Graduiertenkolleg "Genealogie und Repräsentation. Formen und Funktionen adeliger Kultur im Schlesien der Neuzeit" (2005-2008)
Genealogie und Repräsentation. Formen und Funktionen adeliger Kultur im Schlesien in der frühen Neuzeit (14.-19. Jahrhundert)
Mit der neuartigen Form eines Internationalen Graduiertenkollegs wurde ein Weg der wissenschaftlichen Nachwuchsförderung beschritten, der den Blick über enge fachliche Grenzen hinaus lenkt. Gefördert wurde neben der wissenschaftlichen Exzellenz eine interkulturelle Kompetenz, die sich daraus ergibt, dass die Kollegiaten in zwei verschiedenen Wissenschaftssystemen beheimatet sind - dem deutschen und dem polnischen.
Inhaltlich war das Kolleg auf Fragen zentriert, die sich disziplinübergreifend mit Herrschaft, Kultur und Selbstdarstellung des Adels in Schlesien befassten. Beteiligt waren die Fächer Geschichte, Kunstgeschichte und Germanistik der vier Wissenschaftsstandorte Breslau/Wrocław, Krakau/Kraków, Passau und Stuttgart. In einem zeitlichen Rahmen, der vom Spätmittelalter bis ins 19. Jahrhundert reicht, werden vor allem folgende Problemstellungen angegangen:
- die für Schlesien so markante adelige Besitzbildung, einschließlich der im kontinentaleuropäischen Rahmen ungewöhnlichen Entwicklung hin zum industriellen Unternehmertum;
- das familiäre Netzwerk bedeutender Adelsfamilien und die daran geknüpften Klientelverbände als politischer, wirtschaftlicher und kultureller Faktor;
- das genealogische Selbstverständnis im gesellschaftlichen Kontext - sichtbar in der adeligen Memoria, aber auch in Adelsgesellschaften und im ritterlichen Ethos;
- das regionale Selbstverständnis des schlesischen Adels, sowohl im Hinblick auf die übergeordnete Ebene der Krone Böhmens und der Habsburgermonarchie, wie in mikroregionalen Differenzierungen Ober- und Niederschlesiens sowie Österreichisch-Schlesiens;
- die Ausbildung der adeligen Elite Schlesiens und die sich anschließenden Karrieren, im Land und außerhalb.
Das Kolleg besteht aus Stipendiaten und Kooptierten. Die deutsch-polnische Jury bildeten Prof. Dr. Joachim Bahlcke (Stuttgart), Prof. Dr. Marek Hałub (Wrocław), Prof. Dr. Dr. h.c. Jan Harasimowicz (Wrocław), Prof. Dr. Matthias Weber (Oldenburg), Prof. Dr. Thomas Wünsch (Passau).
Stipendiaten
- mgr. Urszula Bończuk-Dawidziuk (Wrocław): "Die kulturelle Tätigkeit der Friederike Gräfin von Reden im Hirschberger Tal"
- Simon Donig, M.A. (Passau): "Herrscher der Arbeit: die schlesischen Magnaten und der Aufstieg der Moderne - Adelskultur, Wirtschaft, Herrschaft und Gedächtnis im Schlesien des bürgerlichen Zeitalters"
- Antje Kempe, M.A. (Greifswald): "Kriegerethos und Memoria. Die Repräsentation des adeligen Offizierkorps in Schlesien (1648-1742)"
- mgr. Joanna Rosik (Wrocław): "Die Inszenierung des Höfischen im Werk von Joseph von Eichendorff"
Ursprünglicher Text von Thomas Wünsch, aktualisiert von Simon Donig. Die Projektbeschreibungen stammen von den jeweiligen Stipendiaten.