenten 1:1 umzusetzen. Lediglich bei den zugegebenermaßen sehr heiklen Unisono-Stellen der hohen Streicherpassagen gibt es noch kleinere Optimierungsfelder bezüglich Homogenität und Intonationsreinheit. Dafür aber gebührt dem Solo-Paukisten (Cornelius Hirsch) ein Sonderlob für sein über alle Werke hinweg exzellentes und wirkungsvoll-präzises Spiel! Am Ende zu Recht großer, kaum endend wollender Beifall und allseits große Freude über einen geglückten musikalischen Abend.
In der Passauer Neuen Presse am 15.07.2019 (von Helena Osthoff):
Letztes Konzert des Universitätsorchesters unter Leitung von Eleni Papakyriakou
"Im Thale blühet Frühling auf" – diese Schlusszeilen eines Gedichts von Adolf Böttger inspirierten Robert Schumann bei der Komposition seiner "Frühlingssinfonie", die rund 250 Zuschauer am Freitagabend in der Innstegaula genießen durften. Das Passauer Universitätsorchester spielte zum letzten Mal unter der Leitung der gebürtigen Griechin Eleni Papakyriakou, die nun drei Jahre lang mit Hingabe und Professionalität in wöchentlicher Probenarbeit das junge Laienorchester dirigiert hat.
Gleich zu Beginn wurde der sicher vielen bekannte "Kaiserwalzer" aus der Feder von Johann Strauss (Sohn) dargeboten. Ein prächtiges Stück, das vor allem im ersten Satz mit einer Fanfare im Marschrhythmus strahlend majestätisch daherkommt. Insgesamt überzeugten hier vor allem die ausgewogen-eingespielte Streichergruppe, die Cellosoli sowie die imposanten Posaunen.
Es folgte die erste Suite in vier Sätzen aus Georges Bizets "L’Arlesienne", die ursprünglich für ein gleichnamiges Schauspielstück von Alphonse Daudet komponiert worden war. Im ersten Satz dominierte zunächst eine mehrfach variierte Marschmelodie, worin vor allem die Streicher und Holzbläser im Wechsel den runden Gesamtklang bestimmten, gefolgt von einem melancholisch-weich intonierten Saxophonsolo. Es schlossen sich ein walzerhaft-rhythmischer Part sowie ein sanft ausgespielter dritter Teil an. Im positiv gestimmten vierten Satz stach besonders das glockenartige Flötenduett hervor.
Nach der Pause wurde als Abschluss dieses romantisch-beschwingten Abends schließlich die 1. Sinfonie von Robert Schumann vorgetragen, ein Stück, das nach den Worten des Komponisten Leichtigkeit und Lebensfreude ausstrahlen soll. Schumann hatte es in einer der glücklichsten Zeiten seines Lebens komponiert, als er endlich nach langem Kampf seine geliebte Clara heiraten durfte. Der symphonische Klangkörper der Universität zeigte hier unter dem differenzierten Dirigat Papakyriakous sein volles Können. Die vier Sätze gingen kaum merklich ineinander über. Zu Beginn dominierte die mächtige Bläsergruppe neben leicht tanzenden Streichern, abgelöst von einem sehnsuchtsvolleren, ruhigeren Teil. Immer wieder erklingen frühlingshafte Motive zwischen lauteren und strengeren Partien, als würde die blühende Frühlingswiese Schumanns dann und wann von einem kurzen Gewitterschauer ereilt. Besonders zu erwähnen sind in der Präsentation dieses Stückes, neben einem glaskar gespielten Flötensolo, die Oboen und Klarinetten, die immer wieder in feiner Manier Teile des Themas umspielten.
Frühlingshaft waren auch die Temperaturen an diesem Juliabend, weswegen sich das Orchester entschied, nicht wie geplant im Innenhof des Nikolaklosters aufzutreten, sondern in die Innstegaula auszuweichen – eine gute Entscheidung, die dem akustischen Klangerlebnis sicherlich insgesamt zugute kam.
Im blank Magazin am 25.01.2018 (von Christoph Rothe):
Das Passauer Universitätsorchester lud am 19.01 und 21.01 erneut zu ihrem Semesterabschlusskonzert in der Kirche St. Peter ein. Aufgeführt wurde ein Violinkonzert in d-Moll op. 47 von Jean Sibelius mit Unterstützung der mehrfach ausgezeichneten Solo-Violinistin Hanna Asieieva. Außerdem zeigte das mit über 60 Musikern große Orchester unter der Leitung der erfahrenen Dirigentin Eleni Papakyriakou ihr Können mit der „Nullten“ Symphonie in d-Moll WAB 100 von Anton Bruckner.
Schwebende Klänge, die aus dem Instrument der Violinistin stammen umspielen die Zuhörer in der voll besetzten Kirche. Unterstützt von nordischen Klänge der Violinen eröffnet die Solistin den ersten Satz „Allegro moderato“ (schnell, aber nicht sehr) des Violinkonzertes op. 47 des finnischen Komponisten Jean Sibelius. Dieses Violinkonzert, das sich in die tiefromantische Phase seiner Karriere einordnen lässt, zählt zu den schwierigsten Konzerten aller Zeiten für die Violine. Die aus Kiev stammende Hanna Asieieva und ihr Instrument scheinen miteinander zu verschmelzen, während sie das Hauptthema des ersten Satzes darbietet. Nach einer Art musikalischer Konversation ihrer Töne und denen des Orchesters endet dieser Satz mit einer imposanten Einstimmigkeit der Klänge.
Klarinetten und Oboen leiten den zweiten Satz „Adagio di molto“ (sehr langsam) ein, bevor sich eine melancholische Violinenmelodie über den ruhigen Orchestersatz legt. Diese geht über in einen energiegeladenen Mittelteil des Orchesters, bevor sie dann wieder in das Hauptthema der Geige mündet.
Im dritten Satz „Allegro ma non tanto“ (schnell, aber nicht sehr) scheinen die Töne der Instrumente wild hin und her zu springen, gar zu tanzen. Dieser „Danse macabre“, wie ihn Sibelius selbst beschrieb, fordert alles von einem Solisten. Doch Asieieva zeigt ihr ganzes Können im geschickten Umgang mit Dynamik (Lautstärke), Harmonik und den schwierigen Tonsprüngen in der Melodik. Dieser Satz baut sich zu einem dramatischen Finale auf, bevor das Konzert mit einem homophonen Ton aller Instrumente endet.
Tosender Applaus bricht die Stille des in eine andere Welt mitgenommenen Publikums, dass sich daraufhin über eine Zugabe Asieievas freuen darf. Der Klang ihres Instruments allein nimmt den ganzen Raum der Kirche ein. Sie erzählt dem Publikum mit Tönen ihrer Violine eine Art Geschichte und zeigt, dass sie zurecht zu den ganz großen Künstlern auf diesem Gebiet zählt. Erneuter Applaus leitet daraufhin die Pause ein.
Ein kurzes Zwischenspiel der Bläser kündigt die zweite Hälfte des Konzertes an.
Hohe Sechzehntel der Streicher, die immer wieder vom restlichen Orchester unterstützt und verarbeitet werden sind charakteristisch für den ersten Satz „Allegro“ (schnell) der „Nullten“ Symphonie WAB 100 von Anton Bruckner. Diese nullte Symphonie war keineswegs Bruckners erstes Werk, sondern sie bekam ihren Namen aufgrund seiner Einschätzung, sie sei „ganz nichtig“ und „nur ein Versuch“ (Bruckner bekam viel Kritik von Freunden und anderen Komponisten zu diesem Werk). Der Satz endet mit einem lauten unisono (Einklang) aller Instrumente.
