Aktuelles
27.01.2024 Interdisziplinäres Symposium: “Intersecting Inequalities: Race, Gender, and Capitalism in the U.S. Welfare State”
Das interdisziplinäre Symposium brachte verschiedene Wissenschaftler zusammen, um die vielfältigen Herausforderungen von Ungleichheit im US-amerikanischen Wohlfahrtsstaat zu beleuchten. Ausgehend von einer rassismuskritischen Forschungsagenda stand die Kategorie Rasse in ihrer Verschränkung mit Klasse, Geschlecht und sexueller Orientierung im Mittelpunkt der Diskussion. Die einzelnen Vorträge verdeutlichten anschaulich, wie die neoliberale Wende eine neue Ära wohlfahrtsstaatlicher Politik einläutete, rassifizierte Bilder fortschrieb und Empfänger wohlfahrtsstaatlicher Leistungen weiter kriminalisierte. Aus historischer Perspektive wurde gezeigt, wie beispielsweise alleinerziehende Afroamerikanische Mütter zur Zielscheibe diskriminierender Sozialhilfepraktiken wurden, die sich als langanhaltendes Vermächtnis erwiesen und bestehende Ungleichheiten weiter zementierten. Wohlfahrt wurde damit zu und ein wesentlicher Bestandteil von Bürgerrechten. Die sich anschließende Diskussion konzentrierte sich daher auch auf die Ausschlussmechanismen und die Vorstellung einer universellen, aber weißen Mittelschicht, die alleinig staatlicher Transferleistungen „würdig“ sei, wie am Health Security Act der Clinton Regierung exemplarisch gezeigt wurde.
Auch der soziale Wohnungsbau ist zu einem umstrittenen Terrain geworden, seit Stadterneuerungspläne und Profitmaximierung zu Wohnungsunsicherheit und rassistisch motivierter Enteignung führen und damit die Auswirkungen eines rassistischen Kapitalismus weiter befeuern. Der Abbau des Wohlfahrtsstaates hat jedoch zu einer Wiederbelebung zivilgesellschaftlicher Gruppen und Hilfsorganisationen geführt, die zentrale Aufgaben eines geschrumpften Wohlfahrtsstaates übernehmen und damit das Vakuum füllen. Der abschließende Vortrag und die gleichzeitige Buchvorstellung von Felix Krämers neuem Werk Leben auf Kredit (2024) rückte einen wichtigen, aber in der Forschung oft vernachlässigten Aspekt in den Vordergrund: die Verschuldung. Er historisiert darin akribisch das oft verschlungene Netz der Verschuldung vom Ende der Sklaverei bis hin zu heutigen Formen der Verschuldung in einer Konsumgesellschaft wie beispielsweise Studienkredite und zeigt damit deutlich, wie Formen der Verschuldung in einer kapitalistischen Gesellschaftsform dazu genutzt werden, eine ausbeutbare und häufig entrechtete Klasse zu schaffen.
Herzlichen Dank an alle Beteiligten für einen regen Austausch und eine gehaltvolle Diskussion!
Das Symposium "Intersecting Inequalities: Race, Gender, and Capitalism in the U.S. Welfare State" findet am 27. Januar 2024 an der Universität Passau statt.
Poster des Symposiums
Call For Papers (Abgeschlossen)
27.01.2024 Interdisciplinary Symposium: “Intersecting Inequalities: Race, Gender, and Capitalism in the U.S. Welfare State”
This symposium aims to bring together scholars, researchers, and experts in the field to engage in dynamic discussions, share groundbreaking insights, and foster collaborations that address the multi-dimensional challenges of inequality within our society. We invite you to be a part of this intellectually stimulating event by submitting your papers before the November 10, 2023, deadline.
Key details at a glance:
Symposium Date: January 27, 2024
Venue: University of Passau
Submission Deadline: November 10, 2023
This symposium provides a unique platform to present your research, exchange ideas, and contribute to the ongoing discourse surrounding race, gender, and capitalism in the U.S. welfare state.
