Bereits 2009 wurde das Konzept der Östlichen Partnerschaft im Rahmen der tschechischen EU-Ratspräsidentschaft ins Leben gerufen, um die post-sowjetischen Nachbarn der Union auf ihrem Weg zu demokratischen und rechtsstaatlichen Strukturen zu begleiten. Es handelt sich dabei um einen Teilaspekt innerhalb der "Europäischen Nachbarschaftspolitik" und erstreckt sich auf die Länder Armenien, Aserbaidschan, Georgien, Moldau, Ukraine und Belarus.
Die DAAD-Sommerschule ermöglichte 15 Alumni aus Armenien, Belarus, Georgien, Kroatien, Polen, Russland, Tschechien, der Ukraine und Ungarn sowie fünf Studierenden der Universität Passau einen umfangreichen Einblick in das Konzept der Östlichen Partnerschaft und dessen facettenreichen Wirkungsbereichen. Der akademische Zugang aus den geschichts-, politik- sowie wirtschaftswissenschaftlichen Perspektiven erfolgte im Rahmen der Blockseminare mit Einbezug der persönlichen und fachlichen Erfahrungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Form von Kurzvorträgen und in Diskussionen.
Der Praxisbezug wurde neben dem Vortrag und Expertengespräch durch eine Politiksimulation zu einem Gipfeltreffen zur Östlichen Partnerschaft gewährleistet. Unter der Leitung von Herrn Jan Robert Lohmann (Jean-Monnet-Lehrstuhl für Europäische Politik der Universität Passau) verhandelten Teilnehmerinnen und Teilnehmer in ihren Rollen als Ministerin bzw. Minister eines EU-Mitgliedstaats über die ENP mit Fokus auf Sicherheit und Migration. Dies ermöglichte es den teilnehmenden Alumni und Passauer Studierenden nicht nur die Dynamiken der ENP nachzuvollziehen, sondern auch nachzuempfinden, wie die Politikgestaltung in der EU im Allgemeinen abläuft.
Johannes S. Leitner, der Experte für politisches Risikomanagement, widmete sich in seinem Vortrag der Fragestellung welche politischen Risiken sich für Internationale Unternehmen in der Region, in der die traditionell starken politischen und wirtschaftlichen Verflechtungen der post-sowjetischen Länder mit Russland im Rahmen der Near Abroad Politik auf das perspektivische EU-Konzept der Östlichen Partnerschaft treffen, ergeben. Dabei wurde unter anderem ausgiebig auf die Auswirkungen und Risiken des Ukraine-Konflikts aus wirtschaftlicher Hinsicht eingegangen.
Gemeinsam mit Herrn Mirko Kruppa, stellv. Referatsleiter für Kultur- und Medienbeziehungen zu Russland, Ukraine, Kasachstan, Belarus und Moldau im Auswärtigen Amt in Berlin, und unter reger Beteiligung der anwesenden Gästen diskutierte Prof. Dr. Stahl die Errungenschaften, Potenziale und Probleme der Östlichen Partnerschaft und zog eine erste Bilanz der europäischen Nachbarschaftspolitik. Dabei wurden unter anderem die für die Nachbarschaftsstaaten in Aussicht gestellten Perspektiven durchaus kritisch betrachtet und sowie die wirtschaftlichen Perspektiven für die Menschen und ihre Erwartungen an Deutschland und an die EU diskutiert
Das DAAD-Sommerseminar wurde durch die Initiative Perspektive Osteuropa des Lehrstuhls für Neuere und Neueste Geschichte Osteuropas und seiner Kulturen (Prof. Dr. Thomas Wünsch) organisiert und durch den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) im Rahmen des DAAD-Alumni-Programms aus Mitteln des Auswärtigen Amts (AA) gefördert.