Zu Beginn des zweiten Satzes spielen sich die Instrumentengruppen der Streicher und Bläser immer wieder das erste Thema wie einen Ball zu, welches daraufhin von einem zweiten abgelöst wird, das alle Gruppen wieder verbindet und zum dritten sehr dynamischen Thema führt.
Im darauffolgende Satz „Scherzo. Presto – Trio.“ (Tanz) zeigen die Musiker des Universitätsorchesters, dass sie im Kollektiv wunderbar harmonieren, da das tänzerische Trio- Motiv, das sich in vielen Stimmen wiederfindet, aufgrund der anspruchsvollen Rhythmik das absolutes Gehör aller anderen Instrumente voraussetzt, sonst kann keine harmonische Einheit entstehen.
Der vierte und letzte Satz zeigt deutlich, dass sich die vielen Proben unter dem Semester gelohnt haben: Denn in diesem Satz treffen eine langsame Einleitung, Trompetenfanfaren, ein Hauptthema mit großen Intervallsprüngen, ein ruhiger Einschub und ein erhabener, imposanter Schluss aufeinander.
Rauschender Applaus der begeisterten Zuhörer rundet einen gelungenen Abend voller Musik und Emotionen ab.
Universitätspräsidentin Prof. Dr. Carola Jungwirth war nach der Aufführung „vom Stück und der Qualität des Orchesters“ sehr gerührt. Sie lobte außerdem die „Homogenität“ des Orchesters: „Keiner ist rausgefallen“. Es sei ein „großer Spaß“ für sie gewesen und eine „große Ehre eine so ausgezeichnete Solistin“ in Zusammenarbeit mit dem Universitätsorchester hören zu dürfen.
In der Passauer Neuen Presse am 25.01.2015:
Das Banale will ernst genommen werden, sonst spielt es sich auf, bis Wesentliches leidet. Wenn der Teppichbelag sich in Fransen vom Dirigentenpodest löst, ist das nicht tragisch; knarzt es lauter als das Tutti-Mezzoforte, dann wird es Zeit, es zu verschrotten und ersetzen − alles andere ist der Musiker und ihrer halbjährigen Arbeit nicht würdig. Nun zum Wesentlichen.
Zweimal hat das Passauer Universitätsorchester den Rathaussaal bis zum hintersten Winkel bestuhlt und ausverkauft. Schlangestehen bis zum Turmeck, Betteln um Karten. Studenten, Mitarbeiter, Freunde der Uni spielen mit. Unileitung, Kumpels, Verwandtschaft hören zu − selten ist Klassik so sehr Pflichttermin wie hier, so jung besucht ist sie niemals sonst. Das Prinzip Orchesterfamilie geht auf. Welches beachtliche Niveau in diesem Orchester steckt, dürfen Streicher und Bläser im ersten Teil separat zeigen: Edvard Griegs dem Dichter Ludvig Holberg gewidmete Streichersuite op. 40 erhebt sich in sattem, wohlgeformtem Klang. Auf den ruhigen Flächen kräuseln sich klar akzentuierte Ornamente. Der 1983 geborene Münchner Alexander H. Quasniczka, seit 2011 Chef des Orchesters, dirigiert streng und wenig, das leistet sich nur, wer viel und differenziert präpariert hat. Voller Humor und keinesfalls als Karikatur gelingt Friedrich Guldas zwischen Alpenidylle und Jazz angesiedeltes Konzert für Cello und Bläser.
Das Potenzial dieses Klangkörpers ist enorm. Der Jubel der Familie ebenso.
In der Passauer Neuen Presse am 23.07.2011:
Studentenorchester musiziert in der Nikolakirche
Die Probenarbeit zwischen Vorlesungen und Prüfungen hat sich gelohnt: Bei seinem traditionellen Konzert zum Ende des Semesters in der Nikolakirche mit ihrer hervorragenden Akustik überzeugte das Studentenorchester unter Dirigentin Regina Gaigl mit Werken der nordischen und deutschen Romantik.
Eingeleitet wurde das Konzert von der Schottischen Overtüre "Im Hochland" von Niels Gade. Von Gade inspiriert war auch Edvard Grieg, mit dessen "Konzert für Klavier und Orchester a-moll Op. 16" der Abend eine ganz spezielle Note bekam: Klaviersolist Yoshio Owaki begeisterte durch deine Leichtigkeit am Instrument und erntete dafür lang anhaltenden Applaus. Der Japaner arbeitet seit 2006 als Korrepetitor an der Anton-Bruckner-Privatuniversität Linz und gastiert seitdem auch bei Klavierabenden in Niederbayern.
Mit der "Symphonie Nr. 4 d-moll" setzte das Ensemble nach der Pause ganz neue Akzente. Schumanns sinfonisches Hauptwerk entstand 1841 in der wohl ungkückslichsten Zeit im Leben des Komponisten. So ist auch seine Symphonie ein beständiges Auf und Ab, mit teils leichten, verspielten, aber auch schwere und düsteren Klängen.
Für alle, die die Premiere verpasst haben: Eine Neuauflage gibt es am Sonntag um 16 Uhr, ebenfalls in der Nikolakirche.
In der Passauer Neuen Presse am 05.02.2011 (von Kartina Jordan):
Passauer Studentenorchester meistert Beethoven
Am Ende müssen sie noch einmal von vorn anfangen. Musikalisch hat Dirigent Matthew Boynick das Semesterkonzert des Passauer Studentenorchesters wie gewohnt ambitioniert vorbereitet, doch an ein Detail dachte er nicht: genügend Zugaben. Und so hört das fordernd applaudierende Publikum letztlich noch einmal Beethovens Ouvertüre zu „Coriolan“ – ein im besten Sinne wechselhaftes Werk, das hervorragend in den Abend passt, den es umschließt.
Die Herausforderung der Komposition liegt in ihrer Zerrissenheit: Tobende Tutti und bläserglitzernde Gesänge, nervös aufflackernde Streicher und todesstille Generalpausen zeichnen eine gespaltene Heldenseele, die an ihrem Dilemma zerbricht. Boynick verlangt seinem Ensemble ein Höchstmaß an emotionaler Dichte ab, sein Taktstock scheint die lang gewölbten Spannungsbögen direkt aus den Instrumenten zu ziehen, seine Mimik diktiert selbst der Stille ein Gefühl. Ein Profi, der seine junge Truppe wie Profis behandelt – mit allen Konsequenzen.
Denn während des Semesters zwei sinfonische und zwei kammermusikalische Großkaliber mit einem solchen Anspruch einzustudieren, ist für harte Arbeit, die an die Nerven geht. Und das hört man. Die richtigen Töne, die vom Pult angezeigten Tempi und dynamischen Spielereien werden in einem bewundernswerten, angespannten Kraftakt gestemmt, gewuchtet und gerissen – und klingen auch angestrengt und aufgeregt. Coriolans lebhafte Läufe stieben hektisch auseinander; die lichten, tänzerischen Melodien aus Janáceks Suite für Streicher gelingen metrisch so überexakt, dass sie nicht mehr fließen; in Gounods Kleiner Sinfonie für neun Bläser müssen Schmäh und Süße der Akribie Platz machen.