28.06.2023 Symposium zum Thema “A Critical Race Perspective on U.S. Welfare Regimes”
In den vergangenen zehn Jahren beherrschte das Flüchtlingsthema die Schlagzeilen aller großen Medien und rückte global auf der politischen Agenda ganz nach oben. Putins Invasion in der Ukraine und der seit mehr als einem Jahr anhaltende Strom Geflüchteter nach Deutschland oder in die USA werfen erneut die Frage auf, wie die Integration von Geflüchteten und Migrant*innen gelingen kann. In der öffentlichen Meinung der USA, insbesondere in der konservativen weißen Bevölkerungsschicht, aber auch bei Regierungsvertretern quer durch alle Parteien zeigt sich zunehmend ein rassistisch motivierter Widerstand gegen Einwanderung. In Zeiten anschwellenden Rechtspopulismus, einem unregulierten neoliberalen Wirtschaftssystem, einem schwindenden Wohlfahrtsstaat und einer abnehmenden öffentlichen Unterstützung für Einwanderung ist daher eine nuancierte Diskussion darüber erforderlich, wie die Neuankömmlinge in die US-Gesellschaft integriert werden können. Das interdisziplinäre Symposium ausgerichtet vom BMBF-Forschungsprojekt zum US-Wohlfahrtsstaat am Lehrstuhl für Amerikanistik bot dazu die passende Gelegenheit.
Karsten Fitz & Grit Grigoleit-Richter bereiteten in der Einleitung eine rassismuskritische Rahmung für das Symposium auf, indem sie die herkömmliche Diskussion von der Frage, wie Einwanderung in die Aufnahmegesellschaft gelingen kann, hin auf die Frage verlagerten, welche Rassifizierungsprozesse Einwanderer*innen und die entsprechenden Gemeinschaften durchlaufen und in was für eine rassifizierte Gesellschaft sie folglich integriert werden. Claudia Sadowski-Smith von der Arizona State University verfolgte diesen kritischen Ansatz und teilte in ihrem Eröffnungsvortrag Erkenntnisse aus ihrer jüngsten Forschung wie ukrainische Geflüchtete in den USA wahrgenommen und integriert werden. Aufbauend auf der Forschung zu Whiteness Studies zeigte sie, wie postsowjetische Einwanderer*innen kollektiv als Weiße rassifiziert wurden, was sich unter anderem in einer Aufwärtsmobilität niederschlägt. Die derzeitig ankommenden ukrainischen Geflüchteten profitieren von diesem Rassifizierungsprozess, da sie mit einer öffentlichen Unterstützung rechnen können, die unter anderem den Zugang zu föderalen Sozialleistungen und Unterstützung bei der Wiedereingliederung beinhalten; Leistungen, die anderen Flüchtlingsgruppen, die ebenso Schutz in den USA suchen, nicht ohne weiteres zur Verfügung stehen. Derartige Rassifizierungsprozesse bestimmen demnach die Umverteilung und Mittelzuweisung zumeist knapper Ressourcen und können dadurch die Eingliederung von Einwander*innen maßgeblich fördern oder eben auch behindern.
Die beiden anschließend parallellaufenden Vorträge verdeutlichten, wie die lokale Historie, Wahrnehmungen und das Verständnis von Rasse als soziales Konstrukt sowie settlercolonialism nachhaltig strukturelle Ungleichheiten zwischen rassifizierten Bevölkerungsgruppen formen. Andrew Torget von der University of North Texas, erklärte anschaulich das Vermächtnis der Sklaverei und gegenwärtige Formen von Rassismus in Texas. David Hugill von der Carlton University, Ottawa, skizzierte die Ausprägungen von settler colonialism in der Gestaltung urbanen Raums, am Beispiel von Minneapolis, Minnesota, dessen rassifizierte Wirtschaft in ausgeprägtem Widerspruch zu seinem "progressiven" Ruf steht.
Der abschließende runde Tisch von Let's Talk: Rassismus in den USA und Deutschland erweiterte die Diskussion hin zu rassifizierten Strukturen und die mitunter wenig subtilen Formen des Alltagsrassismus, die die Integration von Einwander*innen sowohl in den USA als auch in Deutschland stark beeinträchtigen. Eunike Piwoni, Universität Passau, stellte Ergebnisse ihrer aktuellen Forschung zur sogenannten zweiten Generation vor, in der sie von den Erfahrungen und subjektiven Wahrnehmungen der Betroffenen zu Exklusion und Diskriminierung in Form von Mikroaggressionen, rassistischen Sprüchen/Witzen, die Verweigerung von Bildungschancen bis hin zu körperlichen Angriffen berichtete. Die sich anschließende lebhafte Diskussion verwies auf Gemeinsamkeiten in der Konstruktion des "Anderen" und Othering-Prozessen sowie auf die Verwobenheit von Migration, Rassismus und Antirassismus in Deutschland und den USA, auch wenn es zahlreiche Unterschiede in der Einwanderungsgeschichte und der Wahrnehmung darüber zwischen den beiden Ländern gibt.
