Oberilzmühle
Historischer Hintergrund
Das Denkmal erinnert an die Opfer des Konzentrationslagers Passau I – Oberilzmühle, welches im Oktober 1942 etwa 5 km nördlich von Passau an der Ilz als Außenlager des Konzentrationslagers Dachau errichtet und später als Außenlager des KZ Mauthausen weitergeführt wurde. Es war ein kleines Lager mit etwa 70 bis 80 Häftlingen, die hauptsächlich aus Polen, aber auch aus Spanien, der Tschechoslowakei, Deutschland, der Sowjetunion und Österreich stammten. Sie leisteten hier am Bau eines Unterwasserkraftwerks und im Sägewerk Oberilzmühle Zwangsarbeit. Später wurden sie auch bei Aufräumungsarbeiten nach alliierten Bombenangriffen und zur Beseitigung der sogenannten „Blindgänger“ eingesetzt. Das Lager wurde von etwa 15 SS-Männern streng bewacht, es kam zu Misshandlungen und Tötungen von Häftlingen, mindestens vier Hinrichtungen sind nachweisbar. Zeitzeuginnen und Zeitzeugen berichten aber auch von Hilfeversuchen, da Einheimische die Gefangenen heimlich mit Essen versorgt haben. Im Februar 1945 wurden die meisten Häftlinge nach Mauthausen überstellt, die dort verbliebenen 20 Gefangenen wurden von amerikanischen Truppen am 2. Mai befreit.
Entstehungsgeschichte des Denkmals
Nach der Befreiung errichteten fünf ehemalige Gefangene aus Polen ein Kreuz aus Eichenbohlen als Erinnerung an die leidvolle Zeit. Beim Bau des neuen Kraftwerks wurde dieses entfernt und das Lager wurde schrittweise abgerissen. Erst als 1979 den Ort ein ehemaliger Häftling besuchte, der „nichts mehr vorfand“, initiierte der einheimische Gemeinderat Sepp Kufner, nicht ohne Schwierigkeiten, die Errichtung des heutigen Denkmals. Es entstand mit Unterstützung des SPD-Ortsvereins Salzweg-Straßkirchen, der Gemeinde und privater Spender. Eingeweiht wurde es am 15. Oktober 1983 im Beisein der ehemaligen Häftlinge. Über die Enthüllung berichtet ein Artikel in der Passauer Neue Presse, siehe Presseartikel.
Enthüllung des Denkmals
Das Denkmal wurde am 15. Oktober 1983 im Beisein ehemaliger Häftlinge eingeweiht. Die Passauer Neue Presse hat berichtet (siehe auch Presseartikel): „Das Programm der schlichten Enthüllungsfeier beginnt um 14 Uhr mit der Begrüßung durch den 1. Vorsitzenden der SPD Salzweg-Straßkirchen, Hünther Kastenhuber. Es folgt dann ein Grußwort des 1. Bürgermeisters der Gemeinde Salzweg, Georg Knon. Danach gibt Gemeinderat Sepp Kufner eine kurze Darstellung der Geschichte des KZ Oberilzmühle. Dir kirchliche Weihe erfolgt durch Pfarrer Weiß von der katholischen und Pfarrer Fischer von der evangelischen Kirche. Die Gedenkrede hält Hans Weber aus Regensburg, er spricht als Vertreter der Vereinigung der Verfolgten des nationalsozialistischen Regimes. Mit dem Liedvortrag „Wir sind die Moorsoldaten“ von Sepp Fleck wird zum Schlusswort übergeleitet. Dieses Lied entstand im KZ Emsland. Die musikalische Umrahmung hat die Trachtenkapelle Straßkirchen übernommen.“
Gestaltung
Das Denkmal befindet sich am Rande des Parkplatzes unterhalb der Wehrmauer vor dem Kraftwerk Oberilzmühle. Der Künstler Karl Mader hat in den naturbelassenen Granitstein folgende Aufschrift gemeißelt: „Den Opfern des KZ Außenlagers Mauthausen-Oberilzmühle 1942–45. Errichtet 1983. SPD OV. Salzweg“. Aus dem Stein ragen vier Eisenstäbe, die oben waagerecht verbunden sind, womit sich die Form eines Gitters und Kreuzes zugleich ergibt. Die handgeschmiedeten Eisenkreuze wurden von der Firma Juhass in Willhartsberg gefertigt.
Über den Künstler
Karl Mader aus Englburg (1926–2004) war ein niederbayerischer Bildhauer, Maler und Graphiker. Er entstammte einer alten Steinmetzfamilie. Er arbeitete anfangs mit Stein, später auch mit Holz und als Maler. Mader war Mitbegründer der Künstlervereinigungen Bayerwaldkreis und Gruppe 91. Er nahm an über 100 Ausstellungen in Deutschland, Tschechien und Frankreich teil. In der Endphase seines Schaffens entstanden geschweißte Plastiken aus Metallschrott, wobei ihn die Vergänglichkeit des rostenden Materials faszinierte. Von großem Aufsehen begleitet war die Aufstellung seiner drei Schrott-Saurier an der Bundesstraße 85 in der Nähe von Tittling. Er wurde mit dem Kulturpreis des Bayerischen Wald-Vereins und des Landkreises Passau geehrt.
https://www.niederbayern-wiki.de/wiki/Karl_Mader_(K%C3%BCnstler), 02.03.2022.
https://www.kunst-niederbayern.de/karl-mader-ohne-titel-flurbereinigungsdenkmal-englburg.html, 02.03.2022.
48°36'23.5"N 13°26'49.1"E
Aufschrift
DEN OPFERN
DES KZ-AUSSENLAGERS
MAUTHAUSEN-OBERILZMÜHLE
1942–1945
ERRICHTET 1983
SPD OV. SALZWEG
Literatur und Links
Eggerer, Elmar W.: „Waldwerke“ und „Oberilzmühle“. Die Passauer KZ-Außenlager und ihr Umfeld 1942–1945, in: Becker, Winfried: Passau in der Zeit des Nationalsozialismus: ausgewählte Fallstudien, Passau 1999, S. 527–545.
Salzweg – Straßkirchen: Natur, Geschichte, Kultur, Passau 2002.
https://www.mauthausen-guides.at/aussenlager/kz-aussenlager-passau-i, 02.03.2022.
https://www.pnp.de/archiv/1/Befreit-aus-dem-KZ-Aussenlager-Oberilzmuehle-3677820.html, 02.03.2022.
https://www.niederbayern-wiki.de/wiki/Karl_Mader_(K%C3%BCnstler), 02.03.2022.
https://www.kunst-niederbayern.de/karl-mader-ohne-titel-flurbereinigungsdenkmal-englburg.html, 02.03.2022.