Doch dann bricht Beethovens Fünfte los – und hier packt das Orchester unvermittelt eine Seele aus, die so manche Profis neidisch machen dürfte: Mit einer durch alle Sätze hindurch packenden Motivarbeit, mit erschütternder Vehemenz im Lauten und feiner Farbigkeit im Leisen. Mit einer Intensität, die Augen strahlen, den Atem stocken und nichts, aber auch nichts mehr vermissen lässt. Außer ein paar Zugaben vielleicht.
In der Passauer Neuen Presse am 11.07.2009 (von Simone Sälzer):
Passauer Studentenorchester glänzt mit Bruckner, Pärt und Brahms
Ganz langsam mit leisen Tönen, fast geheimnisvoll schleicht er sich an - der erste Satz von Anton Bruckners Symphonie Nr. 8. Dirigent Matthew Boynick fängt mit seinen sanften Bewegungen die ersten Töne ein und lässt sie kraftvoll wachsen: Die Streicher werden immer imposanter, zusammen mit den Holz- und Blechbläsern nahezu besitzergreifend. Die Musik scheint durch jede Ader des Körpers zu fließen, so durchdringend ist sie. Einwandfrei intoniert baut das Passauer Studentenorchester bei seinem Sommerkonzert am Donnerstagabend in der Studienkirche den musikalischen Spannungsbogen auf - und entlässt ihn nach der nahezu dramatischen Klangsteigerung wieder wie einen Vogel in die Freiheit. So mancher schließt die Augen, sinkt in die Kirchenbank zurück und lauscht den exakten Tönen des Studentenorchesters. Und fast unbemerkt geht der düstere Bruckner in das meditative „Fratres“ von Arvo Pärt über: Wieder tastet sich leise die Musik an. Die zupfenden Violine- und Basstöne erscheinen wie Schritte. In Einklang das Schlagwerk, zurückhaltend, zugleich eindringlich. Aber doch so leise, dass das Vogelgezwitscher außerhalb der Kirchenmauern noch zu hören ist. Die Musiker streicheln fast ihre Instrumente, die verletzlich und zerbrechlich wirken. Dirigent Boynick unterstreicht mit seinen gefühlvollen Bewegungen die Klänge, die sich Atmen und Rhythmus der Natur anzupassen scheinen. Rufen Bruckners und Pärts Kompositionen Kraft, Melancholie und Besinnlichkeit hervor, erinnert Brahms mit seiner Symphonie Nr. 2 anfangs unweigerlich an die Leichtigkeit eines Sommer-Spaziergangs durch Wien: Die Musiker vermitteln gekonnt die beschauliche Grundstimmung, überzeugend kommt der tragisch-gefärbte Unterton zum Tragen. Wie ein Sommergewitter entladen sich später die Bläser fast in einem Klang des Bedrohlichen. Die Musiker wechseln in allen drei Stücken fließend zwischen schroff und zart, energisch und ruhig, langsam und schnell. Nahezu perfekt das Zusammenspiel: Helle Klarinettenklänge antworten auf dunkle Töne von Bass oder Horn. Fagott, Oboe und Tuba schlängeln sich gemeinsam durch die Stimmen. Die zarte Flöte ist in Einklang mit dem harten Schlagwerk. Überzeugend harmonisiert Boynick sein Orchester, das ihm jeden Moment mit innerer Spannung und Leidenschaft folgt.
In der Passauer Neuen Presse am 2.2.2009 (von Tobias Weber):
Passauer Studentenorchesterspielt multikulturell
Wie ein Leitmotiv zog sich der Aspekt der Jugend durch das Semesterkonzert des Passauer Studentenorchesters im Rathaussaal, angefangen beim Publikum, dessen Altersdurchschnitt wie derjenige der Aufführenden deutlich unter dreißig Jahren gelegen haben dürfte. Carl Maria von Weber zählte 35 Jahre, als er seinen "Freischütz" vollendete, dessen Ouverture den Abend eröffnete. Franz Schubert schrieb seine "Unvollendete" Sinfonie Nr. 7 mit 25 Jahren, ebenso wie Charles Ives seine Symphonie Nr. 2, die in der Spätfassung von 1951 zu hören war. Jugendliche Frische kennzeichnete auch das Spiel des Orchesters, das bis auf kleine Unzulänglichkeiten mit manchem Berufsensemble mithalten könnte. Mit sattem bis zart schwebendem Klang und zuverlässiger Intonation legten die Streicher ein solides Fundament, auf dem sich die reichen Klangfarben der Holzbläser und die geballte Macht der Blechbläser wirkungsvoll entfalten konnten. Matthew Boynick am Pult legte dem Spielwitz und Elan seiner Schützlinge nicht allzu viele interpretatorische Bremsklötze in den Weg. Vor allem Schuberts "Unvollendete" ließ er eher zügiger und handfester musizieren als üblich und entstaubte so wohltuend den mythologisierenden Heiligenschein, der dieses Werk oft umgibt. Und vielleicht inspirierte ihn ja der Konzertsaal voller Studenten zu seiner "musikwissenschaftlichen Vorlesung", mit der er in sehr humorvoller und gelungener Weise dem Publikum Einblicke in die Motivwelt der zweiten Symphonie seines Landsmannes Charles Ives gab, die für Nichtamerikaner sonst kaum nachvollziehbar wäre. So durfte man sich nicht nur am herzhaften und schwungvollen Auftritt des Passauer Studentenorchesters erfreuen, sondern konnte auch etwas vom amerikanischen Selbstverständnis miterleben, das gerade in der Kunst im besten Sinne multikulturell ist.
In der Passauer Neuen Presse vom 12.07.2008 (von Barbara Engels):
Virtuos-besinnliches Sommerkonzert
In der Studienkirche wurde ein Sommermärchen Wirklichkeit. Bei der diesjährigen Ausgabe des schon traditionellen Sommerkonzertes fesselte das PassauerStudentenorchester seine Zuhörer mit beschwingt-ernsten Klängen. Unter der Leitung von Matthew Boynick, der im Rahmen seiner internationalen Karriere nun schon seit 2005 die rund 60 Passauer Sinfoniker dirigiert, geschah Traumhaftes.
An diesem Sommerabend sitzen Passauer Urgesteine und zugereiste Zweitwohnsitzinhaber zusammen in den hölzernen Kirchenbänken und lauschen den Werken Tschaikowskis, Mendelssohns und Dvoráks. Das oft beklagte Nebeneinander von Stadt und Universität verwandelt sich - zumindest temporär - in ein musikalisches Miteinander. Auch Anna Stöhr, Rentnerin und gebürtige Passauerin, ist gekommen, um sich von den Klängen der Studenten betören zu lassen. "Die jungen Musiker sind wirklich fantastisch. Ich bin froh, hier zu sein." Schließlich gäbe es ja jetzt auch die gemütlichen Polsterstühle neben den Bänken. So tue der Rücken nicht so weh. Aber irgendwie ist das Frau Stöhr letztendlich auch egal: "Die Musik vereint uns schließlich alle hier."
