Forschungsverbund: Adel in Schlesien - Szlachta na Śląsku (2005-2008)
Der Verbund im Überblick
Kulturwissenschaftler mehrerer Universitäten und wissenschaftlicher Institute (Breslau/Wrocław, Dresden, Oldenburg, Passau, Stuttgart) haben sich unter der Leitung des Kunsthistorikers Jan Haraszimowicz (Universität Wrocław) und des Historikers Matthias Weber (Bundesinstitut für Geschichte und Kultur der Deutschen im östlichen Europa, Oldenburg) zusammengefunden, und innerhalb von drei Jahren untereinander vernetzte Teilvorhaben zum Thema "Adel in Schlesien - Herrschaft - Kultur - Selbstdarstellung" realisiert.
Ein Schwerpunkt lag dabei auf der Nachwuchsförderung: Vier Stipendien boten Doktoranden aus Deutschland und Polen die Möglichkeit des intensiven fachlichen Austauschs in einem Graduiertenkolleg unter der Leitung des Historikers Thomas Wünsch (Universität Passau) und die Chance, für längere Zeit im jeweiligen Nachbarland zu arbeiten.
Gesteigertes wissenschaftliches Interesse an Kultur und Geschichte des des Adels in Schlesien ist sowohl deutscher- als auch polnischerseits zu erkennen. Es fehlt nicht an Fallstudien und Detailanalysen zu diesem Thema. Ein dringendes Desiderat der Forschung stellt jedoch die Bündelung der Ergebnisse der Einzeluntersuchungen im Rahmen einer kulturwissenschaftlichen Zusammenschau auf der Grundlage bilateraler, interdisziplinärer Kooperation dar. Aufbauend auf bisher geleisteten Forschungen hat das im Jahr 2005 begonnene und im Jahr 2008 beendete , interdisziplinär konzipierte Vorhaben größere wissenschaftliche Einheiten der politischen Geschichte, der kulturellen Wirkung und des Selbstverständnisses des schlesischen Adels in den Mittelpunkt gestellt und zusammenfassend im aktuellen Wissenschaftsdiskurs behandelt. In untereinander vernetzten Teilvorhaben kooperierten dabei Wissenschaftler mehrerer Universitäten und Forschungseinrichtungen in Deutschland und Polen.
Dabei wurden die folgenden Forschungsprojekte realisiert:
- Das Repertorium "Adel in Schlesien: Quellenkunde, Bibliographie, Forschungsperspektiven" (Leitung: Joachim Bahlcke, Stuttgart; Marian Ptak, Wrocław) liefert ein nach modernen Standards konzipiertes Hilfsmittel, das die bisherigen Forschungen zum schlesischen Adel in unterschiedlichen Nationalhistoriografien bilanziert, zentrale Quellenbestände sowie die vornehmlich durch die Konfliktgeschichte des 20. Jahrhunderts zerstörte Überlieferung dokumentiert, einen umfassenden bibliografischen Zugang bietet und darüber hinaus Impulse für eine vergleichende europäische Adelsforschung gibt.
- Im Rahmen des Graduiertenkollegs: "Genealogie und Repräsentation. Formen und Funktionen adeliger Kultur im Schlesien der Neuzeit" (Leitung: Thomas Wünsch, Universität Passau) wurden von einer deutsch-polnischen Jury vier Promotionsstipendien vergeben. Neben der wissenschaftlichen Exzellenz sollte dabei interkulturelle Kompetenz gefördert werden, da die Kollegiaten abwechselnd in Deutschland und in Polen arbeiteten.
- Das Teilprojekt "Schlesiens Arkadien. Adel Semantik und Landschaftsprojektion in der frühen Neuzeit und in der Ära der Romantik" (Leitung: Walter Schmitz, Dresden; Mirosława Czarnecka, Wrocław) analysierte die kulturelle Repräsentation des schlesischen Adels aus literatur- und kunsthistorischer Perspektive. Mit der Frühen Neuzeit und der "Achsenzeit um 1800" standen jene beiden Umbruchzeiten im Mittelpunkt, die Position, Funktion und Mentalität des Adels nachhaltig prägten bzw. veränderten.
- Das Projekt "Gedächtniskultur des schlesischen Adels vom Spätmittelalter bis zum Ende des 18. Jahrhunderts am Beispiel des Fürstentums Liegnitz" (Leitung: Jan Harsimowicz, Wrocław) widmete sich der interdisziplinären Erforschung der vielfältigen bildlichen und literarischen Manifestationen der Gedächtniskultur des Adels in Schlesien während der Frühen Neuzeit. Ein zentraler Aspekt war die Dokumentation vom Verfall bedrohter Epitaphien.
Ursprünglicher Text von Matthias Weber, aktualisiert von Simon Donig.