28.06.2023 „Interactive Workshop" mit dem Gymnasium Vilshofen
Der interaktive Workshop förderte den Dialog zwischen unseren studentischen Gästen vom Gymnasium Vilshofen und der Universität Passau in einer Kombination aus Barcamp und traditionellem Seminarformat. Sie befassten sich mit vier Einzelthemen: "Migration", "Siedlerkolonialismus", "Bürgerrechtsbewegung" und der "US-Wohlfahrtsstaat". Zu Beginn gaben vier Experten kurze Erläuterungen zu den Themen, die durch interaktive Karten, Videos und Diskussionsfragen ergänzt wurden. Nach den Einführungen begann die von den Schülern geleitete Sitzung mit ausgewählten Experten, die die Gruppengespräche führten. Die Gruppen hielten ihre Diskussionen und Antworten auf ihre Themen mit Hilfe von Whiteboards gemeinsam fest. Die Schüler konnten die verschiedenen E-Poster besuchen und Fragen an andere Gruppen stellen. Schließlich präsentierten sie Zusammenfassungen ihrer Gespräche vor der größeren Gruppe. Am Ende erstellten die TeilnehmerInnen ein kohärentes Porträt der Vereinigten Staaten aus rassenkritischer und intersektionaler Perspektive in Bezug auf die in den unabhängigen Sitzungen diskutierten Themen.
28.06.2023 Wir freuen uns sehr die PICAIS-Eventförderung zu erhalten und damit das Symposium "A Critical Race Perspective on U.S. Welfare Regimes" am 28.06.2023 auszurichten. Der Eröffnungsvortrag "Critical Race Theory, the Welfare State, and Inequities in U.S. Migration” wird von Prof. Dr. Claudia Sadowski Smith (Arizona State University) gehalten. Neben weiteren Vorträgen, sind ein interaktiver Workshop und eine roundtable discussion geplant. Anmeldungen zur Teilnahme sind ab sofort per Email an Grigoleit-Richter.Grit@uni-passau.de möglich.
Wir freuen uns auf einen spannenden Austausch und Diskussion. Unsere beiden kooperierenden Gymnasien, Gisela Gymnasium Passau und Gymnasium Vilshofen, werden ebenfalls mit interessierten Schüler*innen und Lehrkräften vertreten sein.
13.01.2023 Das Wissenschaftspropädeutische Seminar "America, how are you?" des Gymnasiums Vilshofen ist zu Gast im Hauptseminar „The Legacy of Slavery: Racial Inequalities in the U.S.”.
07.12.2022 Für den Workshop „Structural Racism in the U.S.“ durften wir einen Tag mit der Jahrgangsstufe 12 am Gisela Gymnasium verbringen.
12.05.2022Öffentlicher Gastvortrag von Dr. Jonas Anderson (Historisches Institut, BWU München): "'You Can't Erase History!': The Battle over the Confederacy's Place in American Public Culture of Remembrance"
SoSe 2022 Die Studentische Diskussionsgruppe "Let's Talk! Racism in the U.S." geht in eine neue Runde.
25.11.2021 Kooperation des Projekts mit dem Gymnasium Vilshofen
Die Oberstufe des bayerischen Gymnasiums dient dazu, die Schülerinnen und Schüler auf das Abitur und ein Studium danach vorzubereiten. Um dieses zentrale Ziel erfolgreich in die Tat umzusetzen, ist eine Kooperation mit einer Hochschule nahezu unerlässlich.