Die gebotenen Klassiker sind denn auch so mitreißend, dass man gar nicht dazu kommt, das pompös-schmucke Gotteshaus und seine Einrichtung oder den auffällig schick gekleideten jungen Sitznachbarn weiter zu betrachten. Bereits der erste Programmpunkt nimmt die Zuhörer vollends für sich ein. Pjotr Tschaikowskis Phantasie-Ouvertüre "Romeo und Julia", angelehnt an das unsterbliche Meisterwerk Shakespeares, wartet mit abwechselnd harmonischen und bedrohlichen Koloriten auf. Liebe und Feindschaft, Leidenschaft und Kampf, Verklärung und Schmerz entladen sich in Bläserchorälen und Trommelwirbeln. Ein liebevoller Krimi, der so manchen Zuhörer zusammenzucken und dann wieder die Augen schließen lässt.
Während die Sonne langsam untergeht, spinnt das PassauerStudentenorches ter sein Sommermärchen mit Felix Mendelssohn Bartholdys Violinkonzert in e-Moll weiter. Die tänzerische Leichtigkeit, mit der Solistin Almut Boynick, Ehefrau des Dirigenten, das eigentlich für den Winter geschriebene Stück interpretiert, lässt auch den letzten Klassik- Banausen vergnügt mit den Fuß wippen. Bei Antonín Dvoráks Die Neue Welt wird es noch einmal dramatisch. Die Neue Welt - damals Nordamerika - scheint die Kirche zumindest musikalisch vollends einzunehmen. Fordernde Trommelwirbel, hektische Streicher und tosende Tutti folgen harmonischen Klarinetten-Klängen.
Als der letzte Ton verstummt, ist klar: An diesem Abend gibt es keine Dissonanzen. Das erlesene Programm, der erfahrene Dirigent, die passionierten Jungsinfoniker - jeder ergänzt jeden. Da kann auch mal minutenlang Stille herrschen, weil die E-Saite einer Violine reißt. Am Ende strömen hunderte begeisterte Zuhörer mit einem beseelten Gesichtsausdruck in die lauwarme Juli-Nacht hinaus. Eine Neuauflage dieses Sommermärchens gibt es am morgigen Sonntag um 16 Uhr, ebenfalls in der Studienkirche.
In der Passauer Neuen Presse vom 26.1.2008 (von Nele Hansen):
Passauer Studentenorchester überzeugt mit Nielsen und Beethoven - Noch ein Konzert am morgigen Sonntag
PSO - steht das für "perfekter, sensationeller Ohrenschmaus" oder für "Passauer Studentenorchester"? Beides, denn einen Hörgenuss vom Feinsten haben die rund 50 Musiker beim traditionellen Semesterkonzert am Donnerstagabend im Großen Rathaussaal präsentiert. Den Auftakt bildeten die Sinfoniker mit der "Helios Ouvertüre op.l7" des dänischen Komponisten Carl Nielsen. Zu Anfang erklangen lediglich die Bässe langsam wie aus weiter Ferne, bevor die weiteren Streicher und Bläser einstimmten. Die Ouvertüre soll die landschaftlichen Eindrücke des Sonnenaufgangs darstellen. Gekonnt setzten die Musiker das atmosphärisch dichte, impressionistische Werk um und fesselten die Zuhörer schon nach den ersten Minuten mit ihrer musikalischen Brillanz. So mancher schloss einfach die Augen und lauschte den sauberen und exakten Klangen der Passauer Studenten. Ob legato oder staccato, piano oder fortissimo, andante oder allegro - die Musiker überzeugten im Zusammenspiel und vermochten energische wie ruhige Passagen des gefühlsstarken Werkes in gleicher Weise zu spielen. Vom Impressionismus ging es zur Klassik. Die Werke stammten zwar aus unterschiedlichen Zeiten, beinhalteten aber beide überwiegend naturbezogene Themen, so erklärte Dirigent Matthew Boynick die Auswahl der Stücke. "Die Geschöpfe des Prometheus op.43" von Ludwig van Beethoven sei eigentlich ein Ballett, erläuterte Boynick. "Aber da uns der Platz zum Aufführen fehlt, haben wir einfach nur ein Konzertstück daraus gemacht", scherzte der gebürtige Amerikaner. Damit die Zuhörer eine Vorstellung von dem bekamen, was ansonsten auf der Bühne passiert, gab Tubist Rupert Weidinger zwischendurch einen kurzen Überblick über die Geschehnisse. Das Werk "Die Geschöpfe des Prometheus" besteht aus einer Ouvertüre mit Introduktion und 16 Teilen: Zunächst mochte Prometheus den aus Ton geschaffenen Menschen mit Feuer Leben einhauchen. Das Feuer hat er den Göttern gestohlen, die kurze Zeit später den Diebstahl bemerken. Außerdem stellt Prometheus schnell fest, dass dem zum Leben erweckten Paar jegliche Gefühle fehlen und er beginnt, an seiner Schöpfung zu zweifeln und droht, sie zu zerstören. Eine innere Stimme hält ihn jedoch ab. Nach einigen "Erziehungsmaßnahmen" der Götter finden sich alle Götter und Musen zusammen mit Prometheus und seinen Wesen schließlich im großen Finale. Ähnlich abwechslungsreich wie die Geschichte zeigte sich auch die musikalische Umsetzung in den einzelnen Teilen. Ob im Adagio oder Allegro, gewichtig, lebhaft oder energisch - die Musiker vermochten, in allen Hohen und Tiefen, Schnelligkeiten und Lautstärken mit ihrem vollen Klang zu überzeugen. Nach rund zwei Stunden wollte der Applaus kein Ende nehmen. "Möchten Sie noch?" fragte Dirigent Boynick verschmitzt - und natürlich wollten sie noch. Beethoven habe sich bei dem Prometheus-Thema gedacht, das könne er noch besser, erklärte Boynick, der unter anderem schon das Orchester des Theaters Regensburg und die Münchner Symphoniker dirigiert hat. Selbstverständlich wollten er sein sein Orchester den rund 200 Zuschauern nicht vorenthalten, was Beethoven schließlich daraus gemacht hat: Mit der Zugabe, dem Finale der 3. Sinfonie von Ludwig van Beethoven, setzten die Musiker einen weiteren Glanzpunkt des musikalisch ausgezeichneten Abends und ernteten riesigen Applaus. Für alle, die das Konzert am Donnerstag verpasst haben, gibt es noch eine Chance: Am morgigen Sonntag, 27. Januar, findet um 16 Uhr im Großen Rathaussaal ein weiteres Konzert des Passauer Studentenorchesters statt.
