Passau - Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus
Das Denkmal befindet sich am Ufer des Inn an der Innpromenade in Passau und erinnert an die Opfer des nationalsozialistischen Regimes. Besonders interessant ist die Entstehungsgeschichte des Denkmals, da die Umsetzung der ursprünglichen Denkmalinitiative 49 Jahre gedauert hat. In unserer Präsentation finden Sie Audio- und Videoaufnahmen, mit deren Hilfe wir uns das Mahnmal erschließen.
Eine Straßenumfrage an der Innpromenade in Passau
Das Denkmal besteht aus sechs identischen Pfeilern aus rostigem Stahl (Höhe: 7,40m) mit angespitzten Enden, die im oberen Teil durch drei weitere stählerne querliegende Balken verbunden sind und somit das Bild eines gitterförmigen Turmes schaffen. Der Turm befindet sich zwischen zwei Trauerweiden. Zu der Skulptur gehört zugleich ein kniehoher Granitwürfel, der etwa fünf Meter vor dem Denkmal platziert ist und auf der Ober-, Vorder- und Hinterseite beschriftet ist. Die beiden Elemente sind durch eine Plattenspur aus Granitsteinen verbunden. Die Kompositionslinie wird über eine Treppe zum Inn hinab weitergeführt und endet dort.
Das Denkmal wurde am Sonntag, den 10. November 1996 enthüllt, 51 Jahre nach Kriegsende und am 58. Jahrestag der Reichspogromnacht. Bei der Feier an der Innpromenade (gegenüber den Promenade-Lichtspielen) sprachen der Bayerische Finanzminister Erwin Huber, der Wissenschaftliche Leiter der Berliner „Gedenkstätte Widerstand gegen den Nationalsozialismus“, Prof. Dr. Peter Steinbach, OB Willi Schmöller sowie Vertreter der christlichen Kirchen in Passau und der israelitischen Kultusgemeinde Straubing.
Wolfgang Kirchmayr, geb. im 1943 in Thening in Oberösterreich, ist ein österreichischer Graveur, Bildhauer und Hochschullehrer. Von 1961 bis 1965 war er als Stahlgraveur in Bregenz, Linz und Bonn tätig. In den Jahren 1965 bis 1968 besuchte er die Fachhochschule in Pforzheim und wurde zum freischaffenden Bildhauer. 1974 erhielt er den Landeskulturförderungspreis für bildende Kunst des Landes Oberösterreich. Seit 1973 lehrte er an der Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung in Linz, seit 1983 war er Bundeslehrer mit einer Lehrveranstaltung für dreidimensionale Formentwicklung und Materialkunde und im Jahr 2000 wurde er als ordentlicher Universitätsprofessor und Studiendekan berufen. Seine Emeritierung erfolgte 2005.
Kirchmayr stellte seine Werke im Rahmen von Gruppen- und Einzelausstellungen in Österreich, Deutschland, Dänemark, Norwegen, Polen, Spanien und Portugal aus und wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Er gehört der Berufsvereinigung bildender Künstler Oberösterreichs und der Künstlervereinigung MAERZ an. Er lebt und arbeitet in Scharten.
Im September 1947 erhielt der damalige Oberbürgermeister der Stadt Passau Heinz Wagner einen Antrag auf Umbenennung „eines Platzes oder einer Straße in Passau (Ludwigsplatz, Ludwigstraße) in den ‚Platz der Opfer des Faschismus’“. Den Antrag wurde von einer Hauptbetreuungsstelle für ehemalige politische KZ-Insassen und für politisch Verfolgte gestellt. Noch im selben Monat wurde vom Stadtrat einstimmig die Errichtung eines Gedenksteines für die Opfer des Faschismus auf dem Ludwigsplatz beschlossen. Zur Umsetzung dieses Vorhabens kam es dann aber nie.
Erst 1983 wurde das Thema wieder aufgegriffen, als der Stadtjugendring Passau einen Antrag auf Errichtung einer Gedenkstätte bzw. eines Denkmals in Passau für die Opfer des Nationalsozialismus stellte. Es entstand die „Initiative Mahnmal an der Nibelungenhalle“ und ein Entwurf eines Mahnmals durch den Passauer Bildhauer Wilfried Klein. Die Initiative bot an, die Errichtung der Gedenkstätte zu stiften und die Kosten für die Aufstellung zu übernehmen. Doch der Kulturausschuss der Stadt beschloss, die Schenkung abzulehnen und begründete dies damit, dass den Opfern des Nationalsozialismus bereits im Passauer Innenstadtfriedhof gedacht werde.
Zur neuerlichen Auseinandersetzung mit dem Thema kam es aufgrund eines Antrags des Stadtrats Franz Huber (Studenten für Passau) im Oktober 1993, der eine baldmöglichste Umsetzung des Beschlusses aus dem Jahr 1947 forderte. Noch im selben Monat wurde die Errichtung eines Mahnmals für die Opfer des Nationalsozialismus beschlossen. Nach mehreren Diskussionen wurde zum Ort des Mahnmals die Innpromenade ausgewählt. Für die Gestaltung des Mahnmals wurde ein beschränkter Künstlerwettbewerb ausgeschrieben. Im Jahr 1995 schlug die Jury sechs der eingereichten Entwürfe dem Stadtrat vor. Letztendlich wurde zur Umsetzung der Entwurf Wolfgang Kirchmayrs ausgewählt.
48°34'22.1"N 13°27'48.1"E
Aufschriften
In der Zukunft
ist die
Vergangenheit latent
Jeder Mensch
hat die Freiheit
gegen das Böse aufzutreten
Das gibt mir Hoffnung
Wolfgang Kirchmayr
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Den Opfern
der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft
Die Bürger der Stadt Passau
1996
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Zum Gedenken an unsere jüdischen Bürger, die entrechtet, enteignet, vertrieben und schließlich in den Konzentrationslagern des Naziregimes ermordet wurden
Israel Offmann
[Jüdische Kulturgemeinde Straubing]
Fotos
Anlässlich der Errichtung des Mahnmals wurde eine Broschüre herausgegeben, die neben der Entstehungsgeschichte des Mahnmals unter anderem auch Gedanken des Historikers und Politikwissenschaftlers Prof. Dr. Peter Steinbach zur „Anstrengung der Erinnerung“ und einen Beitrag des Passauer Autors Dr. Stefan Rammer über „Aspekte jüdischen Lebens in Passau“ beinhaltet.
Die Broschüre "Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus in Passau. Eine Dokumentation", der wir für unsere Präsentation die meisten Informationen entnehmen, steht online auf der Website der Stadt Passau zur Verfügung.
Des Weiteren findet man grundlegende Informationen zum Mahnmal unter folgenden Links:
http://www.passau.de/LebeninPassau/Kultur/Gedenkkultur/MahnmalfuerdieOpferdesNationalsozialismus.aspx, 02.03.2022.
https://www.kunst-niederbayern.de/wolfgang-kirchmayr-mahnmal-fuer-die-opfer-des-nationalsozialismus.html, 02.03.2022.
https://de.wikipedia.org/wiki/Mahnmal_f%C3%BCr_die_Opfer_des_Nationalsozialismus_(Passau), 02.03.2022.
https://de.wikipedia.org/wiki/Wolfgang_Kirchmayr, 02.03.2022.