Das Gymnasium Vilshofen kann seinen älteren Schülerinnen und Schülern im Fach Englisch nun einen weiteren wichtigen Baustein in dieser Hinsicht anbieten: Sowohl das W-Seminar „America, How Are You?“ der Q11, als auch die Teilnehmenden des USA-Austauschprogramms der Schule, haben künftig die Gelegenheit mit der Professur für Amerikanistik an der Universität Passau zusammenzuarbeiten. Mit einem Team geleitet von Dr. Grit Grigoleit-Richter zu dem Projekt „Eine rassismuskritische Perspektive auf den U.S.-Wohlfahrtsstaat“ gehen sie dabei der Fragestellung nach, wie struktureller Rassismus in den USA die wirtschaftlichen und sozialen Ungleichheiten bedingt und verschärft. Dr. Grigoleit-Richter zeigt sich ebenso wie OStR Dr. Große über die zusätzliche Reichweite hoch erfreut: „Durch die Kooperation tragen wir den akademischen Blick auf die USA in die Schule und machen Forschung erlebbar. Umgekehrt bereichern die Schülerinnen und Schüler mit ihren Themen und Fragen den Austausch und Diskurs an der Universität.“
Nach einem ersten Kennenlernen mit der Schulleitung sowie den Schülerinnen und Schülern wurden weitere Treffen sowohl am Gymnasium als auch der Universität vereinbart. Die Jugendlichen erhalten über das neue Netzwerk einen vertieften Einblick in die Entstehung und Wirkungsweise von Rassismus in den USA sowie fachliche und methodische Unterstützung für ihre Hausarbeiten, die sie im Lauf des nächsten Jahres anfertigen müssen. Erfreulich ist zudem, dass das Gymnasium Vilshofen damit indirekt von der finanziellen Förderung des Projekts durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung profitiert. Darüber hinaus ist mit Svenja Fricke als studentische Hilfskraft eine ehemalige Schülerin des Gymnasiums mit an Bord. Somit steht einer intensiven und ergiebigen Zusammenarbeit nichts im Wege, wir freuen uns darauf!
OStR Dr. Christian Große
29.10.2021 Online Symposium zum Thema “Participation, Marginalization, and Exclusion in the U.S. Welfare State”
Poverty and subsequently anti-poverty measures and policies have been a contested terrain throughout U.S. history. The idea of public assistance commonly termed welfare has a strong moral content: it entails notions of how we should live and how others ought to live their lives. Hence, how Americans view poverty and who is thought to be worthy or unworthy of deserving welfare benefits is linked not only to more abstract principles such as equality, social responsibility, or justice, but to -at times- very nuanced understandings of marriage, family, motherhood, or work ethic. These understandings, however, are deeply ingrained in a white racial frame and as such create exclusionary and discriminating policies for various minority and immigrant groups thus fostering racial inequalities.
Our symposium “Participation, Marginalization, and Exclusion in the U.S. Welfare State” critically addresses the entangled relationship between race, class, and gender and the welfare state from various perspectives. Furthermore, our keynote lecture by Dr. Thomas Shapiro attends to the troubling issue of systemic inequality expressed in the widening racial wealth gap.
We are looking forward to a stimulating discussion and welcome you to an exciting symposium.
29.10.2021, 18:30 Uhr Keynote Lecture von Dr. Thomas Shapiro (Brandeis University): "Racial Wealth Inequality and the State":
The intentional racialization of wealth is a foundational dynamic of the United States, simultaneously creating wealth for some and imposing a highly restrictive welfare state for others. This process manufactures systemic inequality and racial injustice while framing its legitimacy.
WiSe 2021/22 Die Studentische Diskussionsgruppe "Let's Talk! Racism in the U.S."
24.07.2021, 12:30 Uhr Öffentliche Keynote Lecture von Dr. Cedric Essi (University of Osnabrück): “It’s all in the Family: Kinship, Property, and Structural Racism after Trump”:
The rise of Barack Obama to the White House was accompanied by national debates about the possibility of an imminent “post-racial” era in the United States. But in the wake of the Trump presidency, “structural racism” has become the new key term in mainstream diagnoses of the state of the Union. My talk traces how this shift has been shaped by changing notions of American kinship and highlights how historical links between kinship and property continue to determine racism in the Biden era.
23.07.2021, 12:30 Uhr Öffentliche Keynote Lecture von Dr. rosalind hampton (University of Toronto): “Canadian Academia as Colonial Continua”:
Discussing the development of higher education in the settler colonizing of Canada and in the transnational context of empire building, the talk will address contemporary contexts and take up notions of continua to critique social relations and the cycles through which coloniality is reproduced, as well as resisted and interrupted, within academia.
19.04.2021Vortrag in der akuellen Ringvorlesung "Mapping the Margins, Revisited: Intersectionality and American Studies":
Dr. Grit Grigoleit-Richter: "At the Intersection of Race, Gender, Class: Constituting the Welfare Queen”
Im Digitalen Forschungsmagazin der Universität Passau wird das Projekt vorgestellt.