In der Passauer Neuen Presse vom 10.7.2007 (Hartmut Kuhlmann):
PSO brilliert unter seinem Dirigenten Matthew Boynick mit Werken von Bruckner und Mahler
Seit Matthew Boynick das Passauer Studentenorchester 2005 als Dirigent übernahm, hat er es mit anspruchsvollen Programmen herausgefordert. Er hat dazu immer die Stärken des PSO genutzt - etwa die verschworen zuverlässig agierende Stimmführergruppe in den Streichern oder die üppig und hochqualitativ aufgestellte Riege der Blechbläser. Vom guten Zusammenspiel konnten sich die Zuhörer beim Semesterkonzert am Sonntagnachmittag in der Studienkirche überzeugen. Das Programm dieses Semesters bestand aus Anton Bruckners abendfüllender 4. Sinfonie, der Boynick - wie um das Publikum auf hochromantische Überspanntheiten einzustimmen - das "Adagietto" aus Mahlers 5. Sinfonie voranstellte. Ein ebenso schwieriges wie riskantes Programm. Mit Mahlers "Adagietto", das Luchino Visconti in seiner Verfilmung von Thomas Manns "Tod in Venedig" populär gemacht hatte, demonstrierten Boynick und das PSO, wie sie mit der größten drohenden Schwierigkeit umgehen wollten: Eine so schlank aufgestellte Streichergruppe wie die des PSO kann kaum mit dem Volumen eines doppelt so stark ausgestatteten Sinfonieorchesters konkurrieren. Gleich in den ersten Takten wurde deutlich, dass Boynick und das Orchester darin kein Defizit sehen wollten. Sie verzichteten auf forcierten Druck, präsentierten stattdessen eine saubere, deutlich atmende Phrasierung und eine akkurate Tempowahl, die gerade bei Mahler besonders glücklich schien: Boynick hielt das heikle Gleichgewicht zwischen ruhendem Klang und duftiger Bewegung, und die Musiker trafen mit schlankem Timbre den erotischen Ton des Stücks. Boynick dirigiert unaufwändig. Seine Linke modelliert diskret, aber enorm wirksam; mit dem präzisen Schlag der Rechten sorgte er in dem Drei-Sekunden-Hall der Studienkirche für Genauigkeit und Transparenz in der ausufernden Partitur Anton Bruckners, die an exponierten Bläsereinsätzen und diffizilen Klangabmischungen reich ist. Das Studentenorchester folgte ihm geradezu dankbar, mit spürbarer innerer Spannung und hohem Engagement. Ein musikantischer Bruckner war zu entdecken, unlangweilig, mit glanzvoller, jugendlicher Power und frischer Neugier aufs Detail, ohne Schlacken und metaphysischen Ballast. Dass das Orchester in dem monströsen vierten Satz für die erschreckenden Schründe und grenzgängerischen Wagnisse da und dort nicht die notwendige Abgebrühtheit und wohl auch nicht die Kondition aufbringen konnte, war vielleicht zu erwarten. Nicht zu erwarten war, dass Boynick und das PSO gerade mit diesem hochgespannten Programm das überzeugendste, ja hinreißendste Konzert ihrer Zusammenarbeit präsentierten.
In der Passauer Neuen Presse vom 27.1.2007 :
Passauer Studentenorchester erfreut das Publikum mit Werken von Brahms, Sibelius und Weber
Ein Hörgenuss der besonderen Art hat sich den rund 250 Gästen im großen Rathaussaal am Donnerstagabend geboten, als das Passauer Studentenorchester (PSO) unter der Leitung von Mathew Boynick zum traditionellen Semesterkonzert lud. Mit Ralf Müller, Solofagottist am Philharmonischen Orchester und am Stadttheater in Regensburg, konnte auch diesmal ein herausragender Musiker gewonnen werden. Er begeisterte das Publikum mit seinen mit Leidenschaft gesetzten Tempiwechsel und seiner virtuosen Interpretation des von Carl Maria Weber (1786-1826) komponierten Konzerts für Fagott und Orchester in F-Dur. Auf dem weiteren Programm standen die Variationen über ein Thema von Joseph Haydn op. 56a von Johannes Brahms (1833-1897) und die Symphonie Nr. 2 in D-Dur des finnischen Komponisten Johan Julius Christian Sibelius (1865-1957). Und gerade das zu Ehren des 50. Todesjahres gespielte Stück gefiel durch seine zahlreichen Eigentümlichkeiten. So werden zum Beispiel die in der Exposition vorgestellten Themengruppen in der Reprise - anders als in der klassischen Symphonie - nur stark verkürzt. Der Höhepunkt war der glanzvolle choralartige Schluss. Durch anhaltenden Applaus erklatschte sich das Publikum eine Zugabe. Besser konnte man sich die Zugabe des knapp 50 Mitglieder umfassenden Orchesters nicht wünschen: kurz, gekonnt und mit einem Wort phantastisch. Dirigent Boynick bedankt sich und sagte, dass die Spieler ein wenig Angst gehabt hätten, die Symphonie eines in Deutschland eher unbekannten Komponisten zu spielen. Außerdem hoffe er mit dieser Aufführung Sibelius' Bekanntheitsgrad zu steigern. Erneut zu hören: Sonntag, 28. Januar, 16 Uhr im Großen Rathaussal.
In der Passauer Neuen Presse am 17.7.2006 (von Trieneke Klein):
Passauer Studentenorchester im Rathaussaal – Zweieinhalb Stunden, die nie langweilig wurden
Den schönsten Satz des Abends warf Matthew Boynick leichthin ins Publikum: "Die wunderbare Akustik hat uns aufgefressen", sagte der Dirigent des Passauer Studentenorchesters (PSO) im Rathaussaal. Es galt freilich nur der "Canzona a 4" des Komponisten Giovanni Gabrieli (1556-1612), bei dem die sich gegenüberstehenden Bläser - Trompete, Posaune, Tuba und Horn – irgendwie aus dem Ruder liefen. Also Neustart, begleitet von nachsichtigem Lächeln der Zuschauer.
Passauer Studentenorchester im Rathaussaal – Zweieinhalb Stunden, die nie langweilig wurden
Gabrielis Komposition an der Schnittstelle zwischen Renaissance und Barock passte hervorragend in den festlichen Rathaussaal und war ein erfrischender Muntermacher in der abendlichen Sommerhitze. Eine "Fantasie über ein Thema von Thomas Tallis", eine Komposition von Ralph Vaughan Williams (1872-1958) leitete den ersten von 2 Hauptteilen vor der Pause ein – eine ursprünglich mittelalterliche Komposition, der der Engländer ein neues Gewand gab. Bläser nach hinten, Kontrabässe nach vorne, wer die Gedanken treiben ließ, fand sich schnell in einem Sommernachtstraum wieder, den nur die eine oder andere schwermütige Erinnerung unterbricht.Eine Einladung zur Gedankenreise war auch die einfühlsam gespielte Serenade Es-Dur op. 7 von Richard Strauss, der zweite Hauptteil vor der Pause.
Eine willkommene Abkühlung im Innenhof des Rathauses, dann ging es weiter. Die "Ouvertüre zu Egmont" von Ludwig van Beethoven trieb den drei Kontrabassisten ob ihres immensen körperlichen Einsatzes die Schweißperlen auf die Stirn. Der Einsatz – auch des gesamten Orchesters – ließ sich hören: Wie ein Gewitter brach die Musik über die Zuhörer ein, bewegte, riss mit, verleitete zu "Bravo"-Rufen. Die Energie des Dirigenten Boynick hatte sich auf das Orchester und dann ins Publikum übertragen..
Antonin Dvoraks Symphonie Nr. 6 konnten dieses Versprechen leider nicht halten, was sicherlich der Stückwahl nach einem ohnehin schon langen Abend als der Leistung der Musiker zuzuschreiben ist. Gelungen das "Gespräch" der Instrumente, fließend die sanften, ruhigen Passagen – da brauchte es den schmetternden Abschluss am Ende des dritten Satzes, um als Zuhörer nicht gar so dahin zu driften. Abwechslung brachte wiederum der Schlusssatz "Allegro con spirito", der zwischen leichten Triolen und stampfendem Rhythmus schwankte. Nach zweieinhalb Stunden Konzert, einer Zugabe und strahlenden Gesichtern unter den Musikern trotz der tropischen Hitze im Rathaussaal bleibt als Erinnerung: Gefressen wurde niemand, auch nicht die Akustik – ein gelungener Konzertabend.
In der Passauer Neuen Presse vom 30.6.2005 (von Ulrich Wonisch):
Passauer Studentenorchester begeistert in der Studienkirche
Bei seinem diesjährigen Sommerkonzert wagte sich das Passauer Studentenorchester (PSO) ans ganz hohe musikalische Reck. Mit Johannes Brahms´ Serenade Nr. 1 und Antonin Dvoraks Cellokonzert standen zwei Werke auf dem Programm, die höchste Ansprüche an das technische und musikalische Können der Ausführenden stellen. Das PSO bewies, dass es sich Werken der Weltliteratur auf hohem künstlerischen Niveau nähert. Erheblichen Anteil daran hat der junge amerikanische Dirigent des PSO, Joseph L. Trafton. Mit sparsamen Bewegungen führte er das Orchester, das ihm hochkonzentriert folgte.
Die Serenade Nr.1 ist ein Frühwerk von Johannes Brahms und entstand auf dem Weg zu seiner ersten Symphonie. Was die Aufführungslänge anbelangt, so übertrifft das sechssätzige Werk jede einzelne seiner späteren Symphonien. Das Werk ist fröhlich und unbeschwert. Dem PSO gelang es wunderbar, die sehr unterschiedlichen Charaktere der einzelnen Sätze herauszuarbeiten und dabei den Bogen vom ersten bis zum letzten Satz zu spannen. Geriet der erste Satz zunächst noch etwas holprig, strahlte aber gerade das breit angelegte Adagio eine himmlische Ruhe aus. Trafton verstand es, das Orchester immer wieder zurückzunehmen, um anschließend erneut Steigerungen aufzubauen. Schmissig und temperamentvoll gelang der mit großer Musizierfreude vorgetragene letzen Satz.
Bedauerlich war, dass der Gesamtklang des Orchesters häufig etwas kontrastarm wirkte. Vor allem die Violinen hätte man sich an mancher Stelle etwas präsenter gewünscht. Ein Problem, das jedoch nicht dem Orchester, sondern den akustischen Kapazitäten der Studienkirche anzulasten ist.
Nach der Pause stand das Cellokonzert von Antonin Dvorak auf dem Programm. Das breit angelegte Werk hat mit seiner ausgedehnten Orchestereinleitung beinahe symphonischen Charakter. Die Nachricht von Krankheit und schließlich Tod von Dvoraks Schwägerin, Josefina Kounicova, die zugleich seine unerfüllte große Liebe gewesen war, beeinflusste die Entstehung dieses Konzerts, insbesondere des zweiten Satzes. Solistin Joanna Sachryn gelang eine äußerst eindringliche Interpretation des Werkes. Ihr Vortrag strahlte in dem besonders gelungenen Adagio größte Ruhe und Erhabenheit aus. In den Ecksätzen mit ihren dramatischen Höhepunkten offenbarte sich das feurige Temperament Sachryns. Unter der einfühlsamen Leitung seines Dirigenten gab das PSO dabei einen kongenialen Begleiter ab. Am Ende eines langen Konzertabends belohnte das zahlreich erschienene Publikum Orchester, Dirigent und Solistin hochverdient mit nicht enden wollendem Applaus.
In der Passauer Neuen Presse am 29.1.2005 (von H. Schmidt):
Studierende überzeugen auch unter neuem Dirigenten Joseph Trafton - Das Konzert wird morgen um 20 Uhr im Großen Rathaussaal wiederholt
Ob man gegenwärtig rechtens an Passaus Universität hermmäckelt, mag dem jeweiligen Blickwinkel anheim gestellt bleiben. Das Passauer Studentenorchester jedenfalls ist auch nach dem Wechsel zu einem neuen Dirigenten in Topform und seinem Anspruch treu geblieben, die eigenen Grenzen auszuloten.
Der 25-jährige Amerikaner Joseph L. Trafton jr. hat als neuer Leiter für qualitative Kontinuität gesorgt und zum Einstand höchst imposant ein Programm erarbeitet, das im Grunde weit über die Potenz eines Liebhaberorchesters hinausgeht. Aber alle noch so hoch in Noten aufgetürmten Hürden wurden am Mittwochabend im vollbesetzten Großen Rathaussaal zur wachsenden Begeisterung der Zuhörer genommen, die sich am Ende in Ovationen Luft machte.
In der Mitte des musikalisch erfüllten Abends stand Max Bruchs 1. Violinkonzert in g-Moll, das einzige Werk des einst hoch gerühmten Komponisten, das im Repertoire überlebt hat. Weltweit popülär geworden ist es vor allem wegen seines von tiefer Wehmut und Weltschmerz geprägten Adagios, das jegliches Sehnen der Romantik ergreifend besingt. Das alles kann leicht zu Süßholz oder Zuckerwatte werden, wenn der Solist scih von der Gefühlsmasse allzusehr mitreißen lässt. Doch der junge Geiger Andreas Ritzinger aus Landshut begegnete dieser Gefahr mit zupackendem Spiel, ohne der gebotenen Nüchternheit seine wundervoll sensible und flexible Tongebung zu opfern. Man ist da einem außerordentlichen Talent begegnet.
Die hohen technischen Anforderungen der bewegten Ecksätze brachten den Künstler in keinerlei Verlegenheit. Er bedankte sich nach einem frenetischen Applaus ebenso hinreißend mit einem "Fingerbrecher" von Eugene Ysaye. Zum vollen Gelingen des Bruch-Konzerts trug erhablich die feinfühlige Orchesterbegleitung bei. Dirigent und Solist hatten die sinnvollen Tempomodifikationen perfekt aufeinander abgestimmt. Man nahm sich vor, das oft missverstandene Konzert zu Hause doch wieder einmal aufzulegen.
Am Beginn Schuberts "Kleine C-dur-Symphonie", wohl seine "froheste": Das Orchester brachte sie unter dem hochbegabten und jeglicher Show abholden Trafon glückvoll zum Klingen. Es wurde aber auch nicht über jene Spurenelemente von Melancholie hinweg gespielt, die jede Schubert-Komposition kennzeichnen.
Den Schlußpunkt setzte das Orchester - nun imposant zum veritablen romantischen Klangkörper angewachsen - mit Jean Sibelius "Finlandia", der heimlichen Nationalhymne der im Widerstand gegen die Sowjetunion so tapferen Finnen. Das gesangliche Freiheitsmotiv ist immer wieder anrührend - und so wurde es denn auch gespielt. Der Eindruck war tiefgreifend wie der mitgenommene Respekt vor einer kollektiven Höchstleistung, die unter den gegebenen Voraussetzungen eigentlich als unmöglich angesehen werden müsste. Dem Studentenorchester kann man zu seinem neuen Dirigenten herzlich gratulieren - ihm wiederum aber auch zu seinem Orchester.
In der Passauer Neuen Presse am 13.7.2004 (von S. Flörke):
Das Passauer Studentenorchester hat am Wochenende zum traditionellen Semesterkonzert in den Rathaussaal eingeladen. Unter der Leitung von Dirigent Patrick Lange präsentierten die 54 jungen Musiker ein abwechslungsreiches Programm.
Den Auftakt des zweistündigen Konzerts bildete die tragische Ouvertüre, op. 81 von Johannes Brahms. Das energiegeladene Stück überzeugte die begeisterten Klassikfans gleich zu Beginn. Besinnlich wurde es mit Samuel Barbers "Adagio for Strings op 11". Das Werk aus dem Soundtrack des Kinofilms "Stadt der Engel" war vielen auch als Gedenkmusik an den 11. September 2001 in Erinnerung, als TV-Sender dieses Stück in Verbindung mit Bildern des Geschehens ausstrahlten.
Die Solistin Maho Kaneko brachte nach der Pause am Flügel Felix Mendelssohn-Bartholdys "Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 op. 25 g-Moll" zu Gehör. Die gebürtige Japanerin bezauberte im roséfarbenen Kleid nicht nur optisch, sondern vor allem durch virtuose Klänge der besonderen Art. Das harmonische Zusammenspiel der Konzertpianistin und dem Passauer Studentenorchester brachte das Publikum zu stehenden Ovationen und tosendem Applaus.
Mit Gioacchino Rossinis Ouvertüre zur Oper "Der Barbier von Sevilla" verabschiedeten sich schließlich nicht nur die Musiker von ihren Zuhörern, sondern auch Dirigent Patrick Lange von seiner Aufgabe als Leiter des Studentenorchesters, dem er seit dem Wintersemester 2002/2003 vorstand. Mit großem Erfolg, denn schon im vergangenen Jahr erhielt das Orchester den Musikpreis der Stiftung Europäisches Haus. "Ich werde noch ein Aufbaustudium in Zürich dranhängen; das ist einfach zu weit weg, um für die Proben nach Passau zu kommen. Schade, denn es hat mir viel Spaß gemacht" erklärt der Diplomand der Uni Würzburg. Auch den Orchestermitgliedern fällt sein Abschied schwer, verstand Lange es doch gut, seine Musiker auch während des Konzerts zum Schmunzeln zu bringen.
Kein Grund zur Nervosität also, und das schätzt nicht nur Imke Schmidt. Sie spielt 2. Geige und hatte am Wochenende ihren ersten Auftritt mit dem Studentenorchester. "Man sieht in seinem Gesicht was er will. Emotional, sehr bildlich und mit vielen Späßen kann Patrick super erklären", lobt sie. Bis Ende September werden noch Bewerbungen neuer Dirigenten eingehen, dann bestimmt das Orchester den Zukünftigen ganz traditionell und demokratisch wieder selbst. "Das funktioniert beim Passauer Studentenorchester genau wie bei der Berliner Philharmonie", sagt Patrick Lange und fügt schnell hinzu: "Das ist aber auch die einzige Gemeinsamkeit."
In der Passauer Neuen Presse am 9.2.2004 (von H. Schmidt):
Passauer Studentenorchester glänzte im Großen Rathaussaal
Es hat von allem ziemlich viel, aber neben riesigem Leistungswillen, Musikalität und mitreißendem Elan ist es vor allem der Mut, mit dem das Passauer Studentenorchester unter seinem fabelhaften Dirigenten Patrick Lange (23) neue Projekte selbstbewusst angeht und umsetzt.
Wo ist wohl noch ein von weit überwiegend jungen Instrumental-Laien besetztes und von ständiger Fluktuation betroffenes Orchester zu finden, das Claude Debussys Prélude "L'après-midi d'un faune" ("Der Nachmittag eines Fauns") oder Antonin Dvoraks Funken sprühende 8. Symphonie in G-Dur nicht nur gerade so bewältigt, sondern mit den oben genannten Tugenden erfüllt? Man muss da sicher weit gehen.
Neben diesen beiden Werken standen am Mittwoch- und Freitagabend im jeweils vollbesetzten Großen Rathaussaal noch Paul Hindemiths bewegende Trauermusik für Viola und Streichorchester sowie die in Melodik schwelgende Romanze für Viola und Orchester op. 85 von Max Bruch auf dem außergewöhnlichen Programm. In Debussys "Faun" läuft Musik nicht mehr nach bis dahin geltenden Regeln ab: Der Musiker kann sich quasi an nichts festhalten, weil er keine Angelpunkte findet, nur den Fluss eines fantastischen Traumes. Patrick Lange hat seine "Schutzbefohlenen" sicher durch alle gefährlichen Untiefen des Stücks hindurch manövriert. Das Orchester vermittelte die drückende Hitze des frühen mediterranen Nachmittags, die sengende Traum-Wollust des in Schlaf versunkenen Fauns hautnah überzeugend.
Sicher gab es kleine Unstimmigkeiten (ein wenig auch bei den Holzbläserinnen): Aber wie leicht sind die zu vernachlässigen angesichts einer Gesamtleistung, die auf so hohem Niveau erst gar nicht zu erwarten war. So darf auch die Soloflötistin Christiane Schätz (Straubing), von der die eindrucksvolle Melodie am Beginn der Komposition faszinierend in Szene gesetzt wurde, nicht ungelobt bleiben.
Die Streicher bewiesen hier - wie den ganzen Abend über - erstaunliche Homogenität. Man war Zeuge einer von Anfang bis Ende packenden Wiedergabe voller Spannung, Klangsinnlichkeit, geprägt von tiefem musikalischen Verständnis.
Dasselbe ist auch über die sehr kompakt wiedergegebene "Achte" von Dvorak zu sagen. Da stand neben rhythmischer Exaktheit viel Sinn für die melodisch schwelgerischen Elemente des großen Böhmen und die Wucht des oft massiv eingesetzten Blechs. Was Wunder, wenn die Zuhörer nach der flammenden Rauswerfer-Stretta am Ende der Symphonie in Jubel ausbrachen.
Damit reichlich bedacht wurde auch der junge Bratscher Thomas Rühl, seit kurzem Praktikant des NDR-Symphonieorchesters. Vorbildlich begleitet, lotete er die Seelenuntiefen von Hindemiths "Trauermusik" aus und ließ die Zuhörer mitschwelgen in der schier ausschweifenden Melodik von Max Bruch.
In der Passauer Neuen Presse am 4.7.2003 (von H. Schmidt):
Jubel für Passauer Studentenorchester bei Mendelssohn, Tschaikowsky und Beethoven
Mendelssohns geniale "Sommernachtstraum"-Ouvertüre, Tschaikowskys Rokoko-Variationen und Beethovens 5. Symphonie, das sind Brocken, an denen sich Liebhaberorchester leicht die Milchzähne ausbeißen können. Das Passauer Studentenorchester (PSO) ließ sich davon nicht abschrecken. Selbstbewusst, ehrgeizig, ja trotzig hat es sich diese Stücke unter ihrem Dirigenten Patrick Lange erarbeitet und weitgehend mit Biss am Mittwochabend im Großen Rathaussaal aufgeführt. Große Herausforderungen sind ja immer von Spannung begleitet, und die fiel den ganzen heißen Abend lang nicht ab.
Kaum wohl hat jemand Beethovens Fünfte dermaßen überhitzt gehört. Nach dem berühmtesten viertönigen Hauptmotiv (drei G und ein Es) keine Zäsur, keine Fermate. Die Zeichen standen auf Vorwärtsstürmen, auch wenn es nicht immer gelang, dieser Rasanz zu folgen. Das Andante blieb im strengen Zeitmaß, kein Ruhepunkt in der Mitte eines symphonischen Dramas, sondern eine weitere aufwühlende Station der Entwicklung. Markant, fast rüde, erklang das Scherzo, geheimnisvoll düster im Übergang zum jubelnden C-Dur Ausbruch des Finalsatzes, der letztendlich zum "Triumphmarsch" für das erstaunliche Orchester wurde.
Tschaikowskys Rokoko-Variationen sind ein verkapptes Cellokonzert, das dem Solisten all das abverlangt, was einen Virtuosen ausmacht. Der junge Cellist Franz Ortner bewältigte diese hohen Hürden bewunderungswürdig mit weit fortgeschrittener Technik. Eine Entdeckung. Das Orchester begleitete zurückhaltend in enger Partnerschaft mit dem Solisten.
Auch wenn es bei der "Sommernachtstraum"-Ouverüre ein paar blaue Flecken gab, waren es hier wieder das außerordentliche Engagement, die innere Beteiligung, die darüber hinwegsehen lassen, dass die Klangbalance nicht immer auf optimale Werte kam. Den Elfenzauber bekamen die Streicher jedenfalls sauber hin.
Am Ende frenetischer Beifall in der Rathaussaal-Sauna - und keine Zugabe wegen der großen Hitze. Es war ja musikalisch heiß genug hergegangen.
In der Passauer Neuen Presse am 25.1.2003 (von H. Schmidt):
Passauer Studentenorchester überzeugte mit einem schwierigen romantischen Programm
Wenn man einem der bedeutenden Profiorchester lauscht, fasziniert meist vor allem der hohe Grad an Perfektion. Die können's halt, weil es ihr Beruf ist. Wenn hingegen eine große Schar von Laienmusikern sich an die Abgründe des gerade noch Machbaren wagt und dabei nicht abstürzt, sondern weitgehend besteht, geht das auch ans Herz, das aufgeregt mitschlägt im Kampf um jeden Takt. Da wird gerungen - und das ist eben das Spannende. Das Passauer Studentenorchester hat sich am Mittwochabend auf erstaunlichem Niveau durch ein Programm geschlagen, das auch für Profis eine Herausforderung darstellt: Richard Wagners "Siegfried-Idyll" in der Version für großes Orchester und Robert Schumanns 1. Symphonie in B-Dur mit dem Beinamen "Frühling".
Das Posaunenkonzert von Ferdinand David als Intermezzo bot einen eher amüsanten Blick in die Kuriosa-Kiste der Romantik. Der Solist des Abends, Thomas Horch, erwies sich als mitreißender Virtuose, der das klangschwere Blasinstrument mit faszinierender Leichtigkeit handhabte und mit einer bluesigen Zugabe von Bernstein Ovationen erntete.
Mit seinem neuen Dirigenten Patrick Lange (Würzburg) hat das PSO einen Glücksgriff getan. Er schaffte es tatsächlich, über alle technischen Hürden hinweg der Musik stets einen individuellen Pulsschlag zu geben. Das "Siegfried-Idyll" ist Wagerns wichtigster Beitrag zur reinen Orchesterliteratur und ein sehr fragiles Stück, denn es ist schwierig, da die emotionale Balance zu wahren. Den jungen Musikern gelang das unter Lange in erstaunlichem Ausmaß. Wäre das Tempo generell etwas straffer gewesen, hätten die Konturen wohl mehr Schärfe bekommen. Trotzdem Hut ab.
Schumanns B-Dur-Symphonie ist überwiegend klingendes Zeugnis schierer Lebensfreude, eine ewig junge Musik, die hier in besten Händen war. Lange setzte auf satten Klang, die scharfen Kontraste, den Überschwang, der hier bis an den Rand des Exzesses geht. Die häufigen Metrum- und Tempowechsel kamen präzise, sauber die tückischen Synkopen. Zuverlässig folgten die Studenten dem Gestaltungswillen ihres hochbegabten Leiters, der das Geschehen ohne Dirigiermätzchen jederzeit fest in der Hand hatte. Der Streicherkörper bot für ein Liebhaberorchester enorme Homogenität, das Blech hatte Glanz und die exzellenten Holzbläser hielten aus dem Mittelfeld souverän sozusagen alles zusammen. Der rasante Finalsatz der Schumann-Symphonie trug dieses erstaunliche Orchester fast in die Sphären professioneller Qualität. Selber mehr und mehr mitgerissen, geriet auch der Zuhörer in den Sog einer raumgreifenden Begeisterung, die sich in frenetischem Beifall entlud.
Die Uni darf auf ihr Studentenorchester stolz sein, denn es ist eines der sympathischsten und wichtigsten Bindeglieder des eher isoliert wirkenden Lehrbetriebes zur Passauer Öffentlichkeit, ein überzeugender Repräsentant der Hoffnung in kulturell immer düster werdenden Zeiten. Die Wiederholung des Konzertes am gestrigen Freitag war ebenfalls bis auf den letzten Platz ausverkauft.
In der Passauer Neuen Presse am 17.7.2002 (von M. Wimmer):
Sommerkonzert im Rathaussaal im Zeichen der Europäischen Wochen
Passend zu den Europäischen Wochen hat das Passauer Studentenorchester (PSO) den ersten Teil seines Sommerkonzertes im Rathaussaal Werken amerikanischer Komponisten gewidmet. Ein gewaltiges, bestens vorbereitetes Spielpotenzial war aufgeboten worden für ein hervorragend ausgewähltes Programm. Durch den Dirigenten Bohdan Shved wuchsen die Studenten über sich hinaus. Stehende Ovationen!
Das in allen Gruppen mehrfach besetzte Blechbläser- und Schlagzeugaufgebot sorgte in bestem Wohlklang mit der "Fanfare for the Common Man" von Aaron Copland (1900 - 1990) für die festliche Einleitung. Coplands durch nord- und südamerikanische Folklore erweiterter Ausdrucksbereich erblühte in seinen "Old American Songs", denen er 1955 eine Orchesterfassung unterlegte. Die junge Altistin Maria Cecilia Toldeo aus Chile, die u.a. am Mozarteum Salzburg studiert hat, war für den Solopart ein Glücksfall. Sie ist nicht nur äußerst attraktiv, sie besitzt auch eine warme, glutvolle Stimme mit reicher Ausdrucksskala. Maria trug sechs stimmungsvolle Lieder, dezent begleitet, mitreißend vor.
Dem Reiz der "Rhapsody in Blue" von George Gershwin kann sich niemand entziehen. Das PSO hatte sich für die selten gespielte Orchestrierung für Symphonic Band ohne Klavier von Ferde Grofé in packender Interpretation entschieden. Schon das großartige Klarinettenglissando (Friedrich Hammer) zu Beginn fesselte das Publikum. Genug Gelegenheit auch für dankbare Bläser-Soli. Rhythmisch sicher, gut aufeinander und auf die stets präsenten Streicher abgestimmt.
Ralph Vaughan Williams (1872 - 1958) verschmilzt folkloristische Elemente in seinen Werken, so in der Romanze für Violine und Orchester "The Lark Ascending". Ein lautmalerisches Stimmungsbild der englischen Landschaft. Den Solopart für Geige hatte Franz Scheurer vom BR übernommen. Feinsinnig, empfindsam, intensiv, ohne auftrumpfende Virtuosität, folgte er der Lerche bei ihrem Höhenflug mit zarten Spitzentönen von vollendeter Reinheit. Zu Gunsten der Violine und der ruhigen Stimmung hielt der Dirigent sein begleitendes Orchester dezent im Hintergrund.
Voll ausleben konnte sich das PSO bei Mussorgskis "Bilder einer Ausstellung" mit meditativ gestalteten Promenaden, guten Abstufungen bei den einzelnen Bildern bis zum furiosen, dröhnenden, leider von etwas verstimmten Glocken begleiteten Zug durch das große Tor von Kiew.